Ein zweifelhafter Ethikpreis für Fachhochschulen

Philosophische Ethik und theologische Ethik sind ganz unterschiedliche Disziplinen. Die eine nutzt wissenschaftliche Methoden und sieht – um Otfried Höffe zu zitieren – von einer letzten Berufung auf politische und religiöse Autoritäten ab. Die andere geht von göttlichen Instanzen aus. Die theologische Ethik ist seit jeher stark an Universitäten. In Deutschland und in der Schweiz durchdringt und gefährdet sie an manchen Orten auch die philosophische Ethik. Bei den Fachhochschulen haben es die Kirchen traditionell schwerer. In der Schweiz versuchen sie indes über sogenannte Fachstellen, die Studenten (oder auch den einen oder anderen Mitarbeiter) zu missionieren. Man hat Angebote in Bereichen wie „Beratung“, „Bildung“ und „Spiritualität“ und führt sogar Kontextmodule durch. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich verleiht einen Ethikpreis für Bachelor- und Masterarbeiten, die an Fachhochschulen entstanden sind, etwa in den Bereichen Wirtschaft und Technik. Auf ihrer Website ist Pepper zu sehen. Damit reklamiert sie eine Zuständigkeit, die sie gar nicht hat, und überschreitet ihre Kompetenzen. Die Dozenten der Fachhochschulen treiben, wenn sie sich als Wissenschaftler verstehen, ausschließlich philosophische Ethik. Roboterethik und Maschinenethik als Bereiche der angewandten Ethik kommen ohne Verweis auf religiöse Autoritäten aus. Fachhochschulen, die ihre Studenten dazu ermuntern, sich für den Preis zu bewerben, erweisen ihnen und sich selbst einen Bärendienst.

Abb.: Pepper kann nichts dafür