Stiftung Zürcher Kunsthaus zieht Anzeige gegen Sprayer von Zürich zurück

Harald Naegeli ist einer der wichtigsten Künstler der Schweiz. Er ist, trotz seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit, immer noch aktiv. Dem Kunsthaus Zürich vermachte er unlängst ein unerwünschtes Geschenk. Die Zeichnung auf der Fassade wurde augenblicklich entfernt, der Sprayer von Zürich, wie er sich seit fünf Jahren wieder nennen darf, verzeigt. Das wiederum rief Berichterstattung und Protest hervor. Eine Medienmitteilung vom 13. Juni 2020, die informationsethik.net vorliegt, gibt zur Auskunft: „Der Stiftungsrat der Stiftung Zürcher Kunsthaus ist nach reiflicher Überlegung zum Schluss gekommen, den Strafantrag gegen Harald Naegeli im Zusammenhang mit den von ihm am Kunsthaus angebrachten Graffiti zurückzuziehen.“ Diese Entscheidung ist zu begrüßen. Vielleicht kann mit den Donationen in Zukunft so umgegangen werden, dass sie dokumentiert, diskutiert und erst dann der Vergänglichkeit anheimgegeben werden. Eine andere Möglichkeit ist die dauerhafte Konservierung, immerhin ein Weg, der anderswo in Zürich gegangen wurde. Eine Kunstethik kann sich dem Wert und Ort der Kunst der Straße widmen, gerade in Zeiten, in denen Gebäude immer wieder geschlossen werden müssen. Eine Philosophie der Kunst mag sich dem Umstand zuwenden, dass die Strichmännchen von Naegeli zu Sensemännern geworden sind, und herausarbeiten, dass sie mit ihrem gebogenen Blatt auf die Vergänglichkeit des Lebens und der Kunst zu zeigen scheinen.

Abb.: Auch ein Graffiti