Die FAZ im freien Fall II

In der einst so sprachsicheren FAZ findet man kaum noch fehlerfreie Teaser. Und auch die Texte lassen immer mehr zu wünschen übrig. Über Deklinationsfehler und Fehler bei Zusammen- und Getrenntschreibung wurde schon berichtet. Schwer tut sich die Zeitung auch in anderer Hinsicht mit der Wortbildung im Deutschen. Immer wieder taucht das Wort „geliked“ auf, das es allerdings nicht geben kann – es muss „geliket“ oder „gelikt“ heißen. Im Artikel „Polizei ermittelt wegen Abi-Motto-Vorschlag im NS-Jargon“ vom 19. Mai 2025 steht der Satz „Zuvor sei einer der drei genannten Vorschläge auffallend oft geliked worden“ … Ein Einzelfall? Überhaupt nicht, eher die Regel. Allerdings kann sich die FAZ seit 2023 ausgerechnet auf den Rechtschreibrat berufen. Dieser erlaubt seitdem die Schreibweise „geliked“ neben „gelikt“. Damit übernimmt er die unselige Strategie des unseligen Duden: Wenn ein Fehler häufig genug vorkommt, ist er kein Fehler mehr. Der Deppenapostroph wurde in einigen Fällen einfach anerkannt. Natürlich verändert sich die Sprache, in letzter Zeit übrigens mehr von oben als von unten, wie einst in der DDR. Aber Strukturprinzipien der Sprache kann man nicht einfach außer Kraft setzen. Man kann nur hoffen, dass der Rechtschreibrat beim Gendersternchen nicht eines Tages den gleichen Fehler begeht. Wobei dieses von der Mehrheit der Sprachgemeinschaft – man könnte auch sagen, von der Sprachgemeinschaft, wenn man annimmt, dass die Befürworter der Sondersprache jene verlassen haben – klar und deutlich abgelehnt wird. Zurück zur FAZ: Wenn die Redakteure an der Schönheit und der Funktionsfähigkeit ihrer Sprache interessiert wären, würden sie aus den zwei möglichen Varianten diejenige wählen, die den Grundprinzipien der Wortbildung entspricht.

Abb.: Steckt dahinter wirklich immer ein kluger Kopf? (Foto: ladydi_saster, CC BY 2.0)