Ein Avatar als Superheldin

„Der bekannteste Autor von Handyromanen im deutschsprachigen Bereich ist der promovierte Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel aus Zürich.“ Dies schrieb die ZEIT am 13. März 2009. Bereits 2007 hatte er den Trend aus Japan nach Europa geholt. Es entstand eine Serie um die Privatdetektivin Lucy Luder und eine um die Superheldin Handygirl, einen Avatar auf dem Handy, der sich bei Gefahr für seine Besitzerin materialisiert und ihr aus der Patsche hilft. Die Handyromane waren Java-Umsetzungen, die über Premium-SMS-Server vertrieben wurden. Das Ende kam mit dem Erfolg des iPhone, das Java verschmähte. Der letzte Teil mit der kleinen Superheldin erschien 2010. Avatare waren bereits um die Jahrtausendwende bekannt und beliebt, als Repräsentanten von Benutzern in Computerspielen und als Visualisierungen von Chatbots. Auch die ersten Nachrichtensprecher waren zu sehen. Handygirl lebte noch für einige Zeit in Handyhaikus weiter, die 2010 in Form von QR-Codes veröffentlicht worden waren. Heute sind Avatare wieder ein Hype. Sie sprechen wieder News vor und vertreten Benutzer bei Meetings. Zuletzt hat Ani für Furore gesorgt, eine Visualisierung von Grok.

Abb.: Eine Handyromanleserin im Jahre 2010