KI in der Medizin

Prof. Dr. Oliver Bendel wurde im Juli 2025 für die Berliner Zeitung von Adrian Lobe zum Einsatz von KI-Systemen in der Medizin befragt. Dabei ging es u.a. um die Unterstützung oder Ersetzung von Ärzten. KI-Systeme können, so der Technikphilosoph, Vorschläge zu Therapien machen, die die Mediziner nicht kennen oder auf die sie nicht gekommen wären. Von daher sollten sie auf jeden Fall einbezogen werden. Letztlich müsse der Mensch entscheiden. Häufig steht man, so die Argumentation, nicht oder nicht stark unter Zeitdruck und kann entsprechende Standards und Prozesse einhalten – man spricht auch vom Human in the Loop. Bei einer Ersteinschätzung in der Notaufnahme ist Oliver Bendel skeptischer. Hier stehe man meist unter Zeitdruck. Das scheine zwar für KI-Systeme zu sprechen, aber es bräuchte auch Zeit, ihre Vorschläge zu prüfen. Er wünscht sich hier eher Fachkräfte, die den Fall aufgrund ihrer Erfahrung beurteilen. Die Informationsethik kann, so der Technikphilosoph, mit Blick auf Datenschutz, informationelle Autonomie (Zugang zu Daten, Anpassung und Weitergabe der Daten) und persönliche Autonomie (Respektieren der Patientenentscheidungen) helfen. Sie beschäftigt sich zudem mit dem Problem, dass KI-Systeme keine Verantwortung tragen können. Die Maschinenethik und Ansätze wie Ethics by Design sind gefragt, wenn es um die Gestaltung der Systeme geht. Diese könnten ihre Aussagen und Empfehlungen z.B. immer unter einen Vorbehalt stellen und eine Prüfung durch Experten verlangen. Der Artikel, in den einzelne Statements von Oliver Bendel aus dem umfassenden Interview eingeflossen sind, kann über www.berliner-zeitung.de aufgerufen werden.

Abb.: Ob die plastische Chirurgie auch ein Anwendungsbereich ist?

Roboter für die Armen

Adrian Lobe befragte im April 2019 Oliver Bendel unter anderem dazu, ob menschlicher Kontakt in einer automatisierten Gesellschaft zum Luxusgut werden könnte. Laut dem Informations- und Maschinenethiker ist es für IT-und Robotik-Unternehmen ein Milliardengeschäft, Software- und Hardwareroboter in den Markt zu bringen. Es ist in ihrem Interesse, wenn möglichst viele Einrichtungen und Personen die Produkte kaufen und von ihnen abhängig sind. Zugleich werden künftig Einrichtungen aller Art aus Kostengründen vermehrt Software- und Hardwareroboter einsetzen. Vermutlich wird es, so der Ethiker, so sein, dass vor allem der, der es sich leisten kann, sich dagegen wehren bzw. unabhängig bleiben kann. Man kauft einen Lehrer für die Kinder, eine Pflegekraft für sich selbst. Er betonte, dass es noch nicht so weit ist. Pflegeroboter sind als Prototypen vorhanden und auf die Pflegekraft angewiesen. Aber der Markt wird sich entwickeln, und es wird Systeme und Geräte für alle Bedürfnisse geben. Die Bedürfnisse selbst sind eine weitere Triebkraft. Wer einsam ist, lässt sich eher mit virtuellen Assistenten und mechanischen Apparaten ein. Das ist auch eine Sache des geringsten Widerstands, so der Ethiker. „Der Software- oder Hardwareroboter ist sofort für mich da, er wendet sich mir zu, er spricht mit mir. Ich muss ihn nicht überzeugen, nicht um ihn werben. Ich muss nichts tun, um seine Freundschaft zu erhalten, außer man programmiert Roboter, die dieses Spiel treiben.“ Der Artikel mit dem Titel „Roboter für die Armen“ ist am 23. April 2019 in der Berliner Zeitung erschienen und enthält mehrere Aussagen von Oliver Bendel.

Abb.: Werden nur noch Reiche sich Menschen leisten können?