Max Mustermann und das Zip-Puzzle

„520 Kolleg:innen bei XYZ haben ihren Tag mit einem Erfolg bei einem täglichen Denkspiel Zip begonnen. Machen Sie mit.“ Solche Meldungen erhält man regelmäßig als Benutzer von LinkedIn. Einmal abgesehen vom fehlerhaften Deutsch, für das Microsoft seit Jahrzehnten bekannt ist – je nach Größe des Unternehmens, der Behörde oder der Hochschule darf man verwundert sein, wie viele Kollegen ihren Arbeitstag mit Arbeitsverweigerung beginnen. Natürlich kann man es auch als Spiel verstehen, das einem die Arbeit erst sinnvoll und erträglich erscheinen lässt. Erstaunlicherweise erhält man aber nicht nur solche allgemeinen Meldungen, sondern auch auf einzelne Personen bezogene, die mit ihrem vollen Namen genannt werden. „Max Mustermann“ oder „Martina Musterfrau“ – hier wieder entsprechende Angaben einsetzen – „and others stay sharp with our daily Zip puzzle“. So lautet die englische Version, um auch einmal die Muttersprache des Konzerns zu verwenden. Neben der Information erscheint das Profilbild des Kollegen oder der Kollegin, zudem eine Zeitangabe. Das sind personenbezogene Daten. Sie geben Aufschluss über das Verhalten des Mitarbeiters zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sie verraten, dass man die Plattform nicht verwendet, um seine Arbeit darzustellen oder sich zu vernetzen, sondern um Unterhaltung und Ablenkung zu suchen. Natürlich verraten das auch die eigenen Posts. Aber über deren Erscheinen hat man Kontrolle. Über das Erscheinen der Meldung nicht. So sehen also dieser Tage unzählige Vorgesetzte und Kollegen, dass man nicht ausgelastet ist und die Ressourcen des Arbeitgebers für private Zwecke einsetzt.

Abb.: So kann man in den Tag starten (Image: ChatGPT/4o Image)

LinkedIn zensiert Bericht über Forschung

Am 14. März 2025 erschien im Standard der Artikel „Warum manche Menschen tausende Euro für einen Sexroboter zahlen“. Zu Wort kamen Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW und Jessica M. Szczuka von der Universität Duisburg-Essen. Am selben Tag veröffentlichte der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker aus Zürich auf LinkedIn einen Blogpost mit folgenden Worten: „Mit dem österreichischen Standard habe ich über Liebespuppen und Sexroboter gesprochen. Der Artikel ist heute auf der Website erschienen. Morgen folgt er in der gedruckten Ausgabe.“ … Dazu wurde ein Bild von einer Liebespuppe veröffentlicht. Zu sehen war lediglich der Kopf, samt der rechten Schulter und dem Ansatz der rechten Brust, nicht aber die Brust selbst. Der Post auf LinkedIn verlinkte auf einen Post in diesem Blog. Kurze Zeit später erhielt Oliver Bendel per E-Mail eine Nachricht des Microsoft-Ablegers: „Ihr Inhalt (Beitrag) verstößt gegen unsere Community-Richtlinien und wurde von LinkedIn entfernt. Nur Sie können noch darauf zugreifen.“ Damit zensiert Microsoft einen Bericht über Forschung in einem Bereich, in dem es eh zu wenig Forschung gibt. Wenn man auf den Button „Hinweisseite anzeigen“ klickt, bekommt man folgenden Text zu lesen: „Unsere automatisierten Systeme haben festgestellt, dass Ihr Post … unsere Community-Richtlinien zu nicht jugendfreier Nacktheit oder sexuellen Aktivitäten nicht erfüllt.“ Nach einem Einspruch wurde der Beitrag wieder freigeschaltet.

Abb.: LinkedIn als App