Das neue LLM verwendet Standardsprache

Erste Tests mit Apertus haben ergeben, dass die Voreinstellung die Nutzung der Standardsprache bedeutet. Dies ist erfreulich – und aus mehreren Gründen nicht selbstverständlich. Zunächst einmal ist die ETH Zürich dafür bekannt, in Medienmitteilungen, auf ihrer Website und in Dokumenten von der Standardsprache abzuweichen und eine Sondersprache (die Gendersprache) anzuwenden. Die Forscher, die an Apertus mitgewirkt haben, sind offensichtlich nicht diesem Weg gefolgt. Zudem geht bei dominanten Chatbots wie ChatGPT das Default mit der Anwendung der Sondersprache einher. Selbst wenn man Standardsprache verlangt, wird dies immer wieder ignoriert. Wie Claude sieht auch Apertus nach ersten Erkenntnissen von solchen Arten der Beeinflussung ab. Dies ist ein wichtiger Schritt, um eine befriedigende Nutzung für alle zu ermöglichen und eine weitergehende Spaltung zu verhindern. Wer dennoch eine andere Sprache ausgegeben haben will, wird daran nicht gehindert – das LLM passt sich an die Wünsche und Bedürfnisse der Benutzer an. Wer Apertus ausprobieren will, kann dies über Public AI tun. Man muss sich lediglich registrieren und kann dann sofort loslegen. Mit einem sprachlich neutralen LLM. Aus der angeblich neutralen Schweiz.

Abb.: Mit Apertus im Gespräch

Zur Veröffentlichung von Apertus

„Die EPFL, die ETH Zürich und das Schweizerische Supercomputing-Zentrum CSCS haben heute Apertus veröffentlicht: Das erste umfangreiche, offene und mehrsprachige Sprachmodell aus der Schweiz. Damit setzen sie einen Meilenstein für eine transparente und vielfältige generative KI.“ Dies ist einer Medienmitteilung der ETHZ vom 2. September 2025 zu entnehmen. Apertus steht in zwei Versionen mit 8 und 70 Milliarden Parametern zur Verfügung und eignet sich für vielfältige Anwendungen, von Forschung über Bildung bis zur Industrie. Trainiert wurde das Modell auf 15 Billionen Tokens in über 1000 Sprachen, darunter Schweizerdeutsch und Rätoromanisch. Damit eignet es sich vermutlich auch dafür, bereits eingestellte Chatbots wie @llegra (für Vallader) von Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Dalil Jabou in einer neuen Version aufleben zu lassen und bereits in Entwicklung begriffene Chatbots wie IdiomVoice (für Sursilvan, ein Projekt der FH Graubünden unter Beteiligung der Hochschule für Wirtschaft FHNW, wieder in Person von Oliver Bendel, und der OST – Ostschweizer Fachhochschule) zu unterstützen. Zugänglich ist das neue Modell über Swisscom sowie weltweit über Hugging Face und die Public AI Inference Utility. Erste praktische Tests und Feedbackrunden erfolgen im Rahmen der Swiss {ai} Weeks.

Abb.: Eine Parkbank in der Surselva