Interview mit Oliver Bendel zur Maschinenethik

Oliver Bendel war ab 2012 einer der ersten Maschinenethiker in Europa und ist bis heute einer wenigen weltweit, die laufend Prototypen – sogenannte moralische Maschinen – erstellen und erforschen, vor allem Chatbots und Sprachassistenten sowie tierfreundliche Maschinen. Seine Beschäftigung mit Roboter- und Maschinenethik begann in den 1990er-Jahren, als er sich mit der Verantwortung und den Rechten und Pflichten von Systemen beschäftigte, auf der Grundlage der Arbeiten von William Bechtel und James H. Moor. Er ist bis heute der Überzeugung, dass Computer und Roboter keine Verantwortung tragen und keine Rechte und Pflichten haben können. Man kann ihnen lediglich Verpflichtungen auferlegen oder, noch schwächer ausgedrückt, Aufgaben geben, die sie als unsere Werkzeuge und Diener abzuarbeiten haben, und moralische Regeln, an die sie sich halten müssen – eben das ist die Aufgabe der Maschinenethik. Im Kundenmagazin ti&m special vom Januar 2024 ist ein Interview mit Oliver Bendel abgedruckt. Darin geht es um autonome Maschinen, von deren Einsatz er in manchen Bereichen abrät, und um die Disziplin der Maschinenethik. Der Beitrag mit dem Titel „In manchen Kontexten sollten wir keine autonomen Systeme einsetzen“ kann hier heruntergeladen oder über die Website des Unternehmens bezogen werden.

Abb.: Furhat bei der ICSR 2023 in Qatar

Über die künstliche Moral

„Künstliche Moral (engl. ‚artificial morality‘), auch maschinelle Moral (engl. ‚machine morality‘) genannt, ist die Fähigkeit einer Maschine (i.d.R. eines autonomen Systems), sich an moralische Regeln zu halten respektive unter verschiedenen Optionen diejenige auszuwählen, die gut und richtig ist. Die moralischen Regeln sind der sogenannten moralischen Maschine gleichsam eingepflanzt worden; diese kann sie u.U. aber auch abändern und anpassen, etwa indem sie das Verhalten anderer – künstlicher oder natürlicher – Systeme übernimmt oder anderweitig aus Situationen lernt.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Oliver Bendel, der am 20. Mai 2022 im Gabler Wirtschaftslexikon erschienen ist. Er ergänzt u.a. „Maschinenethik“ (2012) und „Moralische Maschinen“ (2019). Am Ende heißt es: „Am besten bewährt sich die künstliche Moral in geschlossenen oder halboffenen, übersichtlichen und weitgehend unveränderlichen Umgebungen, etwa in einem Haushalt oder auf einem Betriebsgelände.“ Dort können moralische Maschinen sowohl Tiere als auch Menschen schützen. Der Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/kuenstliche-moral-123163 abrufbar.

Abb.: Oliver Bendel mit NAO (Foto: Stefanie Hauske)