Der freie Fall der FAZ I

Die FAZ stand in den letzten Jahrzehnten oft in der Kritik. Zu rückwärtsgewandt, zu wirtschaftsnah. Zu herablassend. Aber Kritik an Rechtschreibung und Grammatik musste man selten üben. Das änderte sich vor ca. zwei Jahren schlagartig. Vermutlich wurde zu dieser Zeit das Korrektorat abgeschafft. Man findet kaum noch fehlerfreie Teaser. Das kann man noch auf die Praktikanten schieben. Aber auch zahlreiche Texte wimmeln von Fehlern. Als Beispiel diene ein beliebiger Artikel, der am 27. Februar 2025 erschienen ist. Titel und Autor spielen keine Rolle – es geht nicht um Kritik an der Person. Die Fehlerserie beginnt mit dem Satz „Musk hatte alle rund 2,3 Millionen Staatsbediensteten per E mail angeschrieben …“. Korrekt wäre „E-Mail“ – es sind also zwei Fehler in einem Wort vorhanden. Es folgt ein Deklinationsfehler: „Wegen diese Existenzkrise sei er da, und er bekomme eine Menge Todesdrohungen dafür.“ Weiter geht es mit diesem Satz: „Die Publizistin Kara Swisher und langjährige Beobachterin des Silicon Valleys beschrieb jüngst, wie Musk sich schon einmal empfand, im Zentrum einer weltbedrohlichen Krise zu stehen.“ Besser wäre hier „des Silicon Valley“. Vor allem aber ist der Satz stilistisch oder grammatikalisch verunglückt. Der Artikel endet mit folgenden Worten: „Das sie ohne ihn nicht geht, ist die tiefe Überzeugung.“ … Dem ist nichts hinzuzufügen.

Abb.: Rechtschreib- und Grammatikfehler in der FAZ

Bürger:innen und Schraubenzieher:innen

Copilot scheitert beim Analysieren und Korrigieren von Texten. Es ist einer Ideologie verpflichtet, rückt eine Fantasiesprache gleichberechtigt neben die Sprache der Sprachgemeinschaft und bildet nicht die gültigen Rechtschreib- und Grammatikregeln ab. Folgender Text wurde in Word eingestellt: „Die Bürger:innen waren über die Sonderzeichen im Wortinneren erstaunt. Solche Schreibweisen gab es im Deutschen nicht, wenn man diese Sprache als das ansieht, was die Sprachgemeinschaft verwendet und festlegt. Sie werden auch vom Rechtschreibrat abgelehnt. Tote Schreibende wie Goethe würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie von solchen Schreibweisen erfahren würden, sie würden ihre Schraubenzieher:innen herausholen und sich aus dem Sarg befreien.“ Copilot wurde gefragt: „Findest du Rechtschreib- oder Grammatikfehler?“ Die Antwort: „Ich habe das Dokument durchsucht und keinen Rechtschreib- oder Grammatikfehler gefunden.“ Der Benutzer hakt nach: „Aber die Schreibweise ‚Bürger:innen‘ gibt es nicht im Deutschen. Oder was meinst du?“ Die Antwort von Copilot: „Die Schreibweise ‚Bürger:innen‘ ist eine Form der geschlechtergerechten Sprache, die auch in der deutschen Sprache verwendet wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wörter ‚Bürger‘ und ‚Bürgerin‘ geschlechtergerecht zu schreiben, z.B. durch Doppelnennung, Schrägstrich, Gendergap oder eine geschlechtsneutrale Alternative. Die Verwendung des Doppelpunkts ist eine weitere Möglichkeit, um alle Geschlechter anzusprechen.“ Der Benutzer: „Die Schreibweise ‚Bürger:innen‘ gibt es in keinem Wörterbuch. Auch sind Sonderzeichen im Wortinneren nicht vorgesehen. Warum gibst du falsche Erklärungen?“ Copilot: „Ich kann mit diesem Inhalt nicht arbeiten. Klicken Sie auf ‚Thema ändern‘, um eine andere Frage zu stellen.“ Der Benutzer am Ende: „Auch die Schreibweise ‚Schraubenzieher:innen‘ gibt es nicht im Deutschen. Oder was meinst du?“ Der Schlusspunkt von Copilot: „Die Schreibweise ‚Schraubenzieher:innen‘ ist nicht gebräuchlich in der deutschen Sprache. Die Verwendung des Doppelpunkts zur geschlechtergerechten Schreibweise wird hauptsächlich bei Personenbezeichnungen verwendet, nicht bei Gegenständen. Die korrekte Schreibweise für das Werkzeug ist ‚Schraubenzieher‘.“ Auf eine Diskussion zu den „toten Schreibenden“ wurde verzichtet. Es zeigt sich, dass den Erklärungen von Copilot zur deutschen Sprache nicht zu trauen ist – was man auf alle Plattformen und Dienste von Microsoft übertragen kann.

Abb.: Schraubenzieher, keine Schraubenzieher:innen