Sind Pflege- und Therapieroboter eine Lösung für den Pflegenotstand?

Andrea Buzzis Podcast „E-Health Pioneer“ ist „der Business-Podcast für den digitalen Gesundheitsmarkt – ausgezeichnet mit dem Silber Award der VISION.A Awards 2021 in der Kategorie Bester Podcast Healthcare“ (Website The Medical Network). Ihre Interviewgäste sind – so die Website – Gründer, Innovatoren und Akteure im E-Health-Bereich. „Der Podcast regt den Dialog zwischen Unternehmen, Patienten und Ärzten an und verschafft digitalen Gesundheitsprodukten Gehör. Jeden zweiten Donnerstag erscheint eine neue Folge mit und für Gründer, Ärzte, Versicherungsunternehmen und alle Menschen, die jetzt und in Zukunft von digitaler Gesundheit profitieren werden.“ (Website The Medical Network) Seit dem 10. Februar 2022 ist der Podcast „Robben gegen den Pflegenotstand?“ mit Prof. Dr. Oliver Bendel zu hören. Der Informations- und Maschinenethiker geht auf Pflege- und Therapieroboter ein und vertritt die Meinung, dass diese Pflegekräfte und -bedürftige unterstützen können, aber keine Lösung für den Pflegenotstand sind. Helfen würden dagegen eine bessere Bezahlung und mehr Respekt. Der Podcast kann über themedicalnetwork.de/homepage-main/podcast/ aufgerufen werden.

Abb.: Es gibt immer mehr Pflegebedürftige

Zu Hilfe, Roboter!

„Klar, gegen den Pflegenotstand hilft nur eins: mehr Menschen, die pflegen. Aber die gibt es nicht, hier in Deutschland. Immer weniger Junge sollen sich um immer mehr Alte und Gebrechliche kümmern. Das kann nicht funktionieren. Für die Anwerbung ausländischer Fachkräfte reist Gesundheitsminister Jens Spahn in die weite Welt. Der Erfolg seiner Bemühungen ist allerdings noch recht überschaubar. Attraktiv ist der Pflegeberuf ohnehin nicht: Viele, die sich auf den Job einlassen, steigen nach ein paar Jahren wieder aus – zu schlecht bezahlt, zu wenig Kollegen, zu dicht getaktet der Arbeitstag, der Burn-out vorprogrammiert. … Wie so oft, wenn ein Problem drängend wird und die Politik nicht weiterkommt, richten sich die Hoffnungen auf neue Technologien: Künstliche Intelligenz erobert immer mehr Lebensbereiche. Warum also sollten nicht Roboter bei der Pflege helfen – oder sie gar ganz übernehmen?“ (Badische Zeitung, 16. November 2019) So die Badische Zeitung am 16. November 2019 in ihrem Beitrag „Zu Hilfe, Roboter!“ … Auf zwei Seiten wird das Thema kompetent und differenziert abgearbeitet. Zu Worten kommen u.a. Birgit Graf, Robotikerin am Fraunhofer IPA, Christophe Kunze, Gesundheitswissenschaftler an der Hochschule Furtwangen, und Oliver Bendel, Informations- und Maschinenethiker an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Weitere Informationen über www.badische-zeitung.de/zu-hilfe-roboter.

Abb.: P-Care im Dunkeln (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Digitale Transformation in der Pflege

Dr. Andreas Keibel von KUKA hielt am 22. Mai 2019 beim 23. Berliner Kolloquium einen Vortrag mit dem Titel „Digitale Transformation in der Pflege“. „Die umfassende Versorgung pflegebedürftiger Menschen erfordert einen hohen Arbeitsaufwand, der aufgrund demografischer Entwicklungen künftig nur schwer zu bewältigen sein wird. Während die Patientenzahlen sowie gleichzeitig das Alter von Patienten, aber auch das von Pflegekräften ansteigen, nimmt die Zahl des verfügbaren Pflegepersonals sowie pflegender Familienangehöriger ab. Darüber hinaus stehen Pflege- und Krankenversicherungen aufgrund einer sinkenden Menge an Beitragszahlern unter hohem Kostendruck. Am Beispiel des Bereichs Medical Robotics von KUKA – einem Hersteller hochautomatisierter Produktionsanlagen und Industrieroboter – wird gezeigt, welchen Beitrag die Industrie vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen leisten kann. Ziel ist es, die ambulante und stationäre Pflege mobiler Patienten sowie die stationäre Pflege bettgebundener Patienten zu erleichtern. Dies wird durch eine Vielzahl an Systemen und Robotern ermöglicht, die pflegende Personen unterstützen können. Dazu zählen Logistikroboter, Reinigungsroboter, Roboter zur Unterstützung von Therapie und Diagnose sowie intelligente Pflegehilfsmittel. Wenn Versorgung und Körperpflege automatisiert werden, können Pflegekräfte von diesen Tätigkeiten entlastet werden und haben mehr Zeit für das Gespräch mit den einzelnen Menschen. Faktisch bleiben derzeit jedoch zahlreiche Entwicklungen in einem prototypischen bzw. Demonstrationsstadium stecken.“ (Abstract) Mehrere Medien berichteten über das Berliner Kolloquium, beispielsweise Neues Deutschland und die Welt.

Abb.: Dr. Keibel bei seinem Vortrag (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Pflegeroboter und der Deutsche Bundestag

Prof. Dr. Armin Grunwald, einer der bekanntesten Technikphilosophen Europas, hielt am 22. Mai 2019 beim 23. Berliner Kolloquium – nach Prof. Dr. Oliver Bendel und Prof. Dr. Florian Coulmas – einen Vortrag mit dem Titel „Pflegeroboter und der Deutsche Bundestag: Zur Zukunft technisch assistierter Pflege“. Der technische Fortschritt in der Robotik scheint, so Grunwald, wie gerufen‚ um den viel beschworenen Pflegenotstand zu lindern. So einfach sei es jedoch nicht. „Vielfach ist darauf hingewiesen worden, dass professionelle Pflege – und so auch die damit verbundene Techniknutzung – in kulturelle, institutionelle und soziale Kontexte eingebettet ist, die sich stetig verändern. Politisch-institutionelle, kulturelle und ethische Fragen sind nicht vom Einsatz technischer Innovationen zu trennen, die zur Bewältigung des demografischen Wandels beitragen sollen.“ (Abstract) Auf der Basis einer aktuellen Studie erklärte Prof. Dr. Armin Grunwald, warum sich der Deutsche Bundestag für Pflegerobotik interessiert, wie entsprechende wissenschaftliche Politikberatung erfolgt, welche Herausforderungen in Bezug auf integrative Technikgestaltung entstehen und wie eine Balance zwischen menschlicher und technischer Autonomie zu erreichen ist.

Abb.: Keller (Moderator), Grunwald, Coulmas und Bendel (Foto: Daimler und Benz Stiftung)