Wie verschiedene Schweizer Medien melden, etwa Tages-Anzeiger und Watson, startet der Regionalverkehr Bern–Solothurn (RBS) im Oktober 2023 Testfahrten mit einem automatischen oder autonomen Zug. Dieser ist „nur auf Strecken unterwegs, wo es Leerfahrten gibt“ (Watson, 13. September 2023). Damit würde man laut Medien das geforderte Sicherheitsniveau erfüllen. „Den Testfahrten vorausgegangen seien – unter anderem zur Klärung dieser Frage – umfangreiche Abklärungen und Studien. Derzeit werde zusätzlich überprüft, ob eine Raumüberwachung des Bahnübergangs notwendig ist, der sich auf der Strecke zwischen dem Bahnhof Bätterkinden und dem Wendegleis befindet.“ (Watson, 13. September 2023) Weltweit verkehren viele U-Bahnen fahrerlos und weitgehend unfallfrei. Auch mit Shuttles, die auf virtuellen Schienen mit geringer Geschwindigkeit fahren, hat man seit Jahren gute Erfahrungen gemacht – hier wurde in der Schweiz mit dem SmartShuttle Pionierarbeit geleistet. Es liegt nahe, in diesem Land den Zugverkehr zu automatisieren. Ohne Zweifel wird in ein paar Jahren auch der Personentransport in dieser Form stattfinden.
Ein teilautonomes (selbstständig, aber überwacht fahrendes) Lieferfahrzeug des Start-ups Loxo aus Bern ist „seit Mitte der Woche zum ersten Mal auf einer öffentlichen Straße der Schweiz unterwegs“ (Heise Online, 12. Februar 2023). Die Projektpartner sind Migros und Schindler. Es handelt sich um die erste kommerzielle Anwendung eines solchen Fahrzeugs „für die letzte Meile in der Schweiz und vermutlich in ganz Europa“. Mitarbeiter des Liftherstellers „können jetzt nicht nur online ihre Einkäufe“ bei dem Detailhändler bestellen, sondern sie bekommen die Waren sogar „bis fast an ihren Arbeitsplatz geliefert – aber ohne einen Fahrer hinter dem Lieferwagen-Lenkrad“ (Heise, 12. Februar 2023). Mit autonomen Fahrzeugen und Transportrobotern wurde in der Schweiz immer wieder experimentiert. Jahrelang verkehrte in Sion im Wallis das SmartShuttle, betrieben von PostAuto. Dieses Projekt war sehr erfolgreich und verlief ohne größere Schwierigkeiten. Die Schweizerische Post testete die Transportroboter von Starship Technologies, die sich aber als wenig praktikabel erwiesen – die offizielle Begründung für den Abbruch des Projekts lautete, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen fehlten. Loxo Alpha ist sozusagen eine Kombination des SmartShuttle und des genannten Transportroboters. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h, die Reichweite 110 Kilometer. Es können maximal 320 Kilo zugeladen werden. Das Fahrzeug hat gefällige Formen und runde Scheinwerfer. Einem Wohnwagen der 1960er-Jahre ist es nicht unähnlich, nur wird es nicht von einem Mercedes SL oder einem Ford Capri gezogen, sondern von sich selbst. Der Artikel von Heise Online kann hier aufgerufen werden.
„Der automatisierte Verkehr fasziniert und irritiert. Die Meinungen gehen auseinander, auf den Plätzen, auf den Podien, in den Medien. Ich bin überzeugt, dass das autonome Auto nichts in den Innenstädten verloren hat. Zu viele Dinge, Lebewesen und Ereignisse, die es zu beurteilen hat, zu viele Situationen, in denen Kommunikation gefragt ist, ein Handzeichen, ein Blickkontakt. Der hoch- und vollautomatische bzw. autonome PKW gehört auf die Autobahn. Dort trägt er dazu bei, die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Und gerät kaum in Situationen, in denen er moralische Urteile fällen und z.B. zwischen menschlichen Opfern entscheiden müsste.“ (ICTkommunikation, 22. März 2018) In den Städten sollten nach der Meinung von Oliver Bendel keine autonomen Autos fahren, aber autonome Busse und Shuttles, mit geringer Geschwindigkeit, auf virtuellen Schienen bzw. auf speziellen Spuren. Der Gastbeitrag „Im smarten Shuttle unterwegs“ des Informations- und Maschinenethikers für die ICTkommunikation ist am 22. März 2018 erschienen und kann über ictk.ch/inhalt/im-smarten-shuttle-unterwegs aufgerufen werden.
Die PostAuto AG kündigt für den Nationalfeiertag 2017 in der Schweiz ein Ereignis an, das Freundinnen und Freunde des teil-, hoch- und vollautomatisierten Fahrens freuen dürfte. „Am 1. August ist erstmals ein SmartShuttle von PostAuto auf einem öffentlichen Platz in Bern zu Gast. Die Besucher der Bundesfeier können auf dem Waisenhausplatz testen, wie sich autonomes Fahren anfühlt.“ (Informationsschreiben PostAuto) Und weiter: „Ein SmartShuttle von PostAuto wird … von 9 bis 22 Uhr auf dem Waisenhausplatz seine Runden drehen. Die Besucherin und der Besucher können einsteigen und miterleben, wie das selbstfahrende Postauto den kleinen Parcours absolviert. Die Software steuert den elfplätzigen Bus selber. Die Techniker sind die Strecke auf dem Waisenhausplatz mit dem Shuttle manuell abgefahren, und die Sensoren haben daraus eine virtuelle Karte erstellt. So ist der Shuttle in der Lage, seine eigene Position zu bestimmen und dem vorgesehenen Weg selbstständig zu folgen.“ (Informationsschreiben PostAuto) Der technische Leiter Ramon Mueller gewährte Prof. Dr. Oliver Bendel von der FHNW und einer kleinen Gruppe von Studierenden der Hochschule für Wirtschaft und der Berner Fachhochschule bereits am 3. März 2017 in Bern einen tiefen Einblick in den Betrieb.
PostAuto gehört beim hochautomatisierten Fahren zu den führenden Unternehmen auf der Welt. Der technische Leiter Ramon Mueller gewährte Prof. Dr. Oliver Bendel von der FHNW und einer kleinen Gruppe von Studierenden am 3. März 2017 einen tiefen Einblick in den Betrieb des SmartShuttle. Man verfolgt eher einen Google- als einen Tesla-Ansatz. Die Strecken werden mit Hilfe von Lidar und Lidarkarten abgefahren. Auch über Kameras verfügt das SmartShuttle. Auf einer neuen, kleinen Teststrecke in Bern wurden die Gäste auf den virtuellen Schienen von Haltestelle zu Haltestelle kutschiert. Bei Personen auf der Fahrbahn wurde in ca. zwei Metern Abstand gehalten. Auch bei plötzlich auftauchenden Hindernissen konnte rechtzeitig gebremst werden. Im Fahrzeug befinden sich Schalter für Notbremsungen, die von allen Passagieren gedrückt werden können. Im Pilotbetrieb in Sion im Wallis ist bei jeder Fahrt ein Begleiter zugegen. Laut einer Umfrage würden die meisten Menschen aber auch ohne ihn mitfahren. Das Shuttle navigiert in Sion an einer Stelle durch eine enge Gasse, die ein Fahrer kaum bewältigen könnte. Im Mischbetrieb mit Fußgängern und Fahrradfahrern fährt es durchschnittlich nur noch 5,7 km/h schnell. Schneeflocken werden mit Hilfe von speziellen Algorithmen „entfernt“. Nach zwei Stunden war die exklusive Vorführung in Bern vorbei, mit der die PostAuto AG ihren Willen zur Bürgernähe und zum Dialog mit der Wissenschaft demonstrierte.