Die Zerstörung von Telepolis

Über einen der größten Medienskandale im Nachkriegsdeutschland hat Greta Zieger in der FAZ vom 27. März 2025 einen deutlichen, wenngleich immer noch freundlichen Artikel geschrieben. Sie kommt zum Urteil, dass der Verursacher der Kritik ausweichen will. Und diese schlägt ihm massiv entgegen. Aber worum geht es überhaupt? Florian Rötzer hat Telepolis im Jahre 2016 mitgegründet und war der langjährige Chefredakteur des Onlinemagazins. Man war früher dran als viele andere deutsche Medien und hat Lücken gefüllt, die diese belassen haben. Dabei war der eine oder andere Artikel auch schlampig geschrieben und mäßig recherchiert. Dennoch blieb Telepolis viele Jahre lang eine wertvolle Lektüre und eine ideale Ergänzung zu Golem – das eine Magazin auch politisch interessiert, das andere vor allem technisch versiert. Harald Neuber, Chefredakteur seit 2021, verkündete 2024 eine „Qualitätsoffensive“. Er ließ 70.000 Artikel löschen und vernichtete damit das Lebenswerk von Florian Rötzer und die Arbeit von hunderten engagierten, kompetenten Autoren, unter ihnen viele Wissenschaftler und Aktivisten. Sie wurden nicht einmal informiert und mussten sich von Studenten oder Kollegen sagen lassen, dass ihre Texte nicht mehr zugreifbar waren. Wer wollte, brachte das Entfernte über das Internet Archive wieder zum Vorschein. Doch die reguläre, übrigens auch bezahlte Publikation war weg. Rötzer wurde in einem Interview vom 13. Dezember 2024 für die Junge Welt deutlich: „Diese riesige Löschaktion ist ein beispielloser Akt, mit dem ein wichtiges Stück des kulturellen Gedächtnisses ausradiert wird“. „Fast noch ungeheuerlicher sei aber die Ankündigung, man werde die Inhalte sichten und selektieren oder sogar korrigieren.“ (Junge Welt, 3. Dezember 2024) Am Ende des Artikels kommt Thomas Moser zu Wort, der Verfasser von zahlreichen Telepolis-Artikeln über den NSU-Komplex. Er bezichtigt Neuber, ein „einst kritisches, meinungsstarkes und auf seine Weise einmaliges Medium“ (Junge Welt, 3. Dezember 2024) zu zerstören.

Abb.: Ein Sonderheft von 2005 (Wikimedia, Heise Gruppe, CC BY-SA 3.0 DE)

Interaktive Werbeflächen aus ethischer Sicht

Bei interaktivem Digital Signage stellen sich Plakate, Schilder, Tafeln, Terminals und Säulen in Läden oder an Straßen und auf Plätzen auf ihren digitalen Bildschirmen automatisch auf Anwesende ein und interagieren und kommunizieren mit diesen in visueller oder auditiver Weise. Es wird also nicht einfach etwas dargestellt, sondern das, was dargestellt wird, hängt vom Betrachter oder vom Umfeld ab. Der hauptsächliche Zweck ist neben der Informierung (auch im Sinne von Beratung) die Werbung, die hauptsächliche Umsetzungsart die interaktive Werbefläche. Der Beitrag „Neue Spione in den Straßen, auf den Plätzen und in den Läden: Interaktive Werbeflächen aus ethischer Sicht“ von Oliver Bendel, erschienen bei Telepolis am 15. August 2017, untersucht das Phänomen digitaler Werbeflächen aus ethischer Sicht. Erstens wird der Begriff des Digital Signage erklärt, unter den der Begriff der interaktiven Werbeflächen subsumiert wird. Typisch für diese sind – abgesehen von den digitalen Bildschirmen – Kameras, Mikrofone, Lautsprecher, Muster-, Bild- und Gesichtserkennung. Zweitens werden Überlegungen aus Sicht von Informations-, Technik- und Wirtschaftsethik und darüber hinaus, etwa im Sinne des Verbraucherschutzes, angestellt. Auch die Maschinenethik wird berücksichtigt. Der Beitrag kann über www.heise.de/tp/features/Neue-Spione-in-den-Strassen-auf-den-Plaetzen-und-in-den-Laeden-3797118.html abgerufen werden.

Abb.: Digital Signage in New York

Robots in Public Spaces

There are more and more service robots in „open“ spaces, safety and surveillance robots, transport and delivery robots, information and navigation robots and entertainment and toy robots. They are on their way in places that many of us share, and that are public. This poses various challenges. The article „Service Robots in Public Spaces: Ethical and Sociological Considerations“ by Prof. Dr. Oliver Bendel (School of Business, University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland FHNW) addresses these challenges – from the moral and social points of view – and proposes solutions, among other things on the ethical, technical and organizational level, as well as offering assistance for roboticists and for legislative and political instances. The article was published in Telepolis (25 June 2017). It is Oliver Bendel’s twelfth contribution since 2008 in Germany’s oldest online magazine (founded in 1996).

Fig.: The K5 robot can be seen in Stanford

Maschinenethik in der Fabrikhalle

„Programmierte Moral für autonome Maschinen“ – so der Titel einer Diskussionsveranstaltung von Telepolis und Westendverlag am Rande der Buchmesse in Frankfurt. Auf der Website der Zeitschrift heißt es: „Maschinen und Roboter, die immer selbständiger handeln und entscheiden sollen, ziehen als Saug- und Mähroboter, als Pflege-, Spiel-, Service- oder auch Sexroboter, als unverkörperte Agenten, als Überwachungs- oder auch als Kampfroboter in die Lebenswelt ein. Wir müssen den Umgang mit den neuen Mitbewohnern lernen und diesen müssen höchst unterschiedliche Regeln im Umgang mit den Menschen und der Umwelt einprogrammiert werden. Autonome Fahrzeuge könnten bald massenhaft auf den Straßen fahren. Dass sie keine hundertprozentige Sicherheit bei ihren Entscheidungen bieten, zumal wenn sie mit menschlichen Fahrern konfrontiert sind, hat sich bereits an Unfällen gezeigt.“ (Website Telepolis) Die Gäste in der ehemaligen Fabrikhalle der Firma Naxos-Union namens Naxoshalle, Prof. Dr. Catrin Misselhorn, Direktorin des Instituts für Philosophie der Universität Stuttgart, Prof. Dr. Oliver Bendel, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW, und Peter Weibel, Medienkünstler und Medientheoretiker, Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe, diskutieren über moralische Maschinen und maschinelle Moral. Vorgestellt werden auch zwei Bücher, „Die Moral in Maschine“ von Oliver Bendel (erschienen bereits im Februar) und „Programmierte Ethik“, herausgegeben von Florian Rötzer, mit Beiträgen u.a. von Oliver Bendel, Catrin Misselhorn, Raúl Rojas und Hans-Arthur Marsiske. Es moderiert Florian Rötzer, Chefredakteur von Telepolis. Weitere Informationen über www.heise.de/tp/artikel/49/49560/1.html.

Abb.: Nicht die Halle, aber Naxos

Interview zur Maschinenethik

Ein vierteiliges Interview mit dem Maschinenethiker und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel ist am 31. Mai 2016 in Telepolis erschienen. Es geht um autonome Autos, um neuartige Chatbots wie den GOODBOT und um tierfreundliche Saugroboter wie LADYBIRD. Es geht um die Forschung in der Schweiz und in den USA und das Zusammenleben mit den Maschinen. Zum Verkehr der Zukunft sagt Bendel: „Was also tun? Ich rate hartnäckig dazu, bestimmte Maschinen in offenen Welten nicht auf uns loszulassen. Es sind vermutlich tragfähige Kompromisse möglich. Man kann autonome Autos in den Städten verbieten und zwischen den Städten fahren lassen, auf bestimmten Spuren, wobei der Spurwechsel meist gut beherrscht wird, zu bestimmten Uhrzeiten, mit bestimmten Geschwindigkeiten. Eventuell auch im Entenmarsch, ein Auto fährt voran, die anderen bilden eine Kette wie die Küken hinter der Mutter. Projekte dieser Art hat es gegeben. Bei einer solchen Entflechtung des Verkehrs sind diejenigen beruhigt, die dem autonomen Auto misstrauen, und es werden kaum Unfälle mit konventionellen Fahrzeugen auftreten.“ (Telepolis, 31. Mai 2016) Der Beitrag mit dem Titel „Über die Moral der Maschinen und eine programmierte Ethik“ kann über www.heise.de/tp/artikel/48/48387/1.html abgerufen werden.

Abb.: Ein Roboter in Tokyo

Neuerscheinung zur Moral in der Maschine

Die Maschinenethik hat die Moral von Maschinen zum Gegenstand. Die meisten ihrer Vertreter und Anhänger sitzen in den USA, doch auch in Europa wächst das Interesse am Thema. Philosophen, Robotiker oder Experten für Künstliche Intelligenz stellen sich Fragen dieser Art: Können Maschinen gut oder böse sein? Kann man von einer Moral der Maschinen sprechen? Verwendet man Regeln oder Fälle? Hat die Maschinenethik eine Existenzberechtigung? Ist sie Konkurrenz oder Pendant zur Menschenethik? Letzten Endes geht es darum, ob bzw. wie man (teil-)autonomen Systemen so etwas wie Moral beibringen kann. Untersucht und erweitert werden unter anderem Chatbots, Serviceroboter, autonome Drohnen, ob zivil oder militärisch genutzt, und selbstständig fahrende Autos. Im Telepolis-Buch „Die Moral in der Maschine“ (Heise Medien), erschienen im Februar 2016, finden sich (populär-)wissenschaftliche und journalistische Beiträge von Oliver Bendel aus den Jahren 2012 bis 2016 zur Roboterethik und zur Maschinenethik. Sie sind in ganz unterschiedlichen schweizerischen und deutschen Zeitungen und Zeitschriften sowie auf einschlägigen Plattformen erschienen und widmen sich technischen Implementierungen, vor allem aber philosophischen Implikationen.

Abb.: Auch das Trolley-Problem kommt im Buch vor, als Roboterauto-Problem