Wie man künstliche Moral schafft

„Sind Maschinen das Ende der Menschheit?“ So lautet der Titel eines Ende Oktober bis Anfang November 2022 erschienenen Dossiers in der Zeitschrift „Der Pragmaticus“. Diese wurde u.a. vom Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz gegründet. Er ist vor kurzem gestorben, und es handelt sich um das erste Dossier, dessen Veröffentlichung er nicht mehr erlebt hat. Enthalten ist ein Beitrag von Prof. Dr. oec. HSG Oliver Bendel mit dem Titel „Brauchen Computer eine Moral?“ … Im Teaser der Redaktion ist zu lesen: „In Form von Chatbots, Rasenrobotern und autonomen Autos sind die Computer heute überall. Je mehr die Maschinen können, umso dringlicher scheint es, ihnen unter Einbezug der Ethik Regeln zu geben.“ Der Artikel des Informations- und Maschinenethikers aus Zürich ist am 1. November 2022 freigeschaltet worden und kann über www.derpragmaticus.com/r/maschinenethik/ aufgerufen werden.

Abb.: Eine Skulptur auf der Biennale in Venedig

Warum sind die meisten Androiden weiblich?

Die BILD stellte im Oktober 2022 einige Fragen an Oliver Bendel in Bezug auf Lena, einen Androiden, und Androiden überhaupt. Eine Frage lautete, warum es vor allem Lenas und Sophias gebe, also weiblich anmutende Androiden. Die erste Erklärung des Informations- und Maschinenethikers: Weiblichen Robotern wird mehr vertraut als männlichen. Das beobachtet man vor allem bei Kindern. Diese Erklärung stammt ursprünglich von Hiroshi Ishiguro, dem berühmten japanischen Robotiker. Er hat sie den Teilnehmern der Robophilosophy 2018 in Wien anvertraut, wo er wie Oliver Bendel eine Keynote hatte. Die zweite Erklärung: Die männlichen Künstler und Robotiker erschaffen gerne aus sexuellen Gründen weibliche Wesen. Allerdings gibt es in der Sozialen Robotik sehr viele Frauen. Vielleicht erschaffen sie sich lieber selbst. Freilich sind die bekannten Firmen und Werkstätten wie Hiroshi Ishiguro Laboratories, Hanson Robotics und Realbotix doch männlich dominiert. Die dritte, vielleicht interessanteste Erklärung: Man kann leichter Kopien von (imaginierten oder existierenden) zurechtgemachten Frauen anfertigen als von durchschnittlichen Männern. Eine stark geschminkte Frau mit gezupften Augenbrauen und gebleichten Zähnen wirkt von Haus aus ein wenig künstlich – perfekte Voraussetzungen für die Herstellung von Androiden. Beim normalen Mann muss man Hautporen, Falten, Haare im Gesicht und in den Ohren etc. nachbilden. Das ist aufwändig und wird selten umgesetzt. Vielleicht ändert sich das alles, je geschminkter und gestylter die Männer sind. Aus Sebastian Kurz hätte man auf einfache Weise einen Androiden machen können. Der Artikel „Lena, Sophia und Harmony … Warum sind Roboter eigentlich weiblich?“ von Peter Amenda ist am 20. Oktober 2022 in der deutschen Boulevardzeitung erschienen.

Abb.: Oliver Bendel mit Harmony an der Universität Potsdam

Ein Reprint eines Handybuchs mit Haikus

Soll man Gedichte in elektronischer Form anbieten, als Handyhaikus, die sich im gedruckten Buch in Textform zeigen oder in QR-Codes verbergen, als Klingeltöne, die auf dem Smartphone ertönen, oder zusammen mit Bildern in einem PDF? Man soll, man darf, man muss. Sicherlich kann sich eine Kunstethik für Produktion und Rezeption interessieren, Hand in Hand mit Informations- und Medienethik. Sicherlich kann man moralische sowie kunst- und medientheoretische Aspekte thematisieren, auch das Verschwinden des Haptischen, muss sich dann aber auch der Neuerfindung des Sinnlichen widmen. Das Buch „stöckelnde dinger“ wurde bereits 2010 publiziert. Da der Verlag Blackbetty kurz darauf seine Arbeit eingestellt hat, wird es nun – über zehn Jahre später – kostenlos über swissbooks.net zur Verfügung gestellt (oder direkt hier). Neben „stöckelnde dinger“ liegen zwei weitere Haikubände des Autors vor, „handyhaiku“ (1. Aufl. 2010, 2. Aufl. 2011, Hamburger Haiku Verlag, mit QR-Codes) und „Sanftes Erröten“ (2012, Blackbetty, als Handybuch). „handyhaiku“ war mehrfach in den Medien präsent und kommt auch im Standardwerk „Die Struktur der modernen Literatur“ (8. Aufl 2022) von Mario Andreotti vor. Oliver Bendel hat daraus nicht zuletzt auf einer Tournee durch die Niederlande im Jahre 2015 vorgetragen, zu der ihn zwei Goethe-Institute eingeladen hatten.

Abb.: Das Cover des Bands

Mit dem Roboter in den Urlaub

Jedes Jahr stellt sich die Frage, ob man seinen Roboter – ob Cozmo, Vector, Alpha Mini, NAO, AIBO, Pepper oder Cruzr – in den Urlaub mitnehmen soll. Dabei gibt es einiges zu beachten. Pets und Companions wie Cozmo oder Alpha Mini passen problemlos ins Handgepäck. Für Alpha Mini sollte man die originale Verpackung aus Styropor nicht vergessen, die ihn perfekt schützt. Bei NAO und AIBO empfiehlt es sich, einen leichten, aber stabilen Transportkoffer zu besorgen, der als Zubehör angeboten wird. So ist er im Auto und im Zug sicher. Als Gepäck am Flughafen aufgeben darf man diesen Koffer aber nicht. Mit Pepper kann man nur im SUV oder im Van verreisen, und man sollte zwei Personen für das Ein- und Ausladen haben, das immer in der Originalverpackung und mit dem über die mitgelieferten Stecker mechanisch gesicherten Modell erfolgt. Nicht immer kommt man mit dem sozialen Roboter am Zielort problemlos ins W-LAN. Ein Handy-Hotspot kann helfen. Bei Alpha Mini ist auch die Verbindung per SIM-Karte möglich. Für den Zoll und für Polizeikontrollen sollte man eine Einkaufsbestätigung mitführen. Nicht zuletzt sollte man auf sein Pet oder seinen Companion immer gut aufpassen und es oder ihn vor Diebstahl ebenso schützen wie vor Sand, Sonne und Wasser. In einem Adults-Only-Hotel mag man vielleicht das begeisterte Kreischen der Kinder vermissen, wird den Roboter aber dafür am Abend nicht zerlegt vorfinden.

Abb.: Alpha Mini auf Fuerteventura

„Soziale Roboter“ unter den „Besten der Besten“

Seit ca. 20 Jahren fasst der Dienstleister getAbstract Sach- und Fachbücher zusammen. 25.000 Titel umfasst das Angebot inzwischen. Die wöchentlichen Empfehlungen der Redaktion nennen die „Besten der Besten“ (Website getAbstract). Am 16. Mai 2022 kam das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) auf die begehrte Liste. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Experten und Expertinnen der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Das Buch ist Anfang November 2021 bei Springer Gabler erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 heruntergeladen bzw. bezogen werden.

Abb.: Pepper wird fotografiert (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Barney geht auf Tour

Kaffeeroboter, auch Barista Robots genannt, und Barkeeperroboter sind in der Eidgenossenschaft regelmäßig anzutreffen. Barney von F&P Robotics ist ein schwarzer, elegant anmutender Roboterarm, der am Sitz der Herstellers in einem festgefügten Setting samt Kaffeevollautomat agiert und interagiert. Seine Tour durch die Schweiz hat nun begonnen, wie der Hersteller meldet, der vor allem für seine Assistenzroboter für Pflege und Therapie bekannt ist und zuletzt im Buch „Soziale Roboter“ (Springer Gabler, 2021) einen Beitrag veröffentlicht hat. In den nächsten Wochen werde Barney Bar im Rahmen der „Mocktail-Bar“-Aktion der Migros in der ganzen Schweiz aufgestellt. Die Tour beginnt in Nyon la Combe (3. – 14. Mai 2022). Nach vielen Stationen schenkt Barney auch im Glattzentrum bei Zürich (23. August – 3. September 2022) seine Spezialitäten aus. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit konnte Lea Peier am 13. April 2022 den gelenkigen Barista und Barkeeper direkt beim Hersteller in Augenschein nehmen. Zudem beobachtet sie derzeit mehrere Modelle im Betrieb, neben Barney Bar auch die Smyze RoboBar. Die Bachelorarbeit wird betreut von Prof. Dr. Oliver Bendel, der mit F&P Robotics seit Ende 2016 zusammenarbeitet.

Abb.: Lea Peier mit Barney

Buch „Faktor Mensch“ erschienen

Die HMD ist eine traditionsreiche Fachzeitschrift für Wirtschaftsinformatik. Diejenigen Schwerpunkthefte, die besonderes Interesse wecken, werden in der Edition HMD in Buchform nochmals aufgelegt, indem ihre Beiträge modifiziert, aktualisiert und dann gebündelt werden. Zudem werden ganz neue Beiträge aufgenommen. „Die Edition HMD ‚Faktor Mensch‘ enthält eine breit gefächerte Auswahl von Beiträgen, die die Beziehung zwischen Mensch und IT thematisieren. In Zeiten der Digitalisierung bietet die IT Chancen, die es unter Einbeziehung des Menschen zu nutzen gilt. Gleichzeitig birgt die IT Risiken, derer sich der Mensch bewusst sein muss, um sie abwägen und kontrollieren zu können. Die Vielfalt der zu adressierenden Themen ist in dieser umfassenden Form am Markt bislang noch nicht diskutiert.“ (Verlagsinformation zum Buch) Oliver Bendel ist gleich doppelt vertreten, zum einen mit seinem bereits in der Zeitschrift in anderer Form veröffentlichten Kapitel „Bodyhacking als Phänomen und Trend“, zum anderen mit dem von Grund auf neu erarbeiteten Kapitel „Sexroboter als soziale Roboter für unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen“. Das von Kristin Weber und Stefan Reinheimer herausgegebene Buch kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-34524-2 heruntergeladen bzw. bezogen werden.

Abb.: Das Cover des Buchs (Grafik: Springer)

Interview zu tierfreundlichen Maschinen

Das aktuelle Magazin des Zürcher Tierschutzes bringt ein zweiseitiges Interview mit Prof. Dr. oec. HSG Oliver Bendel zu seiner Forschung über tierfreundliche Maschinen. Geführt hat es Dr. sc. ETH Bea Roth. Der Informations- und Maschinenethiker beobachtet seit Jahren, dass sich teilautonome und autonome Maschinen immer mehr verbreiten, bei den Folgen aber vor allem an den Menschen gedacht wird. Robotik und Künstliche Intelligenz sind geradezu stolz darauf, auf unsere Bedürfnisse zu fokussieren, und vergessen dabei oft die von Tieren. Dabei könnte man z.B. Haushaltsroboter auf eine einfache Weise tierfreundlich gestalten. Oliver Bendel hat mit seinen jeweiligen Teams in diesem Bereich Prototypen wie LADYBIRD und HAPPY HEDGEHOG entwickelt. Zudem hat er ein System für die Gesichtserkennung bei Bären in den Alpen konzipieren lassen. Seine Vision ist, dass in riesigen Naturparks die Wildtiere in Ruhe gelassen und allenfalls von Robotern beobachtet und zur Not versorgt werden. Das ZT-Magazin steht auch online zur Verfügung.

Abb.: Ein Ausschnitt aus dem ZT-Magazin

„42 – Die Antwort auf fast alles“, auch auf die Frage „Werden wir Roboter lieben?“

Bereits seit 20. Januar 2022 ist der ARTE-Beitrag „Werden wir Roboter lieben?“ in der Serie „42 – Die Antwort auf fast alles“ online verfügbar. Am 19. Februar 2022 folgt dann die klassische Version im deutsch-französischen Kulturkanal. Auf der Website von ARTE heißt es: „Schätzungen zu Folge gibt es weltweit inzwischen mehr als 1,7 Millionen Roboter mit sozialen Eigenschaften. Sie pflegen, bilden, helfen und unterhalten uns. Längst gibt es auch hoch technisierte Sexroboter. Doch können diese Maschinen tatsächlich Gefühle entwickeln – oder gar Liebe empfinden? ‚Wir haben für unseren Roboter digitale künstliche Hormone entwickelt. Und wir simulieren mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Veränderungen des Hormonhaushalts bei einem Menschen, der sich verliebt‘, sagt Hooman Samani, Roboterentwickler an der Universität Plymouth. Und auch umgekehrt kommen wir der Mensch-Maschine-Beziehung näher: Für den Kognitionspsychologen Martin Fischer von der Universität Potsdam sprechen gewisse psychologische Effekte dafür, dass unsere Einstellung gegenüber Robotern in Zukunft immer positiver wird, allein deshalb, weil wir im Alltag immer mehr mit ihnen zu tun bekommen werden. Werden wir mit Robotern die Nähe eines echten Menschen oder Tieres ersetzen? Der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel von der Fachhochschule Nordwestschweiz hält das sogar für wahrscheinlich: Viele werden Beziehungen mit einer dritten Kategorie von Existenzen eingehen. Manchen wird es auch eine Weile helfen. Es ist einfach die Frage, ob es ihnen dauerhaft hilft.'“ Weitere Informationen zur Sendung über www.arte.tv/de/videos/101938-004-A/42-die-antwort-auf-fast-alles/.

Abb.: Oliver Bendel mit Data als Spielzeugfigur (Foto: ARTE)

Roboterparks für die Schweiz

In der Studie „Roboter, Empathie und Emotionen“ von 2021 schlägt Prof. Dr. Oliver Bendel die Einrichtung von Roboterparks in der Schweiz vor: „Um Menschen Maschinen näher zu bringen und eine kritische Einschätzung zu ermöglichen, ist der direkte Kontakt zu fördern, etwa mit Hilfe von Roboterparks. Zugleich müssen auch – zumindest vorübergehend – Räume eingerichtet werden, in denen keine sozialen Roboter sind bzw. eine Roboterquote besteht, um den Einwohnerinnen und Einwohnern, die zurückhaltend und argwöhnisch sind, Sicherheit zu geben, und zwar sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten der Schweiz.“ (Studie „Roboter, Empathie und Emotionen“) Bereits am 8. Dezember 2020 plädierte er in seinem Vortrag „Ethische Dimensionen von Robotik in der Pflege“ im deutschen Bundesministerium für Gesundheit (BMG) für Roboterparks, in denen man realen Robotern begegnet. „Man kann auch spezifische Parks mit Robotern in der Pflege einrichten. Dort könnten zudem gedankengesteuerte Rollstühle, Exoskelette, Hightechprothesen etc. ihren Platz haben.“ Die eingangs genannte Studie ist hier verfügbar.

Abb.: In einem Vergnügungspark

Artifizielle Partner

„Artifizielle Partner: An der Schnittstelle von Mensch und Maschine“ – so der Titel einer Abhandlung von Florina Zülli, erschienen auf mediensprache.net. „Liebespuppen, Hologram-Girlfriends und Sexroboter“ sorgten, so die Autorin, „zwar für hitzige Debatten in der Ethik, der Soziologie und der Robotik“ – in linguistischer Hinsicht bestehe „diesbezüglich aber immer noch ein großes Desiderat“ (Zülli 2021). „Insbesondere in Anbetracht dessen, dass Beziehungskonstitution stets über Sprache bzw. Kommunikation erfolgt, wirft dies die Frage auf, weshalb der Mensch-Maschine-Kommunikation in diesem spezifischen Bereich bislang nicht mehr Bedeutung zugemessen wurde.“ (Zülli 2021) Der Beitrag habe zum Ziel, diese Lücke zu schließen; präsentiert werde „also ein sprachwissenschaftlicher Zugang zum Thema artifizielle Partner“ (Zülli 2021). Dies schließe die Frage nach der Semantik des „Partner“-Begriffs und „den Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der Paarsprache zwischen Mensch und Mensch und Mensch und künstlichem Partner ein“ (Zülli 2021). Die sehr lesenswerte und gut lesbare Arbeit kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Der Prototyp Henry (Foto: Realbotix)

Maschinenethik und Roboterpsychologie im Designmagazin Chapter

Chapter ist das internationale Designmagazin aus dem Verlag Plastic Media. Zweimal jährlich in Print sowie auf der korrespondierenden Multimedia-Website Chapter.digital verschmelzen in Chapter unterschiedliche Disziplinen und Genres zu einem großen Ganzen: Design und Mobilität, Technik und Kunst, Innovation und Leadership.“ (Website Chapter.digital) Die neue Ausgabe V trägt den Titel „Time and Space“. Zu diesem Heft heißt es: „Innovative, inspiring, challenging and visually unique—the new magazine from Plastic Media is about to write a new chapter in contemporary print media by covering the core topics ‚Design—Travel—Automotive‘ in an interdisciplinary approach, always outside the box of usual stereotypes and conventional takes.“ (Website Plastic Media) In dem Artikel „Gefühlschaos vorprogrammiert“ von Sarah Wetzlmayr aus Wien geht es u.a. um Maschinenethik – zu Wort kommt hier Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich – und um Roboterpsychologie, eine Domäne von Prof. Dr. Martina Mara aus Linz. Mehr über Chapter ist auf Chapter.digital zu finden. Das Heft selbst kann hier bezogen werden.

Abb.: Eine verfremdete Aufnahme der ersten beiden Seiten des Beitrags

Digitale Spielewelten

Die aktuelle Ausgabe von Ethik & Unterricht (3/2021) trägt den Titel „Digitale Spielewelten“. Auf der Website des Verlags heißt es: „Digitale Spiele sind in der Freizeitkultur und Lebenswelt der meisten Schülerinnen und Schüler fest verankert. In jüngerer Zeit haben sich zahlreiche didaktische Vorschläge dem Einsatz von digitalen Spielen auch im Philosophie- und Ethikunterricht zugewandt. Bei einigen Lehrkräften mögen Unsicherheiten bestehen. Überwiegen die motivationalen Vorteile oder wiegen die skeptischen Bedenken zum sinnvollen Einsatz von Computerspielen im Unterricht schwerer? Die Beiträge richten sich auch an Lehrkräfte, die mit digitalen Spielen Neuland betreten. Es sollen dabei Möglichkeiten aufzeigt werden, wie man mit oder durch solche Spiele neue Konzepte im Philosophieunterricht entwickeln kann.“ (Informationstext auf der Website) Zum Begleitmaterial gehört u.a. eine Zusammenfassung eines Artikels von Oliver Bendel, der zuerst in der Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte (6-8/2018) erschienen ist und – so der Titel – „Überlegungen zur Disziplin der Maschinenethik“ anstellt. In Ethik & Unterricht lautet der Titel „Über den moralischen Status von Maschinen“. Der Informationsethiker und Maschinenethiker ist der Ansicht, dass Robotern keine Rechte zukommen. Auch Pflichten im engeren Sinne haben sie nicht – sie können wohl aber Aufgaben übernehmen und sich dabei an moralische Regeln halten, die man ihnen vorgegeben hat. In diesem Falle sind sie sogenannte moralische Maschinen („moral machines“), also Maschinen mit einer künstlichen Moral („artifical morality“).

Abb.: Digitale Spielewelten in Zürich

Künstliche Kreaturen

Richard Butz hat ein Buch zur Literatur aus, in und über St. Gallen veröffentlicht. In einem Artikel in Saiten heißt es zu seinen „Streifzügen“: „Vergeblich suche man … eine literarische Auseinandersetzung mit der HSG; als eine der wenigen Ausnahmen nennt das Buch Oliver Bendels Roman ‚Künstliche Kreaturen‘; die Uni sei in der Literatur so wenig Thema wie in der Stadt generell.“ (Saiten, 29. April 2021) „Künstliche Kreaturen“ erschien 2008 im Leipziger Literaturverlag (Edition ERATA). Wie der Titel andeutet, ist es ein Roman (auch) über die Ideen- und Entwicklungsgeschichte von Menschmaschinen und Tierartefakten, über Talos, Pandora und die Androiden aus Frankreich und der Schweiz. Aus dem Klappentext: „Anna Wede wird auf eine Professur an einer Schweizer Hochschule berufen. Sie liebt ihre Wohnung, von der aus sie auf einen mächtigen Berg blickt, sie ist fasziniert von der ins Hochtal gelegten Stadt. Nicht zum ersten Mal hält sie ihre Vorlesung zur künstlichen Kreatur, in der sie auf Ideen der Antike ebenso eingeht wie auf Agenten und Avatare der Gegenwart. Lydie ist eine aufmerksame und zielstrebige schweizerische Studentin. Ihre Einladung zum Weintrinken in einem Lokal schlägt Anna nicht ab. Sie nähern sich an, vor allem körperlich und äußerlich. Die Studentin könnte Annas Phantasie entsprungen sein. Aber ihre Macht über die Professorin ist real.“ Das Buch kann u.a. als E-Book über alle bekannten Kanäle bezogen werden.

Abb.: Der Umschlag des Buchs

IFIP Code of Ethics and Professional Conduct

Der internationale Informatikverband IFIP hat einen Code of Ethics and Professional Conduct vorgelegt. Abschnitt 1 umreißt – so steht es in der Präambel – grundlegende ethische Prinzipien, die die Basis für den Rest des Kodex bilden. Abschnitt 2 behandele zusätzliche, spezifischere Überlegungen zur beruflichen Verantwortung. Abschnitt 3 diene als Leitfaden für Personen, die eine Führungsrolle innehaben, sei es am Arbeitsplatz oder in einer ehrenamtlichen beruflichen Funktion. Die Verpflichtung zu moralischen Verhaltensweisen werde von jedem IFIP-Mitglied verlangt. Wie vergleichbare ethische Leitlinien bietet der IFIP Code of Ethics and Professional Conduct eine gewisse Orientierungshilfe. Zugleich bleibt er ein zahnloser Tiger. Wie andere Ansätze – man denke an den Begriff „human-centered AI“ (vor allem in seiner humanistischen, weniger in seiner technischen Bedeutung) – stellt er den Menschen in den Mittelpunkt. Auch auf die natürliche Umwelt soll immerhin geachtet werden: „In addition to a safe social environment, human well-being requires a safe natural environment. Therefore, computing professionals should promote environmental sustainability both locally and globally.“ Offensichtlich ist die Natur aber nach der Meinung der Verfasser nur erhaltenswert wegen des Menschen selbst, was die Arbeit von Umweltethik, Tierethik und Umweltschutz der letzten Jahrzehnte vernachlässigt. Der Code kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Jedes Mitglied soll den Code einhalten

CHINAHIRN zu „Social Credit Rating“

Im Newsletter CHINAHIRN vom 30. Dezember 2020 findet sich eine Rezension des Buchs „Social Credit Rating“ (Hrsg. Oliver Everling), das Ende 2020 herausgekommen ist. Eingegangen wird vor allem auf das Sozialkreditsystem, wie es in China geplant ist und vorbereitet wird. Wolfgang Hirn, der den Newsletter betreibt, schreibt: „Es kommen Praktiker und Wissenschaftler, Chinesen und Deutsche zu Wort. Sie vertreten keine Einheitsmeinung. Im Gegenteil: Es ist eine kontroverse Diskussion in Buchform, teilweise sehr abstrakt und wissenschaftlich … Für den China-Interessierten sind die Artikel aus chinesischer Sicht von Wu Jingmei … und Dai Xin interessant. Lesenswert aus deutscher Sicht die Beiträge von Katika Kühnreich, Oliver Bendel, Theresa Krause/Doris Fischer, Thomas Solbach und Tim A. Fongern.“ (Newsletter CHINAHIRN, 30. Dezember 2020) Hinzuzufügen ist, dass sich auch die Einlassung von Theo Sommer lohnt, des ehemaligen ZEIT-Chefredakteurs und -Herausgebers.

Abb.: Das Bird’s Nest in Peking

AI and Ethics Journal

Springer launches a new journal entitled „AI and Ethics“. This topic has been researched for several years from various perspectives, including information ethics, robot ethics (or roboethics) and machine ethics. From the description: „AI and Ethics seeks to promote informed debate and discussion of the ethical, regulatory, and policy implications that arise from the development of AI. It will focus on how AI techniques, tools, and technologies are developing, including consideration of where these developments may lead in the future. The journal will provide opportunities for academics, scientists, practitioners, policy makers, and the public to consider how AI might affect our lives in the future, and what implications, benefits, and risks might emerge. Attention will be given to the potential intentional and unintentional misuses of the research and technology presented in articles we publish. Examples of harmful consequences include weaponization, bias in face recognition systems, and discrimination and unfairness with respect to race and gender.

Fig.: AI and ethics

Robotik in den Alpen

Am 8. und 9. Oktober 2020 finden in Engelberg, einer Alpenstadt in der Zentralschweiz, die Engelberger Dialoge statt. In den Fokus nehmen diese, so die Ankündigung im Programmheft, „die komplexe Robotik“. „Robotik wird in nahezu allen Branchen eingesetzt. Treiber für die Entwicklung sind unter anderem die wissenschaftliche und technische Entwicklung, der Wettbewerbsdruck zur Steigerung der Produktivität von Arbeit und Kapital, der Personalmangel für gewisse Tätigkeiten sowie steigende Erwartungen an die Qualität von Produkten und Sicherheit. Experten verschiedener Fachdisziplinen werden … faszinierende Möglichkeiten wie Blitzlichter aufleuchten lassen. Ethische Aspekte in der Interaktion Robotik und Mensch werden ebenfalls angesprochen. Und die Rundtischdiskussion mit Vertretern verschiedener Branchen verspricht zweifellos lebhafte Voten zu Pro und Con der Robotik.“ (Programmheft Engelberger Dialoge) Beim Forum am 9. Oktober tragen u.a. Prof. Dr. Roland Siegwart, Institut für Robotik der ETH Zürich, Dr. Mathias Buerki, Wyss Translational Center der ETH Zürich, Prof. Dr. Marco Hutter, Depart. Mech. & Process Engineering der ETH Zürich und Prof. Dr. Oliver Bendel, Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW vor. Der Flyer für das Forum ist hier verfügbar.

Abb.: Bei Engelberg

Das Buch „handyhaiku“ ist frei verfügbar

Am 3. Juli 2020 ist das vermutlich erste Buch erschienen, in dem längere Gedichte in 3D-Codes enthalten sind. Es wurde von Oliver Bendel veröffentlicht. Von ihm stammt auch der Band „handyhaiku“ (2010, Hamburger Haiku Verlag), der mit QR-Codes (also bestimmten 2D-Codes) mit japanischen Kurzgedichten aufwartete. 2011 kam die zweite Auflage heraus. Der Verlag hat seine Tätigkeit bereits vor Jahren eingestellt. Das Buch selbst wird zehn Jahre nach der ersten Auflage als elektronische Version zur Verfügung gestellt. Die QR-Codes könnte man heute sehr klein abbilden. Aber 2010 hatten noch nicht alle Handys leistungsfähige Kameras. Zu dieser Zeit hat man die Zukunft des Buchs intensiv diskutiert, aus wirtschaftlicher wie aus ethischer Sicht. Man hat das E-Book als Bedrohung und Bereicherung wahrgenommen. 2D-Codes erschienen als Möglichkeit, die physische mit der virtuellen Welt zu verbinden, und kleinere Datenmengen zu speichern. Heute sind sie omnipräsent, und 3D-Codes können auch größere Datenmengen bewältigen. Das Buch kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Die eingescannten Haikus kann man überall lesen

Crash

Die junge Schweizerin Nathalie Matter hat für Kanal K einen hörenswerten einstündigen Radiobeitrag zum Thema „Crash“ gemacht. Gesendet wurde er am 1. April 2020. Es geht um etwas andere Zugänge zu Autounfällen. Zu Wort kommen u.a. der Kultur- und Medienwissenschaftler Johannes Binotto, der Markenberater Petter Glassen, der Fotograf Raffael Waldner und der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel. Es ist ein Mosaik an Ideen, Thesen und Analysen geworden, das neugierig macht auf das, was in der „Sendung über Mensch-Auto-Beziehungen“ mit dem Titel „Mensch, Auto!“ noch kommen mag. Man lernt, dass Autounfälle auch erotisch und ästhetisch gedeutet werden können. Man versteht, dass wir mit autonomen Autos vielleicht nicht gut umgehen können, dass wir uns an sie anpassen müssen und sie nicht wirklich hassen können, wenn Unfälle passieren. „Kanal K ist das Musik-, Community- und Ausbildungsradio im Raum Aargau/Solothurn und erreicht 35’000 Hörerinnen und Hörer. Das Programm hebt sich thematisch, kulturell und musikalisch von den kommerziellen Radios ab.“ (Website Kanal K) Weitere Informationen über www.kanalk.ch.

Abb.: Ein Crash ohne Folgen

Das Buch „Pflegeroboter“ ist ein Standardwerk

Das Springer-Buch „Pflegeroboter“, herausgegeben von Oliver Bendel, hat zwischen November 2018 und Februar 2020 ca. 150.000 Downloads erreicht. Gezählt werden Downloads des gesamten Werks sowie einzelner Kapitel. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es ein Standardwerk zum Thema ist. „Pflegeroboter, im Moment noch mehrheitlich Prototypen, unterstützen oder ersetzen menschliche Pflegekräfte bzw. Betreuer. Sie bringen Kranken und Alten die benötigten Medikamente und Nahrungsmittel, helfen beim Hinlegen und Aufrichten oder alarmieren den Notdienst. Vorteile von Pflegerobotern sind durchgehende Verwendbarkeit und gleichbleibende Qualität der Dienstleistung. Nachteile sind Kostenintensität (bei möglicher Amortisation) und Komplexität der Anforderungen. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel trafen sich im September 2017 Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen im Rahmen eines Ladenburger Diskurses der Daimler und Benz Stiftung, um über den aktuellen und künftigen Einsatz von Pflegerobotern zu sprechen und Forschungspotenziale zu identifizieren. Die Autoren gehen in ihren Beiträgen auch Fragen aus Wirtschafts-, Medizin- und Informationsethik nach: Wer trägt die Verantwortung bei einer fehlerhaften Betreuung und Versorgung durch die Maschine? Inwieweit kann diese die persönliche und informationelle Autonomie des Patienten unterstützen oder gefährden? Ist der Roboter eine Entlastung oder ein Konkurrent für Pflegekräfte? Antworten müssen von Wissenschaft und Gesellschaft gefunden werden.“ (Information Springer) Das Buch kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Abb.: Bendel und Pepper beim Ladenburger Diskurs (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Gambling without Addiction

In October 2019, an awareness campaign has been launched in Switzerland to help addicted gamblers cope with their compulsive behavior. SUCHT SCHWEIZ published a special digital programme, entitled „Spielen ohne Sucht“ („Gambling without Addiction“): „This website is a collaborative project of 16 German-speaking cantons. It provides information about the dangers of gambling, possible consequences and various options for seeking help, not only for Gamblers themselves but also their loved ones.“ (Website Spielen ohne Sucht) „A study published earlier this month found that nearly 3% of the Swiss population is addicted or at the risk of addiction, notably among online gamblers. The most popular games were Swiss lotteries, followed by bingo or other private games, table games, vending machines and slot machines operated in Swiss casinos. A small group of respondents also said they were gambling with international online operators.“ (swissinfo.ch, 28 October 2019) Since June 2018, by the way, online gaming addiction, a form of online addiction, has been listed as a disease by the World Health Organization (WHO).

Fig.: Gambling in Tokyo