High-Tech-Hunde und andere Untiere

„In Gaza und in der Ukraine werden ethisch umstrittene ‚High-Tech-Hunde‘ und andere autonome Waffen eingesetzt: Sie töten emotionslos, chirurgisch und ‚kostengünstiger‘. Das ist weder moralisch, noch völkerrechtlich vertretbar.“ (Die Furche, 3. April 2024) Mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Adrian Lobe, der am 3. April 2024 in der österreichischen Wochenzeitung Die Furche veröffentlicht wurde. Zu Wort kommt Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich wiederholt mit autonomen Waffensystemen beschäftigt hat. Im Jahre 2016 diskutierte er auf einem Panel in Krakau u.a. mit Ronald C. Arkin, der im Auftrag des Pentagon militärische Roboter mit einem künstlichen Gewissen ausgerüstet hat, wobei es bei Prototypen geblieben ist. Beide sind im Bereich der Maschinenethik tätig, haben aber z.T. ganz unterschiedliche Positionen. Oliver Bendel betreibt keine militärische Forschung und lehnt den Einsatz autonomer Kampfroboter ab. Er weist immer wieder darauf hin, dass auch Maschinen, die zu zivilen Zwecken entwickelt wurden, zu militärischen genutzt werden können, so wie es bereits der Fall bei Unitree Go1 und Go2 war, die in diesen Fällen ferngesteuert wurden – ihn stört daran nicht nur der Waffeneinsatz an sich, sondern auch, dass man die Akzeptanz gegenüber hilfreichen und sinnvollen Servicerobotern gefährdet. Der Artikel kann über www.furche.at abgerufen werden.

Abb.: Oliver Bendel mit seinem Unitree Go2

Guildo hat euch lieb

Im Saal war noch ein gut gelaunter Guildo Horn (Podiumsteilnehmer bei „Wie schreibt man über Menschen mit Behinderungen?“), als die Referenten hereinkamen. Er begrüßte sie mit den Worten: „Jetzt kommen schon die Nächsten – hallo!“ Die Nächsten waren die Referenten des Workshops „Maschinenethik“, nämlich Oliver Bendel („Moral für Maschinen“) und Barbara Lenz („Autonome Autos“). Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW eröffnete am 17. November 2015 als Wissenschaftler den Workshop in Bremen und führte in die derzeit wohl meistdiskutierte Disziplin ein – und gestand, dass ihm die ganze Zeit das Lied „Guildo hat euch lieb“ des von ihm sehr geschätzten Sängers und Aktivisten durch den Kopf gehe. Lenz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vertiefte mit dem derzeit wohl meistgenannten Anwendungsbeispiel. Abgesagt hatte Frank Sauer, Universität der Bundeswehr München („Autonome Waffen“). Über eine halbe Stunde erstreckte sich ein lebhaftes Frage-Antwort-Spiel mit dem Moderator Ralf Krauter vom Deutschlandfunk, der den Referenten auch noch die letzten Geheimnisse (die natürlich längst publiziert waren) entlockte. Wie programmiert man moralische Maschinen? Was spricht für regelbasierte, was für fallbasierte Ansätze? Wieviel Autonomie soll der Mensch behalten? Was will die Wirtschaft, was die Wissenschaft? Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten geizten anschließend nicht mit Fragen. Im Konferenzhotel Maritim ging es insgesamt trubelig zu im Rahmen der Veranstaltung „Wissenswerte“. In den Workshops redete man sich die Köpfe heiß über „Multimediales Storytelling“, „Science und Fiction“ und „Big Data in der Medizin“. Im Messebereich präsentierten sich die Partnerorganisationen, u.a. die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und der Stifterverband. Am frühen Abend war Franz Alt im Gespräch mit Lena Ganschow. Danach klang der Abend beim Essen im Friesenhof aus.

Abb.: In Bremen

Von Big Data bis Maschinenethik

Das Dialogforum WISSENSWERTE 2015 in Bremen bietet vom 16. bis 17. November 2015 mehrere Workshops zu aktuellen und brisanten Themen an. Getragen wird die Reihe u.a. von Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft und Stifterband für die deutsche Wissenschaft. Am 17. November widmet man sich dem Thema „Maschinenethik – wenn Roboter über Leben und Tod entscheiden“. Der Fokus ist auf autonome Autos und autonome Waffensysteme gerichtet. Der Eröffnungsvortrag wird von Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) gehalten. Weitere Workshops sind „Big Data in der Medizin – eine gesellschaftliche Revolution und was sie für uns bedeutet“, „Wie viel Evidenz steckt in unserem Gesundheitssystem?“ und „Die Gene und die ‚Rassen‘ – ein heikles Terrain“. Zudem wird am 24. November 2015 ein Rechercheworkshop zu „Palliativmedizin – warum geht es so langsam voran in Deutschland?“ durchgeführt. Weitere Informationen über www.wissenswerte-bremen.de.

Abb.: Was sieht das autonome Auto?