Zur Robotik im Gesundheitsbereich

Heidrun Becker, Mandy Scheermesser, Michael Früh, Yvonne Treusch, Holger Auerbach, Richard Alexander Hüppi, Flurina Meier sind die Autorinnen und Autoren der Studie „Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung“, die 2013 im vdf Hochschulverlag herausgekommen ist. Herausgeber ist die TA-SWISS, das „Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung“ der Schweiz, das in Bern angesiedelt ist. In der Zusammenfassung heißt es: „Die vorliegende Studie erhebt den Ist-Stand und Makrotrends zu Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung. Sie ermittelt Chancen und Risiken im Hinblick auf einen technisch machbaren, wirtschaftlich realisierbaren und ethisch wünschenswerten Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen und formuliert auf dieser Grundlage Empfehlungen für Politiker und andere Entscheidungsträger.“ Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Schluss: „Bislang existiert kein universell akzeptiertes Set von ethischen Prinzipien für den Einsatz von Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung. Ethische Werte wie Autonomie, Schutz vor Schaden, Fürsorge und Gerechtigkeit sind aber auch auf den Einsatz von Robotik anzuwenden.“ Die Studie kann über die Website www.ta-swiss.ch heruntergeladen werden.

Abb.: Der Gerechtigkeitsbrunnen in Bern

Der GOODBOT kommt auf die Welt

Viele Benutzer mögen Chatbots auf Websites und unterhalten sich gerne mit ihnen. Dabei spielen Produkte und Dienstleistungen meist eine untergeordnete Rolle. Man will das virtuelle Gegenüber ausfragen, mit ihm flirten, es necken und reizen. Wenn man in Schwierigkeiten steckt, will man eine Antwort erhalten, die einen nicht noch mehr entmutigt und verstört. Die meisten Bots sind in dieser Hinsicht völlig überfordert. Auf Selbstmorddrohungen oder Ankündigungen von Amokläufen reagieren sie inadäquat. In einem Projekt an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW wird unter der Leitung von Oliver Bendel eine moralische Maschine besonderer Art, nämlich ein sogenannter GOODBOT, konzipiert und prototypisch implementiert. Zunächst werden theoretische Grundlagen im Kontext der Maschinenethik erarbeitet. Es interessiert unter anderem, welche normativen Modelle maschinell verarbeitbar sind. Dann werden ausgewählte Chatbots auf Websites sowie Sprachassistenten wie Siri analysiert und verglichen sowie Erkenntnisse zu Systemen solcher Art gewonnen. Ein vorhandener Regelkatalog soll daraufhin überprüft werden, ob er in einem regelbasierten System umgesetzt bzw. wie er angepasst werden kann. Nicht nur Top-down-, sondern auch Bottom-up-Ansätze sollen erwogen werden. Zudem ist relevant, inwieweit soziale Medien und leibhaftige Menschen moralische Referenzpunkte bilden können. Das Projekt hat im Juni 2013 begonnen. Informationen zum Initiator und Projektleiter über www.fhnw.ch/personen/oliver-bendel.

Abb.: Eine Designstudie zum GOODBOT

Weder Wahrheits- noch Lügenmaschinen?

Das Buch „Können Roboter lügen?“ von Raúl Rojas enthält „Essays zur Robotik und Künstlichen Intelligenz“, die von 2011 bis 2013 in der Online-Zeitschrift Telepolis erschienen sind. Rojas ist Professor für Künstliche Intelligenz an der Freien Universität Berlin. Im Kontext der Maschinenethik (und der Roboterethik) ist vor allem der dritte Teil interessant. Im Vorwort heißt es: „Der dritte Teil über Robotik und KI gibt einen Einblick in die Arbeit, die in den letzten Jahren auf diesem Gebiet geleistet worden ist. Wir wären froh, mit Robotern die Eleganz eines Insekts bei der Bewältigung von Hindernissen zu erreichen. Wir können aber schon heute kleine und große Roboter – z.B. autonome Fahrzeuge – mit kognitiven Architekturen ausstatten, die eine effiziente und nützliche Funktionalität erlauben. Die Kapitel über Roboter, die lügen, bzw. über das Watson-System zeigen die zwei Seiten der Medaille: Wie weit die künstliche Intelligenz gekommen ist und wie weit entfernt sie doch noch vom Ziel bleibt.“ Rojas gelangt zum Schluss: „Roboter kennen die Wahrheit nicht, deswegen können sie nicht lügen.“ Das Buch wurde Ende Mai 2013 im Heise Zeitschriften Verlag veröffentlicht und ist u.a. in der Kindle-Edition erhältlich.

Abb.: Der berühmte Baron

Neue Plattform zur Maschinenethik

Die Plattform maschinenethik.net wurde im Frühjahr 2013 gegründet und ist der Maschinenethik und speziell auch der Roboterethik und der Algorithmenethik gewidmet. Im Glossar zur Informationsethik von Oliver Bendel heißt es: „Die Maschinenethik (‚Machine Ethics‘) hat die Moral von Maschinen zum Gegenstand, vor allem von (teil-)autonomen Systemen wie Agenten, Robotern, Drohnen, Computern im automatisierten Handel und selbstständig fahrenden Autos. Sie kann innerhalb von Informations- und Technikethik eingeordnet oder als Pendant zur Menschenethik angesehen werden.“ Kern der Plattform ist ein Blog mit Nachrichten zu Veranstaltungen, Diskussionen, Publikationen und Entwicklungen. Zwei Twitter-Walls bringen die deutsch- und englischsprachigen Tweets zum Thema. Ein Literaturverzeichnis rundet das Angebot ab. Die USA, Kanada, Australien, Japan und Holland forschen intensiv im Bereich der Maschinenethik. Auch aus den deutschsprachigen Ländern sollten Beiträge kommen. Zudem sollten neben KI und Philosophie weitere Disziplinen wie die Wirtschaftsinformatik beitragen.

Abb.: Ein Verkaufsautomat

Einladung zum FESTIVAL DE ROBOTIQUE

EPFL und NCCR Robotics laden am 20. April 2013 zum sechsten Mal zum FESTIVAL DE ROBOTIQUE ein. Das Motto lautet „Dans les étoiles!“ – eine Hommage an die Roboter und den Weltraum. Mit Spannung werden die Veranstaltungen „Coupe Roberta 2013“ und „Grand Concours Robopoly“ erwartet. Und die bunten, hübschen Astropoden, die laut Website von den Sternen kommen und sich wackelnd vorwärts bewegen. Nach ihrer Reise durch das Universum und fern der Heimat werden sich diese Roboter, so die Annahme der Veranstalter, einsam fühlen. Die Besucher sollen ihnen deshalb ein neues Zuhause bauen, mit Hindernissen, Durchgängen und Tunneln. Man wird sehen, wie sich die Astropoden dort zurechtfinden. Neben ihnen gibt es weitere faszinierende Roboter, mit denen man kommunizieren und interagieren kann. Dabei kann man sie auch in moralischer Hinsicht auf die Probe stellen und überprüfen, ob sie Anforderungen genügen, wie sie in der Maschinenethik formuliert werden. Das Festival findet an der École polytechnique fédérale de Lausanne EPFL in Lausanne statt. Weitere Informationen über festivalrobotique.epfl.ch (Link nicht mehr gültig).

Abb.: Roboter und Weltraum

Roboter auf Tour

25 Jahre AI Lab Zürich werden gefeiert. Es kommen Roboter aus aller Welt. Und sicherlich Menschen aus dem ganzen Land. Mit Blick auf den 9. März 2013 wird auf der Website robotsontour.com mit folgenden Worten geworben: „Das AI Lab lädt die modernsten Roboter weltweit nach Zürich ein. Nebst einem Weltrekordversuch wird Roboy präsentiert: das erste Roboterkind der Schweiz! Ausserdem haben Sie die Gelegenheit, berühmte Roboter aus Hollywood-Filmen persönlich zu treffen sowie Baxter, Geminoid, Kenshiro und viele weitere revolutionäre Roboter kennenzulernen.“ Am Tag davor, am 8. März, findet von 9.00 bis 17.00 Uhr im Café Sphères ein wissenschaftliches Symposium statt, eröffnet von Rolf Pfeifer persönlich; es „präsentieren Spitzenforscher aus der ganzen Welt ihre Ideen zu Robotik und wie wir in Zukunft mit diesen Maschinen zusammenleben werden“. Von 16.20 bis 17.30 Uhr diskutieren Experten zu Fragen wie: „Will, in 10 years time, robots take over care for the elderly? Personal service robots for everyone in the near future: myth or reality?“ Und man widmet sich informations- und maschinenethischen Themen: „Ethical implications of home robots, personal robots and human sexuality“. Weitere Informationen zu „Robots on Tour“ („World Congress and Exhibition of Robots, Humanoids, Cyborgs and more“) finden sich auf der angegebenen Website.

Abb.: Im Sphères tritt auch Rob Spence auf, der sich Eyeborg nennt (Foto: Rob Spence)