Eine Serie mit dem Prompt „An old, run-down homeless man on the streets of San Francisco, photorealistic“ geriet DALL-E am Nachmittag des 3. Oktober 2023 so überzeugend, dass die Auswahl schwer fiel. Vier alte Männer, mit leeren oder wachen Augen, mit oder ohne Auflösungserscheinungen, mehr oder weniger wach oder schlafend, mit verfilzten oder verdreckten Bärten, mit Mütze oder barhäuptig, mit europäischen oder asiatischen Wurzeln. DALL-E 3 scheint sich auszukennen mit dem Leid der Obdachlosen in Kalifornien. Die Wahl fiel auf einen sitzenden Mann, der sich wohl kurz vorher eine Baseballkappe besorgt hat. Der Blick ist leer, die Jacke verschmutzt, die Decke wärmt von unten, denn die Nächte können kühl sein in San Francisco, der schönsten und grausamsten Stadt der Welt. Diese ist schemenhaft zu erkennen, nicht mit den typischen Feuerleitern wie auf einem anderen Bild, sondern mit den Schildern der Geschäfte. Ein Mann geht in den Hintergrund, aus dem ein anderer kommt. Die Darstellung wirkt realistischer als das Heidi-Bild. Ein alternatives Bild lenkt den Blick auf einen Bart, in dem Überreste und Schmutzteile hängen. Die Haut des Bruders ist beschädigter, gezeichnet vom Alter, von der Krankheit und von der Straße.
Heidi als zehnjähriges Mädchen in den Schweizer Bergen mit Smartphone – so lautete sinngemäss der Prompt, den Oliver Bendel aus Zürich am Mittag des 3. Oktober 2023 in DALL-E 3 eingab. Auch bei diesem Ergebnis fällt die Ausarbeitung von Details ins Auge. Den Pullover – wohl passend zu Temperatur und Situation – kann man förmlich in seiner groben Struktur fühlen. Der eine Rucksackgurt sitzt gut sichtbar an der richtigen Stelle der Schulter, der andere ist vom langen blonden Haar bedeckt. Die Hände erscheinen, im Gegensatz zu anderen Bildern, soweit korrekt. Auch die Finger sind in diesem Fall nicht überlang. Sie schließen sich in natürlicher Weise um das Smartphone, das von verschiedenen Herstellern sein könnte. Vermutlich textet das Mädchen mit den Daumen. Sie lächelt dabei. Im Hintergrund erheben sich Allerweltsberge und ziehen Allerweltswolken dahin. Am Rande duckt sich eine Hütte. In einem Bild einer anderen Serie – ohne Altersangabe – ist deutlich das Matterhorn zu sehen. Das Gesicht beeindruckt durch die konzentriert blickenden Augen, die klar gezeichneten Wimpern und Augenbrauen, die – womöglich durch die Höhenluft – geröteten Wangen, auch wenn über allem der Schleier des Künstlichen liegt.
Ein Kurs an der Hochschule, in dem man Prof. Dr. Oliver Bendel zujubelt – so lautete der Prompt, der am Morgen des 3. Oktober 2023 bei DALL-E 3 eingegeben wurde. Erst am Tag davor hatte der Launch der neuen Version durch OpenAI stattgefunden. Der abgebildete Dozent hat mit dem Ethiker und Technikphilosophen wenig gemein, bis auf den obligatorischen Anzug mit Krawatte. ChatGPT kennt ihn gut und kann viel über ihn erzählen, aber anscheinend reicht DALL-E 3 das Bildmaterial nicht aus – oder es ist vorsichtig bei realen Personen. Die Klasse selbst besteht ausschließlich aus jungen Männern, die sich auffällig ähneln, vor allem die Streber in der ersten Reihe. In einem weiteren Versuch wurden sie durch junge Frauen ersetzt, die nun vollends als Klone daherkommen, brünett, adrett, die Hände in die Luft schnellen lassend, mit den Fingern schnippend. Insgesamt wirkt das Bild wie aus der Zeit gefallen, zumal die jungen Männer vor Büchern sitzen und nicht vor Notebooks – nicht einmal eine Wasserflasche oder ein Energydrink ist zu sehen, was den Betrachter schon beim bloßen Zusehen dehydrieren lässt. Ansonsten fallen einige Details auf, die typisch für DALL-E 3 zu sein scheinen, wie die langen Finger und das gleißende Licht. Beeindruckend nicht zuletzt, dass man fast im Buch des Dozenten lesen kann.
Abb.: Der Professor vor der Klasse (Bild: DALL-E 3)
Bereits am 2. Oktober 2023, als DALL-E das Licht der Welt erblickte, konnte man feststellen, dass der Bildgenerator virtuos mit Wasser umgeht. Dabei stimmen auf den zweiten Blick nicht alle Details. In einem von Oliver Bendel verursachten Bild, das einen Pool auf einem Trabanten oder Meteoriten zeigt, sollten eigentlich Frauen um die Wette schwimmen. Die Bewegung des Wassers deutet allerdings an, dass sie kaum daran interessiert sind, von der Stelle zu kommen. In einem alternativen Bild ist dies schon besser umgesetzt. Man sieht im Wasser deutlich die Spuren, die die Schwimmerinnen hinterlassen haben. In beiden Fällen übt das Wasser eine gewisse Faszination aus, vor allem durch das Spiel mit dem Licht. Dieses ist auch entscheidend bei einer anderen Serie, die Mädchen dabei zeigt, wie sie mit einem Salto in einen Pool springen. Hinzu kommen stimmige Spiegelungen des Wassers und Kräuselungen der Oberfläche. Es gefällt auch die Bewegung, die Drehung, überhaupt die Dynamik. Wie bei einer früheren Darstellung fragt man sich aber, ob die Mutige ins Wasser fällt oder auf den Boden prallt – oder auf den Handlauf des Einstiegs, der bereits verbogen erscheint. Zudem fallen die überlangen Finger auf. Beunruhigend wiederum – wie in dem anderen Poolbild – die Gestalten am Beckenrand, auch wenn sie menschlich wirken. Die Wirkung insgesamt ist enorm, zumal sich im Hintergrund ein berühmtes Bauwerk erhebt, die kambodschanische Tempelanlage Angkor Wat, was freilich im Prompt gar nicht angefordert worden war. Auch ein alternatives Bild mit einer farbigen Springerin gefällt.
Einen Tag nach dem Launch von DALL-E 3 kommt kaum jemand in den Genuss, die sehenswerten Bilder generieren zu können. Oder vielmehr kommen so viele Menschen in diesen Genuss, dass viele andere leer ausgehen. Sie sehen nur einen Kugelfisch und die Meldung: „Wir können Ihre Bilder im Moment nicht erstellen. Aufgrund der hohen Nachfrage können wir keine neuen Anforderungen verarbeiten. Versuchen Sie es bitte später noch einmal.“ (Website Bing Image Creator) Wer es dann später schafft, wie Oliver Bendel am Morgen des 3. Oktober 2023, ist durchaus beeindruckt. Simple Prompts werden fantasievoll umgesetzt. Es werden unterschiedliche Stile hergenommen und Perspektiven eingenommen. Es herrscht aber auch verblüffende Homogenität. Ein Kurs an einer Hochschule besteht aus lauter jungen Männern, die ähnlich aussehen. Ersetzt man sie durch junge Frauen, gleichen auch diese wie ein Ei dem anderen. Komplexere Prompts werden recht genau befolgt. Wenn ein Ball drei Farben haben soll, hat er drei Farben. Wenn es sich um drei junge Otter handeln soll, kommen genau drei possierliche Tiere ins Bild. Wenn man allerdings einen Schwimmwettkampf auf dem Mond haben will, ist der Mond am Himmel zu sehen. Die Athletinnen befinden sich vermutlich auf einem Meteoriten. Auch die Aliens in der näheren Umgebung tragen nicht zur Beruhigung bei.
Abb.: Wettschwimmen in der Nähe des Monds (Bild: DALL-E 3)
„Forscher des Toyota Research Institute (TRI) haben nach eigenen Angaben einen wegweisenden generativen KI-Ansatz entwickelt, um Robotern schnell und sicher neue Fähigkeiten beizubringen, zu denen beispielsweise die Zubereitung von Pancakes gehört. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung erklärt, werde dadurch der Nutzen von Robotern erheblich verbessert. Obendrein sei dies ein bedeutsamer Schritt hin zur Entwicklung eines sogenannten Large Behavior Models (LBM).“ (Golem, 20. September 2023) Dies meldete Golem am 20. September 2023. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Nutzung von Large Language Models (LLM) für Roboter. In diesem Bereich hat seit Anfang 2023 vor allem das Sprachmodell PaLM-E für Aufmerksamkeit gesorgt. Indem Bilddaten und Daten zu Zuständen und Ereignissen integriert werden, werden Virtualität und Realität miteinander verbunden. Konkret kann der Benutzer mit Hilfe eines Prompts einem Roboter eine Anweisung geben, die dieser dann in seiner Umgebung ausführt, die er vorher beobachtet hat und weiter beobachtet. Aber nicht nur Google und TU Berlin forschen auf diesem Gebiet – in dem Paper „ChatGPT for Robotics“ hat auch Microsoft erste Ergebnisse vorgestellt. Oliver Bendel hat im Mai 2023 zu diesem Thema den Artikel „Die Mächtigkeit von Sprachmodellen“ veröffentlicht.
„Knapp eine Woche, nachdem OpenAI die neue Version von Dall-E 3 vorgestellt hat, steht sie nun über den Bing Image Creator zur kostenlosen Verfügung. Ursprünglich hatten die Entwickler angekündigt, das Tool nur für ChatGPT-Plus- und Enterprise-Kunden ab Anfang Oktober zu veröffentlichen.“ (Golem, 2. Oktober 2023) Dies meldete Golem am Spätnachmittag des 2. Oktober 2023. „Mit der Text-zu-Bild-KI verspricht OpenAI, Kenntnisse im Prompt Engineering überflüssig zu machen. Bei Dall-E 3 übernimmt ChatGPT diese Aufgabe und übersetzt die Bildbeschreibungen der Nutzer in Prompts, die für Dall-E 3 verständlich sind.“ (Golem, 2. Oktober 2023) Am Abend war das System zeitweise stark überlastet. Das Generieren eines Bildes dauerte 15 bis 30 Minuten. Erste Tests von Prof. Dr. Oliver Bendel verliefen erfolgversprechend. Die Qualität nähert sich Midjourney an, aber Füße und Hände sind immer noch eine Herausforderung … Auch eine moralische und rechtliche Dimension scheint es wieder zu geben: OpenAI legt „bei Dall-E 3 weiterhin Wert auf Sicherheit“ und „integriert Mechanismen, mit denen Missbrauch, Propaganda und Desinformationen“ (Golem, 2. Oktober 2023) vorgebeugt werden soll. Bei DALL-E 2 sorgte dies bereits für ärgerliche Einschränkungen, ebenso bei Ideogram. Man ist letztlich der Moral amerikanischer Machart ausgeliefert – dem neoviktorianischen Unternehmenskonservatismus, wie es ein KI-Experte im Austausch mit Oliver Bendel ausdrückte. DALL-E 3 zensiert ebenfalls, direkt bei den Prompts, und droht mit Konsequenzen bis hin zur Schließung des Accounts.
Abb.: Ein Mädchen springt vom Turm in den Pool (Bild: DALL-E 3)
„Diskrete Fertigung und Prozessautomation – das sind die Fokusthemen der messtec drives Automation. Durch Markt- und Branchenanalysen, Unternehmensporträts sowie Technologie- und Applikationsberichte gibt das Medienkonzept mit seinen Print- und digitalen Formaten neue Impulse!“ (Website Wiley) Mit diesen Worten wirbt das Magazin von Wiley auf seiner Website. In der Ausgabe 8/2023, erschienen am 2. Oktober 2023, ist der dreiseitige Artikel „Der künstliche Barkeeper“ von Prof. Dr. Oliver Bendel und Lea Peier enthalten. Es handelt sich um den Auftakt einer dreiteiligen Serie, die auf das Paper „How Can Bar Robots Enhance the Well-being of Guests?“ zurückgeht und die in den Ausgaben 8/2023, 9/2023 und 1/2024 abgedruckt wird. Im Fokus stehen Barroboter wie Barney Bar und Robobarista, die an der Hochschule für Wirtschaft FHNW erforscht werden. Im ersten Teil werden Industrieroboter, Serviceroboter und soziale Roboter erklärt. Dabei spielt das Modell mit den fünf Dimensionen eine Rolle. Zudem wird auf Roboter in der Gastronomie eingegangen und eine Übersicht über Barroboter gegeben. Zwei Fotos zeigen die genannten Modelle, die aus der Schweiz stammen. Das ganze Heft kann hier heruntergeladen werden.
Ideogram schien im August 2023 als recht freier und freizügiger Bildgenerator zu starten. Inzwischen werden auffällig viele Bilder zensiert. Dabei ist gar nicht der Prompt entscheidend, sondern das Bild selbst. Wenn der Plattform beim Generieren auffällt, dass das Bild problematisch sein könnte, wird es nicht zu Ende gebracht, sondern durch eine Kachel mit einer Katze ersetzt, die ein Schild mit der Aufschrift «MAYBE NOT SAFE» in den Pfoten hält. Ein Prompt lautete: „Die Skulptur Galatea, die der schönen Aphrodite ähnelt, erschafft sich selbst, photo, cinematic“. Die Skulptur von Pygmalion sollte sich also selbst ermächtigen. Man sah die vier Bilder entstehen, bei zweien waren Brüste zu erkennen, für den Benutzer und auch die Plattform selbst, was offenbar dazu führte, dass die Bilder noch vor der Fertigstellung in die besagten Warnhinweise umgewandelt wurden. Unproblematisch dagegen nach wie vor die fotorealistischen Bilder von Frauen in freizügiger Pose, solange sie Bikinis oder Hotpants tragen. Genau hier scheint, wie bei anderen amerikanischen Plattformen auch, das Problem zu liegen, nämlich in der Sichtbarkeit der Brustwarzen, ganz egal, ob es sich um Menschen oder Skulpturen handelt. Ein weiterer Versuch ließ bei einem von vier Bildern genau diese erkennen, bis sie unter dem Fell der Katze verschwanden. Bei einer anderen Skulptur hatte Ideogram selbst die Brustwarzen abgedeckt, die eine mit ihrer Hand, die andere mit etwas Schmuck aus Lehm oder Stein. Ihr blieb das Schicksal der Schwester erspart.
OpenAI reported on September 25, 2023 in its blog: „We are beginning to roll out new voice and image capabilities in ChatGPT. They offer a new, more intuitive type of interface by allowing you to have a voice conversation or show ChatGPT what you’re talking about.“ (OpenAI Blog, 25 September 2023) The company gives some examples of using ChatGPT in everyday life: „Snap a picture of a landmark while traveling and have a live conversation about what’s interesting about it. When you’re home, snap pictures of your fridge and pantry to figure out what’s for dinner (and ask follow up questions for a step by step recipe). After dinner, help your child with a math problem by taking a photo, circling the problem set, and having it share hints with both of you.“ (OpenAI Blog, 25 September 2023) But the application can not only see, it can also hear and speak: „You can now use voice to engage in a back-and-forth conversation with your assistant. Speak with it on the go, request a bedtime story for your family, or settle a dinner table debate.“ (OpenAI Blog, 25 September 2023) More information via openai.com/blog/chatgpt-can-now-see-hear-and-speak.
The technology philosopher and writer Oliver Bendel published the book „ARTIFACTS WITH HANDICAPS“ on 24 September 2023. The information about the author reads: „Oliver Bendel featuring Ideogram and GPT-4“. In fact, the entire work was created with the help of generative AI. It consists of 11 images, each followed by a short story. This one deals with the imperfection of representation. Once a hand looks like that of a mummy, once a skateboard floats in the air above the wheels. But there is also one or another representation that looks perfect. In this case, the story explains what is different about the person, their history, or their behavior. Ultimately, it is about the otherness and the fact that this is in fact a special feature. The book is freely available and can be distributed and used as desired, with credit given to the authors, i.e. the artist and the AI systems. Oliver Bendel has been writing experimental literature, including digital literature, for 40 years. As of 2007, he was one of the best-known cell phone novelists in Europe. In 2010, he attracted attention with a volume of haiku – „handyhaiku“ – in which the poems were printed in the form of QR codes. In 2020, the volume „Die Astronautin“ was published, in which the poems are printed in the form of 3D codes. The standard work „Die Struktur der modernen Literatur“ („The Structure of Modern Literature“) by Mario Andreotti devotes two pages to the writer’s work.
The Copernicus Science Centre’s exhibition „The Future is Now“ helps to face and understand the challenges of today’s world in all its complexity. „It shows different technological solutions and encourages to look at them in a critical way. It also takes notice of the relationships between our personal values and the values of others.“ (CSC website) The exhibition is divided into three parts. Two of them can already be visited: „Digital Brain?“ and „Mission: Earth“. The last part („Human 2.0“) is scheduled to open on 15 October 2024. Part of the „Digital Brain“ („#Relationships“) is BABYCLON, a robotic baby. According to the organizers, this will allow visitors to test the uncanny valley effect on themselves. „Are we ready to meet our machine lookalikes? Not really. It turns out that the more indistinguishable from humans a robot is, the weirder feelings it evokes. See for yourself if the ‚uncanny valley‘ effect works on you.“ (CSC website) This is not exactly what the uncanny valley thesis means. It is about very high expectations of very human-like robots, which are then disappointed by, for example, Sophie’s weird smile or BABYCLON’s strange behavior. More information at www.kopernik.org.pl/en/education-and-information-campaigns/exhibition-future-today.
Wie verschiedene Schweizer Medien melden, etwa Tages-Anzeiger und Watson, startet der Regionalverkehr Bern–Solothurn (RBS) im Oktober 2023 Testfahrten mit einem automatischen oder autonomen Zug. Dieser ist „nur auf Strecken unterwegs, wo es Leerfahrten gibt“ (Watson, 13. September 2023). Damit würde man laut Medien das geforderte Sicherheitsniveau erfüllen. „Den Testfahrten vorausgegangen seien – unter anderem zur Klärung dieser Frage – umfangreiche Abklärungen und Studien. Derzeit werde zusätzlich überprüft, ob eine Raumüberwachung des Bahnübergangs notwendig ist, der sich auf der Strecke zwischen dem Bahnhof Bätterkinden und dem Wendegleis befindet.“ (Watson, 13. September 2023) Weltweit verkehren viele U-Bahnen fahrerlos und weitgehend unfallfrei. Auch mit Shuttles, die auf virtuellen Schienen mit geringer Geschwindigkeit fahren, hat man seit Jahren gute Erfahrungen gemacht – hier wurde in der Schweiz mit dem SmartShuttle Pionierarbeit geleistet. Es liegt nahe, in diesem Land den Zugverkehr zu automatisieren. Ohne Zweifel wird in ein paar Jahren auch der Personentransport in dieser Form stattfinden.
Es entstehen immer mehr Leitfäden, Richtlinien und Verordnungen zu künstlicher Intelligenz (KI). Manche sind sehr allgemein, andere sehr konkret, bezogen auf einen Anwendungsbereich oder eine Nutzergruppe. Ein wesentlicher Aspekt bei der Durchführung von KI-Projekten und der Einführung von KI-Systemen ist Digital Trust. Die Entwickler müssen den Einrichtungen, die Leitfäden, Richtlinien und Verordnungen zu künstlicher Intelligenz verantworten und vorlegen, vertrauen können, und sie müssen den Regeln selbst vertrauen können. Die Anbieter und Benutzer müssen beim Betrieb der KI-Systeme darauf vertrauen können, dass alle Leitfäden, Richtlinien und Verordnungen beachtet wurden und das KI-System den Anforderungen entspricht. Die Endbenutzer müssen darauf vertrauen können, dass das KI-System den Anforderungen entspricht und es sich um vertrauenswürdige KI handelt. Der interaktive, webbasierte Digital-Trust-Radar schafft für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft spezifische Zugänge zu Leitfäden, Richtlinien und Verordnungen, fasst diese zusammen und bewertet sie. Dabei werden Bereiche wie Ethik und Recht, Cybersicherheit sowie Technik und Methodik unterschieden. Der Einstieg erfolgt über Themen, Branchen oder Rollen. Das Projekt dauert vom 1. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 und wird von der Stiftung FHNW sowie vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW gefördert. Projektleiter ist Prof. Dr. Oliver Bendel. Weitere Informationen sind über digitaltrust-competence.ch/projects erhältlich.
Abb.: So stellt sich Ideogram ein Magazin zu Digital Trust vor
Wie Golem am 11. September 2023 meldete, zeigt der Zirkus Roncalli Tiere nur noch als Hologramme. Damit dürfte neben die berühmten ABBA-Shows mit ihren humanoiden ABBAtaren neue Spektakel mit animaloiden Darstellern treten. Es handelt sich wie bei „Voyage“ in London um Pseudo- oder Quasihologramme. Das Magazin schreibt hierzu: „Als technisch besonders herausfordernd habe sich dabei die Tatsache erwiesen, dass das Publikum im Zirkus in einer kreisförmigen Anordnung um die Show herum sitze. Um die verschiedenen Sichtperspektiven zu erfassen, kommen letztendlich elf um die Manege herum platzierte Hochleistungsbeamer zum Einsatz. Die hochauflösenden 3D-Bilder projiziere der Zirkus auf ein feinmaschiges Netz, das den Aufführungsraum umgebe und das, sobald das Licht ausgehe, nahezu unsichtbar sei.“ (Golem, 11. September 2023) Als Tierschützer hat sich Roncalli schon seit geraumer Zeit positioniert – nun kommt der Status des Technikförderers dazu. Tatsächlich haben Hologramme enormes Potenzial und dürften nicht nur Shows und Events, sondern auch die Zusammenarbeit in und zwischen Unternehmen sowie die Ausstattung von Smart Homes verändern. Zudem könnten sie – wie im Buchbeitrag „Hologram Girl“ beschrieben – zu neuen Objekten der Begierde werden.
Abb.: Ein mit Ideogram generiertes Bild eines Elefanten
Zu @llegra, einem Chatbot für Vallader, liegt seit 10. September 2023 ein Video vor. Vorgeführt wird ein kurzes Gespräch mit Texteingabe und -ausgabe sowie Sprachausgabe. Conversational Agents sind seit einem Vierteljahrhundert ein Forschungsgegenstand von Prof. Dr. Oliver Bendel. Ihnen widmete er seine Doktorarbeit an der Universität St. Gallen. An der Hochschule für Wirtschaft FHNW entstanden sie von 2012 bis 2022 vor allem im Kontext der Maschinenethik und Sozialen Robotik. Der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker widmet sich seit einiger Zeit verstärkt toten, ausgestorbenen und gefährdeten Sprachen. Nach @ve (2022), einem auf GPT-3 basierenden Chatbot für Latein, startete im März 2023 ein weiteres Projekt. Entwickelt wurde bis August 2023 der Chatbot @llegra von Dalil Jabou für das rätoromanische Idiom Vallader, das im Unterengadin zwischen Martina im Nordosten und Zernez im Südwesten sowie im Val Müstair auftritt und gefährdet ist. Der Chatbot beruht auf dem Sprachmodell GPT-4. Das hat den Vorteil, dass er von Haus aus mächtig ist, und den Nachteil, dass man ihn noch nicht mit eigenem Material trainieren kann – was sich erst Ende des Jahres ändert. Entsprechend rutscht @llegra immer wieder in Sursilvan und Rumantsch Grischun, wenn sie auf Vallader nicht weiterweiß. Das kann freilich auch Menschen passieren, die gerade von Flims nach Scuol gezogen sind und regelmäßig RTR gesehen oder gehört haben. Das Video kann über YouTube aufgerufen werden.
Abb.: Eine junge Frau benutzt einen Chatbot in den Alpen
Ideogram ist ein Bildgenerator, der Gesichter und Körper meist schlechter als Midjourney darstellt, Texte aber oft besser. Er kann über ideogram.ai aufgerufen werden. Jedes Bild ist öffentlich auf der Website sichtbar. Die Community nutzt diese Voraussetzungen und Bedingungen, um miteinander und vor allem mit dem Anbieter zu kommunizieren. So sind seit Tagen Protestierende mit Schildern zu sehen, auf denen „You need more servers“ und ähnliche Sätze stehen. Damit wird darauf angespielt, dass der Dienst inzwischen so beliebt ist, dass er nur noch selten zur Verfügung steht. Andere Generatoren hat in der Vergangenheit ein ähnliches Schicksal ereilt, bis nachgebessert wurde. Immer mehr werden auch konkrete Funktionen gefordert, etwa eine Suchfunktion oder eine Uploadfunktion für Bilder. Da solche Tafeln von vielen Benutzern gelikt werden, sind sie in der standardmäßig eingestellten Rubrik „Trending“ sichtbar. Dort war dann auch eine Gegenstimme, eine Demonstrantin, die ein Schild mit der leicht fehlerhaft generierten Aufschrift „IT’S FREE UNGRATEFUL PEEOPLE“ trug. Ob undankbar oder nicht – wichtig wäre noch eine höhere Auflösung, denn im Moment ist man auf Upscaler angewiesen, wenn man das Bild in einer bestimmten Größe auf der Website oder im Print verwenden will. Ein Grund für die Beliebtheit von Ideogram ist, dass man ohne Anmeldung und andere Hürden einfach loslegen kann. Und eben, dass man Texte einfügen kann, was u.a. die Covergestaltung ermöglicht.
Abb.: Ein Kommunikationsbild von „engel“, zugeschnitten für diesen Post (Bild: Ideogram)
Mit generativer KI (engl. „generative AI“) beschäftigte sich Prof. Dr. Oliver Bendel ab 2019, zunächst in Bezug auf Dialogsysteme sozialer Roboter, dann in Bezug auf Text- und Bildgenerierung. In dem von ihm herausgegebenen Band „Maschinenliebe“ geht einer seiner Autoren, Kino Coursey von Realbotix, auf die Verwendung von Sprachmodellen bei sozialen Robotern wie Harmony ein. Es folgten weitere Artikel in diesem Kontext von Oliver Bendel selbst, etwa „Die Mächtigkeit von Sprachmodellen: Anwendungsmöglichkeiten für Service- und Industrieroboter“, erschienen im Frühjahr 2023 in messtec drives Automation. 2023 war der Technikphilosoph zu Gast bei „Scobel“ zu diesem Thema, u.a. zusammen mit Doris Weßels, und Referent an der TU Darmstadt. Für Ende 2023 und Anfang 2024 sind weitere Papers und Buchbeiträge zu Text- und Bildgeneratoren geplant, u.a. bei Kohlhammer und Schäffer-Poeschel und in AI & Society. Der Artikel „Image Synthesis from an Ethical Perspective“ ist nun bei Springer in die Produktion gegangen. Er war bereits im April 2023 bei AI & Society eingereicht worden und enthält eine der wenigen systematischen Untersuchungen von Bildgeneratoren aus ethischer Sicht. Das Abstract ist schon über diese Plattform verfügbar.
Abb.: Mit Ideogram generiertes Bild einer Superheldin
Die Maschinenethik widmet sich maschineller oder künstlicher Moral bzw. moralischen Maschinen. Üblicherweise werden moralische Regeln in Maschinen gepflanzt, an die sich diese strikt halten. Seit einiger Zeit verwendet man auch Machine Learning, etwa im Kontext der Pflege. Die Maschine lernt aus ihren Erfahrungen bzw. aus den Daten und passt ihr Verhalten an. Unter dem Begriff der Constitutional AI erhält diese Richtung nun Auftrieb. Im Vordergrund stehen Sprachmodelle wie GPT-3 und GPT-4, die mit Leitlinien, Richtlinien und Gesetzen trainiert werden. An der Hochschule für Wirtschaft FHNW beginnt am 19. September 2023 das zweiteilige Projekt „CAIBOT: Der Chatbot, der auf Constitutional AI beruht“. Initiiert hat es Prof. Dr. Oliver Bendel, der seit vielen Jahren im Bereich der Maschinenethik forscht und mit seinen wechselnden Teams zahlreiche Prototypen gebaut hat. Für das Projekt konnte Cédric Rico Wespi gewonnen werden. Er wird im Rahmen seiner Bachelor Thesis Grundlagen zu Constitutional AI erarbeiten und vergleichbare Anwendungen studieren. Im zweiten Teil, den ein Entwickler übernimmt, wird der CAIBOT prototypisch implementiert. Die ersten Ergebnisse werden im Januar 2024 präsentiert.
„GPT als Lösung für Phishing-Erkennung“ ist der Titel einer Abschlussarbeit, die ab März 2023 von Noeh Pertoldi unter der Betreuung von Prof. Dr. Oliver Bendel geschrieben und im August abgeschlossen wurde. Auftraggeber war eine Schweizer Privatbank. Untersucht wurde, ob Sprachmodelle gegenüber traditionellen Ansätzen zur Identifizierung von Phishing-E-Mails einen signifikanten Vorteil aufweisen. Dabei fokussierte der Student der Hochschule für Wirtschaft FHNW auf GPT von OpenAI. „Zudem wurde ein Konzept erstellt, wie diese neuartige Methode angewendet und in ein E-Mail-Programm eingebunden werden kann.“ (Management Summary) Die Tests haben ergeben, dass GPT die Phishing-E-Mails, welche durch die traditionellen Filter rutschen, mit einer hohen Genauigkeit erkennen kann. Es spricht demnach viel dafür, Sprachmodelle auch in diesem Bereich einzusetzen. Das Ergebnis der Abschlussarbeit ist, „dass die Erkennung von betrügerischen E-Mails durch Sprachmodelle effektiv ist, doch nur das Zusammenspiel mit den traditionellen Methoden für die maximale Sicherheit sorgt“ (Management Summary). Inwieweit es Sinn ergibt, dass Unternehmen als Anwender selbst Lösungen zur Bekämpfung von Phishing mit GPT vorantreiben, sei dahingestellt. Die Anbieter sind bereits dabei, ihre Office-Lösungen mit generativer KI zu ergänzen.
Abb.: GPT kann betrügerische E-Mails erkennen (Bild: Ideogram)
The online event „Artificial Intelligence & Animals“ will take place on 16 September 2023. „AI experts and attorneys will discuss the intersection of AI and animals in this UIA Animal Law Commission and GW Animal Law webinar“ (Website Eventbrite) Speakers are Prof. Dr. Oliver Bendel (FHNW University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland), Yip Fai Tse (University Center for Human Values, Center for Information Technology Policy, Princeton University), and Sam Tucker (CEO VegCatalyst, AI-Powered Marketing, Melbourne). Panelists are Ian McDougall (Executive Vice President and General Counsel, LexisNexis London), Jamie McLaughlin (Animal Law Commission Vice President, UIA), and Joan Schaffner (Associate Professor of Law, George Washington University). Oliver Bendel „has been thinking on animal ethics since the 1980s and on information and machine ethics since the 1990s“. „Since 2012, he has been systematically researching machine ethics, combining it with animal ethics and animal welfare. With his changing teams, he develops animal-friendly robots and AI systems.“ (Website Eventbrite) Yip Fai Tse co-wrote the article „AI ethics: the case for including animals“ with Peter Singer. Sam Tucker is an animal rights activist.
Am 31. August 2023 fand im „Careum Auditorium“ in Zürich die Innocare 2023 statt. Bei dem Event zu Pflegerobotern sprachen Prof. Dr. Oliver Bendel, Sylvia Stocker, Alexander Pröll, Prof. Dr. David Matusiewicz, Beat Sommerhalder und Sari Wettstein. Partner der Veranstaltung waren United Robotics Group (URG), Arabesque, Achermann und HPE Aruba Networks. Die Vorträge wurden von zwei Avataren angekündigt. Ein Pepper-Roboter von Arabesque assistierte auf der Bühne und begann mit dem einen oder anderen Referenten ein Gespräch. So fragte er Oliver Bendel, ob er Gefühle für ihn habe. Der Informations- und Maschinenethiker betonte, dass Pepper selbst keine Gefühle habe (sondern nur zeige), der Roboter aber natürlich sein Herz höher schlagen lasse. In den Pausen konnten die ca. 100 Besucher mit zwei weiteren Pepper-Modellen von URG, zwei Plato-Modellen von URG und einem Temi von Arabesque interagieren und kommunizieren. Plato wurde zunächst als Alternative zu Transport- und Servierrobotern wie BellaBot lanciert, ist inzwischen aber auch in Pflegeheimen und Krankenhäusern zu finden. Er bringt verlässlich Abfall und Getränke von A nach B. Für heikle Transporte kann man auch geschlossene Systeme wie Relay von Savioke heranziehen. Plato gehört zu den Servicerobotern, die soziale Merkmale und Fähigkeiten erhalten haben – ein Trend, den Oliver Bendel immer wieder beschreibt. Weitere Informationen über inno-care.ch.