40 Thesenpapiere zur Informationsethik

40 Thesenpapiere zur Informationsethik und zu verwandten Disziplinen stehen seit 28. Januar 2014 auf informationsethik.info bereit. Neben den Thesen und Aussagen enthalten sie auch Aufgaben und Fragen sowie Literaturhinweise. Sie richten sich an Schüler, Studenten, Lehrer sowie Dozenten. Aber auch Mitarbeiter von Unternehmen und NPO werden angesprochen. Der Text besteht aus beschreibenden und erklärenden Aussagen und pointierten Statements. Die Aufgaben können alleine oder in Gruppen erledigt werden. Es sind verschiedene Arten von Aufgaben vorhanden. Die Fragen bewegen sich auf verschiedenen Ebenen. Es sind Verständnisfragen darunter und Fragen für eine fachliche Diskussion, nicht nur bezogen auf die Moral und nicht nur aus der Perspektive der Ethik. Manche gehören zum Kern, manche sind im Randbereich angesiedelt – und regen hoffentlich zum Weiterstöbern im Dokument an. Die Plattform wird vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW verantwortet. Initiator und Projektleiter ist Prof. Dr. Oliver Bendel. Die Ernst Göhner Stiftung unterstützt die Plattform finanziell.

Abb.: Der Campus Brugg-Windisch (Foto: WEISSWERT C. Morin & M. Indermaur)

Der Begriff der Ethikkommission

Im Gabler Wirtschaftslexikon wird seit 7. Januar 2014 der Begriff der Ethikkommission erklärt. Eine Ethikkommission beurteilt Forschungsvorhaben und Entwicklungsprojekte aus moralischer, rechtlicher und sozialer Sicht. Sie ist in einer Organisation angesiedelt oder im Dienste der Politik. Oliver Bendel stellt in seinem Beitrag die wichtigsten Ziele einer Ethikkommission dar. Es wird deutlich gemacht, dass man sich oft nicht nur auf eine wissenschaftliche, philosophische Ethik, sondern auch eine theonome Ethik beruft. Insofern verlässt man immer wieder das System der rationalen Begründungen. Der Beitrag ist direkt über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/ethikkommission.html abrufbar. Er wurde dem Sachgebiet „Grundlagen der Wirtschaftsethik“ zugewiesen. Für das Gabler Wirtschaftslexikon schreiben nach eigenen Angaben über „150 Experten aus Wissenschaft und Praxis“ (Zitat von der Website). Mehr als „25.000 Stichwörter stehen kostenlos“ (Zitat von der Website) bereit.

Abb.: Die Ethikkommission in Deutschland ist religiös geprägt

Das Tier als Objekt der Moral der Maschine

Der Artikel „Das Tier als Objekt der Moral der Maschine“ von Oliver Bendel ist am 2. Januar 2014 in Telepolis erschienen. Die Beziehung zwischen Tier und Maschine – so heißt es im Teaser – kann in verschiedenen Bereichsethiken untersucht werden, etwa in Tier-, Technik- und Informationsethik. Die Maschinenethik – hier verstanden als Pendant zur Menschenethik – sei eine junge Disziplin und konzentriere sich bisher auf das Verhältnis zwischen Maschine und Mensch. Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der (teil-)autonomen Systeme immer mehr zunimmt und von ihren selbstständig getroffenen Entscheidungen immer mehr Tiere betroffen sind, ist nach Oliver Bendel eine Beschäftigung mit den entstehenden Chancen und Risiken und eine Zusammenarbeit zwischen Tier- und Maschinenethik unumgänglich. Der Artikel kann direkt über www.heise.de/tp/artikel/40/40684/ aufgerufen werden.

Abb.: Mehrere Giraffen

Zur Beziehung von Tier- und Maschinenethik

In der Zeitschrift „Artificial Intelligence & Society“ ist im Dezember 2013 der Artikel „Considerations about the relationship between animal and machine ethics“ von Oliver Bendel erschienen. Es ist einer der ersten Beiträge, der Tierethik und Maschinenethik in einen Zusammenhang stellt. Im Abstract heißt es: „Ethics researches morality in respect to humans and animals. Usually, it implies human morality; therefore, the focus is on human–human relationships (generally in ethics) and human–animal relationships (in animal ethics). Ethics can also deal with the morality of machines such as unmanned aerial vehicles, robots and agents or of self-driving cars and computers in automated trading, in other words more or less autonomous systems and programs.“ Auf solche Systeme wird eingegangen, aber nicht im Verhältnis zum Menschen, sondern zum Tier. Und das ist innerhalb der Maschinenethik neu: „Machine ethics almost exclusively concentrates on machine–human relationships rather than on machine–animal relationships. Before this background, this article contributes some basic considerations about the relationship between animal and machine ethics.“ Am Rande wird eine Disziplin der Tier-Maschine-Interaktion (Animal-Machine Interaction) vorgeschlagen. Der Artikel ist als „Online-First“-Beitrag auf SpringerLink verfügbar.

Abb.: Zwei Schildkröten

Wie kann man gute Autos noch besser machen?

Der Artikel „Ich bremse auch für Tiere: Überlegungen zu einfachen moralischen Maschinen“ von Oliver Bendel ist am 4. Dezember 2013 in inside-it.ch erschienen (direkt über www.inside-it.ch/post/ich-bremse-auch-fuer-tiere-20131204). Er hebt an mit den Worten: „Wie kann man gute Autos noch besser machen? Oder gute Drucker? Oder gute Sauger? Indem man ihnen Manieren und Moral beibringt. Für das eine ist der Knigge zuständig, für das andere die Philosophie – seit nunmehr 2500 Jahren.“ Es wird kurz erläutert, was Maschinenethik ist und was „Moralisieren“ im vorliegenden Kontext bedeutet – dann werden verschiedene Beispiele genannt, die teilweise auch für IT-Unternehmen relevant sind und mehrheitlich mit dem Leben oder dem Tod von Menschen und Tieren zu tun haben. Konkret werden Chatbots, Haushalts- und Gartenroboter, private Drohnen, selbstständig fahrende Autos, Windkraftanlagen und 3D-Drucker aus Sicht der Maschinenethik skizziert. Damit denkt der Autor das Konzept der einfachen moralischen Maschinen weiter, das er auf der Plattform KMU Business World entwickelt hatte. Der Beitrag endet mit dem Satz: „Jedes (teil-)autonome System steht eines Tages vor der gleichen Herausforderung. Es kann gut sein und bleiben – oder es kann besser werden, als Teil einer technischen und moralischen Evolution.“

Abb.: Ich bremse auch für Tiere

Die Informationsethik in der Mitte der Bereichsethiken

Die Informationsethik hat die Moral (in) der Informationsgesellschaft zum Gegenstand. Sie untersucht, wie wir uns, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und neue Medien anbietend und nutzend, in moralischer Hinsicht verhalten bzw. verhalten sollen. In den letzten Jahren ist sie in die Mitte der Bereichsethiken gerückt. Diese hängen mehr und mehr von der Informationsethik ab. Der Artikel „Die Medizinethik in der Informationsgesellschaft“ von Oliver Bendel untersucht das Verhältnis zwischen der Informationsethik und den anderen Bereichsethiken am Beispiel der Medizinethik. Er ist nun in der gedruckten Ausgabe der Zeitschrift Informatik-Spektrum erschienen (Jahrgang 36, Heft 6, S. 530 – 535; „Cover Date“ ist der 1. Dezember 2013). Bereits vor einem Jahr ist er als „Online-First“-Artikel über SpringerLink herausgekommen. Enthalten ist im Artikel das „Ethik-Ei“, das aus dem „Ethik-Dekagon“ hervorgegangen ist und die zentrale Stellung der Informationsethik visualisiert und skizziert.

Abb.: Oliver Bendel im Jahre 2013 (Foto: Stefanie Hauske)

Buridans Robot oder: Der moderne Esel

Buridans Esel ist in der ursprünglichen Version von Aristoteles ein Mann, der zwischen Speis und Trank verenden muss, weil er genauso hungrig wie durstig ist. Schon dieser Mann ist offensichtlich ein Esel, weil er sich nicht zwischen verschiedenen Dingen mit gleichen Reizen entscheiden kann. Buridan selbst, der zu Unrecht als Urheber des Gleichnisses gilt, spricht von einem Wanderer und einem Segler, in einem Kommentar zu einem Text des alten Griechen auch von einem Hund, der zwei Lebensmittel – um es frei zu übertragen – ratlos beäugt und beschnuppert. Das Grautier haben vermutlich die Gegner des Philosophen und Physikers aus dem 14. Jahrhundert erfunden, um die vermeintliche Eselei zu veranschaulichen. Es handelt sich aber keineswegs um eine solche, sondern um ein Gedankenexperiment, das bis heute von Interesse und Bedeutung ist. Dieses Experiment wird im Artikel „Buridans Robot“ von Oliver Bendel in der modernen Welt durchgeführt. Es geht um maschinelle Dilemmata und mögliche Lösungsstrategien. Der Artikel ist am 20. November 2013 bei Telepolis erschienen.

Abb.: Diese Esel verhungern nicht

„Information ethics can give a new impetus“

In den VμE-Nachrichten, herausgegeben vom Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik, erschien im Sommer 2013 ein Interview zu Informations- und Maschinenethik. Oliver Bendel erklärte, was man sich unter diesen Disziplinen vorstellen kann, ging auf die Einflussmöglichkeiten von Forschern ein und wünschte sich die Stärkung der philosophischen Ethik gegenüber der theologischen bzw. theonomen. Inzwischen ist die englische Version der Zeitschrift erschienen, mitsamt dem Interview auf den Seiten 8 und 9. Es wird mit folgenden Worten eingeleitet: „Technological progress opens up new opportunities for action that make our lives safer and more comfortable – as long as we take advantage of it responsibly. VμE spoke to the commercial computer scientist and author Prof. Oliver Bendel about the ethical dimension of research, and current issues.“ Die englischsprachige Zeitschrift ist als PDF verfügbar.

Abb.: Oliver Bendel im Sommer 2012, ein Jahr vor dem Interview

Was ist Informationsethik?

Was ist Informationsethik? Eine Antwort auf diese Frage gibt ein neuer Beitrag in der Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik. Diese wird von den Professorinnen und Professoren Karl Kurbel, Jörg Becker, Norbert Gronau, Elmar Sinz und Leena Suhl herausgegeben und ist nach eigenen Angaben ein umfassendes Nachschlagewerk, das wesentliche Begriffe aus der Wirtschaftsinformatik erläutert und für alle online frei zugänglich ist. Die 7. Auflage vom Herbst 2013 enthält ca. 1000 Einträge, darunter über 600 Stichwortartikel. Der neue Artikel von Oliver Bendel hebt mit den Worten an: „Die Informationsethik, zu der man Computer-, Netz- und Neue-Medien-Ethik zählen kann, hat die Moral (in) der Informationsgesellschaft zum Gegenstand. Sie untersucht, wie wir uns, Informations- und Kommunikationstechnologien und neue Medien anbietend und nutzend, in moralischer Hinsicht verhalten respektive verhalten sollen.“ Und er schließt mit der wichtigen Erkenntnis: „Man kann Informationsethik und Technikfolgenabschätzung … innerhalb der Wirtschaftsinformatik betreiben, etwa in dem Sinne, dass man sie in die Lehre integriert oder interdisziplinäre Teams und Gruppen aufbaut.“

Abb.: Eine junge Frau in der Bibliothek

Der Lügenbot

In seinem Artikel „Der Lügenbot und andere Münchhausen-Maschinen“ geht Oliver Bendel der Frage nach, ob Chatbots, Roboter und andere Maschinen lügen können. Dabei betont er die Sprachlichkeit des Lügens. Wer etwas sagen kann, so der Autor, der kann auch die Unwahrheit sagen. Den meisten Maschinen unterstellen wir, dass sie die Wahrheit sagen. Wir vertrauen den Aussagen einer Anna von Ikea, einer Siri von Apple und von Wolfram Alpha. Aber alle drei könnten ganz anders, wenn sie – oder ihre Entwickler – wollten. Man könnte Lügenmaschinen bauen, die mit falschen Versprechungen locken, das Blaue vom Himmel erzählen – und uns letztlich irritiert und verunsichert zurücklassen. Das müssen auch Unternehmen berücksichtigen, und sie müssen etwas dafür tun, damit unser Vertrauen in die Maschinen gerechtfertigt ist. Der Artikel ist am 11. September 2013 auf der Plattform CyberPress erschienen und direkt über www.mittelstandswiki.de/wissen/Gastbeitrag:Maschinenethik aufrufbar.

Abb.: Er ist bekannt für seine Lügen

Einfache moralische Maschinen

Auf der Plattform KMU Business World ist am 30. August 2013 der Artikel „Einfache moralische Maschinen“ von Oliver Bendel erschienen. Eine Vorabveröffentlichung brachte der Blog des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Moralische Maschinen sind nach der Meinung des Philosophen und Wirtschaftsinformatikers bereits heute möglich. Man dürfe sie nur nicht zu kompliziert denken und zu komplex gestalten. Wenn es sich um spezialisierte autonome oder teilautonome Systeme handele, könne man bei ihren Kernfunktionen ansetzen und sie mit geringfügigen Änderungen, mit wenigen zusätzlichen Komponenten in einfache moralische Maschinen verwandeln. Wie das geschehen kann, wird an vier Beispielen gezeigt, an Servicerobotern, privaten Drohnen, Chatbots und selbstständig fahrenden Autos.

Abb.: Eine einfache moralische Maschine kann man einfach umsetzen

Die Moral der Algorithmen

In einem Interview mit der TAZ vom 10. August 2013 spricht Yvonne Hofstetter auch über die Moral von Algorithmen. Die Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH wird gefragt: „Algorithmen sind im Grunde Roboter. Gibt es für sie eine Ethik?“ Sie antwortet: „Die Technologen beschäftigen sich mit diesen Fragen. Welche Ethik, welche Moralvorstellungen brauchen wir? Was kann man in die Maschinen hinein programmieren? Aus der philosophischen Ecke, also von denen, die sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigen, kommt hingegen nichts oder wenig. Die Philosophie sieht offenbar noch nicht, dass eine Sturzwelle an intelligenten Technologien auf uns zurollt.“ Nun ist die Maschinenethik in den USA, in Kanada, Australien, Japan und Holland eine weit entwickelte Disziplin, zu der KI-Experten genauso beitragen wie Philosophen. Die Informationsethik, die sich auf die moralischen Implikationen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien bezieht, ist gar eine traditionsreiche Disziplin, auch in Bezug auf Algorithmen und Maschinen. Es ist aber in der Tat so, dass im deutschsprachigen Raum erheblicher Nachholbedarf besteht, dass die Ethik von Lobbyorganisationen bekämpft und von Kirchen missbraucht wird. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen der Maschinenethik (begriffen als Pendant zur Menschenethik) und der Informationsethik, die Computer-, Netz- und Neue-Medien-Ethik umfasst. Beide sind wichtig, wobei die eine eher technologiegestaltend, die andere eher problemanalysierend und lebensgestaltend unterwegs ist und in gewisser Weise gilt: Die Informationsethik löst die Probleme, die die Maschinenethik verursacht.

Abb.: Die Moral der Algorithmen

Interview mit Oliver Bendel in den VμE-Nachrichten

In den VμE-Nachrichten, die vom Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik herausgegeben werden, erschien im Juli 2013 (Nummer 51) ein Interview zu Informations- und Maschinenethik. Oliver Bendel erklärte, was man sich unter diesen Disziplinen vorstellen kann, ging auf die Einflussmöglichkeiten von Forschern ein und wünschte sich die Stärkung der philosophischen Ethik gegenüber der theologischen bzw. theonomen. Zwei Fragen von Tina Möbius betrafen die Sicht der Informationsethik auf aktuelle Forschungsfelder von Fraunhofer-Instituten, etwa auf Telemedizin und Smart Living. Bendel sprach sich für die informationelle Autonomie von Patienten aus und warnte vor unerwünschten Datentransfers aus den eigenen vier Wänden heraus: „Ein wirklich intelligentes Haus ist eines, das mich nicht in unangenehme Situationen bringt.“ Mit dieser Aussage war man am Ende bei der Maschinenethik angelangt.

Abb.: Cover des Fraunhofer-Magazins

Roboterethik im Gabler Wirtschaftslexikon

Im Gabler Wirtschaftslexikon wird seit 3. Juli 2013 die Roboterethik definiert. Diese kann man sowohl der Maschinen- als auch der Menschenethik zuordnen. In der Roboterethik werde danach gefragt, ob ein Roboter ein Subjekt der Moral sein und wie man diese implementieren kann. Auch der Roboter als Objekt der Moral sowie sein Einfluss auf Menschen sei von Belang. Oliver Bendel erklärt in seinem Beitrag den Begriff der Roboterethik, nimmt die Perspektive der Robotik ein, erwähnt die Robotergesetze von Asimov und gibt eine Einschätzung der Disziplin und einen Ausblick auf ihre weitere Entwicklung. Der Beitrag ist direkt über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/roboterethik.html abrufbar. Er wurde dem Sachgebiet „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“ zugewiesen. Für das Gabler Wirtschaftslexikon schreiben nach eigenen Angaben über „150 Experten aus Wissenschaft und Praxis“. Mehr als „25.000 Stichwörter stehen kostenlos“ bereit.

Abb.: Trau Robotern nicht

Der GOODBOT in der UnternehmerZeitung

Ein Artikel in der UnternehmerZeitung vom 2. Juli 2013 geht auf das GOODBOT-Projekt ein, das im Juni 2013 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW gestartet ist. Der „moralische Chatbot“ soll auch auf Selbstmorddrohungen oder Ankündigungen von Amokläufen adäquat reagieren und überhaupt ein angenehmer Zeitgenosse (und trotzdem kein Langweiler) sein. Es werden sieben Regeln genannt, die „hinsichtlich seiner Akte und Sprechakte gegenüber dem Benutzer“ gelten sollen. Dazu gehört auch eine Transparenzregel: „Der GOODBOT macht dem Benutzer klar, dass er eine Maschine ist.“ (Regel 1) Und eine Regel zur Beobachtung: „Der GOODBOT ist kein Spitzel und wertet Gespräche mit dem Benutzer nicht aus.“ (Regel 6) Für das Projekt wurden verschiedene konzeptionelle Vorleistungen wie der Regelkatalog erbracht. Von Juni 2013 bis Januar 2014 arbeiten sich drei Studierende der Hochschule in die Maschinenethik und die Roboterethik ein und entwickeln einen Prototyp. Initiator und Leiter des Projekts ist der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel. Der Artikel ist in der siebten Ausgabe der UnternehmerZeitung auf den Seiten 30 und 31 zu finden.

Abb.: Der GOODBOT ist kein Spitzel

Zur Robotik im Gesundheitsbereich

Heidrun Becker, Mandy Scheermesser, Michael Früh, Yvonne Treusch, Holger Auerbach, Richard Alexander Hüppi, Flurina Meier sind die Autorinnen und Autoren der Studie „Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung“, die 2013 im vdf Hochschulverlag herausgekommen ist. Herausgeber ist die TA-SWISS, das „Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung“ der Schweiz, das in Bern angesiedelt ist. In der Zusammenfassung heißt es: „Die vorliegende Studie erhebt den Ist-Stand und Makrotrends zu Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung. Sie ermittelt Chancen und Risiken im Hinblick auf einen technisch machbaren, wirtschaftlich realisierbaren und ethisch wünschenswerten Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen und formuliert auf dieser Grundlage Empfehlungen für Politiker und andere Entscheidungsträger.“ Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Schluss: „Bislang existiert kein universell akzeptiertes Set von ethischen Prinzipien für den Einsatz von Robotik in Betreuung und Gesundheitsversorgung. Ethische Werte wie Autonomie, Schutz vor Schaden, Fürsorge und Gerechtigkeit sind aber auch auf den Einsatz von Robotik anzuwenden.“ Die Studie kann über die Website www.ta-swiss.ch heruntergeladen werden.

Abb.: Der Gerechtigkeitsbrunnen in Bern

Weder Wahrheits- noch Lügenmaschinen?

Das Buch „Können Roboter lügen?“ von Raúl Rojas enthält „Essays zur Robotik und Künstlichen Intelligenz“, die von 2011 bis 2013 in der Online-Zeitschrift Telepolis erschienen sind. Rojas ist Professor für Künstliche Intelligenz an der Freien Universität Berlin. Im Kontext der Maschinenethik (und der Roboterethik) ist vor allem der dritte Teil interessant. Im Vorwort heißt es: „Der dritte Teil über Robotik und KI gibt einen Einblick in die Arbeit, die in den letzten Jahren auf diesem Gebiet geleistet worden ist. Wir wären froh, mit Robotern die Eleganz eines Insekts bei der Bewältigung von Hindernissen zu erreichen. Wir können aber schon heute kleine und große Roboter – z.B. autonome Fahrzeuge – mit kognitiven Architekturen ausstatten, die eine effiziente und nützliche Funktionalität erlauben. Die Kapitel über Roboter, die lügen, bzw. über das Watson-System zeigen die zwei Seiten der Medaille: Wie weit die künstliche Intelligenz gekommen ist und wie weit entfernt sie doch noch vom Ziel bleibt.“ Rojas gelangt zum Schluss: „Roboter kennen die Wahrheit nicht, deswegen können sie nicht lügen.“ Das Buch wurde Ende Mai 2013 im Heise Zeitschriften Verlag veröffentlicht und ist u.a. in der Kindle-Edition erhältlich.

Abb.: Der berühmte Baron

Call for Chapters für „Machine Medical Ethics“

Ein Call for Chapters ist für einen Sammelband mit dem Titel „Machine Medical Ethics“ herausgekommen. Die Herausgeber sind Dr. Matthijs Pontier (The Centre for Advanced Media Research (CAMeRA), Vrije Universiteit Amsterdam) und Simon van Rysewyk (School of Humanities, University of Tasmania). Im Aufruf heißt es: „The new field of Artificial Intelligence called Machine Ethics is concerned with ensuring that the behaviour of machines towards human users and other machines is ethical. This unique edited collection aims to provide a platform for researchers in this field to present new research and developments in Machine Medical Ethics.“ Bis zum 10. Juni 2013 kann Interesse an einer Mitarbeit angemeldet werden. Der vollständige Beitrag muss bis 10. Oktober bei den Herausgebern sein. Das Buch erscheint 2014. Informationen über medicalhumanities.wordpress.com.

Abb.: Ein Arzt auf dem Land

Auf dem Weg zu einer Maschinenethik

Am 15. März 2013 trug Oliver Bendel bei der European TA Conference (PACITA Conference) in Prag zur Maschinenethik vor, im Rahmen der Session Ethical Aspects of TA, die auf der Website wie folgt beschrieben wird: „Which ethical dilemmas are evident in selecting technologies? This session dares a tour d’horizon of ethical expertise and TA and focuses on ethical questions in selecting health technologies, on autonomous machines tested as agents or robots, on conditions for gaining acceptance of technological development and on social sustainability.“ Insgesamt waren vier Vorträge vorgesehen, von denen drei gehalten wurden: Dr. Miriam Ines Siebzehner referierte zu „Ethical dilemmas in selecting health-care technologies in Israel“, Prof. Dr. Oliver Bendel zu „Towards a Machine Ethics“, Dr. Petr Machleidt zu „Technology assessment as applied ethics of technology in the Czech Republic“. Die Folien zu den Vorträgen sind seit Ende März 2013 über pacita.strast.cz/en/conference/programme/xvii-ethical-aspects-of-ta erhältlich. Oliver Bendel leitete mit folgenden Worten ein: „In this presentation the young field of machine ethics is explored. Technology assessment (TA) is concerned with the consequences of technical developments, and some of its topics have moral dimensions. It could be valuable for TA to keep an eye on machine ethics. The main question of this presentation is whether and how it is possible to implement morality into autonomous machines.“ Er definierte die Maschinenethik, strukturierte ihr Anwendungsfeld, erklärte, welche normativen Modelle sich besonders gut für eine Implementierung eignen, und widmete sich technischen Details, zu denen Dr. Gwendolin Wilke, eine Expertin für Fuzzylogik, beigetragen hatte. Oliver Bendel schloss mit folgender Einschätzung: „The speaker is sceptical about the possibility of implementing a moral code in a machine in a satisfactory manner. Moreover, the requirements of machine processing could be different from system to system (and even from situation to situation), and an approach which works well in one environment can fail in another. However, there will be substantial interest from the fields of industry and military that would like to bring their solutions into the market respectively to the areas of conflict, and, in a different sense, of philosophy to solve some of the central questions. To say it from the philosophical point of view: Machine ethics will be the touchstone of ethics in general.“

Abb.: Oliver Bendel in Prag (Foto: Stefanie Hauske)

Book of Abstracts der Prager TA-Konferenz

Zur Konferenz „Technology Assessment and Policy Areas of Great Transitions“ vom 13. bis 15. März 2013 in Prag ist das Book of Abstracts erschienen. Es kann über pacita.strast.cz/en/conference/documents heruntergeladen werden und hat fast 300 Seiten. Enthalten sind die Extended Abstracts der Konferenz. Am Freitag, 15. März findet die „XVII. Thematic Session: Ethical Aspects of TA“ statt (Chair: Frans Brom). Sie wird im Book of Abstracts mit folgenden Worten eingeführt: „Which ethical dilemmas are evident in selecting technologies? This session dares a tour d’horizon of ethical expertise and TA and focuses on ethical questions in selecting health technologies, on autonomous machines tested as agents or robots, on conditions for gaining acceptance of technological development and on social sustainability.“ Miriam I. Siebzehner schreibt über „Ethical dilemmas in selecting health care technologies in Israel“, Oliver Bendel zum Thema „Towards a machine ethics“, Petr Machleidt über „Technology assessment as applied ethics of technology in the Czech Republic“ und Michael Opielka über „Ethical dimensions of TA and social sustainability: The case of participation in social and health policy“.

Abb.: Die John-Lennon-Mauer in Prag

Whistleblowing im Gabler Wirtschaftslexikon

Im Gabler Wirtschaftslexikon wird seit 31. Januar 2013 auch die Medizinethik definiert. Es wird ihre enge Verbindung mit der Wirtschaftsethik betont und auf die Aktualität ihrer Themen verwiesen: „Nicht zuletzt muss sich die Medizinethik gesellschaftlichen und politischen Diskussionen öffnen, beispielsweise um die Beschneidung von Kindern oder die Durchführung von Schönheitsoperationen.“ Der Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/medizinethik.html abrufbar. Zudem wird der Begriff „Whistleblowing“ erklärt und eine Verbindung zwischen ihm und der Moralphilosophie hergestellt: „Whistleblowing ist Gegenstand mehrerer Bereichsethiken, etwa von Wissenschafts-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Informationsethik.“ Auf den Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/whistleblowing.html zugegriffen werden. Für das Gabler Wirtschaftslexikon schreiben nach Angaben der Herausgeber über „150 Experten aus Wissenschaft und Praxis“, und mehr als „25.000 Stichwörter stehen kostenlos“ bereit. Ein dritter neuer Begriff hat nichts mit der Ethik zu tun. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Aber sicherlich wird der 3D-Drucker (wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/3d-drucker.html) auch ein Gegenstand von Informations- und Technikethik sein.

Abb.: Prothese aus dem 3D-Drucker

Herausgeberband zur Informationsgerechtigkeit

Ein lesenswertes Buch haben André Schüller-Zwierlein und Nicole Zillien herausgegeben. Unter dem Titel „Informationsgerechtigkeit“ versammeln sie Beiträge zur „Theorie und Praxis der gesellschaftlichen Informationsversorgung“ (Untertitel). An mehreren Stellen wird auch im Rahmen der Informationsethik diskutiert, wobei diese weniger als Ethik der Bereitstellung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien, sondern mehr als Ethik der Verfügbarkeit und Kontrollierbarkeit von Information aufgefasst wird. Entsprechend sind Themen wie Information als Gemeingut oder informationelle Autonomie vorherrschend. Schüller-Zwierlein arbeitet in der Universitätsbibliothek München (LMU), Zillien vertritt die Professur für Soziologie an der Universität Trier. Der Herausgeberband ist Anfang 2013 bei Walter de Gruyter in der neuen Reihe „Age of Access? Grundfragen der Informationsgesellschaft“ erschienen.

Abb.: Eine Bibliothek in München