Presse und Presserat auf dem Irrweg

WOMAN ist ein Frauenmagazin aus Österreich. Zum „Service“ gehören Rubriken wie „Astrologie“ und „Esoterik“. Angeboten werden ein Mondkalender und ein Horoskop. Ab und zu versucht man, etwas Wissenschaft einzustreuen. Zu diesem Zweck fragt man Experten an. Allerdings behält man sich vor, deren Aussagen zu manipulieren, indem man diese gendert. Wehrt man sich im Vorfeld dagegen, wird die Anfrage zurückgezogen. Der Presserat in Österreich sieht keine Handhabe, da die Interviews oder Artikel erst gar nicht zustande kommen und so Persönlichkeitsrecht und Wissenschaftsfreiheit – und die Bestimmungen des Ehrenkodex für die österreichische Presse – gar nicht verletzt werden. Nach dieser Logik wäre freilich auch die Welt in Ordnung, wenn gar keine österreichische Presse mehr bestehen würde. Vielleicht müsste der Presserat sich einmal fragen, wozu er da ist – und wozu die Presse in Österreich. Das Magazin jedenfalls scheint nicht gewillt, die grundlegenden Regeln des Journalismus zu berücksichtigen und sich an das geltende Recht zu halten. Es ist darauf aus, den Interviewten die Sprache zu nehmen und sie als Sympathisanten seiner Sache darzustellen. Letztlich passt alles gut zusammen – man fördert Astrologie, Esoterik und eben eine Form der Sprachmagie.

Abb.: Sprachmagie im Frauenmagazin

Award for „The Animal Whisperer Project“

„The Animal Whisperer Project“ by Oliver Bendel (FHNW School of Business) and Nick Zbinden (FHNW School of Business) won the Honourable Mention Short Paper Award at the 2024 ACI Conference. From the abstract: „Generative AI has become widespread since 2022. Technical advancements have resulted in multimodal large language models and other AI models that generate, analyze, and evaluate texts, images, and sounds. Such capabilities can be helpful in encounters between humans and animals. For example, apps with generative AI on a smartphone can be used to assess the body language and behavior of animals – e.g., during a walk or hike – and provide a recommendation for human behavior. It is often useful to take into account the animal’s environment and situation. The apps can help people to avert approaches and attacks, and thus also protect animals. In ‚The Animal Whisperer Project‘, three apps were developed as prototypes based on the multimodal large language model GPT-4 from OpenAI from the beginning to mid-2024. Three specific GPTs resulted: the Cow Whisperer, the Horse Whisperer, and the Dog Whisperer. All three showed impressive capabilities after the first prompt engineering. These were improved by implementing information from expert interviews and adding labeled images of animals and other materials. AI-based apps for interpreting body language, behavior, and the overall situation can apparently be created today, without much effort, in a low-budget project. However, turning them into products would certainly raise questions, such as liability in the event of accidents.“ The proceedings are available here.

Fig.: Nick Zbinden and Oliver Bendel with the Honourable Mention Short Paper Award

Start of the ACI 2024

The International Conference on Animal-Computer Interaction (ACI) started on December 2, 2024 at the University of Glasgow. The lectures will take place on the last two days. The ACI “is the leading venue in the rapidly expanding field of ACI”. “Initially held as a one-day affiliated event, since 2016 it has become a three- or four-day independent event and has been attracting a growing number of participants and contributors from diverse backgrounds.” (Website ACI) ACI’s roots lie in the theoretical, methodological and ethical foundations and values that have informed interaction design for decades. “Growing out of this fertile ground, ACI’s theoretical and methodological scope has since been expanding to include all forms of animals’ interaction with computing systems and all aspects of animal-centred computing, resulting in an increasing variety of applications.” (Website ACI) After the welcome address by Ilyena Hirskyj-Douglas (University of Glasgow) on the morning of 4 December 2024, Amanda Seed (School of Psychology and Neuroscience, University of St Andrews) gave her opening keynote entitled „What kind of mind do primates have?“.

Fig.: Ilyena Hirskyj-Douglas welcomes the participants

Was sind Weltraumroboter?

„Weltraumroboter sind stationäre oder mobile Roboter, die in der Raumfahrt und im Weltall eingesetzt werden, etwa auf Raumstationen oder auf Trabanten und Planeten. Sie sind (teil-)autonom oder ferngesteuert und dienen u.a. der Konstruktion, Montage und Reparatur, der Inspektion und Analyse oder dem Transport. Dabei verbinden sie Elemente von Industrie- und Servicerobotern. Ferner forscht man an sozialen Robotern und empathischen Sprachassistenten, die Astronauten bei Flügen begleiten und sie bei Aufenthalten unterstützen und unterhalten sollen.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel. Der Technikphilosoph aus Zürich geht auf die Merkmale von Weltraumrobotern ein und gibt einige Beispiele aus der jüngeren Geschichte. Im letzten Abschnitt wird die Perspektive der Ethik eingenommen. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/weltraumroboter-123655 aufgerufen werden.

Abb.: Perseverance auf dem Mars (Bild: NASA/JPL-Caltech)

Das Ende der Telefonauskunft

Die Telefonauskunft der Telekom (des früheren Fernmeldeamts) ist Geschichte. Seit dem 1. Dezember 2024 ist die Nummer 11833 nicht mehr erreichbar. In Spitzenzeiten arbeiteten in einer Telefonauskunft wie der von Ulm dutzende Frauen und Männer gleichzeitig. Dabei waren es fast nur Frauen. Einer der wenigen Männer in den 1980er-Jahren war Oliver Bendel, der den Gebrauch der Mikrofichegeräte und den Umstieg auf Computer in seinem Buch „Die Rache der Nerds“ (2012) schilderte. Er wies darauf hin, dass wie in vielen Projekten der Digitalisierung die Qualität erst einmal abnahm: „Vorher konnten wir, wie in einem Telefonbuch, eine Spalte absuchen. Wir konnten den Anrufern Vornamen oder Straßen oder gar eine andere Schreibweise des Nachnamens vorschlagen. In solchen Fällen hatte das Nachfragen häufig Erfolg gehabt; man erinnerte sich auf der anderen Seite der Leitung und ergänzte seine Angaben nach Möglichkeit. Mit dem Computer konnten wir nur den Nachnamen und die Stadt eintippen, und entweder es kam etwas dabei heraus oder es kam nichts dabei heraus. Bei einer unklaren oder falschen Schreibweise des Namens war nichts zu machen, selbst wenn im Telefonbuch der Name gleich daneben zu finden war.“ (Bendel 2012) Damals finanzierte Oliver Bendel sein Studium der Philosophie an der Universität Konstanz. Um die Jahrtausendwende promovierte er an der Universität über Chatbots, Sprachassistenten und frühe soziale Roboter in Lernumgebungen, sogenannte pädagogische Agenten. Seit 2009 ist er Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

Abb.: Frauen an Mikrofichegeräten (Foto: Wikimedia, Friedrich Magnussen, Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE)

ACI ’24 Proceedings

The „Proceedings of the International Conference on Animal-Computer Interaction 2024“ were published at the end of November 2024, a few days before the conference in Glasgow. The following papers received awards: „Wireless Tension Sensors for Characterizing Dog Frailty in Veterinary Settings“ by Colt Nichols (North Carolina State University), Yifan Wu (North Carolina State University), Alper Bozkurt, David Roberts (North Carolina State University) and Margaret Gruen (North Carolina State University): Best Paper Award; „Communication Functions in Speech Board Use by a Goffin’s Cockatoo: Implications for Research and Design“ by Jennifer Cunha (Indiana University), Corinne Renguette (Perdue University), Lily Stella (Indiana University) and Clara Mancini (The Open University): Honourable Mention Award; „Surveying The Extent of Demographic Reporting of Animal Participants in ACI Research“ by Lena Ashooh (Harvard University), Ilyena Hirskyj-Douglas (University of Glasgow) and Rebecca Kleinberger (Northeastern University): Honourable Mention Award; „Shelling Out the Fun: Quantifying Otter Interactions with Instrumented Enrichment Objects“ by Charles Ramey (Georgia Institute of Technology), Jason Jones (Georgia Aquarium), Kristen Hannigan (Georgia Aquarium), Elizabeth Sadtler (Georgia Aquarium), Jennifer Odell (Georgia Aquarium), Thad Starner (Georgia Institute of Technology) and Melody Jackson (Georgia Institute of Technology): Best Short Paper Award; „The Animal Whisperer Project“ by Oliver Bendel (FHNW School of Business) and Nick Zbinden (FHNW School of Business): Honourable Mention Short Paper Award.

Fig.: Facing a horse

Die woke Plattform X

Microsoft verwendet in den deutschsprachigen Texten von Plattformen wie LinkedIn und Diensten wie Outlook die Gendersprache, also eine Fantasie- oder Sondersprache, die nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch der Sprachgemeinschaft entspricht und von der Mehrheit – Frauen wie Männern, Jungen wie Alten – abgelehnt wird. Das amerikanische Unternehmen ist für seine Mühe mit der deutschen Sprache seit Jahren bekannt. Kaum thematisiert wird der Gebrauch der Gendersprache mit Blick auf X, eine manipulative Plattform des rechtspopulistischen Elon Musk. Dort werden in mehreren Rubriken die „Follower*innen“ erwähnt. Die AGB gelten für „Käufer*innen“. Man interessiert sich für das Wachstum des eigenen Unternehmens? „Finde mit der Personensuche Ingenieur*innen, Leads für den Vertrieb und Gestalter*innen.“ Ganz anders Bluesky, der im Moment aussichtsreichste Konkurrent. Dort ist durchgehend von „Nutzern“ und „Benutzern“ die Rede. Möge der Druck der Blase, die sich dort bildet, nicht zu groß werden und nicht zu einem Abrücken von der Standardsprache führen.

Abb.: Was treibt Elon Musk?

Generative KI aus ethischer Sicht

Am 19. und 20. November 2024 fand auf dem Campus Brugg-Windisch das Bootcamp „Artificial Intelligence for Management“ statt. Für die ethischen Fragestellungen war Prof. Dr. Oliver Bendel zuständig. Der studierte Philosoph und promovierte Wirtschaftsinformatiker hat sich schon vor Jahrzehnten auf soziale Roboter und KI-Systeme spezialisiert. Sein Vortrag beim Bootcamp am 20. November trug den Titel „Generative KI aus ethischer Sicht“. Er erklärte, was Text- und Bildgeneratoren und multimodale LLMs sind. Dann streifte er Urheberrecht und -schutz sowie Datenschutz und – als ethisches Konzept – informationelle Autonomie. Vertieft ging er auf Verantwortung und Haftung, verzerrte, vorurteilsbehaftete und falsche Darstellungen, Zurückweisungen und Einschränkungen, Erleichterung und Veränderung der Arbeit, Ersetzung der Arbeit, Unselbständigkeit des Menschen sowie Abhängigkeit von Konzernen ein. So sehr der Technikphilosoph die Chancen generativer KI betonte, so sehr warnte er auch vor ihren Risiken. Wenn Schüler mit generativer KI ihre Aufsätze erstellen, erlernen sie das Schreiben nicht. Sie müssen keine Gedanken entwickeln und verwerfen, sie müssen keine Gedanken zu Papier bringen, sie müssen keinen Text aufbauen und gestalten, nur nachbearbeiten. Und wenn Studenten mit generativer KI ihre Studien- und Abschlussarbeiten erstellen, erlernen sie das wissenschaftliche Schreiben nicht. Dies alles wird erhebliche Auswirkungen haben, auf das Denken, das Lernen, das Arbeiten, die Kultur, die Zivilisation, das Leben.

Abb.: Am Campus Brugg-Windisch

Computerlieder

„Computerlieder – Macht KI den Pop der Zukunft?“ In der Sendung mit diesem Titel bei SWR Kultur diskutierte Bernd Lechler am 8. November 2024 mit Prof. Dr. Oliver Bendel, Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Prof. Dr. Reinhard Kopiez, Musikwissenschaftler, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, und Jovanka von Wilsdorf, Songwriterin, Coach, Musical Director Hanson Robotics. Aus der Beschreibung der Sendung auf der Website: „Computerbastler veröffentlichen Lieder auf YouTube, die täuschend echt nach legendären Bands klingen. Auf Plattformen wie udio.com kann man sich mittels Textprompts in wenigen Sekunden Popsongs oder Jazzkompositionen generieren lassen. Aber wie hörenswert ist solche KI-Musik wirklich? Kann sie berühren? Kann sie so etwas wie eine menschliche Aura haben? Kann künstliche Intelligenz überhaupt wahrhaft kreativ sein, oder variiert sie doch nur ihr menschengemachtes Trainingsmaterial? Und werden wir bald nicht mehr wissen, ob wir Musik von Menschen oder Maschinen hören?“ (Website SWR Kultur) Die Sendung kann über mehrere Kanäle nachgehört werden, nämlich auf der SWR-Kultur-Homepage, in der ARD-Audiothek und bei Spotify.

Abb.: Welche Art von Musik läuft?

Mistral zu Gast im Berghotel

Am 18. November 2024 hat Mistral aus Frankreich Pixtral Large vorgestellt, ein multimodales KI-Modell, das auf Mistral Large 2 aufbaut. Es demonstriert nach Angaben des Herstellers ein Bildverständnis auf höchstem Niveau. Kurios ist das Beispiel, das für Bildanalyse und -evaluation verwendet wird. Es handelt sich um die gedruckte Rechnung eines Berghotels in Grindelwald in der Schweiz. Sie stammt vom 30. Juli 2007 und sieht nagelneu aus. Abgedruckt sind Telefon- und Faxnummer sowie die E-Mail-Adresse. Bedient hat Ursula. Auf der Rechnung tauchen ein Schweineschnitzel (hier genannt „Schweinschnitzel“) und Kässpätzle (hier genannt „Chässpätzli“) auf. Der Prompt lautet „I bought the coffee and the sausage. How much do I owe? Add a 18% tip.“ … Offenbar glaubt der Tester von Mistral, dass ein Schweineschnitzel etwas mit Wurst oder Würstchen zu tun hat. Pixtral Large fragt angeblich nicht nach, sondern rechnet fleißig und kommt zum Ergebnis: „Total cost for coffee and sausage: 9.00 CHF + 22.00 CHF = 31.00 CHF“. Kurios ist auch die Sache mit dem Trinkgeld. In der Schweiz sind 5 bis 10 Prozent üblich. 18 Prozent und deutlich mehr sind es in den USA. Es bleibt unklar, warum Mistral dieses Foto und diesen Prompt gewählt hat.

Abb.: Ein anderes Berghotel

Bertha-Benz-Preis 2025

Die Daimler und Benz Stiftung hat den Bertha-Benz-Preis für 2025 ausgeschrieben. Nominierungsfrist ist der 1. März 2025. Mit dem Bertha-Benz-Preis zeichnet die Stiftung jedes Jahr eine Ingenieurin aus, die in Deutschland eine herausragende Promotion zur Dr.-Ing. abgeschlossen hat. Die Stiftung möchte nach eigenen Angaben einen aktiven Beitrag leisten, Frauen in technischen Berufen zu unterstützen und ihre wissenschaftlichen Kompetenzen öffentlich sichtbar zu machen. „Als Preisträgerinnen für den Bertha-Benz-Preis können junge Ingenieurinnen, die mit den Ergebnissen ihrer Dissertation einen gesellschaftlichen Mehrwert geschaffen haben, von ihren wissenschaftlichen Institutionen vorgeschlagen werden. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird jährlich vergeben und würdigt – in Anlehnung an Bertha Benz – Pioniergeist, Mut und visionären Charakter.“ Weitere Informationen über www.daimler-benz-stiftung.de.

Abb.: Eine Ingenieurin bei der Arbeit

Spot Guards the Mar-a-Lago Resort

Spot from Boston Dynamics is the latest tool in the arsenal of the US Secret Service. This was reported by the BBC on November 17, 2024. The robot was recently spotted patrolling the perimeter of President-elect Donald Trump’s Mar-a-Lago resort in Palm Beach, Florida. As the video on the website shows, they do not carry weapons; „and each can be controlled remotely or automatically – as long as its route is pre-programmed“ (BBC, 17 November 2024). Passersby are warned by a sign on each of Spot’s legs that reads, „DO NOT PET.“ „I don’t know that anyone would be tempted to pet these robot dogs. They do not look cuddly,“ Melissa Michelson, a political scientist at Menlo College, told the BBC. Oliver Bendel, an expert in social robotics at the FHNW School of Business, disagrees. He has been working with Unitree Go2, which is half the weight and smaller than SPOT but otherwise comparable, since 2023. „The students are initially amazed or shocked when they see it. After a minute or two, their doubts are dispelled and they try to lure it in and stroke it.“ A robot like Spot is well suited to an estate like Mar-a-Lago. However, models such as K5 from Knightscope or RBwatcher from Robotnik/URG can also be used on the lawns.

Fig.: Spot at an exhibition in Germany

Is the Woolly Mammoth Returning?

„Combining the science of genetics with the business of discovery, we endeavor to jumpstart nature’s ancestral heartbeat. To see the Woolly Mammoth thunder upon tundra once again. To advance the economies of biology and healing through genetics. To make humanity more human. And to reawaken the lost wilds of Earth. So we, and our planet, can breathe easier.“ (Website Colossal) With these words, the company Colossal Biosciences advertises its project to bring back extinct animals. But how should this be judged from an ethical and aesthetic point of view?It can be argued that it is of great value to biodiversity and the ecosystem if certain species are resurrected. One can argue with the beauty and strength of the animals that are recolonising our planet. But you can also criticise the fact that resources are being concentrated in the wrong places, namely where the show effect is greatest. And that the ecological balance can also be disturbed, especially as the individuals are not quite what they used to be, neither in their genetics, nor in their anatomy, nor in their phenomenology. This also raises questions about the suffering of the animals, as is the case with torture breeding. Nevertheless, the endeavour is fascinating and rewarding. Such experiments should be possible under the observation and supervision of committees and researchers.

Fig.: Is the woolly mammoth returning?

Der berlinernde Roboter

Ende Januar 2024 wurde der Artikel „‚Ick bin een Berlina‘: dialect proficiency impacts a robot’s trustworthiness and competence evaluation“ in Frontiers in Robotics and AI veröffentlicht. Autoren sind Katharina Kühne, Erika Herbold, Prof. Dr. Oliver Bendel, Dr. Yuefang Zhou und Prof. Dr. Martin H. Fischer. Mit Ausnahme von Oliver Bendel – er ist Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW in der Schweiz und assoziierter Forscher der Potsdamer PECoG-Gruppe – sind sie alle Mitglieder der Universität Potsdam. Zeitungen und Plattformen aus der ganzen Welt haben über die Studie berichtet, darunter solche aus den USA, Mexiko, Argentinien, Chile, Puerto Rico, Schottland und Deutschland. Auch deutsche Radiosender wie der MDR und der BR haben die Ergebnisse vorgestellt. Im November 2024 erschien ein Porträt der Wissenschaftlerin im Potsdamer Universitätsmagazin PORTAL. Dieses kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: NAO in Aktion

Visit by Nehal Hasnine to a Swiss University

On November 7, Nehal Hasnine from Hosei University in Tokyo visited Oliver Bendel at the FHNW Brugg-Windisch campus. Oliver Bendel wrote his doctoral thesis on pedagogical agents – chatbots, voice assistants, and early social robots in learning environments – at the University of St. Gallen at the turn of the millennium. In recent years, he and his students have developed chatbots and language assistants that support the learning and practicing of endangered languages. Nehal Hasnine is investigating the possibility of recommending appropriate images for vocabulary learning, geolocation-based word recommendation, clickstream analysis, ubiquitous log analysis, personalized learning path optimization, text mining for word concurrence information discovery, and topic modeling from life logs. According to his website, his expertise lies at the intersection of computer-aided language learning, foreign vocabulary learning, machine learning, image recommendation, data visualization, image analytics, and learning analytics. At the FHNW Brugg-Windisch campus, the two scientists presented their projects and discussed opportunities for collaboration.

Fig.: Oliver Bendel and Nehal Hasnine at the Swiss campus

Trumpismus und Muskismus

„Trumpismus (engl. ‚Trumpism‘) ist eine politische Methode (oder Bewegung) in den USA, die auf den politischen Ideologien und Praktiken von Donald Trump und seinen Unterstützern gründet. Der Soziologe Jeff Goodwin geht von fünf Schlüsselelementen aus, nämlich sozialem Konservatismus, neoliberalem Kapitalismus, ökonomischem Nationalismus, (gegen Migranten gerichtetem) Nativismus und weißem Nationalismus. Daneben spielen u.a. das Eindringen von Showeffekten in die Politik und die Medien und die Verbreitung von Fake News eine Rolle. Nicht zuletzt ist der Trumpismus von Misogynie bestimmt.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon, verfasst von Prof. Dr. Oliver Bendel. In einem zweiten Absatz werden die Hintergründe beleuchtet und Verbindungen zum Muskismus hergestellt. Der dritte Absatz endet mit folgenden Worten: „Die Politikethik untersucht die Entwicklung des Trumpismus etwa mit Blick auf die Gefährdung der Demokratie und die Verbreitung von Misogynie. Die Wirtschaftsethik betrachtet zusammen mit der Rechtsethik die Problematik der Verflechtung von Politik und Wirtschaft im Zuge von Trumpismus und Muskismus.“ Der Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/trumpismus-126828 abrufbar.

Abb.: Donald Trump und Melania Trump

Falschinformationen im Tages-Anzeiger

Im Artikel „Mann in Zürich mit Hiebwaffe verletzt“ schrieb der Tages-Anzeiger am 10. November 2024: „Für die Spurensicherung waren Spezialistinnen des Forensischen Instituts Zürich vor Ort. Die weiteren Ermittlungen werden durch die Staatsanwaltschaft I für schwere Gewaltkriminalität und die Kantonspolizei Zürich geführt.“ Auf X wurde der Stadtpolizei Zürich am selben Tag die Frage gestellt, ob diese Angabe im Tages-Anzeiger korrekt ist. Am 11. November 2024 antwortete sie auf nochmalige Nachfrage: „Wir haben in unserer Medienmitteilung ‚Spezialist*innen‘ kommuniziert.“ Die Stadtpolizei Zürich verwendet demnach für die öffentliche Kommunikation Schreibweisen, die es im allgemeinen Sprachgebrauch gar nicht gibt und die von der (großen Mehrheit der) Sprachgemeinschaft weder gewünscht noch benutzt werden. Die Medien wiederum machen daraus Falschinformationen, denn vermutlich waren sowohl Männer als auch Frauen beteiligt. „Spezialistinnen“ als movierte Form der generischen Form „Spezialisten“ kann einzig und allein für weibliche Personen stehen. Ein generisches Femininum dieser Art – falls die Zeitung versuchte, in diese Richtung zu denken – existiert nicht. Man sieht es allenfalls mit Blick auf das Tierreich. Beispiele sind „Ente“ (movierte Form „Enterich“, alternativ „Erpel“) und „Katze“ (movierte Form „Kater“). Der Tages-Anzeiger hat weder auf X reagiert noch den Bericht korrigiert. Bei ihm finden sich häufig Falschinformationen dieser Art. Übertroffen wird er darin nur noch von der Republik. Und vom SRF.

Abb.: Ob eine Fehlermeldung wohl hilft?

Der Chatbot kAIxo kommt auf die Welt

Am 11. November 2024 fand die Zwischenpräsentation zum Projekt „kAIxo“ statt. Projektmitarbeiter ist Nicolas Lluis Araya. An der Hochschule für Wirtschaft FHNW werden Chatbots für tote, gefährdete und ausgestorbene Sprachen entwickelt. Ein bekanntes Beispiel ist @llegra, ein Chatbot für Vallader. Oliver Bendel hat zuletzt die Reichweite von GPTs für gefährdete Sprachen wie Irisch (Irisch-Gälisch), Maori und Baskisch getestet. Nach Auskunft von ChatGPT gibt es zu ihnen relativ viel Trainingsmaterial. Am 12. Mai 2024 wurde – nach Irish Girl und Maori Girl – eine erste Version von Adelina erstellt, eines Chatbots für Baskisch. Später wurde sie in einer zweiten Version verbessert. Im Rahmen des Projekts „kAIxo“ (das baskische „kaixo“ entspricht dem deutschen „hallo“) wird der Chatbot oder Sprachassistent kAIxo gebaut, der Baskisch beherrscht. Sinn und Zweck soll es sein, dass man als Benutzer in geschriebener oder gesprochener Sprache in Übung bleibt oder die Lust entwickelt, die gefährdete Sprache zu erlernen. Der Chatbot basiert auf GPT-4o. Retrieval-Augmented Generation (RAG) spielt eine zentrale Rolle. Genutzt wird ein ChatSubs-Datensatz, der Dialoge auf Spanisch und in drei weiteren Amtssprachen Spaniens (Katalanisch, Baskisch und Galizisch) enthält. Bei der Zwischenpräsentation stellte Nicolas Lluis Araya einen funktionierenden Prototyp vor. Dieser soll nun Schritt für Schritt erweitert werden.

Abb.: Ein Mädchen von Bilbao

Ein zweifelhafter Ethikpreis für Fachhochschulen

Philosophische Ethik und theologische Ethik sind ganz unterschiedliche Disziplinen. Die eine nutzt wissenschaftliche Methoden und sieht – um Otfried Höffe zu zitieren – von einer letzten Berufung auf politische und religiöse Autoritäten ab. Die andere geht von göttlichen Instanzen aus. Die theologische Ethik ist seit jeher stark an Universitäten. In Deutschland und in der Schweiz durchdringt und gefährdet sie an manchen Orten auch die philosophische Ethik. Bei den Fachhochschulen haben es die Kirchen traditionell schwerer. In der Schweiz versuchen sie indes über sogenannte Fachstellen, die Studenten (oder auch den einen oder anderen Mitarbeiter) zu missionieren. Man hat Angebote in Bereichen wie „Beratung“, „Bildung“ und „Spiritualität“ und führt sogar Kontextmodule durch. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich verleiht einen Ethikpreis für Bachelor- und Masterarbeiten, die an Fachhochschulen entstanden sind, etwa in den Bereichen Wirtschaft und Technik. Auf ihrer Website ist Pepper zu sehen. Damit reklamiert sie eine Zuständigkeit, die sie gar nicht hat, und überschreitet ihre Kompetenzen. Die Dozenten der Fachhochschulen treiben, wenn sie sich als Wissenschaftler verstehen, ausschließlich philosophische Ethik. Roboterethik und Maschinenethik als Bereiche der angewandten Ethik kommen ohne Verweis auf religiöse Autoritäten aus. Fachhochschulen, die ihre Studenten dazu ermuntern, sich für den Preis zu bewerben, erweisen ihnen und sich selbst einen Bärendienst.

Abb.: Pepper kann nichts dafür

Soll man nett sein zu Chatbots?

Adrian Lobe hat Oliver Bendel die Frage gestellt, ob man gegenüber Chatbots nett und höflich sein sollte. Der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker führte im Interview u.a. aus, dass Höflichkeit bei Chatbots, die auf LLMs basieren, zu besseren Antworten führen kann, ebenso wie die Behauptung, dass man das Ergebnis für eine gute Sache oder wissenschaftliche Zwecke benötigt. Es sei wohl effektiv, zu Chatbots und Sprachassistenten „danke“ und „bitte“ zu sagen. Zudem wies er darauf hin, dass wir bestimmte Routinen und Konventionen in Gesprächen haben. Man könne es als durchaus sinnvoll betrachten, diese auch dann beizubehalten, wenn es sich um künstliche Gesprächspartner handele. Es sei offenbar effizient und konsistent, zu Chatbots und Sprachassistenten „danke“ oder „bitte“ zu sagen. Ich muss, so Oliver Bendel, nicht hin und her wechseln, ich kann das Gespräch wie mit einem Menschen führen. Man tauschte sich noch zu zahlreichen weiteren Aspekten der Nettigkeit und Höflichkeit sowie zur Grobheit gegenüber Chatbots, Sprachassistenten und sozialen Robotern aus. Einzelne Aussagen sind in den Artikel „Warum man unbedingt nett zu Chatbots sein sollte“ eingeflossen, der am 8. November 2024 in der Onlineausgabe der Welt erschienen ist.

Abb.: Soll man nett sein zu Chatbots?

Macht KI den Pop der Zukunft?

Bernd Lechler diskutiert bei SWR Kultur am 8. November 2024 mit Prof. Dr. Oliver Bendel, Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Prof. Dr. Reinhard Kopiez, Musikwissenschaftler, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, und Jovanka von Wilsdorf, Songwriterin, Coach, Musical Director Hanson Robotics. Aus der Vorankündigung der Sendung „Computerlieder – Macht KI den Pop der Zukunft?“: „Computerbastler veröffentlichen Lieder auf YouTube, die täuschend echt nach legendären Bands klingen. Auf Plattformen wie udio.com kann man sich mittels Textprompts in wenigen Sekunden Popsongs oder Jazzkompositionen generieren lassen. Aber wie hörenswert ist solche KI-Musik wirklich? Kann sie berühren? Kann sie so etwas wie eine menschliche Aura haben? Kann künstliche Intelligenz überhaupt wahrhaft kreativ sein, oder variiert sie doch nur ihr menschengemachtes Trainingsmaterial? Und werden wir bald nicht mehr wissen, ob wir Musik von Menschen oder Maschinen hören?“ (Website SWR Kultur) Weitere Informationen sind auf der Website des Senders zu finden.

Abb.: Macht KI den Pop der Zukunft?

Sei nett zu Booboo!

Das Wahlmodul „Soziale Roboter“ von Prof. Dr. Oliver Bendel fand vom 4. bis 6. November 2024 am Campus Olten statt. Als Gastreferentin konnte Tamara Siegmann (mit der Onlinepräsentation des Papers „Social and Collaborative Robots in Prison“) gewonnen werden. Sie machte den Anwesenden deutlich, dass jedes Mitglied der Hochschule einen Beitrag zur Forschung leisten kann. Vor Ort waren Pepper und NAO aus den Robo-Labs der FHNW sowie Unitree Go2, Alpha Mini, Cozmo, Furby und Booboo (aka Boo Boo) aus dem privat finanzierten Social Robots Lab von Oliver Bendel. Insbesondere Unitree Go2 – vom Dozenten auch Bao (chinesisch für „Schatz, Liebling“) genannt – und Booboo kamen gut an. Genmoor schreibt auf seiner Website: „Boo Boo is not just a toy. It is also the king of the planet Lonely …“ (Website Genmoor). Nach Angaben des Herstellers werden die Bewegungen von Booboo durch ein komplexes Steuerungssystem ermöglicht. „Therefore please be kind to Boo Boo, it is not an ordinary robotic pet. It could give you different responds according to your interaction.“ (Website Genmoor) Und die Studenten und Studentinnen waren nett zu dem kleinen, pelzigen, schwarzen Roboter, der schnurren kann wie eine Katze und aussieht wie ein Meerschweinchen.

Abb.: Eine Studentin mit Booboo