Eine menschliche Moral ist sehr viel besser

Die Journalistin Heike Henzmann hat im Rahmen der Serie „Walk and Talk“ für die Zeitschrift aktuelle technik (at) ein langes Gespräch mit dem Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker Oliver Bendel geführt. Der erste Teil des Interviews ist im Juni 2016 erschienen und auf maschinenethik.net besprochen worden. Der zweite Teil mit dem Titel „Aufhalten lassen wir uns nicht.“ liegt seit dem 14. Juli vor und kann hier heruntergeladen werden. In dem Gespräch ging es, wie bereits ausgeführt, um Maschinenethik, Informationsethik und Technologiefolgenabschätzung sowie um Moral und Ethik im Allgemeinen. Zur Maschinenethik führt Oliver Bendel aus: „Die Maschinenethik begreife ich als Gestaltungsdisziplin, die Informationsethik als Reflexionsdisziplin. Die Maschinenethik ist die Disziplin, die die Moral der Maschine zum Thema hat. Die Moral des Menschen wird anders als in der Menschenethik nur nebenbei betrachtet, als Mittel zum Zweck. Eine menschliche Moral ist sehr viel besser als eine maschinelle Moral. Der maschinellen Moral fehlt einiges. Die Maschine kann aber mindestens eine so gute Moral haben wie der menschliche Fundamentalist.“ (at, 7/2016) Diese These wird im Folgenden näher beleuchtet und begründet. Neben dem Text finden sich in beiden Beiträgen viele Fotos, aufgenommen bei miesestem Regenwetter und bester Diskutierlaune.

Abb.: Beim Flanieren und Diskutieren in Zürich (Foto: aktuelle technik)

Retroapfel

Apples Notebook-Verkäufe gehen zurück. 20 Minuten fragte den Wirtschaftsinformatiker, Wirtschafts- und Informationsethiker Oliver Bendel nach den Gründen und nach den Möglichkeiten von Apple, den Turnaround zu schaffen. Schriftlich äußerte er sich wie folgt: „Zunächst einmal könnte man behaupten, dass wir in einer Dekade des schlechten Geschmacks leben. Die Rasierapparate, die Bügeleisen, die Staubsauger sind Produkte der Beliebigkeit oder Variationen von Kitsch. Apple ist groß geworden mit seiner Kombination aus Science-Fiction-Elementen und deutsch-schweizerischem Design. Bauhaus und die Hochschule für Gestaltung in Ulm, geleitet von Otl Aicher aus Ulm und Max Bill aus Winterthur, haben das Unternehmen beeinflusst. Diese goldenen Zeiten sind vorbei, aber vielleicht nicht für immer. Bei Fahrrädern ist zu bemerken, dass gutes Design wieder zu haben ist. Entweder Retrodesign oder postmoderner Chic, auch bei E-Bikes. Apple muss entweder warten, bis seine Geräte wieder gefragt werden, wie bei Adidas. Das kann aber schiefgehen. Eine bessere Lösung ist, gezielt nach dem zu suchen, was das 21. Jahrhundert ausmacht, Elemente von kühler Robotik und heisser Dramatik. Meine Erklärung bezog sich nur auf das Design. Es gibt viele andere Faktoren, der Markt ist umkämpft, neben Notebooks spielen Smartphones eine Rolle, und vielleicht muss man sich – man denke an Virtual Reality etc. – bald nach ganz neuen Ein- und Ausgabegeräten umschauen. Kurzum: Apple ist etwas aus der Mode gekommen und muss bei Design und Technik nachlegen, um wieder an die Spitze zu gelangen.“ Die eine oder andere Aussage wurde für den Artikel verwendet, der am 14. Juli 2016 in der größten Zeitung der Schweiz erschienen ist.

Abb.: Wird der Retroapfel wieder gekauft?

Mit Robotern töten?

„Darf die Polizei mit Robotern töten?“ Dies ist der Titel eines Beitrags, der am 9. Juli 2016 auf Spiegel Online erschienen ist. „Nachdem ein Roboter den mutmaßlichen Heckenschützen von Dallas getötet hat, werden unbequeme Fragen laut: Wie und warum ist die Entscheidung gefallen? Bricht mit dem Einsatz von ferngesteuerten Maschinen in der Polizeiarbeit eine neue Ära an? Ist der Einsatz von tötenden Maschinen ethisch vertretbar und – wollen die USA das?“ (SPON, 9. Juli 2016) Zu Wort kommt u.a. Peter Asaro, der im März 2016 in Stanford zum Symposium zur Maschinenethik beigetragen und auch in der Roboterethik als Disziplin, die nach den Konsequenzen des Einsatzes von automatischen und autonomen Maschinen fragt, einen Namen hat. Gegenüber Bloomberg äußerte er: „Sobald das zu einem Standardverfahren wird, wird es auch in anderen Situationen eingesetzt werden, die nicht so deutlich sind wie dieser Fall.“ (SPON, 9. Juli 2016) Der Jurist Stoughton wies gegenüber dem gleichen Nachrichtendienst darauf hin, dass sich, ob bei Schusswaffen oder Elektroschockern, jedes Mal die Frage des angemessenen Einsatzes gestellt habe. „Ich glaube, wir werden ähnliche Gespräche über Roboter haben, die den Tod bringen.“ (SPON, 9. Juli 2016)

Abb.: Wer hat die Waffe in der Hand?

Mit dem Taxi durch Berlin

Die Süddeutsche Zeitung widmete am 5. Juli 2016 die berühmte Seite Drei fünf Personen, die sich mit dem „Zusammenleben von Mensch und Maschine“ beschäftigen, nämlich Oliver Bendel („Maschinenethiker“), Severin Kacianda („Robotikinformatiker“), Volker Hartmann („Jurist“), Lennart Lutz („Roboterrechtler“) und Eric Hilgendorf („Strafrechtsprofessor“). Mit dem Erstgenannten, seines Zeichens studierter Philosoph, promovierter Wirtschaftsinformatiker und Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW in der Schweiz, hatte Hannes Vollmuth am 24. April 2016 in Berlin zu einer Taxifahrt abgemacht. Der Unfall des Tesla-Autos in den USA war zu diesem Zeitpunkt noch nicht passiert. Dennoch sprach sich Oliver Bendel dezidiert dafür aus, sowohl automatische als auch autonome Autos zu beschränken. Er sieht sie auf Autobahnen, die wie in Europa in der Regel frei von Fußgängern, Radfahrern und Wendemöglichkeiten sind. In Florida war an einer Kreuzung auf einem Highway ein Sattelschlepper senkrecht zu einem Model S geraten. Der Autopilot mit seinem Auge, der Kamera, hatte die aufragende Fläche des Aufliegers für den Himmel (so die erste Vermutung des Unternehmens) oder ein Straßenschild (so eine zweite Erklärung) gehalten. Der Wissenschaftler und der Journalist fuhren mit dem Taxi von Berlin-Mitte zu einer Autobahn, auf der Roboterautos getestet wurden. Sie unterhielten sich über moralische Maschinen, automatische und autonome Autos – und die Fahrt mit dem Tesla Model S, die Oliver Bendel einige Zeit zuvor absolviert hatte. Er war freihändig über die Autobahn bei Bern geglitten, hatte dem Autopiloten beim Spurhalten und -wechseln vertraut und Spaß dabei. Dennoch hätte er die Kontrolle nicht mehrere Minuten abgegeben. Sein Traum ist es, dass er eines Tages von einem autonomen Auto von Mailand nach Genua befördert wird und entweder aus dem Fenster schauen oder in Ruhe arbeiten kann. Eine Beförderung wie bei einem Zug, aber von Tür zu Tür. Der Artikel ist unter dem Titel „Error“ erschienen.

Abb.: Mit dem Taxi durch Berlin

Ein Maitag in Florida

Raffael Schuppisser von der Aargauer Zeitung war am 1. Juli 2016 im Gespräch mit dem Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker Oliver Bendel. Thema war der Unfall des Tesla Model S in den USA bei aktiviertem Autopilot. Der Insasse war dabei ums Leben gekommen. Ein Sattelschlepper war über eine Kreuzung auf dem Highway, über welche die Richtung gewechselt werden kann, senkrecht zum PKW geraten, der die weiße Fläche für den Himmel oder ein Schild gehalten hat und unvermindert weitergefahren ist. „Eine Schwachstelle ist die Kamera. Diese lässt sich leicht täuschen.“ (Aargauer Zeitung, 2. Juli 2016) Die Verwechslung begünstigt hat ein ungünstiger Winkel. Der Wissenschaftler rät dazu, in den nächsten Jahren weitere Tests und Experimente zu machen, die Ergebnisse der optischen Sensoren gegenprüfen und hoch- und vollautomatisierte bzw. autonome Autos vorrangig auf Autobahnen ohne Wendemöglichkeiten verkehren zu lassen. Der Artikel vom 2. Juli kann über www.aargauerzeitung.ch/leben/forschung-technik/maschinen-ethiker-analysiert-toedlichen-unfall-die-technik-ist-noch-nicht-so-weit-130397988 aufgerufen werden; zudem ist er am 2. Juli in der gedruckten Ausgabe erschienen.

Abb.: In Florida unterwegs

Information Cultures in the Digital Age

Jared Bielby announced in these days that „Information Cultures in the Digital Age: A Festschrift in Honor of Rafael Capurro“ is complete „and set to be published by Springer in July 2016“ (Information via ICIE mailing list). „Matt Kelly and I have had the privilege of working with some of the most forward thinking scholars of the field during our time as editors for this very important volume on information culture and practice.“ (Information via ICIE mailing list) The Co-chair of the International Center for Information Ethics declared: „For several decades Rafael Capurro has been at the forefront of defining the relationship between information and modernity through both phenomenological and ethical formulations. In exploring both of these themes Capurro has re-vivified the transcultural and intercultural expressions of how we bring an understanding of information to bear on scientific knowledge production and intermediation. Capurro has long stressed the need to look deeply into how we contextualize the information problems that scientific society creates for us and to re-incorporate a pragmatic dimension into our response that provides a balance to the cognitive turn in information science.“ (Information via ICIE mailing list) With contributions from 35 scholars from 15 countries, the book „focuses on the culture and philosophy of information, information ethics, the relationship of information to message, the historic and semiotic understanding of information, the relationship of information to power and the future of information education“ (Information via ICIE mailing list).

Fig.: Selfies belong to the digital age

Gewinne an die Gesellschaft verteilen

Im Ausschuss „Digitale Agenda“ im Deutschen Bundestag, so ein Artikel auf detektor.fm vom 23. Juni 2016, diskutierten Experten „über die Folgen der Automatisierung und Digitalisierung“. Der Sender aus Leipzig stellte die Frage: „Worauf müssen sich Gesellschaft und Wirtschaft einstellen?“ (Website detektor.fm, 23. Juni 2016) Antworten lieferte Oliver Bendel, der am Tag zuvor im Reichstag als Sachverständiger fungiert hatte, per Telefon. Bereits im Vorfeld war er auf einen umfangreichen Fragenkatalog eingegangen. Unter anderem hielt er fest: „Für die Arbeitnehmenden, die ersetzt werden, ist Sorge zu tragen. Wer dazu in der Lage und willens ist, soll umgeschult werden, wobei staatliche Fördermaßnahmen ausgebaut werden können. Es ist darüber nachzudenken, wie hoch der Anteil von Robotern in einem Betrieb sein darf. Vielleicht braucht es eine Roboterquote. Wenn Gewinne mit einer hohen Zahl an Robotern, aber einer geringen Zahl an Arbeitnehmern erwirtschaftet werden, sind sie an die Gesellschaft zu verteilen. Möglichkeiten dazu sind ein bedingungsloses Grundeinkommen oder ein bedingungsloses Grundeigentum.“ Insgesamt hat Oliver Bendel aus der Perspektive der Informations-, Technik- und Wirtschaftsethik, aber auch der Maschinenethik argumentiert. Der erwähnte Artikel ist mitsamt dem Podcast auf detektor.fm/wirtschaft/ausschuss-digitale-agenda zu finden.

Abb.: Kein Roboter, sondern eine Figur aus Silber im Schloss Charlottenburg

Über die Köpfe hinweg

Der Beitrag „Private Drohnen aus ethischer Sicht“, der am 14. Februar 2015 in der Zeitschrift Informatik-Spektrum als „Online-First“-Version veröffentlicht wurde, ist im Juni 2016 in gedruckter Form erschienen. „Chancen und Risiken für Benutzer und Betroffene“ lautet der Untertitel, und eben diese untersucht Oliver Bendel. Im Abstract heißt es: „Es werden immer mehr private Flugdrohnen verkauft und genutzt. Sie fotografieren und filmen uns von oben, selbst wenn wir in unserem Garten liegen oder in unserem Haus sind, am Fenster vorbeigehend oder stehend. Aus der Sicht der Informationsethik, die im vorliegenden Beitrag eingenommen wird, gibt es viele Risiken beim Einsatz, aber auch einige Chancen, und zwar sowohl für die Besitzer als auch für die Betroffenen. Zu den herausgearbeiteten Risiken zählt die Gefährdung der informationellen und persönlichen Autonomie, zu den Chancen die Erweiterung menschlicher Möglichkeiten mit Hilfe der Informationstechnologie.“ Am Rande ist auch die Maschinenethik von Belang. Der Artikel kann über den Springer-Verlag bezogen werden bzw. ist in Heft 3 enthalten, das in Bibliotheken ausgeliehen werden kann.

Abb.: Eine Drohne macht ein Bild von einer Hochzeit

Ein Selfie mit Roger

Im Juni 2016 ist in der Netzwoche der Artikel „Ein Selfie mit Roger“ von Oliver Bendel erschienen. Er beginnt mit folgenden Worten: „Interaktive Werbeflächen sind Plakate, Terminals und Säulen, die sich als digitale Werbeträger automatisch auf Passanten, Besucher, Kunden und Interessierte einstellen und mit diesen in eine Interaktion treten. Sie verbreiten sich in der Schweiz immer mehr. Es ergeben sich Chancen und Risiken.“ (Netzwoche, Juni 2016) Diese werden u.a. aus der Perspektive der Medizin, der Rechtswissenschaft und von Informations- und Wirtschaftsethik betrachtet. „Bei der Verwendung von interaktiven Werbeflächen werden rechtliche und ethische Fragen aufgeworfen. So ist etwa zu klären, wer die Haftung bei falschen Produktinformationen übernimmt, insbesondere dann, wenn diese nicht fest ins System gegossen werden, sondern in der Kommunikation mit dem Kunden oder auf der Basis von Profilen vermittelt werden. Aus Sicht von Informations- und Wirtschaftsethik ist der Schutz der Bürger und Konsumenten von Relevanz. Interaktive Werbeflächen können in die Privatsphäre eingreifen, sogar in öffentlichen Bereichen, und das Persönlichkeitsrecht sowie die informationelle Autonomie verletzen.“ (Netzwoche, Juni 2016) Der Beitrag kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Abb.: Auch ein Selfie

 

Gehen und sprechen

Heike Henzmann hat im Rahmen der Serie „Walk and Talk“ für die Zeitschrift aktuelle technik (at) ein langes Gespräch mit dem Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker Oliver Bendel geführt. Gerettet hat man sich zunächst bei strömendem Regen in die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. Bendel hatte sich das Gebäude ausgesucht, weil er es seit 30 Jahren kennt und liebt, wie das Gebäude der Universität Zürich daneben. Und weil Einstein dort gewirkt hat, der wie er in Ulm zur Welt gekommen ist. Die Diskussion zwischen Einstein und Niels Bohr zu Kodizes für Ingenieure kennt Bendel seit dem Studium, und auch auf sie kommt die Sprache. Nachdem es aufgehört hatte zu regnen, spazierte man aus der ETHZ hinaus, an der Universität Zürich vorbei, an Luxusvillen und Zweckgebäuden, und schließlich auf Straßen und Treppen bis zum Hirschengraben hinunter, der ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung ist. Bald ging es nicht mehr nur um Maschinenethik, Informationsethik und Technologiefolgenabschätzung, sondern um Moral und Ethik im Allgemeinen und um die Rolle der Religion. Bendel betonte, dass die Grundzüge moralischer Vorstellungen wenig mit Religion zu tun hätten. Diese sei eh erst in der letzten Sekunde der Menschheitsgeschichte entstanden, zumindest in der Form, die man sie heute kennt. Zugleich könnten gewisse religiöse Vorstellungen Moral sogar korrumpieren, wie der Fundamentalismus zeigt. Der erste Teil des Interviews ist im Juni 2016 erschienen und darf mit freundlicher Genehmigung des leitenden Redakteurs hier heruntergeladen werden. Der zweite Teil wird im nächsten Heft abgedruckt und ebenfalls auf dieser Website zur Verfügung gestellt.

Abb.: In den Hochschulen von Zürich

Interview zur Maschinenethik

Ein vierteiliges Interview mit dem Maschinenethiker und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel ist am 31. Mai 2016 in Telepolis erschienen. Es geht um autonome Autos, um neuartige Chatbots wie den GOODBOT und um tierfreundliche Saugroboter wie LADYBIRD. Es geht um die Forschung in der Schweiz und in den USA und das Zusammenleben mit den Maschinen. Zum Verkehr der Zukunft sagt Bendel: „Was also tun? Ich rate hartnäckig dazu, bestimmte Maschinen in offenen Welten nicht auf uns loszulassen. Es sind vermutlich tragfähige Kompromisse möglich. Man kann autonome Autos in den Städten verbieten und zwischen den Städten fahren lassen, auf bestimmten Spuren, wobei der Spurwechsel meist gut beherrscht wird, zu bestimmten Uhrzeiten, mit bestimmten Geschwindigkeiten. Eventuell auch im Entenmarsch, ein Auto fährt voran, die anderen bilden eine Kette wie die Küken hinter der Mutter. Projekte dieser Art hat es gegeben. Bei einer solchen Entflechtung des Verkehrs sind diejenigen beruhigt, die dem autonomen Auto misstrauen, und es werden kaum Unfälle mit konventionellen Fahrzeugen auftreten.“ (Telepolis, 31. Mai 2016) Der Beitrag mit dem Titel „Über die Moral der Maschinen und eine programmierte Ethik“ kann über www.heise.de/tp/artikel/48/48387/1.html abgerufen werden.

Abb.: Ein Roboter in Tokyo

Considerations in Non-Human Agents

The proceedings of the AAAI conference 2016 have been published in March 2016 („The 2016 AAAI Spring Symposium Series: Technical Reports“). The symposium „Ethical and Moral Considerations in Non-Human Agents“ was dedicated to the discipline of machine ethics. Ron Arkin (Georgia Institute of Technology), Luís Moniz Pereira (Universidade Nova de Lisboa), Peter Asaro (New School for Public Engagement, New York) and Oliver Bendel (School of Business FHNW) spoke about moral and immoral machines. The contribution „Annotated Decision Trees for Simple Moral Machines“ (Oliver Bendel) can be found on the pages 195 – 201. In the abstract it is said: „Autonomization often follows after the automization on which it is based. More and more machines have to make decisions with moral implications. Machine ethics, which can be seen as an equivalent of human ethics, analyses the chances and limits of moral machines. So far, decision trees have not been commonly used for modelling moral machines. This article proposes an approach for creating annotated decision trees, and specifies their central components. The focus is on simple moral machines. The chances of such models are illustrated with the example of a self-driving car that is friendly to humans and animals. Finally the advantages and disadvantages are discussed and conclusions are drawn.“ The proceedings can be downloaded via aaai.org/proceeding/04-spring-2016/.

Fig.: Oliver Bendel, Cindy Mason, Luís Moniz Pereira, and others in Stanford

Beobachtungen zu Überwachungsrobotern

Im Silicon Valley sind Überwachungsroboter von Knightscope im Einsatz. Oliver Bendel – der Autor des Artikels „Blechpolizisten mit Elektroschockern: Beobachtungen zu Überwachungsrobotern“ – begegnete einem von ihnen im Shopping Center bei der Stanford University, an der er kurz zuvor einen Vortrag über Roboterautos gehalten hatte. Fast wäre er mit ihm zusammengestoßen, als er von Tür zu Tür, von Gebäude zu Gebäude unterwegs war. Es war ein milder Frühlingstag im März 2016, und vom ewigen Regen des Vormonats war nichts mehr zu sehen. „Überwachungsroboter dieser Art markieren physische Präsenz. Sie mischen sich unter die Menschen und rollen neben den Tieren.“ (inside-it.ch, 19. Mai 2016) Wenn es leer werde auf den Straßen und Wegen, seien ihre Silhouetten und Schatten zu sehen, und in den Räumen und Gebäuden seien sie diejenigen, die das Licht ausmachen. Neben dem K5 und dem kleinen Bruder, dem K3, ist seit kurzem ein weiteres Modell auf dem Markt. In China schaut der AnBot nach dem Rechten, und wenn er einen Verdächtigen entdeckt, kann er den Elektroschocker auf ihn richten. Während er im normalen Betrieb ein autonomer Roboter ist, wird er in einem solchen Fall zum Teleroboter: Die Waffe wird von einem Menschen ferngesteuert und im Ernstfall betätigt. Der Beitrag von Oliver Bendel, in dem auch ethische Aspekte angesprochen werden, ist am 19. Mai 2016 in der Zeitschrift inside-it.ch erschienen und kann über www.inside-it.ch/post/blechpolizisten-mit-elektroschockern-20160519 aufgerufen werden.

Abb.: Der K5 im Stanford Shopping Center

Tandems im Pflegeheim

„Robotik für den Pflegebereich boomt. In dem Arbeitsfeld fehlt Personal und es fällt oft schwere körperliche Arbeit an, für die Hilfe willkommen wäre.“ (derStandard.at, 7. Mai 2016) Dies schreibt Gudrun Springer im österreichischen Standard. Ausgangspunkt des Artikels ist die öffentliche Sitzung der Bioethikkommission in Wien vom 2. Mai, bei der Prof. Dr. Oliver Bendel, Prof. Dr. Mark Coeckelbergh, Prof. Dr. Michael Decker, Prof. Dr. Jutta Weber und Markus Wohlmannstetter zum Thema Pflegeroboter vorgetragen haben. Die Verfasserin geht auf das Tandem-Prinzip ein, das Oliver Bendel in seinem Referat erwähnt hat und seit einiger Zeit propagiert. Auch Mark Coeckelbergh ist laut ihrer Aussage diesem Prinzip zugetan. Es sei besser, „Roboter als assistierende Technologien … im Tandem“ (derStandard.at, 7. Mai 2016) zu benutzen. Weiter schreibt sie: „Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft in Basel, der sich mit Auswirkungen des Roboters auf Menschen beschäftigt, meint, dass mancher Handgriff vom Menschen ausgeführt einem Pflegebedürftigen unangenehmer sein kann als vom technischen Helfer – etwa in der Intimpflege.“ (derStandard.at, 7. Mai 2016) Auch zu informationsethischen und rechtlichen Herausforderungen äußert er sich: „Andere wichtige Fragen, die für Bendel durch die Roboter aufkommen, betreffen den Datenschutz.“ (derStandard.at, 7. Mai 2016) Der Artikel mit dem Titel „Der Roboter im Pflegeheim“ ist über derstandard.at/2000036444112/Der-Roboter-im-Pflegeheim abrufbar.

Abb.: Menschliche Berührungen bleiben wichtig

 

Beitrag zu Kryptowährungen

„Kryptowährungen sind digitale (Quasi-)Währungen mit einem meist dezentralen, stets verteilten und kryptografisch abgesicherten Zahlungssystem. Zu ihnen gehören Bitcoin und Litcoin. Kryptowährungen haben sich in bestimmten Ländern als ernstzunehmende Alternative zur Zahlung unter Privatpersonen herausgebildet. Während man früher virtuelles Geld auch durch die Zurverfügungstellung von Rechenleistung und Netzinfrastruktur erhalten hat, muss man es heute meist mit konventionellen Mitteln erwerben.“ So beginnt ein neuer Beitrag im Wirtschaftslexikon von Springer Gabler. Auch Informations- und Wirtschaftsethik werden angesprochen: „Kryptowährungen werden in Wirtschaft und Wissenschaft kontrovers diskutiert. Bei ihnen können Softwarefehler auftreten, sie sind anfällig für Manipulationen durch Organisationen und in Bezug auf die Kurse sowie für Datendiebstahl. Auch Datenverlust mag auftreten, sowohl durch menschliches als auch durch technisches Versagen. Nicht zuletzt lassen sich Cyberkriminelle, die Systeme mit Schadsoftware lahmlegen, häufig mit Bitcoin bezahlen. Umgekehrt können Dependenzen vermieden werden. Informationsethik und Wirtschaftsethik widmen sich moralischen Fragen von Kryptogeld und sehen in den Peer-to-Peer-Konzepten sowohl Chancen als auch Risiken.“ Der Beitrag von Oliver Bendel ist am 2. Mai 2016 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/kryptowaehrung.html aufgerufen werden.

Abb.: Bitcoin ist eine bekannte Kryptowährung

Beitrag zur Digitalisierung

„Der Begriff der Digitalisierung hat mehrere Bedeutungen. Er kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen wie die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Eintrag im Wirtschaftslexikon von Gabler, erschienen am 2. Mai 2016. Nachdem der Begriff der Digitalisierung geklärt ist, wird auf Beispiele wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Cloud Computing eingegangen. Am Ende wird auch die Perspektive der Ethik eingenommen: „Die Digitalisierung wird diskutiert und kritisiert, und insbesondere die nächste Entwicklungsstufe, die sie ermöglicht, ist in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik umstritten. Die Bereichsethiken können die bei der Digitalisierung entstehenden moralischen Probleme – etwa in Bezug auf die Industrie 4.0 – reflektieren, allen voran Technik-, Informations- und Wirtschaftsethik.“ Technik- und Informationsethik „fragen nach dem Zugewinn und dem Verlust der persönlichen und informationellen Autonomie und nach der Abhängigkeit der Kunden von IT und IT-Unternehmen“. Der Beitrag von Oliver Bendel kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/digitalisierung.html abgerufen werden.

Abb.: Auch das Surfen im Web gehört zur Digitalisierung

Beitrag zu Animal Enhancement

„Animal Enhancement ist die Erweiterung des Tiers, vor allem zu seiner scheinbaren oder tatsächlichen Verbesserung in Bezug auf seine eigenen Interessen oder diejenigen des Menschen, etwa in wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Hinsicht. Im Blick sind u.a. Leistungssteigerung, Erhöhung der Lebensqualität und Optimierung der Verwertung.“ So beginnt ein neuer Eintrag im Wirtschaftslexikon von Gabler. Nachdem der Begriff des Animal Enhancement geklärt ist, wird auf Beispiele wie Nutztiere mit Funkchips und ferngesteuerte Kakerlaken (RoboRoach) eingegangen. Am Ende wird auch die ethische Perspektive eingenommen: „Eine breite Debatte über Animal Enhancement ist in der Öffentlichkeit bisher ausgeblieben. Die Zeitungs- und Zeitschriftenartikel und Medienmeldungen, in denen auch moralische Bedenken zu finden waren, haben allenfalls für ein kurzzeitiges Interesse gesorgt. Auch die Wissenschaft widmet sich nur punktuell dem Thema. Es scheint notwendig, Animal Enhancement einer gründlichen und kritischen Untersuchung zu unterziehen. Es müssen (informations-)technische Verfahren gesammelt, erklärt und aus Sicht von Technik- und Informationsethik sowie Tierethik bewertet werden. Damit sind neben Technik- und Moralphilosophen auch Vertreter von Disziplinen wie Biologie, Informatik, Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) angesprochen. Wenn es um die Verbesserung aus wirtschaftlichen Motiven geht, ist die Wirtschaftsethik gefragt, während bei der Erweiterung aus wissenschaftlichen Gründen die Wissenschaftsethik herangezogen werden kann.“ Der Beitrag von Oliver Bendel ist am 2. Mai 2016 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/animal-enhancement.html abgerufen werden.

Abb.: Was macht der Mensch mit dem Tier?

Mobile Connectivity im Unternehmen

Der Themenschwerpunkt „Mobile Connectivity“ des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen schreibt nach Angaben der Veranstalter die Tradition des Forums fort, jedes Jahr die aktuelle Innovationsstufe bei mobilen Unternehmensanwendungen in den Blick zu nehmen. Tablets und Smartphones seien in Workplace Solutions heute selbstverständlich; nun werde unter dem Begriff „Smart Connected Devices“ auch das Potenzial von vernetzten Brillen, Armbändern und Handschuhen in Mobile-Business-Lösungen untersucht, integriert und ausgeschöpft. „Das #mbforum16 greift diese Themen in Keynotes und interaktiven Formaten auf.“ (Website Mobile Business Forum) An der Paneldiskussion zu „Future Mobile Innovation: Visions, Business, Barriers“ nehmen Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Christoph Gugl (Helbling Technik AG), Reto C. Zbinden (Swiss Infosec AG) sowie Dr. Pekko Vehviläinen („Most quantified Man in Finland“) teil. Oliver Bendel ist als Informationsethiker eingeladen. Er hat bereits über Human Enhancement und über Wearables gearbeitet. Weitere Informationen zur Veranstaltung und zu den Referentinnen und Referenten über mbforum.iwi.unisg.ch.

Abb.: Mobile Connectivity wird immer wichtiger

Tagungsband zur Maschinenethik

Im März 2016 ist der Proceedingsband „The 2016 AAAI Spring Symposium Series: Technical Reports“ erschienen, in der AAAI Press (Palo Alto 2016). Die KI-Konferenz fand an der Stanford University statt. Zur Maschinenethik (Symposium „Ethical and Moral Considerations in Non-Human Agents“) referierten u.a. Ron Arkin (Georgia Institute of Technology), Luís Moniz Pereira (Universidade Nova de Lisboa), Peter Asaro (New School for Public Engagement, New York) und Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW). Auf den Seiten 195 bis 201 findet sich der Beitrag „Annotated Decision Trees for Simple Moral Machines“ von Oliver Bendel. Im Abstract heißt es: „Autonomization often follows after the automization on which it is based. More and more machines have to make decisions with moral implications. Machine ethics, which can be seen as an equivalent of human ethics, analyses the chances and limits of moral machines. So far, decision trees have not been commonly used for modelling moral machines. This article proposes an approach for creating annotated decision trees, and specifies their central components. The focus is on simple moral machines. The chances of such models are illustrated with the example of a self-driving car that is friendly to humans and animals. Finally the advantages and disadvantages are discussed and conclusions are drawn.“ Der Tagungsband kann über www.aaai.org bestellt werden.

Abb.: Auf dem Stanford-Campus

IT-Jobs mit Sex-Appeal

Im FNT Kundenmagazin 2 (März 2016) ist ein Beitrag von Alexander Freimark mit dem Titel „IT-Jobs mit Sex-Appeal“ erschienen. Darin werden neue Rollen und Berufe wie Data Scientist, Cyber-Security-Experte, Chief Service Officer und Maschinenethiker genannt. Datenwissenschaftler „entwickeln Modelle, um betrügerische Transaktionen von Kreditkarten, Störungen in Produktionsabläufen oder beleidigende Kommentare in Online-Foren zu erkennen“ (FNT Kundenmagazin 2, März 2016). Dr. Angelika Voss verantwortet am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS das dazu passende Schulungsprogramm: „In der Regel sind unsere Teilnehmer Mitarbeiter von Unternehmen, die sich in der Datenanalyse auskennen, IT-affin sind – und die darüber hinaus noch verstehen, wie in ihrer Branche Geld verdient wird.“ (FNT Kundenmagazin 2, März 2016) Die Sicherheitsexperten für den virtuellen Raum können sich „in die Denkweise der Kriminellen hineinversetzen“ und können „Angriffe schon im Vorfeld verhindern“ (FNT Kundenmagazin 2, März 2016). Der CSO ist „eine Art Coach der Service-Organisation“ (FNT Kundenmagazin 2, März 2016). Zum Jobprofil des Maschinenethikers erläutert Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW: „In Zukunft müssen wir mehr nach der Moral von Maschinen fragen, weil immer mehr autonome und teilautonome Systeme Entscheidungen mit moralischen Implikationen treffen.“ (FNT Kundenmagazin 2, März 2016) Dabei gehe vor allem auch darum, die Folgen der Entscheidungen abzuwägen. Der Artikel wurde vom Autor freundlicherweise zur Verfügung gestellt und kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Der Cyber-Security-Experte wendet heute andere Methoden an

Beitrag zu disruptiven Technologien

„Disruptive Technologien“, so beginnt ein neuer Beitrag im Wirtschaftslexikon von Gabler, „unterbrechen die Erfolgsserie etablierter Technologien und Verfahren und verdrängen oder ersetzen diese in mehr oder weniger kurzer Zeit. Sie verändern auch Gewohnheiten im Privat- und Berufsleben.“ Weiter heißt es: „Oft sind sie zunächst qualitativ schlechter oder funktional spezieller, was mit ihrer Digitalisierung zusammenhängen kann, und gleichen sich dann nach und nach an ihre Vorgänger an bzw. übertreffen diese in bestimmten Aspekten. Das umstrittene Prinzip geht auf den amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und Geistlichen Clayton M. Christensen zurück, der nach Ursachen für das Scheitern von Unternehmen suchte.“ Oliver Bendel diskutiert den Begriff und stellt das Phänomen dar und geht am Ende kurz auf die ethische Dimension ein: „Die Informationsethik widmet sich den Chancen und Risiken disruptiver Technologien für die Informationsgesellschaft, die Wirtschaftsethik den Konsequenzen für Staat, Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden.“ Der Beitrag, erschienen am 5. April 2016, kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/disruptive-technologien.html aufgerufen werden.

Abb.: Auch das Tablet gehört zu den disruptiven Technologien

Der letzte Frosch seiner Art

In der Stuttgarter Zeitung vom 12. März 2016 ist ein ganzseitiges Interview – geführt hat es der Wissenschaftsjournalist Dr. Werner Ludwig – mit Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich erschienen. Der Wirtschaftsinformatiker und Ethiker geht u.a. auf autonome Autos ein: „Ich bin nicht gegen das autonome Auto an sich. Ich bin ja selbst Maschinenethiker und konzipiere Maschinen, die bestimmte moralische Entscheidungen treffen. Ich bin nur der Meinung, dass das Auto eigentlich kein geeignetes System für die praktische Anwendung ist – zumindest, wenn es dabei um Menschenleben geht. Ich beschäftige mich stattdessen mit der Frage, wie man Kollisionen mit Tieren vermeiden kann. Auch das ist ja ein ethisches Problem. Ich frage mich zum Beispiel, ob man nicht Autos bauen könnte, die vor dem letzten Frosch seiner Art bremsen – natürlich nur, wenn dahinter keiner fährt. Ich halte es für schwierig und kaum akzeptabel, dass Maschinen über Menschenleben entscheiden.“ (Stuttgarter Zeitung, 12. März 2016) Das Interview mit der Überschrift „Menschenleben sind keine Rechengröße“ ist auf Seite 11 zu finden. Es kann, mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Zeitung, hier heruntergeladen werden.

Abb.: Am besten, man bleibt im Wasser