Wenn Algorithmen für uns entscheiden

„Künstliche Intelligenz (KI) ist seit den 1960er-Jahren im Trend. Durch das Aufkommen der Deep-Learning-Technologie konkretisierten sich die Erwartungen an Algorithmen und an sogenannt intelligente Systeme im Allgemeinen.“ (Newsletter TA-SWISS) Heute befinde sich die „Algorithmentechnologie“ mehrheitlich in der Hand amerikanischer Großkonzerne und sei „über deren Dienstleistungen allgemein zugänglich“. „Es stellen sich jedoch zahlreiche Fragen bezüglich Arbeitsplätzen, digitaler Governance und Souveränität, Ethik usw. Mit Blick auf die Zukunft ist auch Human Enhancement, d.h. die Fusion Mensch-Maschine, ein Thema.“ (Newsletter TA-SWISS) Dies schreibt die TA-SWISS in einem Newsletter vom 13. Oktober 2017 mit Blick auf eine neue Ausschreibung. „TA-SWISS, Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung, setzt sich mit den Chancen und Risiken neuer Technologien auseinander. Dafür bringt TA-SWISS Expertinnen und Experten verschiedenster Fachrichtungen an einen Tisch und befragt Bürgerinnen und Bürger.“ (Website) Den vollständigen Ausschreibungstext und die Ausschreibungsunterlagen findet man über www.ta-swiss.ch/projekte-und-publikationen/projekt-ausschreibungen/.

Abb.: Die TA-SWISS sitzt in Bern

Künstliche Intelligenz im HR Manager

Das Magazin Human Resources Manager widmet sich in seiner neuen Ausgabe (4/17) der Disziplin der Künstlichen Intelligenz (und ihrem Gegenstand, der künstlichen Intelligenz). Der Beitrag „Ein alter Menschheitstraum“ beinhaltet ein „Gespräch über die Sehnsucht nach künstlicher Intelligenz mit Dirk Helbing, Professor für Computational Social Science“ (Human Resources Manager, 4/17). „Die Co-Robots kommen näher“ basiert u.a. auf einem Interview mit Oliver Bendel, Professor für Wirtschaftsinformatik, Informations- und Maschinenethik. In „Entseelte Entscheidungen“ wird festgestellt: „Algorithmen können auch diskriminieren“ – das Interview wird geführt mit „Algorithmus-Designerin Katharina Zweig“ (Human Resources Manager, 4/17). „Digitale Sprachlosigkeit“ geht zusammen mit Christian Bauchhage auf die „Kommunikation mit künstlicher Intelligenz“ (Human Resources Manager, 4/17) ein. Weitere Informationen über www.humanresourcesmanager.de. Der Artikel „Liaisons dangereuses?“ mit Statements von Oliver Bendel kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: KI kann Menschen quantifizieren und qualifizieren

Algorithmen als eigenständige Akteure

„Algorithmische Auswahl- und Entscheidungsprozesse prägen unseren Alltag, unsere Wahrnehmung der Welt und unser tägliches Handeln. Ihre Bedeutung steigt in einer durch Automatisierung und Big Data gekennzeichneten digitalen Gesellschaft in sämtlichen Lebensbereichen rasant an. Damit werden sowohl die Frage nach der Machtausübung mittels Algorithmen als Instrumente als auch jene nach der Macht von Algorithmen als eigenständige Akteure virulent. Inwieweit handeln Algorithmen autonom, selbstbestimmt und intentional? Sind sie kontrollier- und ihre Ergebnisse vorhersehbar? Können Algorithmen moralisch handeln? Welche gesellschaftlichen Herausforderungen ergeben sich aus einer ethischen Perspektive und wie können diese bewältigt werden?“ So ein Flyer zu einer Veranstaltung, die den Titel „Die Macht der Algorithmen: Werkzeuge oder Akteure?“ trägt und am 22. November 2016 von 18:15 – 19:45 Uhr an der Universität Zürich stattfindet. Und weiter: „Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Michael Latzer (IPMZ – Abt. Medienwandel & Innovation, UZH) folgen Inputreferate zur Einschätzung der Macht der Algorithmen aus technischer und ethischer Perspektive durch Prof. Dr. Thomas Hofmann (Data Analytics Lab, Departement Informatik, ETH Zürich) und Prof. Dr. Oliver Bendel (Institut für Wirtschaftsinformatik, Hochschule für Wirtschaft, FHNW).“

Abb.: Bestimmen Algorithmen, wohin wir laufen?

Das verdatete Tier

Der Workshop „Berechnete Tiere: Technik und Verdatung in den Human-Animal Studies“ (Teil des DFG-Projekts „Das verdatete Tier“) findet vom 22. bis 23. April 2016 im Blue Square Bochum statt. Veranstaltet wird er von Ina Bolinski und Prof. Dr. Stefan Rieger von der Ruhr-Universität Bochum. Im Flyer werden Hintergrund und Intention beschrieben: „Der Workshop möchte mit den berechneten Tieren einerseits solchen Wesen nachspüren, die ihre Existenz technischen Verfahren verdanken und ihren Ursprung im Computer haben. Andererseits sollen auch Tiere, die aufgrund von verschiedenen Techniken zu ‚verdateten Tieren‘ oder durch technische Apparaturen selbst zum Datengenerator werden, im Fokus stehen. Mit der Fügung der berechneten Tiere werden somit zwei aktuell entfernte Topoi bemüht: Das Tier, das als Verkörperung natürlicher Intuition und vom Instinkt geleitet gilt, gerät im Modus des Berechnens an Konzepte von Rationalität und an die Möglichkeit der Verkörperung in und durch technische Prozesse. Zu fragen ist daher, in welchem Verhältnis Tier und Technik zueinander stehen.“ Oliver Bendel (Brugg-Windisch) stellt „Überlegungen zur Disziplin der Tier-Maschine-Interaktion“ an, Thomas Schmickl (Graz) geht auf „Biohybrid systems – Tiere, Pflanzen, Roboter, Agenten und Algorithmen“ ein, Sibylle Hahshold (Graz) erzählt „Von Bienen, Robotern und Algorithmen“. Weitere interessante Vorträge erwarten das Publikum, das sich einbringen darf und soll. Es wird um Anmeldung per E-Mail an ina.bolinski(a)rub.de bis zum 15. April 2016 gebeten. Der Flyer kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Flyer zur Veranstaltung

Die Moral der Algorithmen

In einem Interview mit der TAZ vom 10. August 2013 spricht Yvonne Hofstetter auch über die Moral von Algorithmen. Die Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH wird gefragt: „Algorithmen sind im Grunde Roboter. Gibt es für sie eine Ethik?“ Sie antwortet: „Die Technologen beschäftigen sich mit diesen Fragen. Welche Ethik, welche Moralvorstellungen brauchen wir? Was kann man in die Maschinen hinein programmieren? Aus der philosophischen Ecke, also von denen, die sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigen, kommt hingegen nichts oder wenig. Die Philosophie sieht offenbar noch nicht, dass eine Sturzwelle an intelligenten Technologien auf uns zurollt.“ Nun ist die Maschinenethik in den USA, in Kanada, Australien, Japan und Holland eine weit entwickelte Disziplin, zu der KI-Experten genauso beitragen wie Philosophen. Die Informationsethik, die sich auf die moralischen Implikationen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien bezieht, ist gar eine traditionsreiche Disziplin, auch in Bezug auf Algorithmen und Maschinen. Es ist aber in der Tat so, dass im deutschsprachigen Raum erheblicher Nachholbedarf besteht, dass die Ethik von Lobbyorganisationen bekämpft und von Kirchen missbraucht wird. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen der Maschinenethik (begriffen als Pendant zur Menschenethik) und der Informationsethik, die Computer-, Netz- und Neue-Medien-Ethik umfasst. Beide sind wichtig, wobei die eine eher technologiegestaltend, die andere eher problemanalysierend und lebensgestaltend unterwegs ist und in gewisser Weise gilt: Die Informationsethik löst die Probleme, die die Maschinenethik verursacht.

Abb.: Die Moral der Algorithmen