In Austin (Texas, USA) finden vom 25. bis 26. Januar 2015 die „Workshops at the Twenty-Ninth AAAI Conference on Artificial Intelligence (AAAI-15)“ statt. Auf der Website werden zum „W01 – AI and Ethics“ mediale Aussagen wie „Artificial Intelligence Is Changing the World, and Humankind Must Adapt“ und „Physicist Louis Del Monte believes that by 2045 machines will threaten human survival“ zitiert. Vor diesem Hintergrund heißt es: „The goal of this workshop is to provide a forum to discuss the ethical questions implicit in such headlines, which go to the centre of the quest to build AI systems with potentially super-human intelligence.“ Es werden sowohl informations- und technikethische als auch maschinenethische Bereiche behandelt, z.B. „AI as a threat to or saviour for humanity“, „Safeguards necessary within AI research“, „Autonomous agents in the military“, „Autonomous agents in commerce and other domains“ und „Mechanisms to ensure moral behaviours in AI systems“. Weitere Informationen sind über www.aaai.org/Workshops/ws15workshops.php erhältlich.
“Das Zähmen der Maschinen” ist der Titel eines Artikels von Danja Nüesch für SRF, Schweizer Radio und Fernsehen. Behandelt werden die Themen der Maschinenethik, auf der Grundlage eines Interviews mit Oliver Bendel. Der Professor für Wirtschaftsinformatik und Informationsethik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW treibt auch Maschinenethik. Er spricht sich für einfache moralische Maschinen aus. Seine Paradebeispiele sind der GOODBOT, ein verbesserter Chatbot, und Ladybird, ein tierfreundlicher Saugroboter. Auch tierfreundliche Windkraftanlagen und waffenfeindliche 3D-Drucker werden angeführt. Von komplexen moralischen Maschinen rät Oliver Bendel eher ab. Die militärische Drohne sollte ebenso wie das selbstständig fahrende Auto bestimmte Entscheidungen den Menschen überlassen. Diese müssen also, als Soldaten, Insassen etc., intervenieren können. Nichts spricht dagegen, dass sich Roboterautos oder Fahrerassistenzsysteme in klar abgrenzbaren Situationen mit nur wenigen Optionen moralisch verhalten. Zum Beispiel kann – wie der Experte verschiedenenorts argumentiert – automatisch für ein Tier gebremst werden, wenn kein Hintermann zu sehen ist. Der Beitrag kann über www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/das-zaehmen-der-maschinen aufgerufen werden.
Abb.: Werk eines schuhfreundlichen 3D-Druckers (Quelle: commons.wikimedia.org, Autor: Strvct)
Im Jahre 2013 gab das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO eine groß angelegte Studie zum Thema Industrie 4.0 heraus. Dies stellt Nathalie Baumann in ihrem Beitrag vom 11. November 2014 für die traditionsreiche Schweizer Zeitschrift ICTkommunikation fest. Im Oktober dieses Jahres sei das Schweizer Beratungsunternehmen Deloitte mit einer kleineren Studie zum Werkplatz 4.0 gefolgt. Auf YouTube „finden sich unzählige Videos, und bereits werden erste Seminare angeboten, um Führungskräfte auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten“ (Website ICTkommunikation). „Doch was bedeutet der Begriff überhaupt und welche Implikationen hat er für Wirtschaft und Gesellschaft? Wir haben dazu ein Interview mit dem Philosophen und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel geführt.“ (Website ICTkommunikation) Auch Maschinenethik und soziale Robotik werden darin erwähnt. Und Informationsethik wird implizit betrieben. Der Beitrag mit dem Titel „Einige wenige Menschen werden die Dinge und Vorgänge kontrollieren“ kann kostenlos über ictk.ch gelesen werden.
Am 27. Oktober 2014 ist ein neues Diskussionspapier des Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) herausgekommen. Entwickelt werden darin „Szenarien zur digitalen Vernetzung“, bezogen auf das Jahr 2030 (Website www.gdi.ch). „Die Vernetzung hat unser Leben verändert. Doch das ist erst der Anfang. Die Digitalisierung erfasst bald die ganze Wirtschaft und Gesellschaft. Menschen und Maschinen verschmelzen zur Digisphäre.“ (ebd.). Karin Frick und Bettina Höchli beantworten laut Website Fragen wie „Wie schützen wir uns vor Cyberwar und -crime“, „Wie stellen wir schnelle und flächendeckende Netze sicher?“, „Wie gewährleisten wir Privatsphäre und Datenschutz?“ und „Wie weit sollen Maschinen für uns entscheiden?“. Auf Seite 18 der Studie heißt es: „Die Felder werden von selbststeuernden Maschinen bewirtschaftet, die Ernte von Robotern verarbeitet. Am Ende dieser Entwicklung steht die vollautomatisierte Lebensmittelproduktion.“ Die Autorinnen gehen nicht auf die Maschinenethik oder auf Informationsethik bzw. Technikethik ein. Sie sprechen aber zahlreiche Themen dieser Disziplinen an. Das Papier steht seit 31. Oktober 2014 in einer aktualisierten und ergänzten Version zur Verfügung. Gegen die Abgabe persönlicher Daten kann es kostenlos heruntergeladen werden.
Das Theater Tuchlaube Aarau „setzt sich aus Anlass seines dreifachen Jubiläums in der Spielzeit 2014/2015 mit dem Thema Zukunft auseinander“ (Leiter Peter-Jakob Kelting im Editorial des Programms). „Herausgekommen ist ein faszinierendes Kaleidoskop an Analysen, Entwürfen und Prognosen.“ (ebd.) Hanspeter Thür, der oberste Datenschützer der Eidgenossenschaft, macht sich mit seinem Beitrag „Auch du bist verdächtig!“ für das Grundrecht auf Privatsphäre stark. Der Schweizer Schriftsteller und Drehbuchautor Charles Lewinsky skizziert in „Liebe Donjeta, ein Brief“ die (Schreckens-)Vision einer Schweiz ohne Ausländer. Und der Theaterleiter interviewt in „Moralische Maschinen“ den deutschen Philosophen und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel zur Maschinenethik, zur sozialen Robotik und zur Zukunft der Arbeit. Das Programm, das im Oktober 2014 als Beilage der Aargauer Zeitung erschienen ist, kann über www.fhnw.ch kostenlos heruntergeladen werden.
Am 9. Oktober 2014 ist der Artikel „Advanced Driver Assistance Systems and Animals“ von Oliver Bendel in der Zeitschrift Künstliche Intelligenz erschienen. Im Abstract heißt es: „Advanced driver assistance systems are widely used. Some support and inform the driver. Others relieve him or her of certain tasks – and transform the human-guided system into a semi-autonomous one. For some years also fully autonomous systems have been on the roads, so-called self-driving cars, as prototypes of companies and within research projects. From the perspective of ethics – both of the special fields of ethics like animal ethics, information ethics and technology ethics and of machine ethics which can be understood as a counterpart to human ethics – advanced driver assistance systems raise various questions. The aim of this paper is to derive suggestions from animal ethics and other disciplines for the improvement and development of the systems. The basis are literature analysis and own classifications and considerations. The result is that there are many possibilities to expand existing systems and to develop new functions in the context with the aim to reduce the number of animal victims.“ Der Artikel kann über www.springer.de bezogen werden.
Cyber-physische (oder cyberphysische) Systeme sind Systeme, bei denen informations- und softwaretechnische mit mechanischen bzw. elektronischen Komponenten verbunden sind, wobei Datentransfer und -austausch sowie Kontrolle bzw. Steuerung über eine Infrastruktur wie das Internet in Echtzeit erfolgen. Wesentliche Bestandteile sind mobile und bewegliche Einrichtungen, Geräte und Maschinen (darunter auch Roboter), eingebettete Systeme und vernetzte Gegenstände (Internet der Dinge). In der Industrie 4.0 haben cyber-physische Systeme eine zentrale Funktion. Der Beitrag von Oliver Bendel zum Thema ist am 2. September 2014 im Wirtschaftslexikon von Gabler erschienen. Er gibt eine allgemeine Übersicht, geht auf Anwendungsbereiche ein und betrachtet den Gegenstand schließlich, im Rahmen von Kritik und Ausblick, aus dem Blickwinkel der Ethik: „Die Informationsethik untersucht das mögliche Versagen der cyber-physischen Systeme, etwa ihre feindliche Übernahme und ihren selbstverschuldeten Ausfall, in moralischer Beziehung, die Maschinenethik versucht die Entscheidungen der (teil-)autonomen Systeme in moralischer Hinsicht zu verbessern.“
Das nächste FAZ-Forum trägt den Titel „Cyber Resilience – Warum Cyber Security nicht mehr ausreicht“. Die Beschreibung hebt an mit folgenden Worten: „Durch die global vernetzten Informationsstrukturen unserer Wirtschaft und Gesellschaft entsteht ein extrem komplexes Geflecht, welches fortwährende Absicherung gegen interne und externe Bedrohungen erfordert. Die Gewährleistung von Cyber-Sicherheit wird zu einer zentralen Herausforderung für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft auf nationaler und insbesondere auf globaler Ebene. Einzelne Cyber-Security-Maßnahmen werden in Zukunft nicht mehr ausreichen, diesen Schutz zu gewährleisten. Vielmehr ist der Aufbau einer Cyber Resilience – eines widerstandsfähigen Gesamtsystems, welches Störungen und Angriffe unbeschadet absorbieren kann – unabdingbar.“ (Website) Referenten sind u.a. Peter Andres (Leiter Konzernsicherheit, Deutsche Lufthansa AG), Norbert Riedel (Botschafter, Sonderbeauftragter für Cyber-Außenpolitik, Auswärtiges Amt), Christoph Unger (Präsident, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) und Oliver Bendel (Professor, Hochschule für Wirtschaft FHNW). Angefragt ist Peter Altmaier (MdB, Chef des Bundeskanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben). Im Vortrag von Oliver Bendel geht es u.a. um Informationsethik und Maschinenethik. Letztere kann seiner Meinung nach dazu beitragen, die Maschinen sicherer und besser zu machen. Weitere Informationen über www.faz-forum.com/cyber-resilience/index.php.
Der Robot Car findet seinen Weg. Er hupt und weicht aus. Er bleibt stehen, neugierig, verspielt. Vor einem Kind oder einer Kuh. Er verhandelt mit anderen Fahrzeugen, wenn es um die Vorfahrt geht oder einen Unfall gegeben hat, er schickt Nachrichten an die Polizei, die Werkstatt und den Hersteller. Der Artikel „Cloud am Steuer“, der vor einiger Zeit in der GDI Impuls erschienen ist, kann nun kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Ein Dank geht an das Gottlieb Duttweiler Institute – und den Autor Christian Rauch. Wenn Roboter über die Straßen steuern, so fragt er, „welche ethischen und rechtlichen Konsequenzen hat das“? Beantwortet wird das von Patrick Lin, Roboter- und Maschinenethiker an der California Polytechnic State University, und Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker, Informationsethiker und Maschinenethiker an der Hochschule für Wirtschaft FHNW.
Der Begriff der Industrie 4.0 ist ein Marketingbegriff, der auch in der Wissenschaft und in der Wissenschaftskommunikation verwendet wird, und steht für ein „Zukunftsprojekt“ der deutschen Bundesregierung. Die sogenannte vierte industrielle Revolution – darauf spielt die Nummer an – zeichnet sich durch Individualisierung bzw. Hybridisierung der Produkte und die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in die Geschäftsprozesse aus. Wesentliche Bestandteile sind eingebettete Systeme sowie (teil-)autonome Maschinen, die sich ohne menschliche Steuerung in und durch Umgebungen bewegen und selbstständig Entscheidungen treffen, und Entwicklungen wie 3D-Drucker. Der Beitrag von Oliver Bendel zum Thema ist am 1. August 2014 im Wirtschaftslexikon von Gabler erschienen. Er gibt eine allgemeine Übersicht, geht auf Anwendungsfelder ein und betrachtet den Gegenstand schließlich, im Rahmen von Kritik und Ausblick, aus dem Blickwinkel der Ethik: „Automatisierte Entscheidungen in moralischer Hinsicht, mithin die damit zusammenhängenden Probleme, sind Thema der Maschinenethik. Die Informationsethik beschäftigt sich damit, dass die Systeme manipuliert und gehackt, dass sie falsche Daten benutzen und falsche Informationen liefern und in feindlicher Weise übernommen werden können.“
Zur ersten europäischen Tagung zur Technologiefolgenabschätzung sind im Juli 2014 die Proceedings erschienen. Sie können über die PACITA-Website kostenlos als PDF heruntergeladen werden und haben ca. 440 Seiten. Die von der EU getragene Konferenz fand im März 2013 in Prag statt. Im Buch ist, was ethische Fragen angeht, insbesondere „Part V – Facing New and Emerging Technologies“ relevant. Von Marie-des-Neiges Ruffo (Université Paris-Sorbonne) stammt der Beitrag „Why Autonomous Unmanned Aerial Vehicles Will Lose the War“, von Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) „Towards Machine Ethics“ (Kapitel „Emerging Technologies and Ethics“). Im Kapitel „Privacy Aspects“ finden sich u.a. die Beiträge „Locating, Tracking and Tracing“ von Lorenz M. Hilty (Universität Zürich und EMPA) et al. und „Privacy Aspects of Social Networks – An Overview“ von Stefan Strauß und Michael Nentwich (beide vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften). Der Band kann auch in gedruckter Form erworben werden. Weitere Informationen über die PACITA-Website.
Die International Review of Information Ethics (IRIE) hat einen Call for Papers zum Thema „Ethics for the Internet of Things“ veröffentlicht. Deadline für die Einreichung der Abstracts ist der 31. August 2014. Auf der Website der Zeitschrift heißt es: „The 22nd issue of IRIE will tackle the ethical challenge of the Internet of Things and therefore furnish a contribution to the establishment of an ethics for it. This ethics is anchored in the field of information ethics, yet it radicalizes to a certain degree the fundamental issues in this field, insofar as the entire mesosphere appears as a sphere shaped by information and its technologies. And hence, the boundaries then disappear between electronic technology and what underpins it.“ Mögliche Themen seien „Privacy in the IoT“, „Access to beneficial use of IoT and social justice“, „Establishment of trust in the IoT“ und „Status of agents and agency in the IoT“. Gastherausgeber sind Hektor Haarkötter und Felix Weil. Weitere Informationen über i-r-i-e.net/call_for_papers.htm.
Human Enhancement, die Erweiterung und Verbesserung des Menschen mit Hilfe biologischer und technischer Mittel, kann aus der Perspektive der Medizin, der Künstlichen Intelligenz, der Robotik und der Informatik betrieben bzw. thematisiert werden. Verschiedene Bereichsethiken können nach Chancen und Risiken in moralischer Hinsicht fragen. Die Informationsethik ist gefordert, wenn die Entwicklung von der Informatik ausgeht. Mit ihr kann man Fragen des Datenschutzes, der informationellen und persönlichen Autonomie und der Kontrolle des Menschen mithilfe von Hacking und Manipulation beantworten. Auch die Maschinenethik ist in verschiedener Weise von Relevanz. Der Lexikonbeitrag von Oliver Bendel zum Thema ist im Juli 2014 im Wirtschaftslexikon von Gabler erschienen. Er gibt eine allgemeine Übersicht, untersucht Verfahren und Methoden und nimmt am Ende, im Rahmen von Kritik und Ausblick, den Blickwinkel der Ethik ein: „Damit Menschen- und Tierwürde nicht verletzt und Manipulation und Instrumentalisierung von Körper bzw. Geist nicht zur unhinterfragten Norm werden, bedarf es moralischer und ethischer Diskussionen (auch aus der Wirtschaftsethik heraus) ebenso wie rechtlicher Anpassungen.“
Abb.: Die Erweiterung und Verbesserung des Menschen
Im Sommer 2013 wurde der Artikel „Asimovs Automatobile: Selbstständig fahrende Autos in Fiktion und Realität und als Gegenstand der Maschinenethik“ von Oliver Bendel in der Online-Zeitschrift Telepolis (über www.heise.de/tp/artikel/39/39728/1.html) veröffentlicht. Er nimmt Bezug auf einen anderen Artikel, der 2012 mitsamt einer Geschichte um den New Autonomous Car (NAC) erschienen war, und auf einen Konferenzbeitrag aus dem selben Jahr (Abstract über pacita.strast.cz/en/conference/documents). Unter dem Titel „Asimov’s Amazing Automatobiles“ wurde der Artikel nun in englischer Sprache zur Verfügung gestellt. Der Teaser deutet an, worum es im Kern geht: „In his short story ‚Sally‘ from 1953, Isaac Asimov envisioned the functions, chances and risks of unmanned, self-driving cars. Now, advanced driver assistance systems increasingly take over actions from the driver, and fully autonomous prototypes seek to become an everyday feature on our roads. Asimov’s story already confronts the reader with some problems discussed in machine ethics today.“ Die Geschichte von Asimov wird zusammengefasst und in Beziehung zur Geschichte von NAC gesetzt. Den Artikel kann man auf Crazy Processes lesen (Blog nicht mehr vorhanden).
„People take selfies with smartphones and digital cameras (or even with flying robots), and share them on social media, blogs, microblogs and image platforms for social purposes, and though selfies may just be a trend, they say a lot about the narcissism of people and the zeitgeist of the media age.“ Mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Oliver Bendel, der am 9. Juni 2014 auf Robohub unter dem Titel „Robot selfies, and the road to self-recognition“ erschienen ist. Es geht um Roboter, die Selfies machen, um die Frage, warum sie dies tun (und warum sie dies in Zukunft noch mehr tun werden). Bendel kommt zum Schluss: „Once an android pulls a duckface and takes a selfie, any roboticist will know the breakthrough has been made.“ Auch die Informationsethik ist in diesem Zusammenhang gefragt, etwa wenn der Roboter seine Umgebung einfängt und im Anschluss persönliche Daten weiterleitet.
„Das automatische Auto ist keine Utopie mehr. In den nächsten Jahren werden die Fahrzeuge selbst immer mehr jener Aufgaben übernehmen, die bislang von den menschlichen Fahrern erledigt wurden.“ Dies schreibt Christian Rauch in seinem Artikel „Cloud am Steuer“ für die GDI Impuls 2/2014. Doch wenn Roboter über die Straßen steuern, so fragt er weiter, „welche ethischen und rechtlichen Konsequenzen hat das“? Beantwortet wird das u.a. von Patrick Lin, Roboter- und Maschinenethiker an der California Polytechnic State University, und Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Der Artikel kann über GENIOS bezogen werden, die ganze Zeitschrift auch über www.gdi.ch.
Wie verschiedene Medien melden, will das US-Militär „Roboter mit Moralempfinden entwickeln“. Das will es schon lange, aber nun wird die Öffentlichkeit informiert. Im deutschsprachigen GIZMODO heißt es: „Über die nächsten fünf Jahre stellt eine Abteilung des US-Verteidigungsministeriums, das Office of Naval Research, 7,5 Mio. US-Dollar (etwa 5,5 Mio. Euro) für Universitätsforschung zur Verfügung, um Roboter zu entwickeln, die richtig und falsch unterscheiden können. So könnten autonome Kampfsysteme effektiver und selbstständiger operieren. Manch ein Wissenschaftler glaubt sogar, dass solche Maschinen bessere Entscheidungen als Menschen treffen könnten, da sie einfach klaren Regeln folgen, um die Chancen und Risiken von Operationen zu bewerten.“ Es ist wichtig, die Maschinenethik möglichst unabhängig von militärischer Forschung zu halten und die zivile, kommerzielle Nutzung voranzutreiben. Dass dies nicht einfach sein wird, liegt auf der Hand. In Technik- und Informationsethik sind die entstehenden moralischen Probleme zu diskutieren.
In der Ausgabe 5/2014 der UnternehmerZeitung ist ein Interview zu informationsethik.info erschienen. Die Plattform wird vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW betrieben und von der Ernst Göhner Stiftung unterstützt. Im Teasertext heißt es: „Eine neue Plattform der Hochschule für Wirtschaft FHNW widmet sich Informationsethik und Medienkompetenz. Initiator Oliver Bendel stellt sie vor.“ Das Interview führte die Historikerin Nathalie Baumann. Auf eine ihrer Fragen lautet die Antwort: „Moral auf Knopfdruck gibt es nicht, auch nicht bei informationsethik.info. Aber besser informierte und ‚ausgerüstete‘ Konsumenten und Unternehmer können und müssen stärker in die Pflicht genommen und zur Verantwortung gezogen werden.“ Der Zweiseiter kann kostenlos heruntergeladen werden.
In der Zeitschrift für Verkehrssicherheit (2/2014) ist der Artikel „Fahrerassistenzsysteme aus ethischer Sicht“ von Oliver Bendel erschienen. Es werden (so der Abstract) immer mehr Assistenzsysteme in Autos verbaut. „Manche unterstützen und informieren den Fahrer. Andere nehmen ihm bestimmte Aufgaben ab – und machen aus dem von Menschen gesteuerten System ein teilautonomes. Längst sind auch vollautonome Systeme auf den Straßen unterwegs, sogenannte selbstständig fahrende Autos, als Prototypen der Unternehmen und innerhalb von Forschungsprojekten. Aus der Sicht der Ethik – der Bereichsethiken ebenso wie der Maschinenethik – stellen sich zu Fahrerassistenzsystemen verschiedene Fragen.“ (Abstract) Ziel des Beitrags sei, daraus erste Vorschläge zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Systeme abzuleiten. Weitere Informationen über www.zvs-online.de.
Abb.: Fuchs auf der Straße (Quelle: commons.wikimedia.org; Fotograf: Hannu)
Der GOODBOT, der Anfang 2014 als Prototyp das Licht der Welt erblickt hat, wandert bereits durch die Medien. Die ICTkommunikation schrieb am 23. Februar im Artikel „Studierende der FHNW entwickeln virtuellen Gesprächspartner“: „Drei Studierende der Hochschule für Wirtschaft FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz) haben einen Prototyp für den ‚Goodbot‘ entwickelt, einen virtuellen Gesprächspartner, der moralisch angemessen reagieren soll.“ Die Netzwoche stellte am 26. Februar einen Bezug zur Urmutter aller Plappermaschinen her: Wer schon einmal mit Eliza gesprochen habe, der wisse, „dass sich eine solche Software nicht wirklich als Gesprächspartner eignet, wenn es einem schlecht geht“ (Netzwoche Online, 26. Februar 2014). „Zwar fragt Eliza zu Beginn höflich nach dem aktuellen Befinden. Doch den positiven Eindruck, den der Chatbot damit erweckt, zerstört er gleich wieder.“ Das GOODBOT-Projekt, das von Oliver Bendel geleitet wird, soll im Juni 2014 in die nächste Phase gehen.
Informationsethik wird an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW schon seit Jahren gelehrt. Bisher profitierten nur die Wirtschaftsinformatikerinnen und -informatiker in Olten von dem Angebot. Neu finden zweitägige Blockseminare zur „digitalen Ethik“, wie sie umgangssprachlich auch genannt wird, im Studiengang Betriebsökonomie in Brugg statt. Prof. Dr. Oliver Bendel wird ab Februar 2014 in die Informationsethik einführen, Bezüge zu den anderen Bereichsethiken und zur Maschinenethik herstellen – und mit den Studierenden ausgewählte Problemfelder bearbeiten. Zugegriffen wird dabei auf Definitionen und Materialien auf informationsethik.info. Es geht aber nicht nur um Problemidentifizierung und -lösung, es geht auch um Cyberhedonismus, ein gutes, glückliches, vielleicht sogar lustvolles Leben in der Informationsgesellschaft. Der Andrang ist so groß, dass eine zusätzliche Durchführung beschlossen wurde. Damit gibt es bis zum Sommer drei Seminare – und insgesamt fünf Angebote zur Informationsethik an der Hochschule im Jahr, neben mehreren Kursen zur Wirtschaftsethik in Basel, Brugg und Olten.
Abb.: Der Campus Olten (Foto: WEISSWERT C. Morin & M. Indermaur)
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, Deutschland, Holland, Kanada, Japan, der Schweiz und vielen anderen Ländern protestieren mit einem Aufruf, der von Nico van Eijk, Beate Roessler, Frederik Zuiderveen Borgesius und Manon Oostveen (University of Amsterdam) initiiert wurde, gegen die Massenüberwachung durch die Geheimdienste. Auf der Website www.academicsagainstsurveillance.net heißt es: „The right to privacy is a fundamental right.“ Und weiter: „Without privacy people cannot freely express their opinions or seek and receive information. Moreover, mass surveillance turns the presumption of innocence into a presumption of guilt.“ Die Unterzeichner des Aufrufs – unter ihnen sind auch Informations-, Technik- und Maschinenethiker wie Andrew Adams, Oliver Bendel, Kai Kimppa und Matthijs Pontier – fordern die Regierungen zum Handeln auf, wobei klare Forderungen gestellt werden.