Die junge Schweizerin Nathalie Matter hat für Kanal K einen hörenswerten einstündigen Radiobeitrag zum Thema „Crash“ gemacht. Gesendet wurde er am 1. April 2020. Es geht um etwas andere Zugänge zu Autounfällen. Zu Wort kommen u.a. der Kultur- und Medienwissenschaftler Johannes Binotto, der Markenberater Petter Glassen, der Fotograf Raffael Waldner und der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel. Es ist ein Mosaik an Ideen, Thesen und Analysen geworden, das neugierig macht auf das, was in der „Sendung über Mensch-Auto-Beziehungen“ mit dem Titel „Mensch, Auto!“ noch kommen mag. Man lernt, dass Autounfälle auch erotisch und ästhetisch gedeutet werden können. Man versteht, dass wir mit autonomen Autos vielleicht nicht gut umgehen können, dass wir uns an sie anpassen müssen und sie nicht wirklich hassen können, wenn Unfälle passieren. „Kanal K ist das Musik-, Community- und Ausbildungsradio im Raum Aargau/Solothurn und erreicht 35’000 Hörerinnen und Hörer. Das Programm hebt sich thematisch, kulturell und musikalisch von den kommerziellen Radios ab.“ (Website Kanal K) Weitere Informationen über www.kanalk.ch.
Immer wieder hört man, oft von Theologen, manchmal von Philosophen, dass Maschinen nicht autonom seien, nicht intelligent, nicht moralisch etc. Sie übertragen den Begriff, den sie aus ihrem Bereich kennen, auf technische Wissenschaften wie Informatik, Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinenethik (die technisch geprägt ist und eng mit KI und Robotik zusammenarbeitet). Sie anerkennen nicht, dass jede Disziplin ihre eigenen Begriffe haben kann (und in der Regel hat). Bei einer Tagung im Jahre 2015 beschimpfte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, ein zutiefst religiöser Mann, die Referenten mit den Worten, Maschinen seien nicht autonom, sie hätten sich nämlich nicht selbst ein Gesetz gegeben. Nun sprechen Informatik und Robotik aber nun einmal von autonomen Systemen und Maschinen, und selbstverständlich dürfen sie das, wenn sie darlegen, wie sie das meinen. Eine solche Begriffsklärung und -aneignung steht sogar am Anfang jeder wissenschaftlichen Betätigung, und dass die Begriffe gleich lauten wie die anderer Bereiche, heißt keineswegs, dass sie dasselbe bedeuten und bedeuten müssen. Eine neue Grafik von Prof. Dr. Oliver Bendel, die auf früheren Entwürfen aufbaut, stellt dar, was der Gegenstandsbereich der Disziplinen oder Arbeitsbereiche der KI, der Maschinenethik und des Maschinellen Bewusstseins ist, und macht für sie terminologische Vorschläge. Im Kern geht es diesen darum, etwas in bestimmten Aspekten ab- oder nachzubilden bzw. zu simulieren. So schafft es die Künstliche Intelligenz eben, künstliche Intelligenz hervorzubringen, etwa Dialogsysteme oder Maschinen, die bestimmte Probleme lösen. Ob diese „wirklich“ intelligent sind oder nicht, ist keine sinnvolle Frage, und der Terminus technicus benutzt nicht umsonst das Adjektiv „künstlich“ – hier wäre noch einfacher als im Falle von „autonom“ zu verstehen, dass es sich um eine „neue“ (immerhin seit über 50 Jahren erklärte) Bedeutung handelt.
Bereits im Buch „300 Keywords Informationsethik“ (2016) von Oliver Bendel und dann im Nachfolgewerk „400 Keywords Informationsethik“ (2019) war erklärt worden, was schwarze Schwäne sind. Dabei war auch ein Bezug zur Maschinenethik und zu Technik- und Informationsethik hergestellt worden: „Moralische Maschinen können als schwarze Schwäne angesehen werden. Tauchten sie lange Zeit nur in Science-Fictions auf und hielten die meisten Menschen ihre Umsetzung für unmöglich, werden sie nun von der Maschinenethik konzipiert und implementiert. Technik- und Informationsethik berücksichtigen schwarze Schwäne in Technikgeschichte und Informationsgesellschaft.“ Eine grundlegende und ausführliche Definition des gleichen Autors findet sich nun im Gabler Wirtschaftslexikon. Der Begriff geht bekanntlich auf Publikationen von Nassim Nicholas Taleb zurück, nämlich auf „Fooled By Randomness“ (2001) und „The Black Swan“ (2007), das Bild auf Juvenal, der in den Satiren VI eine treue Ehefrau mit dem schwarzen Schwan vergleicht, der in der Antike in Europa unbekannt war. Aber was man mit ihm heute verbindet und ob COVID-19 damit zu tun hat, kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/covid-19-122147 nachgelesen werden.
Es existieren mehrere Markup Languages. Die bekannteste ist sicherlich die Hypertext Markup Language (HTML). Im Bereich der KI hat sich AIML etabliert. Für synthetische Stimmen wird SSML eingesetzt. Die Frage ist, ob damit die Möglichkeiten mit Blick auf autonome Systeme ausgeschöpft sind. In dem Beitrag „Das Moralmenü: Moralische Maschinen mit einer Stellvertretermoral“ von Prof. Dr. Oliver Bendel wurde zum ersten Mal eine Morality Markup Language (MOML) vorgeschlagen. Eine Studienarbeit unter der Betreuung des Informations- und Maschinenethikers hat 2019 untersucht, welche Möglichkeiten bestehende Sprachen hinsichtlich moralischer Aspekte haben und ob eine MOML gerechtfertigt ist. Die Ergebnisse wurden im Januar 2020 vorgestellt. Eine Bachelorarbeit an der Hochschule für Wirtschaft FHNW geht ab Ende März 2020 einen Schritt weiter. In ihr sollen Grundzüge einer Morality Markup Language erarbeitet werden. Es sollen die Grundstruktur und spezifische Befehle vorgeschlagen und beschrieben werden. Es sind die Anwendungsbereiche, Vorteile und Nachteile einer solchen Markierungssprache darzustellen. Auftraggeber der Arbeit ist Prof. Dr. Oliver Bendel, Betreuerin Dr. Elzbieta Pustulka.
Die Daimler und Benz Stiftung hat im März 2020 den Jahresbericht für das Jahr 2019 vorgelegt. Sie operiert inhaltlich unabhängig vom Konzern und gewährt Forschern völlige Freiheit. Sie ist – im Vergleich etwa zur Bertelsmann-Stiftung – klein, aber enorm umtriebig und eine Säule der Wissenschafts- und Innovationsförderung im deutschsprachigen Raum. Seit mehreren Jahren begleitet sie die Arbeit des Informations- und Maschinenethikers Oliver Bendel. Sie hat ihn, wie auch im Jahresbericht thematisiert wird, zum wissenschaftlichen Direktor des Ladenburger Diskurses 2017 und des Berliner Kolloquiums 2019 gemacht. Beide Veranstaltungen widmeten sich Robotern in der Pflege und speziell Pflegerobotern, also solchen Robotern, die in Betreuung und Pflege eingesetzt werden oder eingesetzt werden sollen, sei es durch die Ergänzung von Pflegekräften, sei es durch die Unterhaltung, die Informierung, die Versorgung oder das „Einsammeln“ von Patienten bei anstehenden Terminen. Aus dem Ladenburger Diskurs ging das Buch „Pflegeroboter“ (2018) hervor, das zum Standardwerk in diesem Bereich geworden ist. Der Bericht kann über www.daimler-benz-stiftung.de heruntergeladen werden.
Abb.: Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Ladenburger Diskurs (Foto: Daimler und Benz Stiftung/Peter Dorn)
„Soziale Roboter sind sensomotorische Maschinen, die für den Umgang mit Menschen oder Tieren geschaffen wurden. Sie können über fünf Dimensionen bestimmt werden, nämlich die Interaktion mit Lebewesen, die Kommunikation mit Lebewesen, die Nähe zu Lebewesen, die Abbildung von (Aspekten von) Lebewesen sowie – im Zentrum – den Nutzen für Lebewesen. Bei einem weiten Begriff können neben Hardwarerobotern auch Softwareroboter wie gewisse Chatbots, Voicebots (Sprachassistenten oder virtuelle Assistenten) und Social Bots dazu zählen. Die Disziplin, die soziale Roboter – ob als Spielzeugroboter, als Serviceroboter (Pflegeroboter, Therapieroboter, Sexroboter, Sicherheitsroboter etc.) oder als Industrieroboter in der Art von Kooperations- und Kollaborationsrobotern (Co-Robots bzw. Cobots) – erforscht und hervorbringt, ist die soziale Robotik.“ So beginnt ein Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon. Er knüpft an die Definition an, die der Verfasser 2014 am selben Ort zu sozialer Robotik geliefert hat. Besonders an ihm ist neben den Dimensionen, die für jeden einzelnen Typ beschrieben werden können, die Einbeziehung von Tieren, nicht nur auf der Seite des Roboters, der Lebewesen aller Art imitieren kann, sondern auch auf der Seite seines Gegenübers. Nach dieser Sichtweise können soziale Roboter nicht nur Menschen, sondern auch Tiere erfreuen und unterstützen, mit Hilfe von Gestaltungsformen und Verhaltensweisen, die als angemessen wahrgenommen und die verstanden werden. Der Artikel von Oliver Bendel ist am 10. März 2020 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/soziale-roboter-122268 aufgerufen werden.
Abb.: Cozmo ist ein sozialer Roboter und kann viele Emotionen zeigen
An der FHNW wurden LADYBIRD und HAPPY HEDGEHOG gebaut, zwei Prototypen tierfreundlicher Maschinen. LADYBIRD hat inzwischen einige Bekanntheit erlangt und gilt als Vorzeigebeispiel der Maschinenethik. Aber was findet weltweit auf diesem Gebiet statt? Es ist bekannt, dass es Mähdrescher gibt, denen Drohnen voranfliegen, die Rehkitze im Feld zurückmelden. Auch Windkraftanlagen, die sich für nahende Vogelschwärme ausstellen, wurden ausprobiert. Aber was gibt es sonst, und was ist geplant? Die Studie, die im Februar 2020 im Studiengang Energie, Umwelt, Technik (EUT) begonnen wird, soll eine Bestandsaufnahme machen und eine Systematisierungsleistung vornehmen: In welchen Gebieten treffen Tiere mit Maschinen zusammen, auf dem Boden, im Wasser, in der Luft? Um welche Tiere handelt es sich, um Haus-, Nutz-, Versuchs- oder Wildtiere? Um welche Maschinen, um von Menschen gesteuerte, teilautonome oder autonome? Wie treffen Maschine und Tier aufeinander, wie ist das Tierwohl gefährdet und wie kann es gesichert werden? Welche Disziplinen nehmen sich dieses Themas an, Tier-Computer-Interaktion, Tier-Maschine-Interaktion, Tierethik, Umweltethik, Maschinenethik? Welche Projekte sind für die Zukunft geplant? Was sind die Gründe für die Projekte, ökonomische, ökologische, ethische? Der Betreuer ist der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel. Als Auftraggeber hat er Animal Rights Switzerland gewonnen.
Abb.: Diese Maschine sieht selbst aus wie ein Tier
Im Jahre 2014 erschien in der Zeitschrift DBW der Artikel „Wirtschaftliche und technische Implikationen der Maschinenethik“ von Oliver Bendel. Nach über 70 Jahren wurde die renommierte Fachzeitschrift zum Jahresende 2016 eingestellt. Der Verlag begründete dies damals u.a. wie folgt: „Der Diskurs wirtschaftswissenschaftlicher Themen hat sich in den letzten Jahren zunehmend auf angelsächsische Medien und angelsächsische Publikationsgepflogenheiten verlagert.“ (Medienmitteilung) Seit 14. Februar 2020 steht der Artikel mit freundlicher Genehmigung des Verlags kostenlos zur Verfügung. Aus dem Abstract: „Der Beitrag führt in die Maschinenethik ein, arbeitet die Merkmale moralischer Maschinen und Situationen heraus und beschreibt mit Hilfe der Merkmale ausgewählte Typen. Es zeigt sich, dass moralische Maschinen ökonomische Implikationen haben und ein geeigneter Gegenstand für Wirtschaftswissenschaftler und -informatiker sind.“ Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.
Abb.: Die Maschinenethik ist eine junge, dynamische Disziplin
Spektrum Spezial (Biologie, Medizin, Hirnforschung) widmet sich in Ausgabe 1/2020 (Erscheinungsdatum: 24. Januar 2020) KI und Robotik und speziell auch Pflegerobotern. Der achtzehnseitige Beihefter zu diesem Thema ist in dieser Form einzigartig. So stellt Michael Anderson, einer der weltweit führenden Maschinenethiker, die Umwandlung eines sozialen Roboters in eine moralische Maschine im Pflegekontext vor. Florian Coulmas, der verdiente Ostasienexperte (Universität Duisburg-Essen), relativiert die Annahme, dass Japaner zu Dingen ein völlig anderes Verhältnis als Europäer haben. Gundula Hübner und Stephanie Müller von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Andreas Keibel von KUKA geben Hinweise in Bezug auf Akzeptanz, Technik und Markt von Pflegerobotern. Armin Grunwald – der renommierte Technikphilosoph – und Christoph Kehl vom KIT bzw. TAB gehen auf ihre Studie für den Deutschen Bundestag ein. Oliver Bendel, der wissenschaftliche Direktor des 23. Berliner Kolloquiums der Daimler und Benz Stiftung, aus dem die Artikel hervorgingen, leitet in die Thematik ein. Das elektronische Pendant – das Spektrum Kompakt zu Pflegerobotern – ist bereits im November 2019 erschienen, mit Beiträgen von Karsten Schwarz und Patrick Jahn, Susan L. Anderson und Oliver Bendel.
Abb.: Keller, Grunwald, Coulmas und Bendel (Foto: Daimler und Benz Stiftung)
Die Idee eines Moralmenüs (MOME) entstand 2018 im Kontext der Maschinenethik. Damit sollte es möglich sein, die Moral einer Person auf eine Maschine zu übertragen. Auf einem Display bekommt man verschiedene Verhaltensregeln angezeigt und kann diese über Schieberegler aktivieren oder deaktivieren. Oliver Bendel entwickelte zwei Designstudien, eine für einen tierfreundlichen Staubsaugroboter namens LADYBIRD, eine andere für einen Sprachassistenten wie Google Duplex. Ende 2018 schrieb er an der Hochschule für Wirtschaft FHNW ein Projekt aus. Drei Studenten – Ozan Firat, Levin Padayatty and Yusuf Or – implementierten von Juni 2019 bis Januar 2020 das MOME für einen Chatbot mit dem Namen MOBO. Der Benutzer macht Angaben zu seiner Person und aktiviert oder deaktiviert dann neun verschiedene Verhaltensregeln. MOBO gibt Komplimente oder gibt keine Komplimente, antwortet voller Vorurteile oder ohne Vorurteile, bedroht den Gesprächspartner oder bedroht ihn nicht. Dabei geht er auf jeden Benutzer individuell ein, nennt dessen Namen – und spricht ihn je nach Einstellung formell oder informell an. Ein Video zum MOBO-MOME ist hier abrufbar.
Das Replika-Projekt wurde von Eugenia Kuyda und Phil Dudchuk mit der Idee begonnen, ein persönliches KI-System zu schaffen, das einem hilft, sich auszudrücken und zu beobachten und zu erfahren, indem es ein hilfreiches Gespräch anbietet. So sehen es zumindest die Macher und formulieren es auf ihrer Website replika.ai. Es sei ein Raum, in dem man seine Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Erfahrungen, Erinnerungen, Träume sicher teilen kann, eine „private perceptual world“ (Website replika.ai). Ohne Zweifel handelt es sich um einen der besten Chatbots, der mehr kann und ist als die meisten Chatbots, ein KI-System, das sich einem immer mehr annähert, in verschiedener Hinsicht. Ob Replika aber wirklich therapeutischen Nutzen hat, wie manche sagen, ob gar therapeutische Maßnahmen, die von Menschen ausgehen, ersetzt werden können, muss kritisch untersucht werden. In dem DPA- bzw. APA-Beitrag von Regina Wank, der in ca. 50 Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurde, darunter Focus, Der Standard und Heise Online, kommen Marita Skjuve von der Universität Oslo und Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW zu Wort.
Abb.: In Japan liebt man Artefakte aller Art (Foto: Stefanie Hauske)
Zwischen Juni 2019 und Januar 2020 wurde an der Hochschule für Wirtschaft FHNW unter der Leitung von Oliver Bendel das Projekt HAPPY HEDGEHOG (HHH) durchgeführt. Die Studierenden Emanuel Graf, Kevin Bollier, Michel Beugger und Vay Lien Chang entwickelten im Kontext der Maschinenethik den Prototyp eines Mähroboters, der seine Arbeit einstellt, sobald er einen Igel entdeckt hat. HHH verfügt über eine Wärmebildkamera. Wenn er auf ein warmes Objekt stößt, wird dieses mittels Bilderkennung weiter untersucht. Nachts hilft eine oben angebrachte Lampe dabei. Nach dem Training mit hunderten Fotos kann HHH ziemlich treffsicher einen Igel identifizieren. Es ist nicht nur eine weitere moralische Maschine im Labor entstanden. Das Team liefert mit ihr auch einen Lösungsvorschlag für ein Problem, das in der Praxis häufig auftritt. Handelsübliche Mähroboter töten nämlich immer wieder Igelbabys in der Dunkelheit. HAPPY HEDGEHOG könnte dabei helfen, sie zu retten. Das Bild unterhalb des Beitrags zeigt ihn mit, das Video auf youtu.be/ijIQ8lBygME ohne Verkleidung. Der Roboter steht in der Tradition von LADYBIRD.
Janina Loh hat den Disziplinen der Roboterethik und der Maschinenethik ein weiteres Grundlagenwerk hinzugefügt. Damit ist die Auseinandersetzung im deutschsprachigen Raum nicht abgeschlossen, aber schon mehr oder weniger vollständig. Aus der Verlagsinformation: „Die Philosophin Janina Loh befasst sich in ihrem grundlegenden Buch mit den moralischen Herausforderungen, die beim Bau von Robotern und im Umgang mit ihnen eine Rolle spielen: Sind Roboter autonom? Können sie gar moralisch handeln? Haben sie einen moralischen Wert? Sollten ihnen Rechte zuerkannt werden? Wer ist zur Rechenschaft zu ziehen, wenn ein Roboter einen Menschen schädigt? Kritisch diskutiert Loh diese und weitere ethische Fragen und stellt die wichtigsten Lösungsansätze vor.“ (Verlagsinformation Suhrkamp) Zusammen mit „Grundfragen der Maschinenethik“ (Catrin Misselhorn) und „Handbuch Maschinenethik“ (Oliver Bendel) erkundet das Werk den philosophischen und ethischen Raum, den u.a. Serviceroboter und Kampfroboter eröffnen. Weitere Infos über www.suhrkamp.de/buecher/roboterethik-janina_loh_29877.html.
„Seit jeher werden moralische Kategorien und die Regelwerke der Marktwirtschaft in einem Zug erwähnt und immer wieder in ihrem explosiven Konfliktfeld diskutiert. Die Moral liegt in den Spiel-Regeln, und der Wettbewerb findet in den Spiel-Zügen statt, würde man sagen. Doch welche Moral? Und wer oder was setzt diese Regeln in einer inzwischen digitalen Welt, in der Menschen und Produkte der künstlichen Intelligenz mehr und mehr miteinander verknüpft sind?“ (Website Ö1) Mit diesen Worten beginnt die Beschreibung eines Radiobeitrags von Katrin Mackowski, dessen vier Teile an vier aufeinanderfolgenden Tagen (16. bis 19. Dezember 2019) im Radiokolleg von Ö1 unter dem Titel „Markt und Moral“ gesendet werden. Zu Wort kommen u.a. Dr. Margit Schratzenstaller-Altzinger, Prof. Dr. Wilfried Altzinger, Prof. Dr. Mathias Binswanger und – vor allem in der dritten Folge – Prof. Dr. Oliver Bendel. Weitere Infos über oe1.orf.at/programm/20191216#582319.
Abb.: Wie verändert sich die Moral in einer digitalen Welt? (Foto: Stefanie Hauske)
Raffael Schuppisser, stellvertretender Chefredakteur und Leiter Kultur, Leben & Wissen von az Nordwestschweiz bzw. Schweiz am Wochenende, sprach Ende Oktober 2019 mit Oliver Bendel über Maschinenethik. Das Ergebnis wurde am 3. Dezember 2019 in zahlreichen Schweizer Medien publiziert, darunter Aargauer Zeitung und Basellandschaftliche Zeitung. In der Limmattaler Zeitung wurde die kritische Haltung des Informations- und Maschinenethikers zu autonomen Autos herausgestellt. Oliver Bendel sieht diese vor allem auf der Autobahn, nicht in der Stadt. Er rät dazu, sie nicht über Leben und Tod von Menschen entscheiden zu lassen. Moralisieren kann man sie aber mit Blick auf Tiere. In der Neuen Luzerner Zeitung wurde thematisiert, dass Oliver Bendel gegenwärtige moralische Maschinen als kleine Fundamentalisten ansieht – weil sie sich sklavisch an Regeln halten. Dies ist keinesfalls zu ihrem Nachteil und auch nicht zum Nachteil der Umwelt, in der sie sich bewegen – was man bei menschlichen Fundamentalisten nicht gerade behaupten kann. In Watson wird auf die Rolle der Maschinenethik bei Sexrobotern hingewiesen. Die Disziplin kann dabei mithelfen, diese im Sinne der Benutzer zu gestalten. Vorschläge dazu hat Oliver Bendel wiederholt gemacht, etwa 2016 auf der Konferenz „Love and Sex with Robots“ am Goldsmiths in London. Der Artikel in Watson kann über www.watson.ch/!197665855? abgerufen werden.
Abb.: Oliver Bendel im Gespräch mit dem GEO-Chefredakteur (Foto: Körber-Stiftung/Claudia Höhne)
„Die Chancen und Risiken, die von Robotik und KI ausgehen, beurteilt man am besten mit Blick auf konkrete Anwendungen. Die folgenden Fragen hängen mit Servicerobotern zusammen, die über Kameras und Sensoren und teilweise über Gesichts- und Stimmerkennung sowie natürlichsprachliche Fähigkeiten verfügen.“ Mit diesen Worten beginnt ein kleiner Beitrag von Oliver Bendel für REGIOINFORM 02/19. Die Zeitschrift stellt Entwicklungen in der Region Basel dar, in der auch die Hochschule des Informations- und Maschinenethikers beheimatet ist, wobei er vor allem an den Standorten in Olten und Brugg-Windisch tätig ist. In mehreren Vorträgen und Publikationen hat Oliver Bendel darauf hingewiesen, dass Pauschalurteile über Robotik und KI zu vermeiden sind. So hat er etwa im Februar 2019 im Deutschen Bundestag mehrere Pflegeroboter vorgestellt, mitsamt den technischen Details, und auf dieser Grundlage ethische Überlegungen angestellt. Dabei hat er auch klar zwischen den klassischen Bereichsethiken wie Informationsethik und Wirtschaftsethik auf der einen Seite und der Maschinenethik auf der anderen Seite unterschieden. Der Begriff der digitalen Ethik verwischt die Unterschiede seiner Meinung nach. Das ganze Heft der Regio Basiliensis kann hier heruntergeladen werden.
Auf Bayern 2 ging es am 17. Oktober 2019 um „KI in der Ethik“. „Wer ist dafür verantwortlich, wenn ein autonom fahrendes Auto in eine Menschenmenge rast? Wie gehen wir damit um, wenn Algorithmen darüber entscheiden, ob jemand zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird? Und was bedeutet es, wenn zukünftig Softwareprogramme festlegen, ob ein Kredit vergeben werden soll oder nicht? Wollen wir, dass Maschinen nach messbarer Faktenlage entscheiden, wer eine lebensrettende Operation bekommt und wer nicht? Künstliche Intelligenz wird immer häufiger in Bereichen eingesetzt, die mehr Übersicht erfordern als ein streng regelkonformes Vorgehen. Vor allem, wenn Maschinen mit Menschen kommunizieren, interagieren oder zusammenarbeiten sollen. Nach welchen ethischen Vorgaben sollen sie programmiert werden? Welche moralischen roten Linien sind dabei für uns in welchem Zusammenhang nicht zu überschreiten? Und mit welcher Begründung?“ (Website Bayern 2) Befragt wurde für den Beitrag, der über www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-1909066.html abgerufen werden kann, u.a. der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel.
Nach drei Jahren ist ein ambitioniertes Projekt an sein vorläufiges Ende gekommen: Das „Handbuch Maschinenethik“ (Hrsg. Oliver Bendel) ist Mitte Oktober 2019 bei Springer erschienen. Es versammelt Beiträge der führenden Expertinnen und Experten in den Bereichen Maschinenethik, Roboterethik, Technikethik, Technikphilosophie sowie Roboterrecht. Im Moment kann es hier heruntergeladen werden: link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-17483-5 … Es ist ein umfangreiches, ein vorzeigenswertes, ein einzigartiges Buch geworden. In gewisser Weise bildet es ein Gegenstück zur amerikanischen Forschung, die die Disziplin dominiert: Die meisten Autorinnen und Autoren stammen aus Europa und Asien. Der Herausgeber, der sich seit 20 Jahren mit Informations-, Roboter- und Maschinenethik beschäftigt und seit acht Jahren intensiv zur Maschinenethik forscht, ist voller Hoffnung, dass das Buch seinen Platz in der Standardliteratur zur Maschinenethik finden wird, wie „Moral Machines“ (2009) von Wendell Wallach und Colin Allen und „Machine Ethics“ (2011) von Michael und Susan Leigh Anderson, und wie „Programming Machine Ethics“ (2016) von Luís Moniz Pereira (mit Ari Saptawijaya) und „Grundfragen der Maschinenethik“ (2018) von Catrin Misselhorn – die beiden haben wesentlich zum „Handbuch Maschinenethik“ beigetragen. In den nächsten Tagen wird das Buch mit seinen 23 Kapiteln und 469 Seiten zum Verkauf über die Springer-Website bereitgestellt und auch als Printversion angeboten.
Kevin Liggieri und Oliver Müller sind die Herausgeber von „Mensch-Maschine-Interaktion“, einem „Handbuch zu Geschichte – Kultur – Ethik“, wie der Untertitel verrät. Aus der Verlagsinfo: „Das Handbuch bietet einen Überblick über die technischen, historischen, sozialen, medialen, kulturwissenschaftlichen und technikphilosophischen Dimensionen verschiedener Typen von Mensch-Maschine-Interaktion sowie über deren ethische Implikationen. Dabei werden zum einen wissenshistorische Analysen der Diskurse in Philosophie, Literatur und Technik sowie ihrer medialen, apparativen und literalen Praktiken von ca. 1870 bis in die Gegenwart verfolgt (Historischer Teil). Zum anderen wird das komplexe Verhältnis von Menschen und Maschinen anhand von zentralen Begriffs- und Problemfeldern dargestellt und kritisch befragt (Systematischer Teil).“ Der Beitrag von Oliver Bendel trägt den Titel „Die Maschinenethik als neues interdisziplinäres Forschungsfeld“. Das Buch ist bei Metzler erschienen und kann über www.springer.com/de/book/9783476026804 bestellt werden.
„Techniktrends, die echte Probleme lösen“ – so der Titel eines Artikels in der Zeitschrift Chip 10/2019. Im Teaser heißt es: „Dieser Herbst bringt bahnbrechende Innovationen, deren Nutzen sich erst in den kommenden Jahren erweisen wird, aber auch Weiterentwicklungen, die bestehende Hürden beseitigen“. Erwähnt wird u.a. der Home Care Robot von Medisana, zudem LADYBIRD, der tierfreundliche Saugroboter, der 2013 von Oliver Bendel zum ersten Mal erwähnt, 2014 von ihm in einer Designstudie und 2017 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW prototypisch umgesetzt wurde. Wenn der Roboter marienkäferähnliche Strukturen erkannte, stellte er seine Arbeit ein und informierte den Benutzer. Ein Nachfolgeprojekt läuft derzeit an der Hochschule für Wirtschaft FHNW unter der Leitung von Oliver Bendel. HAPPY HEDGEHOG, der Prototyp eines tierfreundlichen Mähroboters, soll Igel erkennen und verschonen. Gegenwärtig werden viele Tiere von solchen Geräten getötet, oft in der Nacht. Die Projekte sind innerhalb der Maschinenethik verortet und haben Bezüge zur Tier-Maschine-Interaktion.
Abb.: Der Home Care Robot von Medisana (Foto: Medisana)
„Wie wird sich die Menschheit und der einzelne Mensch in Zukunft entwickeln – insbesondere angesichts der voranschreitenden Technologisierung unseres Alltags? Wie eng arbeiten wir zukünftig mit Robotern zusammen? Tritt der Mensch bald in einen Wettstreit mit intelligenten Maschinen? Und wie verändert sich die Natur des Menschen durch den Einsatz von Implantaten und durch gentechnische Verfahren? Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt des 21. Turmdersinne-Symposiums vom 11. bis 13. Oktober in der Fürther Stadthalle.“ Dies melden die Fürther Nachrichten am 23. Juli 2019. „Renommierte Experten verschiedener Fachgebiete debattieren über die ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der transhumanistischen Zukunft. Ebenso werfen Mediziner einen Blick auf die technischen Möglichkeiten in der Neuroregeneration und der intelligenten Prothetik. Wie jedes Jahr wird es auch wieder zahlreiche Möglichkeiten zur direkten Diskussion mit den Experten geben.“ (Fürther Nachrichten, 23. Juli 2019) Es tragen u.a. Karlheinz Steinmüller, Oliver Bendel, Stefan Sorgner, Alireza Gharabaghi und Christiane Eichenberg vor. In ein Podiumsgespräch werden sich Bertolt Meyer und Enno Park vertiefen. Weitere Informationen im zitierten Artikel mit dem Titel „Technische und ethische Fragen im Mittelpunkt“ und über philoscience.byseum.de/de/veranstaltungen_start/veranstaltungen_symposium/programm.
Parallel zu seiner Arbeit in der Maschinenethik versucht Oliver Bendel, die Tier-Maschine-Interaktion (AMI) als Disziplin zu etablieren. Er war sehr beeindruckt von Clara Mancinis Beitrag „Animal-Computer Interaction (ACI): A Manifesto“ zur Interaktion zwischen Tier und Computer. In seiner AMI-Forschung beschäftigt er sich hauptsächlich mit Robotern und Geräten und deren Verhalten gegenüber Tieren. Es gibt nicht nur moralische Fragen, sondern auch Fragen zur Gestaltung der äußeren Erscheinung und zur Sprechfähigkeit. Der allgemeine Hintergrund für seine Überlegungen ist, dass sich immer mehr Maschinen und Tiere in geschlossenen, halboffenen und offenen Welten treffen. Er ist der Ansicht, dass teilautonome und autonome Systeme Regeln haben sollten, damit sie Tiere gut behandeln. Sie sollten sie nicht stören, erschrecken, verletzen oder töten. Beispiele sind Spielzeugroboter, Haushaltsroboter, Serviceroboter in Einkaufszentren und Landwirtschaftsroboter. Die Medien haben mehrere Artikel zu seiner Forschung zu tierfreundlichen Maschinen gebracht, zuletzt Zeitschriften in den USA und in China.
Abb.: Auch Giraffen sollten ihre Ruhe haben, beispielsweise vor Drohnen