Erste Erfahrungen mit DALL-E 3 – Teil VI

Den vorläufigen Höhepunkt der neunteiligen Serie zu den ersten Erfahrungen mit DALL-E 3 von Oliver Bendel bildet ein weiteres Wasserbild. Dargestellt ist eine Schwimmerin aus der Vogelperspektive. Der Pool wirkt realistisch, mit seinen Fliesen, seinen Markierungen und den Brechungen durch das Wasser, das Wasser selbst zunächst auch, bis die Gischt fast zu Polstermaterial zu erstarren scheint – damit könnte man ein ganzes Paket mit Vasen ausfüllen. Der Körper ist gut im Wasser zu erkennen, bis hin zum Bikini – oder ist es ein kunstvoll geschnittener Badeanzug? Irritierend sind die glatten, helmhaften Haare, die wie aus Kunststoff sind. Weder Feuchtigkeit noch Gel bekommen so etwas zustande. Dies raubt dem ganzen Bild die Natürlichkeit, stellt aber eine interessante Brücke zum Comic her. Vielleicht handelt es sich um eine entsprungene Superheldin, die den Alltag in einem Hallenbad genießt. Die Hände und die Finger, dies sei zum Schluss bemerkt, sind wieder überlang, wie bei mehreren anderen Bildern.

Abb.: Die Schwimmerin aus der Vogelperspektive (Bild: DALL-E 3)

Erste Erfahrungen mit DALL-E 3 – Teil V

Eine Serie mit dem Prompt „An old, run-down homeless man on the streets of San Francisco, photorealistic“ geriet DALL-E am Nachmittag des 3. Oktober 2023 so überzeugend, dass die Auswahl schwer fiel. Vier alte Männer, mit leeren oder wachen Augen, mit oder ohne Auflösungserscheinungen, mehr oder weniger wach oder schlafend, mit verfilzten oder verdreckten Bärten, mit Mütze oder barhäuptig, mit europäischen oder asiatischen Wurzeln. DALL-E 3 scheint sich auszukennen mit dem Leid der Obdachlosen in Kalifornien. Die Wahl fiel auf einen sitzenden Mann, der sich wohl kurz vorher eine Baseballkappe besorgt hat. Der Blick ist leer, die Jacke verschmutzt, die Decke wärmt von unten, denn die Nächte können kühl sein in San Francisco, der schönsten und grausamsten Stadt der Welt. Diese ist schemenhaft zu erkennen, nicht mit den typischen Feuerleitern wie auf einem anderen Bild, sondern mit den Schildern der Geschäfte. Ein Mann geht in den Hintergrund, aus dem ein anderer kommt. Die Darstellung wirkt realistischer als das Heidi-Bild. Ein alternatives Bild lenkt den Blick auf einen Bart, in dem Überreste und Schmutzteile hängen. Die Haut des Bruders ist beschädigter, gezeichnet vom Alter, von der Krankheit und von der Straße.

Abb.: Einer der vier Obdachlosen (Bild: DALL-E 3)

Erste Erfahrungen mit DALL-E 3 – Teil IV

Heidi als zehnjähriges Mädchen in den Schweizer Bergen mit Smartphone – so lautete sinngemäss der Prompt, den Oliver Bendel aus Zürich am Mittag des 3. Oktober 2023 in DALL-E 3 eingab. Auch bei diesem Ergebnis fällt die Ausarbeitung von Details ins Auge. Den Pullover – wohl passend zu Temperatur und Situation – kann man förmlich in seiner groben Struktur fühlen. Der eine Rucksackgurt sitzt gut sichtbar an der richtigen Stelle der Schulter, der andere ist vom langen blonden Haar bedeckt. Die Hände erscheinen, im Gegensatz zu anderen Bildern, soweit korrekt. Auch die Finger sind in diesem Fall nicht überlang. Sie schließen sich in natürlicher Weise um das Smartphone, das von verschiedenen Herstellern sein könnte. Vermutlich textet das Mädchen mit den Daumen. Sie lächelt dabei. Im Hintergrund erheben sich Allerweltsberge und ziehen Allerweltswolken dahin. Am Rande duckt sich eine Hütte. In einem Bild einer anderen Serie – ohne Altersangabe – ist deutlich das Matterhorn zu sehen. Das Gesicht beeindruckt durch die konzentriert blickenden Augen, die klar gezeichneten Wimpern und Augenbrauen, die – womöglich durch die Höhenluft – geröteten Wangen, auch wenn über allem der Schleier des Künstlichen liegt.

Abb.: Heidi in den Bergen (Bild: DALL-E 3)

Erste Erfahrungen mit DALL-E 3 – Teil III

Ein Kurs an der Hochschule, in dem man Prof. Dr. Oliver Bendel zujubelt – so lautete der Prompt, der am Morgen des 3. Oktober 2023 bei DALL-E 3 eingegeben wurde. Erst am Tag davor hatte der Launch der neuen Version durch OpenAI stattgefunden. Der abgebildete Dozent hat mit dem Ethiker und Technikphilosophen wenig gemein, bis auf den obligatorischen Anzug mit Krawatte. ChatGPT kennt ihn gut und kann viel über ihn erzählen, aber anscheinend reicht DALL-E 3 das Bildmaterial nicht aus – oder es ist vorsichtig bei realen Personen. Die Klasse selbst besteht ausschließlich aus jungen Männern, die sich auffällig ähneln, vor allem die Streber in der ersten Reihe. In einem weiteren Versuch wurden sie durch junge Frauen ersetzt, die nun vollends als Klone daherkommen, brünett, adrett, die Hände in die Luft schnellen lassend, mit den Fingern schnippend. Insgesamt wirkt das Bild wie aus der Zeit gefallen, zumal die jungen Männer vor Büchern sitzen und nicht vor Notebooks – nicht einmal eine Wasserflasche oder ein Energydrink ist zu sehen, was den Betrachter schon beim bloßen Zusehen dehydrieren lässt. Ansonsten fallen einige Details auf, die typisch für DALL-E 3 zu sein scheinen, wie die langen Finger und das gleißende Licht. Beeindruckend nicht zuletzt, dass man fast im Buch des Dozenten lesen kann.

Abb.: Der Professor vor der Klasse (Bild: DALL-E 3)

Erste Erfahrungen mit DALL-E 3 – Teil II

Bereits am 2. Oktober 2023, als DALL-E das Licht der Welt erblickte, konnte man feststellen, dass der Bildgenerator virtuos mit Wasser umgeht. Dabei stimmen auf den zweiten Blick nicht alle Details. In einem von Oliver Bendel verursachten Bild, das einen Pool auf einem Trabanten oder Meteoriten zeigt, sollten eigentlich Frauen um die Wette schwimmen. Die Bewegung des Wassers deutet allerdings an, dass sie kaum daran interessiert sind, von der Stelle zu kommen. In einem alternativen Bild ist dies schon besser umgesetzt. Man sieht im Wasser deutlich die Spuren, die die Schwimmerinnen hinterlassen haben. In beiden Fällen übt das Wasser eine gewisse Faszination aus, vor allem durch das Spiel mit dem Licht. Dieses ist auch entscheidend bei einer anderen Serie, die Mädchen dabei zeigt, wie sie mit einem Salto in einen Pool springen. Hinzu kommen stimmige Spiegelungen des Wassers und Kräuselungen der Oberfläche. Es gefällt auch die Bewegung, die Drehung, überhaupt die Dynamik. Wie bei einer früheren Darstellung fragt man sich aber, ob die Mutige ins Wasser fällt oder auf den Boden prallt – oder auf den Handlauf des Einstiegs, der bereits verbogen erscheint. Zudem fallen die überlangen Finger auf. Beunruhigend wiederum – wie in dem anderen Poolbild – die Gestalten am Beckenrand, auch wenn sie menschlich wirken. Die Wirkung insgesamt ist enorm, zumal sich im Hintergrund ein berühmtes Bauwerk erhebt, die kambodschanische Tempelanlage Angkor Wat, was freilich im Prompt gar nicht angefordert worden war. Auch ein alternatives Bild mit einer farbigen Springerin gefällt.

Abb.: Der Sprung in den Pool (Bild: DALL-E 3)

Erste Erfahrungen mit DALL-E 3 – Teil I

Einen Tag nach dem Launch von DALL-E 3 kommt kaum jemand in den Genuss, die sehenswerten Bilder generieren zu können. Oder vielmehr kommen so viele Menschen in diesen Genuss, dass viele andere leer ausgehen. Sie sehen nur einen Kugelfisch und die Meldung: „Wir können Ihre Bilder im Moment nicht erstellen. Aufgrund der hohen Nachfrage können wir keine neuen Anforderungen verarbeiten. Versuchen Sie es bitte später noch einmal.“ (Website Bing Image Creator) Wer es dann später schafft, wie Oliver Bendel am Morgen des 3. Oktober 2023, ist durchaus beeindruckt. Simple Prompts werden fantasievoll umgesetzt. Es werden unterschiedliche Stile hergenommen und Perspektiven eingenommen. Es herrscht aber auch verblüffende Homogenität. Ein Kurs an einer Hochschule besteht aus lauter jungen Männern, die ähnlich aussehen. Ersetzt man sie durch junge Frauen, gleichen auch diese wie ein Ei dem anderen. Komplexere Prompts werden recht genau befolgt. Wenn ein Ball drei Farben haben soll, hat er drei Farben. Wenn es sich um drei junge Otter handeln soll, kommen genau drei possierliche Tiere ins Bild. Wenn man allerdings einen Schwimmwettkampf auf dem Mond haben will, ist der Mond am Himmel zu sehen. Die Athletinnen befinden sich vermutlich auf einem Meteoriten. Auch die Aliens in der näheren Umgebung tragen nicht zur Beruhigung bei.

Abb.: Wettschwimmen in der Nähe des Monds (Bild: DALL-E 3)

Large Behavior Models für Pancakes

„Forscher des Toyota Research Institute (TRI) haben nach eigenen Angaben einen wegweisenden generativen KI-Ansatz entwickelt, um Robotern schnell und sicher neue Fähigkeiten beizubringen, zu denen beispielsweise die Zubereitung von Pancakes gehört. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung erklärt, werde dadurch der Nutzen von Robotern erheblich verbessert. Obendrein sei dies ein bedeutsamer Schritt hin zur Entwicklung eines sogenannten Large Behavior Models (LBM).“ (Golem, 20. September 2023) Dies meldete Golem am 20. September 2023. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Nutzung von Large Language Models (LLM) für Roboter. In diesem Bereich hat seit Anfang 2023 vor allem das Sprachmodell PaLM-E für Aufmerksamkeit gesorgt. Indem Bilddaten und Daten zu Zuständen und Ereignissen integriert werden, werden Virtualität und Realität miteinander verbunden. Konkret kann der Benutzer mit Hilfe eines Prompts einem Roboter eine Anweisung geben, die dieser dann in seiner Umgebung ausführt, die er vorher beobachtet hat und weiter beobachtet. Aber nicht nur Google und TU Berlin forschen auf diesem Gebiet – in dem Paper „ChatGPT for Robotics“ hat auch Microsoft erste Ergebnisse vorgestellt. Oliver Bendel hat im Mai 2023 zu diesem Thema den Artikel „Die Mächtigkeit von Sprachmodellen“ veröffentlicht.

Fig.: A cobot with two engineers

DALL-E 3 nähert sich Midjourney an

DALL-E in der Version 2 von OpenAI war zuletzt weit abgeschlagen. Mit Midjourney konnte es sich nicht messen, und sogar das niederschwellige Ideogram, eigentlich auf Schriften im Bild spezialisiert, übertraf es in einigen Aspekten. DALL-E 3 könnte dies ändern. Bei Tests, die der Ethiker und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel am Abend des 2. Oktober 2023 durchführte, gelangen einige Kunst- und Schmuckstücke. Allerdings zeigte sich auch deutlich, dass Füße und Hände immer noch eine Herausforderung für Bildgeneratoren darstellen. Auch Beine und Arme wirken oft unnatürlich. Mit Wasser kann DALL-E dagegen virtuos umgehen. Insgesamt scheinen die Prompts richtig gedeutet und gut umgesetzt zu werden. Kein Wunder, denn die Schnittstelle bildet ChatGPT. Es gibt die Prompts so an den Verwandten weiter, dass dieser sie verstehen kann, selbst wenn sich der Benutzer ungeschickt ausgedrückt oder verschrieben hat. Ausgegeben werden meistens zwei bis vier Kacheln mit 1024 mal 1024 Pixel. DALL-E 3 steht seit 2. Oktober 2023 über den Bing Image Creator bereit. Wie so oft bei Microsoft sind die Schreibweisen auf der Plattform falsch. Für die lange Dauer der Bilderstellung – zwischen 5 Minuten und einer Stunde – entschuldigt man sich mit den Worten: „Diese [!] ist unsere Schuld!“ …

Abb.: Ein von DALL-E 3 generiertes Bild einer Schnorchlerin

 

DALL-E 3 steht Allgemeinheit zur Verfügung

„Knapp eine Woche, nachdem OpenAI die neue Version von Dall-E 3 vorgestellt hat, steht sie nun über den Bing Image Creator zur kostenlosen Verfügung. Ursprünglich hatten die Entwickler angekündigt, das Tool nur für ChatGPT-Plus- und Enterprise-Kunden ab Anfang Oktober zu veröffentlichen.“ (Golem, 2. Oktober 2023) Dies meldete Golem am Spätnachmittag des 2. Oktober 2023. „Mit der Text-zu-Bild-KI verspricht OpenAI, Kenntnisse im Prompt Engineering überflüssig zu machen. Bei Dall-E 3 übernimmt ChatGPT diese Aufgabe und übersetzt die Bildbeschreibungen der Nutzer in Prompts, die für Dall-E 3 verständlich sind.“ (Golem, 2. Oktober 2023) Am Abend war das System zeitweise stark überlastet. Das Generieren eines Bildes dauerte 15 bis 30 Minuten. Erste Tests von Prof. Dr. Oliver Bendel verliefen erfolgversprechend. Die Qualität nähert sich Midjourney an, aber Füße und Hände sind immer noch eine Herausforderung … Auch eine moralische und rechtliche Dimension scheint es wieder zu geben: OpenAI legt „bei Dall-E 3 weiterhin Wert auf Sicherheit“ und „integriert Mechanismen, mit denen Missbrauch, Propaganda und Desinformationen“ (Golem, 2. Oktober 2023) vorgebeugt werden soll. Bei DALL-E 2 sorgte dies bereits für ärgerliche Einschränkungen, ebenso bei Ideogram. Man ist letztlich der Moral amerikanischer Machart ausgeliefert – dem neoviktorianischen Unternehmenskonservatismus, wie es ein KI-Experte im Austausch mit Oliver Bendel ausdrückte. DALL-E 3 zensiert ebenfalls, direkt bei den Prompts, und droht mit Konsequenzen bis hin zur Schließung des Accounts.

Abb.: Ein Mädchen springt vom Turm in den Pool (Bild: DALL-E 3)

Kyoto to Catwalk

Eine aktuelle Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich stellt die Geschichte des Kimonos dar, des ikonischen Kleidungsstücks aus Japan, das schon früh einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten hat. „KIMONO – Kyoto to Catwalk“ präsentiert laut Website den Kimono nicht als statisch und unveränderlich, sondern als ein äußerst „dynamisches und modisches Kleidungsstück“. „Über 100 prachtvolle Kimonos, Malereien und Holzschnitte aus dem 18. bis 20. Jahrhundert wie auch extravagante Kreationen zeitgenössischer Modedesigner zeigen die künstlerische und ästhetische Bedeutung dieses Kleidungsstücks in historischen und zeitgenössischen Kontexten auf und veranschaulichen, wie der Kimono sowohl in Japan als auch im Westen seit dem 17. Jahrhundert die Mode beeinflusst hat.“ (Website Museum Rietberg) Problemlos könnte man diese Ausstellung im Virtuellen fortsetzen. Bildgeneratoren wie Ideogram scheinen den Kimono geradezu zu lieben und statten ihn auf opulente Weise aus. Im KI-Zeitalter interpretieren sie seine Schönheit auf eine neue Weise. Die Ausstellung läuft seit dem 23. September 2023 und geht bis zum 23. Januar 2024. Weitere Informationen über rietberg.ch/ausstellungen/kimono.

Abb.: Ideogram zeigt eine europäische Frau im Kimono

Der künstliche Barkeeper

„Diskrete Fertigung und Prozessautomation – das sind die Fokusthemen der messtec drives Automation. Durch Markt- und Branchenanalysen, Unternehmensporträts sowie Technologie- und Applikationsberichte gibt das Medienkonzept mit seinen Print- und digitalen Formaten neue Impulse!“ (Website Wiley) Mit diesen Worten wirbt das Magazin von Wiley auf seiner Website. In der Ausgabe 8/2023, erschienen am 2. Oktober 2023, ist der dreiseitige Artikel „Der künstliche Barkeeper“ von Prof. Dr. Oliver Bendel und Lea Peier enthalten. Es handelt sich um den Auftakt einer dreiteiligen Serie, die auf das Paper „How Can Bar Robots Enhance the Well-being of Guests?“ zurückgeht und die in den Ausgaben 8/2023, 9/2023 und 1/2024 abgedruckt wird. Im Fokus stehen Barroboter wie Barney Bar und Robobarista, die an der Hochschule für Wirtschaft FHNW erforscht werden. Im ersten Teil werden Industrieroboter, Serviceroboter und soziale Roboter erklärt. Dabei spielt das Modell mit den fünf Dimensionen eine Rolle. Zudem wird auf Roboter in der Gastronomie eingegangen und eine Übersicht über Barroboter gegeben. Zwei Fotos zeigen die genannten Modelle, die aus der Schweiz stammen. Das ganze Heft kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Robobarista von Smyze (Foto: Lea Peier)

Hohe Nachfrage nach Buch zu sozialen Robotern

Das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat auf SpringerLink ca. 225.000 Downloads erreicht, nach nicht einmal zwei Jahren. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Experten der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Auch ein Hersteller ist vertreten, der über den Einsatz seines Produkts berichtet. Das Fachbuch ist Ende 2021 bei Springer Gabler erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 heruntergeladen oder bestellt werden. Zudem ist es in jeder Buchhandlung verfügbar.

Abb.: ARI von PAL Robotics bei der ICSR 2022

„Alpha Mini für die Schule“ wird ausgezeichnet

Andrin Allemann wurde für seine Bachelorarbeit „Alpha Mini für die Schule“ an der Hochschule für Wirtschaft FHNW ausgezeichnet. In dem Dokument, das von Prof. Dr. Regula Altmann-Jöhl (Direktorin) und Prof. Dr. Charlotte Hofstetter (Mitglied der Hochschulleitung) am 28. September 2023 unterschrieben wurde, heißt es: „Wir gratulieren Ihnen zum erfolgreichen Abschluss in Wirtschaftsinformatik (Bachelor of Science FHNW). Es freut uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie unter allen Kandidatinnen und Kandidaten Ihres Studienjahrgangs die beste Bachelor-Arbeit erzielt haben.“ Das Projekt, dessen zentraler Bestandteil diese Arbeit war, fand von Februar bis August 2023 statt. Initiator und Betreuer war Prof. Dr. Oliver Bendel. Ziel war es, eine Lernanwendung mit einem kostengünstigen sozialen Roboter zu erstellen, der über die gleichen motorischen Fähigkeiten wie NAO und die gleichen Fähigkeiten zur Wissensvermittlung wie Pepper (der mit einem Display ausgerüstet ist) verfügt. Die Wahl fiel auf den kleinen Alpha Mini von Ubtech. Es war mit einigem technischen Aufwand möglich, ihn mit einem externen Gerät, einem Microsoft Surface, zu koppeln. Auf diesem läuft ein Lernspiel, das für den Unterricht in der Primarschule geeignet ist. In einem Video wird gezeigt, wie ein Mädchen die Lernanwendung ausprobiert und der soziale Roboter Feedback und Erklärungen gibt, in sprachlicher Form und mit Hilfe seiner mimischen und gestischen Fähigkeiten. Ebenfalls für die beste Bachelorarbeit wurde Dalil Jabou geehrt. Er hatte unter der Betreuung von Oliver Bendel @llegra entwickelt, einen Chatbot für Vallader.

Abb.: Alpha Mini macht Liegestützen

Article on the Ethical Challenges of AI-based Image Synthesis

The article „Image Synthesis from an Ethical Perspective“ by Prof. Dr. Oliver Bendel was submitted on 18 April and accepted on 8 September 2023. It was published on 27 September 2023. From the abstract: „Generative AI has gained a lot of attention in society, business, and science. This trend has increased since 2018, and the big breakthrough came in 2022. In particular, AI-based text and image generators are now widely used. This raises a variety of ethical issues. The present paper first gives an introduction to generative AI and then to applied ethics in this context. Three specific image generators are presented: DALL-E 2, Stable Diffusion, and Midjourney. The author goes into technical details and basic principles, and compares their similarities and differences. This is followed by an ethical discussion. The paper addresses not only risks, but opportunities for generative AI. A summary with an outlook rounds off the article.“ The article was published in the long-established and renowned journal AI & Society and can be downloaded here.

Fig.: Are there biases in image generators? (Image: Ideogram)

Das Zensieren beim Generieren

Ideogram schien im August 2023 als recht freier und freizügiger Bildgenerator zu starten. Inzwischen werden auffällig viele Bilder zensiert. Dabei ist gar nicht der Prompt entscheidend, sondern das Bild selbst. Wenn der Plattform beim Generieren auffällt, dass das Bild problematisch sein könnte, wird es nicht zu Ende gebracht, sondern durch eine Kachel mit einer Katze ersetzt, die ein Schild mit der Aufschrift «MAYBE NOT SAFE» in den Pfoten hält. Ein Prompt lautete: „Die Skulptur Galatea, die der schönen Aphrodite ähnelt, erschafft sich selbst, photo, cinematic“. Die Skulptur von Pygmalion sollte sich also selbst ermächtigen. Man sah die vier Bilder entstehen, bei zweien waren Brüste zu erkennen, für den Benutzer und auch die Plattform selbst, was offenbar dazu führte, dass die Bilder noch vor der Fertigstellung in die besagten Warnhinweise umgewandelt wurden. Unproblematisch dagegen nach wie vor die fotorealistischen Bilder von Frauen in freizügiger Pose, solange sie Bikinis oder Hotpants tragen. Genau hier scheint, wie bei anderen amerikanischen Plattformen auch, das Problem zu liegen, nämlich in der Sichtbarkeit der Brustwarzen, ganz egal, ob es sich um Menschen oder Skulpturen handelt. Ein weiterer Versuch ließ bei einem von vier Bildern genau diese erkennen, bis sie unter dem Fell der Katze verschwanden. Bei einer anderen Skulptur hatte Ideogram selbst die Brustwarzen abgedeckt, die eine mit ihrer Hand, die andere mit etwas Schmuck aus Lehm oder Stein. Ihr blieb das Schicksal der Schwester erspart.

Abb.: Mehr ist kaum möglich (Photo: Ideogram)

ChatGPT will See, Hear, and Speak

OpenAI reported on September 25, 2023 in its blog: „We are beginning to roll out new voice and image capabilities in ChatGPT. They offer a new, more intuitive type of interface by allowing you to have a voice conversation or show ChatGPT what you’re talking about.“ (OpenAI Blog, 25 September 2023) The company gives some examples of using ChatGPT in everyday life: „Snap a picture of a landmark while traveling and have a live conversation about what’s interesting about it. When you’re home, snap pictures of your fridge and pantry to figure out what’s for dinner (and ask follow up questions for a step by step recipe). After dinner, help your child with a math problem by taking a photo, circling the problem set, and having it share hints with both of you.“ (OpenAI Blog, 25 September 2023) But the application can not only see, it can also hear and speak: „You can now use voice to engage in a back-and-forth conversation with your assistant. Speak with it on the go, request a bedtime story for your family, or settle a dinner table debate.“ (OpenAI Blog, 25 September 2023) More information via openai.com/blog/chatgpt-can-now-see-hear-and-speak.

Fig.: ChatGPT will see you (Image: Ideogram)

Artifacts with Handicaps

The technology philosopher and writer Oliver Bendel published the book „ARTIFACTS WITH HANDICAPS“ on 24 September 2023. The information about the author reads: „Oliver Bendel featuring Ideogram and GPT-4“. In fact, the entire work was created with the help of generative AI. It consists of 11 images, each followed by a short story. This one deals with the imperfection of representation. Once a hand looks like that of a mummy, once a skateboard floats in the air above the wheels. But there is also one or another representation that looks perfect. In this case, the story explains what is different about the person, their history, or their behavior. Ultimately, it is about the otherness and the fact that this is in fact a special feature. The book is freely available and can be distributed and used as desired, with credit given to the authors, i.e. the artist and the AI systems. Oliver Bendel has been writing experimental literature, including digital literature, for 40 years. As of 2007, he was one of the best-known cell phone novelists in Europe. In 2010, he attracted attention with a volume of haiku – „handyhaiku“ – in which the poems were printed in the form of QR codes. In 2020, the volume „Die Astronautin“ was published, in which the poems are printed in the form of 3D codes. The standard work „Die Struktur der modernen Literatur“ („The Structure of Modern Literature“) by Mario Andreotti devotes two pages to the writer’s work.

Fig.: One of the images (Image: Ideogram)

Living Beings and Artifacts

The online event „Artificial Intelligence & Animals“ took take place on 16 September 2023. Speakers were Prof. Dr. Oliver Bendel (FHNW University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland), Yip Fai Tse (University Center for Human Values, Center for Information Technology Policy, Princeton University), and Sam Tucker (CEO VegCatalyst, AI-Powered Marketing, Melbourne). Panelists were Ian McDougall (Executive Vice President and General Counsel, LexisNexis London), Jamie McLaughlin (Animal Law Commission Vice President, UIA), and Joan Schaffner (Associate Professor of Law, George Washington University). Oliver Bendel „has been thinking on animal ethics since the 1980s and on information and machine ethics since the 1990s“. „Since 2012, he has been systematically researching machine ethics, combining it with animal ethics and animal welfare. With his changing teams, he develops animal-friendly robots and AI systems.“ (Website Eventbrite) Yip Fai Tse co-wrote the article „AI ethics: the case for including animals“ with Peter Singer. Sam Tucker is an animal rights activist.

Fig.: A frog in an artificial environment

Bei Kinderpuppen ist Vorsicht geboten

Den „F.A.Z. Podcast für Deutschland“ gibt es an jedem Werktag auf die Ohren. Redakteure und Moderatoren sind Corinna Budras, Livia Gerster, Felix Hoffmann, Kathrin Jakob, Sandra Klüber, Andreas Krobok, Kati Schneider, Simon Strauß und Theresa Weiß. Am 19. September 2023 sprach Simon Strauß mit Prof. Dr. Oliver Bendel über Liebespuppen und Sexroboter. Der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph ging dabei auf neuere Entwicklungen ein, nicht nur in technischer, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Denn nach seiner Beobachtung ist der Markt für Liebespuppen und Sexroboter durchaus nicht gesichert. Das BordDoll in Dortmund hat gerade seine Pforten geschlossen, angeblich wegen Personalmangels – denn die Puppenkörper müssen gut gereinigt und sicher verstaut werden. Vielleicht aber auch, weil die Nachfrage nach sechs Jahren gesunken ist. Auf den Seiten des führenden Anbieters für Sexroboter – RealDoll, Realbotix und Abyss Creations sind im Grunde eine Firma – muss man Harmony regelrecht suchen. Realbotix hat gar Denise in den Vordergrund gestellt, eine recht bieder wirkende Roboterfrau, die Besucher eher an der Rezeption eines Hotels als auf der Matratze eines Bordells empfangen soll. Deutlich wurde der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph in Bezug auf Kinderpuppen: Diese dürfen seiner Ansicht nach höchstens im Rahmen einer Therapie eingesetzt werden und nicht frei erhältlich und nutzbar sein. Es brauche empirische Forschung in diesem Bereich, die aber kaum stattfinde. Der Podcast „Sex mit Robotern: Wie KI unser Liebesleben revolutioniert“ steht über www.faz.net/podcasts/f-a-z-podcast-fuer-deutschland/sex-mit-robotern-wie-ki-unser-liebesleben-revolutioniert-19185247.html zur Verfügung.

Abb.: Bei Kinderpuppen ist Vorsicht geboten (Image: Ideogram)

Menschen verzeiht man, Maschinen nicht

Beim „Digital Ethics Summit“ am 14. September 2023 in Düsseldorf – keine Fachtagung, sondern eine populärwissenschaftliche und mediengetriebene Veranstaltung – trat u.a. der Germanist und Philosoph Richard David Precht auf. Er wird seitdem mit dem Satz „Wir verzeihen Maschinen nicht, was wir Menschen verzeihen müssen.“ zitiert. Dieser Gedanke tritt allerdings im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren und in anderen Zusammenhängen seit über zehn Jahren in unterschiedlichen Varianten auf. Die Süddeutsche Zeitung zitiert den Rechtswissenschaftler Eric Hilgendorf im Mai 2012 mit den Worten „Menschen verzeiht man Fehler, Robotern nicht“. In einem Interview mit dem Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel aus dem Jahre 2016, ausgehend von humanoiden Robotern mit hoheitlichen Aufgaben, heißt es: „Eine Möglichkeit ist, dass die Maschinen eines Tages so verlässlich und intelligent werden, dass wir ihnen vertrauen. Eine andere Möglichkeit ist, dass sie wie wir Fehler machen, wir ihnen diese Fehler aber nicht verzeihen, nicht verzeihen können, weil es eben Maschinen sind.“ Im Artikel „Cloud am Steuer“ von 2014 wird er mit Blick auf autonome Autos mit den Worten zitiert: „Vielleicht würden die Menschen den Maschinen dann irgendwann auch mehr erlauben – und mehr verzeihen.“ In Artikeln und Interviews wies Oliver Bendel immer wieder darauf hin, dass man Menschen eher verzeiht als Maschinen und dass dies Folgen hat für die Akzeptanz des autonomen Fahrens, bei dem zwangsläufig Unfälle passieren. Eigentlich stammt die Diskussion aber aus den 1970er- und 1980er-Jahren. In seinem zweiten Studium in den 1990ern hat Oliver Bendel in einer Arbeit zur Informationsethik u.a. William Bechtel zitiert: „If we accept this result that some computers could be held responsible for their decisions if they were adaptable systems that learned to behave in particular ways in their environment, there will be conditions under which we will forgive them and not hold them responsible. These would be much the same as the circumstances under which we would cease to hold humans responsible.“ Schon damals hat sich Oliver Bendel dagegen verwahrt, dass Computer, KI-Systeme und Roboter Verantwortung übernehmen können.

Abb.: Das Interview im legendären YPS

BABYCLON, a Robotic Baby

The Copernicus Science Centre’s exhibition „The Future is Now“ helps to face and understand the challenges of today’s world in all its complexity. „It shows different technological solutions and encourages to look at them in a critical way. It also takes notice of the relationships between our personal values and the values of others.“ (CSC website) The exhibition is divided into three parts. Two of them can already be visited: „Digital Brain?“ and „Mission: Earth“. The last part („Human 2.0“) is scheduled to open on 15 October 2024. Part of the „Digital Brain“ („#Relationships“) is BABYCLON, a robotic baby. According to the organizers, this will allow visitors to test the uncanny valley effect on themselves. „Are we ready to meet our machine lookalikes? Not really. It turns out that the more indistinguishable from humans a robot is, the weirder feelings it evokes. See for yourself if the ‚uncanny valley‘ effect works on you.“ (CSC website) This is not exactly what the uncanny valley thesis means. It is about very high expectations of very human-like robots, which are then disappointed by, for example, Sophie’s weird smile or BABYCLON’s strange behavior. More information at www.kopernik.org.pl/en/education-and-information-campaigns/exhibition-future-today.

Fig.: The robot baby (Photo: Katharina Kühne)

Das BorDoll hat seine Pforten geschlossen

Das BorDoll in Dortmund hat im Sommer 2023 nach sechs Jahren seine Pforten geschlossen, anscheinend weil kein geeignetes Personal mehr für die Liebespuppen gefunden werden konnte. Es war über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt geworden. Die Inhaberin, Evelyn Schwarz, stand auch der Wissenschaft Rede und Antwort. Ein Interview mit ihr ist in dem Buch „Maschinenliebe“ – herausgegeben von Oliver Bendel – erschienen. Geführt wurde es von Leonie Weber, die damals an der Universität Witten-Herdecke studierte und forschte. Sie hat auch mit einer Sexarbeiterin gesprochen und dadurch einem breiten Publikum wichtige Einblicke in die Sexarbeit geliefert, etwa zum Scheitern des sogenannten nordischen Modells. Evelyn Schwarz machte deutlich, dass viele junge, schüchterne Männer in ihr Etablissement kommen, wo sie sich für Fantasyfiguren interessieren, für Mangamädchen und Elfen. Über die Gründe kann man nur spekulieren, aber wahrscheinlich versuchen Fantasyfans, Gamer und Cosplayer, ihre Erlebnisse in der Fiktionalität und Virtualität in der Realität wiederzufinden. Wie aus dem BorDoll-Forum hervorgeht, wurden die Liebespuppen bereits alle verkauft, vermutlich an Puppenliebhaber, die in den eigenen vier Wänden ihrer Leidenschaft frönen wollen. In Deutschland wird damit das Cybrothel in Berlin zur ersten Adresse. Man darf gespannt sein, wie die Betreiber ihr Projekt, das zwischen Künstlichkeit und Kunst angesiedelt ist, immer wieder neu erfinden werden.

Abb.: Ein KI-generiertes Bild einer Liebespuppe (Bild: Ideogram)