Beitrag zu CSR

IT-Unternehmen tragen Verantwortung und müssen Verantwortung übernehmen. Die Begriffe von Wirtschafts- und Informationsethik helfen dabei, die Herausforderungen zu erkennen und zu beschreiben. Ein Artikel von Oliver Bendel in der Netzwoche 17/2015, erschienen im November des Jahres, geht auf die „Unternehmensverantwortung im Informationszeitalter“ ein. Es werden die Begriffe von Informationsethik und Wirtschaftsethik geklärt und deren Konzepte miteinander in Beziehung gesetzt. Konkret wird auf die informationelle Autonomie, den digitalen Graben, die Informationsgerechtigkeit und die informationelle Notwehr eingegangen. Die Frage, was Corporate Social Responsibility ist, muss nach Prof. Dr. Oliver Bendel im Informationszeitalter neu beantwortet werden. Die Wirtschaftsethik, mit Unternehmensethik und Konsumentenethik, habe sich mit der Informationsethik zu verständigen. Der Artikel steht kostenlos als PDF zur Verfügung.

Abb.: Internet- und IT-Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen

Guildo hat euch lieb

Im Saal war noch ein gut gelaunter Guildo Horn (Podiumsteilnehmer bei „Wie schreibt man über Menschen mit Behinderungen?“), als die Referenten hereinkamen. Er begrüßte sie mit den Worten: „Jetzt kommen schon die Nächsten – hallo!“ Die Nächsten waren die Referenten des Workshops „Maschinenethik“, nämlich Oliver Bendel („Moral für Maschinen“) und Barbara Lenz („Autonome Autos“). Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW eröffnete am 17. November 2015 als Wissenschaftler den Workshop in Bremen und führte in die derzeit wohl meistdiskutierte Disziplin ein – und gestand, dass ihm die ganze Zeit das Lied „Guildo hat euch lieb“ des von ihm sehr geschätzten Sängers und Aktivisten durch den Kopf gehe. Lenz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vertiefte mit dem derzeit wohl meistgenannten Anwendungsbeispiel. Abgesagt hatte Frank Sauer, Universität der Bundeswehr München („Autonome Waffen“). Über eine halbe Stunde erstreckte sich ein lebhaftes Frage-Antwort-Spiel mit dem Moderator Ralf Krauter vom Deutschlandfunk, der den Referenten auch noch die letzten Geheimnisse (die natürlich längst publiziert waren) entlockte. Wie programmiert man moralische Maschinen? Was spricht für regelbasierte, was für fallbasierte Ansätze? Wieviel Autonomie soll der Mensch behalten? Was will die Wirtschaft, was die Wissenschaft? Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten geizten anschließend nicht mit Fragen. Im Konferenzhotel Maritim ging es insgesamt trubelig zu im Rahmen der Veranstaltung „Wissenswerte“. In den Workshops redete man sich die Köpfe heiß über „Multimediales Storytelling“, „Science und Fiction“ und „Big Data in der Medizin“. Im Messebereich präsentierten sich die Partnerorganisationen, u.a. die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und der Stifterverband. Am frühen Abend war Franz Alt im Gespräch mit Lena Ganschow. Danach klang der Abend beim Essen im Friesenhof aus.

Abb.: In Bremen

Sexy Robot

Vor kurzem haben Ethiker zum Boykott von Sexrobotern aufgerufen. Dabei haben sie angenommen, dass diese Frauen und Kinder diskriminieren und die Entwicklung der Sexualität beeinträchtigen können. Anhaltspunkte dafür gibt es allerdings nicht, und überhaupt scheinen die Probleme in diesem Bereich marginal zu sein. Ein neuer Beitrag im Wirtschaftslexikon von Gabler von Oliver Bendel behandelt die Spielzeuge der etwas anderen Art in nüchterner Form und geht dem Phänomen des Robotersex auf den Grund. Er hebt an mit den Worten: „Sexroboter sind Roboter, mit denen Menschen bestimmte Formen von Sex haben können. In der Regel sind Hardwareroboter gemeint, physisch vorhandene Maschinen. Bei einem weiten Begriff können auch Softwareroboter hinzugezählt werden. Es gibt eine Palette von Produkten für den Hausgebrauch. Manche von ihnen werden für den Gesundheitsbereich in Betracht gezogen.“ Am Ende werden Fragen aus Maschinenethik sowie Technik- und Informationsethik heraus gestellt. Sicherlich könnte man auch die Medizinethik miteinbeziehen. Der Beitrag ist am 16. November 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de aufgerufen werden.

Abb.: Wenn der Robot am Strand auf dich wartet

Generation Porno abgeschafft

„Geschlechtsverkehr vor dem 14. Geburtstag ist eine absolute Ausnahme. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen erlebt ihr erstes Mal vor dem 17. Geburtstag. Das hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anhand einer Umfrage erhoben.“ (SZ, 12. November 2015) So fasst die Süddeutsche die Ergebnisse zusammen, die im November 2015 veröffentlicht wurden. Allerdings ist die Zeit vor dem 14. Geburtstag auch die Zeit vor dem 17. Geburtstag. Eine „verantwortungslose, promiskuitive Generation Porno gibt es nicht“ – zu dieser Schlussfolgerung kommt anscheinend die BZgA, und die SZ schreibt gar verkürzt: „Generation Porno gibt es nicht“. Damit wertet man das Phänomen der Pornografie und den Begriff der Generation Porno in eindeutiger Weise. Und man schafft die Generation Porno einfach ab. Im neuen Springer-Lexikon „300 Keywords Informationsethik“ heißt es im Eintrag „Cyberporn“ nüchtern: „Jugendliche in den Informationsgesellschaften sind mit explizitem Material in ihrer Mehrheit vertraut; man spricht auch von der Generation Porno, die Generation Y und Z umfasst.“ Man muss auch die Frage stellen, ob nicht gerade die Tatsache, dass es sich um die Generation Porno handelt, damit zu tun hat, dass die Jugendlichen später als vor zehn oder zwanzig Jahren ihre ersten sexuellen Erfahrungen mit Menschen aus Fleisch und Blut haben. So oder so scheint die Aufklärung besser zu sein, was von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (und auch von der Süddeutschen) sicherlich positiv bewertet werden darf.

Abb.: Abwarten und Tee trinken?

Unintended Consequences

Die Zeitschrift IEEE Potentials hat im November 2015 einen Call for Papers veröffentlicht zum Thema „Unintended Consequences: the Paradox of Technological Potential“. Auf der Website der Mitherausgeberin Dr. Katina Michael heißt es: „We are looking for critical reviews and analyses, case examples, commentaries, interviews, opinion pieces, stories, projections and science fiction narratives from researchers, futurists, practitioners and storytellers, examining the hidden implications of our ever-digital lives.“ Der Blick soll auf Zukunft oder Gegenwart gerichtet sein: „While we are open to predictive scenarios of what the near future will bring, we are also looking for contemporary analysis as well. After all, we are living at a time where the line between science fiction and reality is blurring: our relationships are mediated, our memories are archived, and our identities are public documents. What are the implications of rapidly advancing technology on government (e.g. military drones), organizations (e.g. data analytics), and our personal lives (e.g. wearables)?“ Ein Abstract muss bis zum 8. Januar 2016 hochgeladen werden. Weitere Informationen über www.katinamichael.com.

Abb.: Diese Drohne kann den Gegner ausspähen

Von der Pferdekutsche zum Roboterauto

Im Jahrbuch „Strassenverkehr Schweiz 2016“ geht es auch um Roboterautos. Die Wissenschaftsjournalistin Barbara Fischer hat im Technopark in Zürich den Maschinenethiker Oliver Bendel interviewt. Sie beginnt mit den Worten: „Autonome Fahrzeuge sind nichts Neues, bereits Kutschen haben so funktioniert. War der Kutscher betrunken oder eingeschlafen, blieben die Pferde vor einer Schlucht selbstständig stehen und warteten, bis der Kutscher die Steuerung wieder übernehmen konnte.“ Der Professor, der an der Hochschule für Wirtschaft FHNW arbeitet, meint: „Ein sehr schöner Vergleich. Im Grunde verfügen Kutschen über entsprechende Systeme. Das Pferd ist sozusagen der intelligente Antrieb und Fahrerassistent. Der Kutscher entspricht dem Autofahrer, er ist verantwortlich für das Gefährt. Meist sitzt er bewusst am Steuer, er kann die Führung aber auch delegieren. Ein spannendes Detail im Fall der Kutsche: Pferde haben ihren eigenen Kopf, wenn sie klug sind, bleiben sie rechtzeitig stehen, wenn sie Angst haben, rasen sie womöglich in den Abgrund.“ Im Folgenden plädiert Bendel für einfache moralische Maschinen und problematisiert komplexe moralische Maschinen wie autonome Autos, die über Leben und Tod von Menschen entscheiden. Das Jahrbuch mit dem Interview ist am 9. November 2015 erschienen. Es richtet sich an „die Gesamtheit aller Entscheidungsträger der Schweizer Verkehrsszene“ (www.kömedia.ch). Der Beitrag steht dank der freundlichen Genehmigung durch die Autorin und den Verlag kostenlos als PDF zur Verfügung.

Abb.: Eine Pferdekutsche in Wien

Über autonome Autos und kämpfende Roboter

Wen soll das autonome Auto töten? Darf es überhaupt töten? Wen soll die Drohne töten? Der Maschinenethiker Oliver Bendel befasst sich seit mehreren Jahren mit solchen Fragen. Bei watson.ch gibt es am 4. November alte und neue Antworten. Bendel spricht sich dafür aus, die Maschine nicht über Leben und Tod von Menschen entscheiden zu lassen. Dafür muss man das Roboterauto, wenn man es erlaubt, in die Schranken weisen. Auf separaten Fahrspuren, zu bestimmten Uhrzeiten und mit reduzierter Geschwindigkeit entstehen weniger Unfälle und dadurch weniger Dilemmata. Zudem werden die Fahrzeuge für Skeptiker und Gegner berechenbarer, was ihrer Akzeptanz zuträglich ist. Überhaupt muss, so fordert Bendel, die Gesellschaft miteinbezogen werden. Am Rande wird auch auf Kampfroboter eingegangen. Der Maschinenethiker sagt dazu: „Ich habe zwar den Aufruf gegen Kampfroboter mitunterschrieben, aber ich muss zugeben, dass die Sache nicht ganz so schwarz-weiss ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Ein Kollege stellte schon vor einiger Zeit fest: Im Gegensatz zu Soldaten vergewaltigen Killerroboter nicht, sie brandschatzen nicht, sie plündern nicht. Sympathisch sind sie mir trotzdem nicht.“ (watson.ch, 4. November 2015)  Der Beitrag kann über www.watson.ch/!106690026 aufgerufen werden.

Abb.: Ein Militärflugzeug beim Start

Grabsteine im Cyberspace

„Grabsteine im Cyberspace“ ist der Titel eines Artikels, der am 1. November 2015 auf SenLine erschienen ist. Es geht, wie der Untertitel verrät, um „Projekte wie BillionGraves und MyHeritage“. Diese werden mit einer persönlichen Geschichte und mit der deutschen Geschichte verknüpft: „Inge Scholl ist vor langer Zeit gestorben. Ihr Leben hat alles umspannt, von den schrecklichen Jahren im Dritten Reich bis zu unseren für sie nicht so wichtigen und für mich so wichtigen Treffen, vom tragischen Tod ihres Mannes Otl Aicher bis hin zu ihren Jahren mit sich selbst. Ich erinnere mich nicht mehr an den Raum, in dem wir arbeiteten, von einer gewissen Dämmerung abgesehen. Aber die Fotos sind immer noch vor meinem inneren Auge, hell und leuchtend, was an der Leselampe liegen mag. Die hübsche Sophie. Der hübsche Hans. Im Licht der Lampe. Sophie und Hans, von den Nazis ausgelöscht.“ Der Beitrag von Oliver Bendel kann über seniorweb.ch/2015/11/10/grabsteine-im-cyberspace/ aufgerufen werden.

Abb.: Ein Friedhof in Glasgow

Umfragen zur Ethik auf Twitter

„Wer soll auf den Straßen über Leben und Tod von Menschen entscheiden?“ So lautete die Frage von @Infoethik bei einer der ersten Umfragen auf Twitter. Die neue Funktion namens Twitter Polls erlaubt es, die Meinungen der Benutzer einzuholen. Auf ZDNet wird Produktmanager Todd Sherman zitiert: „Twitter Polls sei eine neue Möglichkeit, mit dem riesigen Twitter-Publikum zu interagieren und herauszufinden, was Menschen denken. Für die Teilnehmer sei es eine einfache Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.“ (Website ZDNet, 22. Oktober 2015) Weiter wird erklärt: „Umfragen auf Twitter haben eine vorgegebene Laufzeit von 24 Stunden. Nutzer können über zwei mögliche Antworten zu einer Frage abstimmen lassen.“ (Website ZDNet, 22. Oktober 2015) Jeder, der angemeldet ist, kann den passenden Radiobutton auswählen; wie man abgestimmt hat, wird nicht öffentlich mitgeteilt. Die beiden Antworten „Die Fahrer“ und „Die Autos“ wurden in den ersten Minuten einige Male angeklickt. Die Autos rasten davon. Es sollen weitere Umfragen zur Maschinenethik und zur Informationsethik stattfinden.

Abb.: Auf Twitter gibt es Umfragen zur Ethik

Ausschreibung zu einer Studie zu Quantified Self

Die TA-SWISS schreibt eine Technology-Assessment-Studie zum Thema „Quantified Self – Schnittstelle zwischen Lifestyle und Medizin“ aus. „Quantified Self“ steht für Self-Tracking-Lösungen, vor allem im sportlichen und medizinischen Bereich, und eine damit verbundene Bewegung. Es werden Daten des Körpers zusammen mit anderen Daten (Zeit, Raum etc.) erfasst, ausgewertet und dokumentiert sowie teilweise – etwa über Streaming und über Erfahrungsberichte – mit anderen geteilt. Eingesetzt werden Wearables aller Art, etwa Smartwatches. In der Ausschreibung heißt es zu dem Phänomen: „Aus der Datenfülle sollen Erkenntnisse gewonnen werden für die Früherkennung von Krankheiten und die Optimierung von Therapien, zudem sollen die Daten auch Aufschluss geben darüber, welche Faktoren einer guten Gesundheit förderlich sind. Doch der Umgang mit gesundheitsrelevanten Daten ist heikel und sollte hohen Anforderungen des Datenschutzes genügen.“ In der Studie sollen laut TA-SWISS die Chancen und Risiken von Quantified Self diskutiert werden. Auch die Informationsethik ist eine mögliche Perspektive. Es steht ein Budget von bis zu 140000 CHF zur Verfügung. Gewünschter Projektbeginn ist März 2016. Weitere Informationen über www.ta-swiss.ch.

Abb.: Quantified Self mit Hilfe einer Smartwatch

Big Brother hört mit

Immer mehr Geräte, Produkte und Dienste haben ein Mikrofon bzw. Spracheingabe und -ausgabe. Im Beitrag „Auditive Systeme im Wohn- und Arbeitsbereich: Big Brother hört mit“ wird auf ihre Funktionen eingegangen und gezeigt, dass ein Risiko vorhanden und Vorsicht geboten ist. Oliver Bendel lässt ihn mit den Worten beginnen: „Im Kinderzimmer wird es eng. Neben dem guten alten Teddybär und neben Hello Kitty als Puppe steht oder liegt Hello Barbie. Anders als ihre plüschigen und niedlichen Freunde und Freundinnen ist sie intelligent. Künstlich intelligent, aber immerhin. Sie versteht und hört mit.“ Am Ende heißt es: „Man kann versuchen, auf bestimmte Geräte und Maschinen zu verzichten, und man kann mit Abwehrsystemen gegen diese vorgehen. Der Einzelne wird allerdings dem Ansturm der Möglichkeiten ausgeliefert sein. Deshalb braucht es ethische Überlegungen – vor allem aus Medien-, Technik- und Informationsethik heraus – und rechtliche Konsequenzen.“ Der Artikel ist am 19. Oktober 2015 in der Zeitschrift ICTkommunikation erschienen und über ictk.ch/inhalt/auditive-systeme-im-wohn-und-arbeitsbereich-big-brother-h%C3%B6rt-mit aufrufbar.

Abb.: Albtraum Barbie?

Roboterethik in Berlin

Das Programm der Tagung „Roboterethik – Sie sind stark, klug, selbstständig. Und was wird aus uns?“, veranstaltet von der Daimler und Benz Stiftung sowie vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health (ceres), wurde Mitte Oktober 2015 fertiggestellt. Es steht auch über maschinenethik.net zum Download bereit. Während der eintägigen Veranstaltung in Berlin soll, wie ceres auf seiner Website schreibt, „aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie autonome Systeme unser Leben und unsere Gesellschaft verändern und welche ethischen Spannungsfelder hierdurch in unterschiedlichen Lebensbereichen aufgeworfen werden bzw. zukünftig entstehen können“ (Website ceres). Die Leitung der Tagung, die am 24. November 2015 ab 10 Uhr stattfindet, hat Prof. Dr. Christiane Woopen (Universität zu Köln, Geschäftsführende Direktorin des Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health) inne, die Referenten sind Prof. Dr.  Alin Albi Schäffer (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Direktor des Instituts für Robotik and Mechatronik), Prof. Dr. Oliver Bendel (Fachhochschule Nordwestschweiz, Professor für Wirtschaftsinformatik, Informationsethik und Maschinenethik), Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen (Technische Universität Dortmund, früherer Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Industriesoziologie), Prof. Dr. Norbert Lammert (Präsident des Deutschen Bundestages), Prof. Dr. Catrin Misselhorn (Universität Stuttgart, Direktorin des Instituts für Philosophie), Prof. Dr. Jochen Steil (Universität Bielefeld, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kognition und Robotik) und Prof. Dr. Johannes Weyer (Technische Universität Dortmund, Professor für Techniksoziologie). Die Eröffnungsrede hält Prof. Dr. Eckard Minx, Vorsitzender des Vorstands der Daimler und Benz Stiftung.

Abb.: Im Neuen Museum in Berlin

Roboterautos und Umweltschutz

An der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW untersucht ein Student seit Anfang Oktober 2015, ob Fahrerassistenzsysteme (FAS) und autonome Autos zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz beitragen können. FAS unterstützen den Lenker von Kraftfahrzeugen und übernehmen in bestimmten Fällen seine Aufgaben. Selbstständig fahrende oder autonome Autos bewegen sich als Prototypen durch die Städte und Landschaften, in den USA genauso wie in Europa und Asien. Im Projekt werden vorhandene umweltfreundliche Technologien betrachtet. Beispielsweise haben manche PKW eine Standby-Funktion, die sich vor Ampeln und in Staus aktivieren lässt. Es sollen aber auch neue Technologien für das Energiesparen, die Reduktion von Schadstoffemissionen, die Verkehrsoptimierung und -lenkung etc. vorgestellt und allenfalls vorgeschlagen werden. Auch LKW sollen einbezogen werden. Es wird bis Januar 2016 eine knappe Studie entstehen, die Möglichkeiten darstellt und diskutiert. In der Vertiefung Umwelt und Management im Studiengang Energie- und Umwelttechnik werden immer wieder hochaktuelle Fragestellungen definiert. Betreuer der Arbeit ist Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

Abb.: Passen Roboterautos und Umweltschutz zusammen?

Militärische Drohnen in der Moral

Die Jahrestagung der Fachgruppe „Informatik und Ethik“ widmet sich vom 15. bis 16. Oktober 2015 in Berlin dem Thema Drohnen. Auf der Website heißt es: „Im Geheimdienstbefugnisklärungsausschuss des Deutschen Bundestags taucht am Rande immer wieder auf, was der Ex-Geheimdienstler Michael Hayden so drastisch ausdrückte: Wir töten Menschen auf der Basis von Meta-Daten. Der nicht mehr ganz so geheime Drohnenkrieg der militärisch stärksten Staaten zeigt in erschreckender Weise, welch zentrale Rolle Technikerinnen und Techniker in der Schönen Neuen (Gewalt-)Welt einnehmen.“ (Website GI, Oktober 2015) Es geht also um militärische Drohnen, die in bestimmter Weise bewertet werden. Entsprechend betrachtet Rafael Capurro am Donnerstag die „Kriegsmaschinen“ aus moralischer Sicht, und Constanze Kurz wiederholt in ihrem Vortrag die obige Aussage: „We kill people based on meta-data“. Verena Hafner nimmt am Freitag die Perspektive der Roboterethik ein, Hans-Jörg Kreowski stellt die Frage nach der „Kalamität bewaffneter Drohnen“. Die Teilnahme ist laut GI kostenlos. Es wird um Anmeldung unter drohnen@turing-galaxis.de gebeten. Weitere Informationen über gewissensbits.gi.de/jahrestagung-2015-drohnen.

Abb.: Greift die Drohne an?

Jahrestagung 2015 des Arbeitskreises KRIBIBI

Vom 6. bis zum 7. November 2015 findet in Wien die Jahrestagung des Arbeitskreises kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare im Karl-Renner-Institut (KRIBIBI) statt. Der Titel ist „Informationsethik – za’wos brauch’ma des?“. Man will einerseits der Frage nachgehen, „ob Bibliotheksethik nicht eine Selbstverständlichkeit sein muss“, und andererseits herausfinden, „ob es explizit progressive bibliotheksethische Entwürfe gibt und wie sich diese unter Umständen von Mainstream-Ethiken unterscheiden“ (Website KRIBIBI). Ein Workshop biete die Möglichkeit, konkrete Problemfelder bibliothekarisch-ethischen Vorgehens zu untersuchen und zu diskutieren. Den Auftakt macht am Freitagabend der Vortrag von Oliver Bendel mit dem Titel „Von der ‚Bibliothek‘ zum ‚Cyborg‘ und zurück: Ein Spaziergang durch die Begriffswelt der Informationsethik“. Am darauffolgenden Morgen referiert Hermann Rösch zum Thema „Ethik in der Bibliothek – eine Selbstverständlichkeit?“ Weitere Informationen über www.kribibi.at.

Abb.: Nichts entgeht dem strengen Blick der Bibliothekarin

Wer stirbt am Ende des Tages?

„Wen soll das autonome Auto lieber überfahren?“ Diesen Titel trägt ein Artikel von Philipp Vetter, erschienen am 14. September 2015 in der Online-Version der WELT; eine gedruckte Form folgte am 21. September. Man könnte auch fragen: Wer stirbt am Ende des Tages? Interviewt wurden Eric Hilgendorf, Juraprofessor an der Universität Würzburg, und Oliver Bendel, Professor für Wirtschaftsinformatik, Informationsethik und Maschinenethik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Auch Politiker werden zitiert: „In rund drei Jahren werden 80 Prozent aller Neuwagen in Deutschland miteinander vernetzt sein“, sage Verkehrsminister Alexander Dobrindt voraus. „Dann können die Autos erkennen, wo andere Fahrzeuge sind, wie weit weg, wie schnell. Sie können Informationen von diesen über den Straßenzustand, die Verkehrsdichte, die Witterungsverhältnisse bekommen.“ (WELT, 14. September 2015) Oliver Bendel konzipiert moralische Maschinen, ist aber skeptisch in Bezug auf komplexe moralische Maschinen, also auch in Bezug auf autonome Autos, die in offenen Welten eine Vielzahl von Entscheidungen – manche mit moralischen Implikationen – treffen müssen. Er ist der Meinung, dass sich gewisse Dilemmata nicht in befriedigender Weise lösen lassen. Wer am Ende des Tages stirbt, sollte nicht das Auto entscheiden.

Abb.: Oliver Bendel im Jahre 2015 in Valencia (Foto: Stefanie Hauske)

Responsibility und Resistance

„Responsibility and Resistance: Ethics in Mediatized Worlds“ lautet der Titel einer internationalen Konferenz, die vom 10. bis 11. Dezember 2015 an der Austrian Academy of Sciences in Wien stattfindet. Keynoter sind u.a. Friedrich Krotz, Universität Bremen („Ethics in Mediatized Worlds“) und Stefanie Averbeck-Lietz, ebenfalls Universität Bremen („History of Responsibility in Mediatized Worlds – is it a new Topic?“). Auf der Website heißt es zum Programm: „It consists of five keynote speeches and twelve panel presentations which have been selected from a large number of submissions from all over the world. The conference begins with an informal Get Together on Wednesday evening, December 9, 2015.“ Weitere Informationen über mediatizationandethics.wordpress.com.

Abb.: In Wien

Chancen und Risiken der Industrie 4.0

Mitte September 2015 ist die HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, Band 52, Heft 5 (2015) mit dem Schwerpunkt Industrie 4.0 herausgekommen. Enthalten sind Beiträge wie „Nutzenpotentiale cyber-physischer Systeme für industrielle Dienstleistungen 4.0“ (Matthias Herterich, Falk Uebernickel und Walter Brenner) und „Wie das Internet der Dinge neue Geschäftsmodelle ermöglicht“ (Daniel Huber und Thomas Kaiser). Auch sozialen und moralischen Fragestellungen wird Raum gegeben. Von Alexander Richter, Peter Heinrich, Alexander Stocker und Wolfgang Unzeitig stammt „Der Mensch im Mittelpunkt der Fabrik von morgen“, von Michael Hertel „Risiken der Industrie 4.0 – Eine Strukturierung von Bedrohungsszenarien der Smart Factory“ – und von Oliver Bendel „Die Industrie 4.0 aus ethischer Sicht“. In diesem Beitrag wird u.a. die Perspektive von Informations-, Technik- und Wirtschaftsethik eingenommen. Weitere Informationen über link.springer.com.

Abb.: Sonnenuntergang über Industrieanlagen

Handygirl in Holland

Auf seiner Vortrags- und Lesereise vom 14. bis 16. September 2015 durch die Niederlande erzählte Oliver Bendel von seinen Handyromanen und -haikus und trug kurze Passagen aus seinen Werken vor, etwa aus „Handygirl“ (2009 – 2010). Handygirl ist ein Avatar und lebt auf dem Handy von Liza. Sie liest die SMS vor und ist eifersüchtig, wenn Liza über ihr Notebook chattet. Niemand ahnt, dass Handygirl eines Tages zur Superheldin wird. Am wenigsten Handygirl selbst. Doch eines Tages geschieht es: Als Liza in Gefahr gerät und fürchterliche Angst bekommt, steigt Handygirl aus dem Handy und rettet und tröstet sie. Sie wird eine Superheldin, vor allem aber ein Mensch; und für Augenblicke lebt sie wirklich. Handygirl war eine Inspiration für den GOODBOT, der 2013 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW als Prototyp entwickelt wurde, und den Oliver Bendel am Ende der Veranstaltungen als moralische Maschine vorstellte. Noch früher als „Handygirl“ war die Serie um Lucy Luder entstanden, nämlich im Jahre 2007. Zudem hatte es den Handyroman „lonelyboy18“ (2009) gegeben. Stationen waren u.a. Universiteit Leiden, Universiteit Groningen und Universiteit Utrecht. Eingeladen haben den Wissenschaftler und Schriftsteller die Goethe-Institute Amsterdam und Rotterdam und die Deutsche Bibliothek in Den Haag. In der Reihe, an der schon Hans Magnus Enzensberger, Friedrich Christian Delius, Peter Stamm und Kathrin Passig mitgewirkt haben, ging es dieses Mal um die Digitalisierung der Literatur.

Abb.: Nach der Veranstaltung in Zwolle

Referenten der Tagung „Roboterethik“

Die Referenten der Tagung „Roboterethik – Sie sind stark, klug, selbstständig. Und was wird aus uns?“, veranstaltet von der Daimler und Benz Stiftung sowie vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health (ceres), stehen fest. Auf der Website der Einrichtung an der Universität Köln heißt es: „Während der eintägigen Veranstaltung soll aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie autonome Systeme unser Leben und unsere Gesellschaft verändern und welche ethischen Spannungsfelder hierdurch in unterschiedlichen Lebensbereichen aufgeworfen werden bzw. zukünftig entstehen können. Neben Ausführungen zu Entwicklungsstand, Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten autonomer Systeme soll deren Einsatz in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft, Politik und Verkehrswesen insbesondere aus ethischer, philosophischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden.“ (Website ceres) Die Leitung der Tagung, die am 24. November 2015 in Berlin stattfindet, hat Christiane Woopen inne, die Referenten sind Alin Albi Schäffer, Oliver Bendel, Hartmut Hirsch-Kreinsen, Norbert Lammert, Catrin Misselhorn, Jochen Steil und Johannes Weyer. Weitere Informationen über ceres.uni-koeln.de/veranstaltungen/tagungen/roboterethik und www.daimler-benz-stiftung.de.

Abb.: Die Referenten stehen fest

„Smart Home“ im Wirtschaftslexikon

Der Begriff „Smart Home“ zielt, wie der neue Beitrag im Wirtschaftslexikon von Gabler verrät, auf das informations- und sensortechnisch aufgerüstete, in sich selbst und nach außen vernetzte Zuhause. Verwandte Begriffe seien „Smart Living“ und „Intelligent Home“. Enge Beziehungen gebe es im Allgemeinen zum Internet der Dinge und im Speziellen zu Smart Metering. Angestrebt werde eine Erhöhung der Lebens- und Wohnqualität, der Betriebs- und Einbruchsicherheit und der Energieeffizienz, was sowohl ökonomische als auch ökologische Implikationen hat. Oliver Bendel, der Autor, gibt verschiedene Beispiele: „Automatisch gesteuerte Heizungen, Lüftungen, Türen, Fenster, Markisen, Jalousien und Lampen (Gebäude- oder Hausautomation) sowie manuell über mobile Geräte wie Smartphones kontrollier- und manipulierbare Systeme gehören genauso zu Smart Home wie Smart Metering und Smart Grid. Intelligente Kühlschränke und Kaffeemaschinen (Haushaltsgeräteautomation), die selbst eine Verknappung erkennen und selbstständig eine Bestellung auslösen, werden seit Jahren beschworen, haben sich aber kaum durchgesetzt. Waschmaschinen passen Wasserzufuhr und Waschdauer automatisch an, ohne deshalb zwangsläufig mit anderen Systemen vernetzt sein zu.“ Auch auf Fragen der Informationsethik und der Technikethik geht er ein. Der Beitrag ist am 1. September 2015 erschienen und über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/smart-home.html abrufbar.

Abb.: Ein Spiegelkabinett macht noch kein Smart Home

Das moralische Auto

In seinem Artikel „Das moralische Auto“ lässt Hans-Arthur Marsiske sowohl Ethiker als auch Juristen zu Wort kommen. Der Maschinenethiker Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft FHNW, schätzt moralische Maschinen, konzipiert sie auch selbst, ist aber der Meinung, dass sie bestimmte Entscheidungen nicht übernehmen sollten, etwa über Leben und Tod von Menschen im Straßenverkehr. Er konzentriert sich auf „gute“ und „richtige“ Entscheidungen gegenüber Tieren. Patrick Lin, Philosoph an der California Polytechnic State University, ist der Ansicht, „dass autonome Fahrzeuge bei einem unvermeidlichen Zusammenstoß in der Lage sein sollten, die Kollision zu optimieren, also so zu reagieren, dass der Schaden möglichst gering ausfällt“. Er bezieht Menschen ausdrücklich mit ein; die Maschine wird also darüber urteilen, wer überleben darf und wer sterben muss. Der Jurist Eric Hilgendorf befürchtet grundsätzlich, „dass autonome Fahrzeuge das deutsche Rechtsverständnis unter Druck setzen könnten, da es schwieriger zu programmieren sei als das angelsächsische“. Sowohl Lin als auch Bendel plädieren für eine breite gesellschaftliche Diskussion. Der Beitrag ist am 29. August 2015 in der Zeitung Neues Deutschland erschienen und kann über www.pressreader.com abgerufen werden.

Abb.: Auch Tieren könnte geholfen werden