Ein Moralmodul für einen Pflegeroboter

Die Abschlussarbeit von Marc Heimann mit dem Titel „CARE-MOMO“ beschreibt die Implementierung eines Moralmoduls für den Pflegeroboter Lio. Damit werden frühere Projekte fortgesetzt, vor allem die Entwicklung eines Moralmoduls für einen Chatbot (MOBO-MOME) aus dem Jahre 2020. Die Forschungsfrage lautet: „Welche moralischen Probleme treten beim Einsatz eines Pflegeroboters wie Lio auf und wie kann eines von ihnen mithilfe von Ansätzen der Maschinenethik gelöst werden?“ (Abstract Bachelorarbeit) „Durch Expertengespräche mit der Firma F&P Robotics AG und Interviews mit Mitarbeitern, welche Lio täglich nutzen, konnten einige dieser moralischen Probleme identifiziert werden. Auch bereits bekannte moralische Problemsituationen von Robotern in der Pflege wurden durch wissenschaftliche Literaturrecherche der Sammlung hinzugefügt.“ (Abstract Bachelorarbeit) Des Weiteren wurden die Akzeptanz gegenüber und das Interesse an Robotern in der Pflege analysiert. Mit dem gesammelten Wissen entwickelte Marc Heimann anschließend einen „Prototyp eines Moralmoduls …, welches ein Moralmenü beinhaltet, das den Benutzer Lios Verhalten … individuell anhand der moralischen Probleme anpassen lässt“, und zwar auf einfache Weise mit Hilfe von Schiebereglern. Zur Verfügung stehen die Bereiche Soziale Aspekte, Transparenz und Funktionalität. „Umgesetzt wurde das Moralmodul als Webservice, damit Lio es in Zukunft auf einem Tablet zur Verfügung stellen kann.“ (Abstract Bachelorarbeit) Dabei kann es sich um das integrierte Display oder ein separates Tablet handeln. Im Herbst werden die Ergebnisse dem Unternehmen vorgestellt, das in Glattbrugg bei Zürich seinen Sitz hat. Ein Video zum Projekt findet sich in der Videosektion oder direkt auf YouTube.

Abb.: Ein Ausschnitt aus dem Bereich Transparenz im Moralmenü (Illustration: Marc Heimann)

Welchen Nutzen können Barroboter in der Gastronomie der Schweiz generieren?

Lea Peier von der Hochschule für Wirtschaft FHNW hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit über Barroboter geforscht. Betreut wurde sie von Prof. Dr. Oliver Bendel. Zu Barrobotern kann man Kaffeeroboter (Roboterbaristas) sowie Barkeeperroboter (Cocktailroboter) zählen. Die Forschungsfrage der Arbeit mit dem Titel „Ein Serviceroboter in einem Café hinter der Bar“ lautet: „Welchen Nutzen können Barroboter in der Gastronomie generieren?“ (Abstract Bachelorarbeit). „Um dies beantworten zu können, wurden Experteninterviews, Interviews mit Gastronomiebetrieben und Beobachtungen von Barrobotern durchgeführt. Die Forschungsfrage bezüglich des Nutzens eines Barroboters im Gastronomiebetrieb konnte vollumfänglich beantwortet werden. Dabei zeigte sich bereits im Verlaufe der Arbeit, dass Barroboter aktuell keinen wesentlichen Nutzen in der Gastronomie erbringen können.“ (Abstract Bachelorarbeit) Es gebe für die bestehenden Barroboter in der Schweiz aber andere interessante Einsatzorte wie beispielweise auf Messen oder in langen Warteschlangen. Ein Blick ins Ausland zeige, dass die Schweiz als renommierter Technologiestandort keine Vorreiterstellung einnimmt. „Dank der globalen Präsenz und den technologischen und qualitativ hohen Standards bietet sich die Chance, dass sich die bisher verhaltene Schweizer Szene rasch und kräftig weiterentwickeln kann.“ (Abstract Bachelorarbeit) Ein Video zum Projekt findet sich in der Videosektion oder direkt auf YouTube.

Abb.: Lea Peier bei der roboterbetriebenen Mocktail-Bar in der Migros

Hey, Puppe!

In einer am 13. August 2022 erschienenen Dokumentation lässt Bild TV den Betreiber, eine Angestellte und einen Kunden des Cybrothel in Berlin sowie den Wirtschaftsinformatiker und Ethiker Oliver Bendel aus Zürich zu Wort kommen. Im Detail wird gezeigt, wie die Arbeit (und das Vergnügen) in diesem neuartigen Etablissement aussieht. Dort sind Liebespuppen – darunter auch Fantasyfiguren – mit einer Stimme zu finden, die von Sprechern und Sprecherinnen stammt, die in einem anderen Raum sitzen. Es gibt zu keinem Zeitpunkt einen direkten menschlichen Kontakt. Der Kunde bucht das Angebot online und erhält einen Zugangscode. Dann kann er sich für einen festgelegten Zeitraum mit der Puppe verlustieren. Die menschlichen Stimmen sollen laut Anbieter zu den Sexpuppen passen. Im Film ist eine Sprecherin zu hören und zu sehen, Adela mit Namen, die ansonsten als Domina arbeitet und die Freundin des Betreibers Philipp Fussenegger ist. Dieser sieht sich nicht nur als Geschäftsmann, sondern auch als Erfinder und Künstler. Tatsächlich gelingt es ihm, verschiedene Entwicklungen und Strömungen zusammenzubringen, und seine Integration einer Audioanlage im Kopf der Puppen beeindruckt ebenso wie seine Invention einer Puppenwaschanlage – und seine jüngst erfolgte Hinzunahme von Virtual Reality. Der Film mit dem Titel „Hey, Puppe“ kann über www.bild.de/tv/mediathek/livestream/startseite-77204148.bild.html aufgerufen werden. Zudem ist ein Teaser verfügbar.

Abb.: Eine der Puppen, die auch im Teaser gezeigt werden (Foto: Bild TV)

Ein sozialer Roboter als interaktiver Lernpartner von Kindern mit Diabetes

Sara Zarubica entwickelte im Rahmen ihrer von Prof. Dr. Oliver Bendel betreuten Abschlussarbeit an der Hochschule für Wirtschaft FHNW für ein Kinderspital eine auf einem sozialen Roboter laufende Lernanwendung. Das Ziel war es laut Abstract, aus Pepper einen interaktiven Lernpartner zu machen, mit dem die Kinder „das Schätzen von Kohlenhydratmengen in Mahlzeiten üben und so eine Grundlage für den täglichen Umgang mit Diabetes mellitus Typ 1 schaffen können“ (Abstract). Im Abstract heißt es weiter: „Zu Beginn der Arbeit wurden die Anforderungen an die Lernsoftware mit der Auftraggeberschaft besprochen und danach ergänzt und dokumentiert. Basierend darauf erfolgten Recherchen in Bezug auf das Design der Lernsoftware, deren Ergebnisse in einer Mindmap zusammengetragen wurden.“ (Abstract) Zur Visualisierung der Lernsoftware erstellte die Studenin anhand der Mindmap ein Mockup. Dann erarbeitete sie den Fragenkatalog für die Lernsoftware. Für die Evaluation des Technologie-Stacks führte sie eine Nutzwertanalyse durch. Aufgrund der Ergebnisse wählte sie das Betriebssystem NAOqi 2.5 für die Implementierung der Roboterinteraktion aus. „Basierend auf dem Wunsch der Auftraggeberschaft, dass das Lernspiel auch ohne Pepper funktionieren solle, wurde für das Lernspiel eine Webapplikation erstellt. Für die Kommunikation zwischen der Weblösung und Pepper wurde eine Schnittstelle entwickelt, welche das LibQi-JavaScript-SDK benutzt, um so Dienste zur Roboterinteraktion aufzurufen.“ (Abstract)  Für das Setup von Pepper und das Abfangen von Events verwendete die Entwicklerin bereits vordefinierte Elemente in Python und passte sie für den vorliegenden Zweck an. „Sämtliche Systemtests in der Testphase verliefen erfolgreich und der Akzeptanztest wurde an zwei Halbtagen in der Kinderklinik … durchgeführt. Allen zehn Teilnehmern am Akzeptanztest hat die Interaktion mit Pepper gut gefallen und acht von zehn Kindern würden das Spielen mit Pepper sogar gegenüber dem Tablet vorziehen.“ (Abstract) Kommunikation und Interaktion bestehen darin, dass Pepper spricht, Kopf- und Körperbewegungen macht und mit den Armen gestikuliert. Er erinnert sich an den Namen des Benutzers und gebraucht diesen während der Konversation. Das Kinderspital darf als Auftraggeber die Lernsoftware einsetzen und weiterentwickeln.

Abb.: Sara Zarubica bei der Demonstration der Lernsoftware

A Faceless Social Robot

Xiaomi – a Chinese manufacturer of consumer electronics – introduced CyberOne in August 2022. It is a humanoid social robot. It has a head, but no face, and for that reason alone it looks creepy. The company writes on its website: „As the newest member of Xiaomi’s Cyber series, joining last year’s quadruped robot Cyberdog, CyberOne is fitted with advanced arms and legs, supports bipedal-motion posture balancing, and reaches a peak torque of up to 300Nm. Also demonstrated was the ability to detect human emotion, advanced vision capabilities, and functionality allowing it to create three-dimensional virtual reconstructions of the real world, alongside a host of other advanced technologies.“ (Xiaomi, August 11, 2022) Via www.youtube.com/watch?v=CJhneBJIfOk you can watch a video with CyberOne. Overall, the demonstration seems unconvincing. The missing face has already been mentioned. The robot makes sounds that are more appropriate for a small toy and entertainment robot. In addition, it moves stiffly and slowly. You can say that the list of uncanny robots has been expanded with CyberOne. Maybe the company can improve the prototype and make it more compelling.

Fig.: A robot with a face

Kalaidos vermittelt Grundlagen zur Robotik

Oliver Bendel hat seit 2009 eine Professur an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW (Standorte in Basel, Muttenz, Olten und Brugg-Windisch) inne. Studiert hat er ab 1987 an der Universität Konstanz Philosophie und Germanistik (M.A.) sowie Informationswissenschaft (Dipl.-Inf.-Wiss.), promoviert ab 1999 an der Universität St. Gallen zu pädagogischen Agenten (speziellen Conversational Agents und sozialen Robotern) im Fachbereich der Wirtschaftsinformatik (Dr. oec.). Er lehrt und forscht an der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Olten und Brugg-Windisch (Informations- und Maschinenethik sowie Soziale Robotik) und an der Hochschule für Technik FHNW in Brugg-Windisch (Informations- und Maschinenethik sowie Wissensmanagement). Ab Herbstsemester 2022 kommen zwei weitere Deputate hinzu. Prof. Dr. Oliver Bendel übernimmt im Modul „Ethik und Recht“ an der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW in Muttenz den Modulteil „Ethik“ und lehrt darin zur Technikethik und Informationsethik. Zudem übernimmt er an der Kalaidos Fachhochschule Schweiz in Zürich im Modul „Computational Engineering and Robotics“ den Modulteil „Robotics“ und vermittelt darin Grundlagen zur Industrierobotik, Servicerobotik sowie Sozialen Robotik. Im Herbstsemester 2022 findet auch die zweite Durchführung des Wahlmoduls „Soziale Roboter“ am FHNW-Standort Olten statt. Die erste Durchführung im Herbstsemester 2021 hatte das österreichische Fernsehen begleitet.

Abb.: Oliver Bendel an der FHNW in Brugg-Windisch (Foto: Sara Zarubica)

Ein Moralmodul, das über die Moral hinausgeht

Das CARE-MOMO („MOMO“ steht für „Morality Module“ bzw. „Moralmodul“) soll den Assistenzroboter Lio von F&P Robotics erweitern. Es baut auf dem MOME auf, dem Moralmenü, das bereits 2019/2020 entwickelt und 2020 auf der Robophilosophy vorgestellt wurde. Mit Hilfe von Schiebereglern auf dem Display von Lio kann der Pflegebedürftige (bei Bedarf zusammen mit der Pflegekraft oder dem Angehörigen) seine Präferenzen wählen und so auf einfache Weise seine moralischen Vorstellungen und grundsätzlichen Einstellungen übertragen. Marc Heimann erarbeitete ab Frühjahr 2022 im Rahmen seiner Abschlussarbeit die Optionen, die in einem Brainstorming mit dem Betreuer Oliver Bendel ergänzt und von F&P Robotics begutachtet wurden. Implementiert wird bis Mitte August ein Moralmenü, das die drei Bereiche „Soziales“, „Transparenz“ und „Funktionalität“ umfasst. Unter „Soziales“ findet sich etwa die Frage „Soll Lio diskret sein, wenn ich in einer intimen Situation bin?“. Der Roboter soll sich gegebenenfalls wegdrehen oder zeitweise ausschalten. Der Bereich „Transparenz“ enthält die Frage „Soll Lio mitteilen, wenn die Kamera eingeschaltet oder benutzt wird?“. Das CARE-MOMO wird als Webservice mithilfe von Spring prototypisch umgesetzt. Verwendet werden HTML, CSS und JavaScript sowie das Bootstrap-Framework für die Webseite und Java, JSON und REST für die Services und das Back-End. Die Firma entscheidet dann in der Folge, ob das Moralmodul gesamthaft oder teilweise für das Produkt übernommen wird.

Abb.: Der P-Rob-Arm ist Teil von Lio (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Soziale Roboter im Fernsehen

Die Medien interessieren sich stark für die Sicht der Technikphilosophie und der Informations-, Roboter- und Maschinenethik auf soziale Roboter und ähnliche Systeme. Im Juni und Juli 2022 waren zwei Fernsehsender an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, um die Arbeit von Prof. Dr. Oliver Bendel kennenzulernen und Bilder und O-Töne einzufangen. 3sat wird eine Sendung zur Mensch-Maschine-Interaktion und zur Sozialen Robotik machen, BILD LIVE einen Beitrag zum Cybrothel in Berlin. Auf der Website des Wissenschaftlers ist zu lesen: „Oliver Bendel verortet sich in der Technikphilosophie, wobei er auf Roboter und künstliche Intelligenz fokussiert. Er untersucht das Verhältnis zwischen Mensch bzw. Tier und Maschine und fragt danach, wie die Maschine der Gegenwart und Zukunft beschaffen ist, sein wird und soll.“ Dabei entwickelt er zusammen mit seinen Teams aus der Maschinenethik heraus spezielle KI-Systeme und tierfreundliche Roboter als Prototypen, um Möglichkeiten aufzuzeigen und Thesen zu überprüfen. Seit 2012 sind 13 Konzepte und Artefakte entstanden, die auf Konferenzen wie AAAI Spring Symposia, ISAIM, Robophilosophy und CHI sowie in Journals wie Künstliche Intelligenz, AI & Society, Paladyn – Journal of Behavioral Robotics und Frontiers of Animal Science vorgestellt wurden.

Abb.: Oliver Bendel beim Dreh mit 3sat (Foto: Sara Zarubica)

Ein Roboter als Barkeeper bei der Migros

Barney ist ein schwarzer oder schwarz-weißer, elegant anmutender Roboterarm, der in einem festgefügten Setting samt Kaffeevollautomat oder in einer barhaften Installation mit Cocktailzutaten agiert und interagiert. Er basiert auf dem P-Rob-Modell von F&P Robotics. Seine Tour durch die Schweiz hat im Mai 2022 begonnen, im Rahmen der „Mocktail-Bar“-Aktion der Migros. Das Wort „Mocktail“ (engl. „to mock“: „nachahmen“, „vortäuschen“) bezeichnet einen Cocktail ohne Alkohol. Praktischerweise beginnt es auch mit einem großen M. Der Detailhändler verzichtet in seinen Läden auf Alkoholisches, was vor kurzem durch eine Abstimmung der Genossenschaftsmitglieder bestätigt wurde. Barney – derzeit in Wetzikon anzutreffen – nimmt nach der Bestellung des Gastes an der Theke ein Glas, hält es unter verschiedene Zapfhähne, über denen zur Zierde schlanke Flaschen angebracht sind, und stellt so die Grundlage des Getränks zusammen. Das Finishing, etwa das Bestücken mit Früchten, erledigen menschliche Barkeeper in einem separaten Bereich. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit beobachtet Lea Peier derzeit mehrere Modelle im Betrieb, neben Barney Bar auch die Smyze RoboBar. Die Bachelorarbeit wird betreut von Prof. Dr. Oliver Bendel.

Abb.: Barney bei der Migros in Wetzikon

Kranke Kinder lernen mit Pepper

Die IT-Spezialistin Sara Zarubica entwickelt seit April 2022 unter der Betreuung von Prof. Dr. Oliver Bendel an der Hochschule für Wirtschaft FHNW eine Lernsoftware für Pepper, die Kindern mit Diabetes in einem Kinderspital grundlegendes Wissen vermittelt. Der soziale Roboter eignet sich gut für diesen Anwendungsfall, weil er über ein Display im Brustbereich verfügt. Die Lernsoftware läuft darauf und kann darüber gesteuert werden. Zusätzlich gibt Pepper verbales und gestisches Feedback, etwa wenn eine Aufgabe richtig gelöst wurde. Im Fokus ist das Abschätzen der Kohlenhydratwerte von Nahrungsmitteln und Mahlzeiten. Es ist für die Kinder wichtig zu wissen, wie viele Kohlenhydrate sie zu sich genommen haben, da davon die zu spritzende Menge des Insulins abhängt. Das grundlegende Wissen über Diabetes kann durch die Wissensfragen im Spiel auch erlernt werden, steht aber nicht im Zentrum. Die Lernanwendung ist kurz vor der Fertigstellung. Die Kinder im Spital waren bei den Tests mehrheitlich begeistert und begrüßten die Abwechslung. Ab Mitte August 2022 liegen die Ergebnisse des Projekts vor, also der Bericht mitsamt der Dokumentation und die Programmierung selbst.

Abb.: Sara Zarubica mit ihrer Lernsoftware für Pepper

Der Aufstand der Roboterautos

In San Francisco haben sich im Juni 2022 Robotertaxis von Cruise auf einer Kreuzung getroffen und diese über Stunden blockiert. Dabei handelte es sich natürlich um einen technischen Fehler, keine echte Versammlung und keinen eigentlichen Aufstand. Der Vorgang erinnert dennoch an die Kurzgeschichte „Sally“ von Isaac Asimov aus dem Jahre 1953. Darin geht es um eine Farm, auf der ausgediente Privatautomatics (auch „Automatobile“ genannt), selbstständig fahrende Autos, ihr Gnadenbrot erhalten. Sally ist ein Cabriolet und besitzt „die schönsten, feinsten Linien“. Wie die anderen Automatics kann sie sich putzen, ja sich sogar wachsen und polieren. Sie ist nicht nur attraktiv, sondern auch frei, geradezu autonom. In ihrer Zeit auf der Farm hat „nie ein menschliches Wesen hinter ihrem Lenkrad gesessen“. Ein Bösewicht will die besonderen Autos ausschlachten. Doch diese jagen und eskortieren ihn, wobei Sally eine heldenhafte Rolle spielt. Am Ende wird er von seinem eigenen Bus getötet. Es stellt sich heraus, dass die Autos miteinander kommunizieren können, und offensichtlich haben die Automatobile den Automatobus angestiftet. Der Artikel „Asimovs Automatobile: Selbstständig fahrende Autos in Fiktion und Realität und als Gegenstand der Maschinenethik“ von Oliver Bendel, erschienen in Telepolis am 27. August 2013, geht auf die Kurzgeschichte im Detail ein und stellt einen Bezug zur Maschinenethik her.

Abb.: Ein Robotertaxi von Cruise in San Francisco

Mit dem Roboter in den Urlaub

Jedes Jahr stellt sich die Frage, ob man seinen Roboter – ob Cozmo, Vector, Alpha Mini, NAO, AIBO, Pepper oder Cruzr – in den Urlaub mitnehmen soll. Dabei gibt es einiges zu beachten. Pets und Companions wie Cozmo oder Alpha Mini passen problemlos ins Handgepäck. Für Alpha Mini sollte man die originale Verpackung aus Styropor nicht vergessen, die ihn perfekt schützt. Bei NAO und AIBO empfiehlt es sich, einen leichten, aber stabilen Transportkoffer zu besorgen, der als Zubehör angeboten wird. So ist er im Auto und im Zug sicher. Als Gepäck am Flughafen aufgeben darf man diesen Koffer aber nicht. Mit Pepper kann man nur im SUV oder im Van verreisen, und man sollte zwei Personen für das Ein- und Ausladen haben, das immer in der Originalverpackung und mit dem über die mitgelieferten Stecker mechanisch gesicherten Modell erfolgt. Nicht immer kommt man mit dem sozialen Roboter am Zielort problemlos ins W-LAN. Ein Handy-Hotspot kann helfen. Bei Alpha Mini ist auch die Verbindung per SIM-Karte möglich. Für den Zoll und für Polizeikontrollen sollte man eine Einkaufsbestätigung mitführen. Nicht zuletzt sollte man auf sein Pet oder seinen Companion immer gut aufpassen und es oder ihn vor Diebstahl ebenso schützen wie vor Sand, Sonne und Wasser. In einem Adults-Only-Hotel mag man vielleicht das begeisterte Kreischen der Kinder vermissen, wird den Roboter aber dafür am Abend nicht zerlegt vorfinden.

Abb.: Alpha Mini auf Fuerteventura

A Voice Assistant for a Flight to Mars

On June 22, 2022, the paper „The SPACE THEA Project“ by Martin Spathelf and Oliver Bendel was published on arxiv.org. It was presented at the AAAI 2022 Spring Symposium „How Fair is Fair? Achieving Wellbeing AI“ at Stanford University and came in 2nd place in the Best Presentation Awards. From the abstract: „In some situations, no professional human contact can be available. Accordingly, one remains alone with one’s problems and fears. A manned Mars flight is certainly such a situation. A voice assistant that shows empathy and assists the astronauts could be a solution. In the SPACE THEA project, a prototype with such capabilities was developed using Google Assistant and Dialogflow Essentials. The voice assistant has a personality based on characteristics such as functional intelligence, sincerity, creativity, and emotional intelligence. It proves itself in seven different scenarios designed to represent the daily lives of astronauts, addressing operational crises and human problems. The paper describes the seven scenarios in detail, and lists technical and conceptual foundations of the voice assistant. Finally, the most important results are stated and the chapters are summarized.“ The paper will additionally be published in the proceedings volume of the symposium by the end of summer. It can be downloaded via arxiv.org/abs/2206.10390.

Fig.: Woman on Mars

A New Text-to-Art Engine

DALL·E 2 is a new AI system that can create realistic images and art from a description in natural language. It was announced by OpenAI in April 2022. The name is a portmanteau of „WALL-E“ and „Salvador Dalí“. The website openai.com says more about the program: „DALL·E 2 can create original, realistic images and art from a text description. It can combine concepts, attributes, and styles.“ (Website openai.com) Moreover, it is able to „make realistic edits to existing images from a natural language caption“ and to „add and remove elements while taking shadows, reflections, and textures into account“ (Website openai.com). Last but not least, it „can take an image and create different variations of it inspired by the original“ (Website openai.com). The latter form of use is shown by variations of the famous painting „Girl with a Pearl Earring“ by Johannes Vermeer. The website says about the principle of the program: „DALL·E 2 has learned the relationship between images and the text used to describe them. It uses a process called ‚diffusion,‘ which starts with a pattern of random dots and gradually alters that pattern towards an image when it recognizes specific aspects of that image.“ (Website openai.com) DALL·E mini is a slimmed down version of the powerful program, with which you can gain a first insight. The six images below were automatically generated by DALL·E mini from the text „A young female astronaut with long hair on the flight to Mars“. In total, 9 suggestions were made in a few seconds. Overall, this is a fascinating and valuable project. From the perspective of information ethics and the philosophy of technology, many questions arise.

Fig.: A young female astronaut with long hair on the flight to Mars (Photo: DALL·E mini)

Volodymyr Zelenskiy Appears as a Hologram

„Leia in ‚Star Wars‘, who as a hologram delivers a message, Darth Vader, who forges plans with the imperator even though they are far apart from each other, William Riker in ‚Star Trek‘, who moves on the holodeck through artificial landscapes, Major in ‚Ghost in the Shell‘, who walks through a city while fish are swimming in the air next to her, Officer K in ‚Blade Runner 2049‘, who lives together with a holographic assistant and meets holographic dancers and singers (Frank Sinatra under glass and Elvis Presley on stage) – fictional holograms make an appearance in all these instances.“ (Oliver Bendel, „Hologram Girl“ – 2018) According to the Guardian, Volodymyr Zelenskiy referenced Star Wars and the second world war as he appeared as a hologram (or pseudo-hologram) at a conference in Paris to seek aid from big tech companies. „He told a crowd of hundreds at the VivaTech trade show that he was offering technology firms a unique chance to rebuild Ukraine as a fully digital democracy.“ (Guardian, June 17, 2022) The British newspaper quotes him as saying: „It’s unusual for presidents or heads of government to use a hologram to address people but this is not the only aspect of Star Wars that we are putting into practice“ (Guardian, June 17, 2022). The Ukrainian president is not only following in the footsteps of Leila, but also of ABBA, who are currently causing a sensation with their avatars at concerts in London.

Abb.: Ein fiktionales Hologramm

Ein dreigliedriger Roboterfinger, überzogen mit menschlicher Haut

Als umgekehrter oder umgedrehter Cyborg („reversed cyborg“ oder „inverted cyborg“) kann nach den Ausführungen von Oliver Bendel eine technische Struktur gelten, in die eine biologische eingepasst wird. Es handelt sich, so der Informations- und Maschinenethiker, vorrangig um einen Topos von Science-Fiction, wie im Falle von „Terminator“ aus dem Jahre 1984. In seinem Beitrag „Überlegungen zu Bio- und Bodyhacking“ (HMD, 10. März 2020) schreibt er: „In Experimenten konnten Schweinehirne außerhalb des Körpers am Leben gehalten werden … Sollte es eines Tages gelingen, Gehirne oder andere Organe in Roboter einzupflanzen, mit der Folge, dass diese von ihnen gesteuert oder wesentlich ergänzt werden, würde der umgekehrte Cyborg resultieren. Von einem solchen könnte man freilich schon sprechen, wenn Gehirn- und Nervenzellen in technischen Strukturen heranwachsen und sich mit diesen funktional verbinden, etwa indem elektrische Signale auf Aktoren einwirken.“ Ein dreigliedriger Roboterfinger, der mit menschlicher Haut überzogen ist, kann ebenfalls Teil eines umgekehrten Cyborgs sein. Beschrieben wird er im Artikel „Living skin on a robot“ von Michio Kawai, Minghao Nie, Haruka Oda, Yuya Morimoto und Shoji Takeuchi (Universität Tokio), erschienen am 9. Juni 2022 im Journal Matter. Selbst Wundheilung soll bei ihm erfolgreich stattfinden. Mit der Haut könnte im Prinzip auch eine ganze Roboterhand und sogar ein Roboterkopf überzogen werden. Der Terminator lässt grüßen.

Abb.: Die menschliche Haut verfügt über Selbstheilungskräfte

Keine Drohnentransporte mehr über dem Zürichsee?

Die Schweizerische Post und PostAuto sind Pioniere im Einsatz von Roboterfahrzeugen, Robotern und Drohnen. Nun meldet die Schweizerische Post den Rückzug aus einem Projekt, bei dem Drohnen u.a. für den Transport von Laborproben eingesetzt wurden. „Seit 2017 flogen die Drohnen der Post in verschiedenen Städten der Schweiz im Dienst von Spitälern. Nach fünf Jahren Pionierarbeit hat die Post entschieden, ihr Drohnenprojekt dem kalifornischen Drohnenentwickler Matternet zu übergeben. Die autonomen Drohnen stossen zwar weltweit auf Interesse, sind aber im derzeitigen regulatorischen Umfeld für unbemannte Luftfahrzeuge für die Post in der Schweiz nicht breit genug einsetzbar und nicht rentabel zu betreiben. Die Post konzentriert sich mit ihrer neuen Strategie auf die Logistiklösungen im Kerngeschäft und darauf, auch künftig den Service public für die Schweiz mit eigenen Mitteln zu finanzieren. Aus diesem Grund ist dieser strategische Entscheid ein logischer Schritt.“ (Medienmitteilung Schweizerische Post, 1. Juni 2022) Im Projekt gab es immer wieder Probleme. So stürzte beispielsweise einmal eine Drohne in den Zürichsee. Dennoch wurde der Ansatz allgemein als innovativ angesehen. Man darf gespannt sein, ob die Drohnentransporte eines Tages wieder aufgenommen werden.

Abb.: Eine Drohne über einem See

Alpha Mini in der Schweiz

Das kleine Social Robots Lab von Oliver Bendel hat Zuwachs bekommen. Der Lernroboter Alpha Mini von Ubtech „kann kommunizieren, sich bewegen und anhand seiner künstlichen Intelligenz (KI) Gesichter bzw. Gegenstände erkennen“ (Website Generation Robots). Er „dient sowohl für einzelne Schülerinnen und Schüler im Individualunterricht als auch kleine Schülergruppen“ (Website Generation Robots). „Da er programmierbar ist, können verschiedene Aktivitäten im Zusammenhang mit Lesen, Schreiben, Geschichte und Mathematik angeboten werden. Außerdem können die Schülerinnen und Schüler an der Programmierung teilnehmen, um die Grundlagen des Maschinenbaus und der Informatik zu erlernen.“ (Website Generation Robots) Der sympathische Roboter scheint gut verarbeitet zu sein. Er geht sicher umher, gebraucht gerne seine Arme und hat einen beweglichen Kopf und Oberkörper bei insgesamt 16 Freiheitsgraden. Hindernisse erkennt er dank seines Infrarotsensors. Auch seine natürlichsprachlichen Fähigkeiten sind beeindruckend, und er versteht – so der Anbieter – 75 Sprachbefehle auf Englisch. Er beherrscht Tai Chi, Kung Fu, Yoga und viele andere Bewegungsformen. Laut Website von Generation Robots ist er mit ROSA ausgestattet, „einer offenen Plattform mit dem Development Kit von Android (Android SDK)“. Die visuelle Programmiersprache ähnelt Scratch.

Abb.: Alpha Mini vor dem Blog informationsethik.net mit dem Bild vom Times Square

Ein Pflegeroboter erhält ein Moralmodul

Immer mehr Roboter werden im Pflegebereich eingesetzt. Die meisten von ihnen sind Prototypen, einige sogar Produkte, die in kleinen Serien hergestellt werden, wie Lio und P-CARE von F&P Robotics. Die Maschinenethik erforscht und schafft moralische Maschinen. Diese lassen sich oft von bestimmten Werten oder Metaregeln leiten, sie folgen vorgegebenen Regeln oder sie lernen aus Situationen und passen ihr Verhalten an. Das CARE-MOMO („MOMO“ steht für „Moralmodul“) ist ein Moralmodul, das Lio erweitern kann. Es baut auf dem MOME auf, dem Moralmenü, das bereits 2019/2020 entwickelt und 2020 auf der Robophilosophy vorgestellt wurde. Mit Hilfe von Schiebereglern auf dem Display von Lio kann der Patient seine Präferenzen wählen und so auf einfache Weise seine sittlichen und moralischen Vorstellungen übertragen. Dabei wird auf eine 1:1-Beziehung zwischen Mensch und Maschine fokussiert. Marc Heimann erarbeitete im Rahmen seiner Abschlussarbeit bereits mehrere Vorschläge, die in einem Brainstorming mit dem Betreuer Oliver Bendel am 19. Mai 2022 ergänzt wurden. Das CARE-MOMO ist das dreizehnte Artefakt, das im Arbeitsbereich von Oliver Bendel entsteht. Mehrere davon – etwa LIEBOT, LADYBIRD oder HAPPY HEDGEHOG – wurden bei internationalen Konferenzen vorgestellt und haben mediale Aufmerksamkeit erregt. Das CARE-MOMO-Projekt begann im März und läuft noch bis August 2022. Das Ergebnis ist eine prototypische Umsetzung des Moralmoduls.

Abb.: Lio im Einsatz in der Schweiz (Foto: F&P Robotics)

Barney geht auf Tour

Kaffeeroboter, auch Barista Robots genannt, und Barkeeperroboter sind in der Eidgenossenschaft regelmäßig anzutreffen. Barney von F&P Robotics ist ein schwarzer, elegant anmutender Roboterarm, der am Sitz der Herstellers in einem festgefügten Setting samt Kaffeevollautomat agiert und interagiert. Seine Tour durch die Schweiz hat nun begonnen, wie der Hersteller meldet, der vor allem für seine Assistenzroboter für Pflege und Therapie bekannt ist und zuletzt im Buch „Soziale Roboter“ (Springer Gabler, 2021) einen Beitrag veröffentlicht hat. In den nächsten Wochen werde Barney Bar im Rahmen der „Mocktail-Bar“-Aktion der Migros in der ganzen Schweiz aufgestellt. Die Tour beginnt in Nyon la Combe (3. – 14. Mai 2022). Nach vielen Stationen schenkt Barney auch im Glattzentrum bei Zürich (23. August – 3. September 2022) seine Spezialitäten aus. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit konnte Lea Peier am 13. April 2022 den gelenkigen Barista und Barkeeper direkt beim Hersteller in Augenschein nehmen. Zudem beobachtet sie derzeit mehrere Modelle im Betrieb, neben Barney Bar auch die Smyze RoboBar. Die Bachelorarbeit wird betreut von Prof. Dr. Oliver Bendel, der mit F&P Robotics seit Ende 2016 zusammenarbeitet.

Abb.: Lea Peier mit Barney

Robots and Penguins

British Filmmaker John Downer has created artificial monkeys, wolves, hippos, turtles, alligators, etc., to observe appropriate wildlife and obtain spectacular images. His well-known robots are very intricately designed and resemble the animals they mimic in almost every detail. It is not necessary to resort to such technically elaborate and artistically demanding means for all species. USA Today reports in a recent article about a robot called ECHO. „ECHO is a remote-controlled ground robot that silently spies on the emperor penguin colony in Atka Bay. The robot is being monitored by the Single Penguin Observation and Tracking observatory. Both the SPOT observatory, which is also remote-operated through a satellite link, and the ECHO robot capture photographs and videos of animal population in the Arctic.“ (USA Today, May 6, 2022) ECHO does not resemble a penguin in any way. It is a yellow vehicle with four thick wheels. But as a video shows, the animals seem to have gotten used to it. It comes very close to them without scaring them. Wildlife monitoring using robots is becoming increasingly important, and obviously very different types are being considered.

Fig.: A penguin with its young

Lexikon zur Wirtschaftsethik mit Beiträgen zu Informations-, Roboter- und Maschinenethik

Ende April 2022 ist das Lexikon „110 Keywords Wirtschaftsethik“ von Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Prof. Dr. Nick Lin-Hi (Universität Vechta) und Prof. Dr. Andreas Suchanek (Handelshochschule Leipzig) im Verlag Springer Gabler erschienen, der es initiiert und kuratiert hat. Aus dem Klappentext: „Von ‚Aktivist‘ über ‚Nachhaltigkeit‘ bis zu ‚Zensur‘: Im Kontext der Wirtschaftsethik gibt es unzählige Fachtermini und Abkürzungen. Das vorliegende Nachschlagewerk eignet sich für den ersten schnellen Überblick. Anhand von 110 übersichtlichen Schlüsselbegriffen werden die Grundlagen erläutert. Die Erklärungen sind kompakt und verständlich formuliert und bieten Basiswissen für alle, die einen schnellen Einstieg in das Thema Wirtschaftsethik suchen, einzelne Begriffe nachschlagen oder ihr vorhandenes Wissen auffrischen möchten.“ (Verlagsinformation Springer) Von Oliver Bendel stammen vor allem Begriffe aus Informations-, Roboter- und Maschinenethik sowie aus dem Bereich von Technik und Gesellschaft. Nick Lin-Hi und Andreas Suchanek decken Wirtschaftsethik und speziell Unternehmensethik ab. Das Buch hat ca. 110 Beiträge und 161 Seiten. Weitere Informationen über link.springer.com/book/9783658363840.

Abb.: Der Standort von Microsoft im Silicon Valley