Die WELT führte Ende Juni 2020 ein Interview mit Oliver Bendel über Sexroboter und Liebespuppen. Es ging insbesondere um deren natürlichsprachliche Fähigkeiten. Gerade Besitzer und Benutzer, die eine Beziehung führen wollen, sind an Gesprächen aller Art interessiert, über Gott und Welt und im Sinne von Dirty Talk. Firmen wie RealDoll bzw. Realbotix gehen hier sehr weit. Harmony beispielsweise kann sich stundenlang in ziemlich überzeugender Weise mit ihren Partnern unterhalten. Experimentiert wird mit GPT-2, aber auch mit anderen Sprachmodellen. Auf dieses Thema geht Kino Coursey, KI-Chef von Realbotix, in seinem Beitrag „Speaking with Harmony“ für das im Oktober erscheinende Buch „Maschinenliebe“ aus dem Springer-Verlag ein. Das Interview mit Oliver Bendel ist am 11. Juli 2020 in der gedruckten Ausgabe der WELT erschienen, unter dem Titel „Intelligente Sexroboter sind begehrte Gesprächspartner“ (bereits am Tag zuvor in der elektronischen, unter dem Titel „Was Sexpuppen können“ …). Zudem steht eine englische Version – „Intelligent sex robots are sought-after dialogue partners“ – zur Verfügung.
Abb.: Harmony mit ihrem Erfinder (Foto: Realbotix)
Kinofenster ist ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Es wurde 1996 als Printmagazin initiiert. Im Jahre 2000 erfolgte die Umstellung zu einem Onlineangebot. Der aktuelle Schwerpunkt im Juli 2020 widmet sich, ausgehend von dem Film „Hi, AI“, künstlicher Intelligenz und moralischen Maschinen. „Humanoide Roboter sind nicht mehr nur Science Fiction. Im Dokumentarfilm Hi, AI beobachtet Regisseurin Isa Willlinger den Einzug solcher menschenähnlicher Maschinen in unseren Alltag. Begleitend zum Film stellt eine Sequenzanalyse drei Visionen von künstlerischer Intelligenz und ein Hintergrundtext das Motiv des Androiden-Roboters im Kino vor. Zudem sprechen wir mit Kate Darling und Oliver Bendel über Chancen und Gefahren künstlicher Intelligenz.“ (Website Kinofenster) In „Hi, AI“ tritt übrigens Harmony auf, ein bekannter Sexroboter. Er begleitet einen Trucker bei einem Roadtrip durch die USA. Die Interviews und die Materialien sind über www.kinofenster.de abrufbar.
Abb.: Henry, der Bruder von Harmony (Foto: Realbotix)
Mathias Lindenau und Marcel Meier Kressig sind die Herausgeber des Buchs „Schöne neue Welt? Zwischen technischen Möglichkeiten und ethischen Herausforderungen“. Dieses ist im Juli 2020 erschienen. Von Oliver Bendel, dem Informations- und Maschinenethiker aus Zürich, stammt der Beitrag „Serviceroboter aus Sicht der Ethik“. Dieser geht zurück auf seinen Vortrag bei den Vadian Lectures in St. Gallen, gehalten am 9. Mai 2019. Aus der Zusammenfassung am Ende des Beitrags stammen die folgenden Sätze: „Der vorliegende Beitrag hat Serviceroboter, die in den allgemeinen und öffentlichen Bereich vordringen, die über Wege rollen, über Plätze gehen und Räume besetzen, definiert und systematisiert, er hat ihre Einsatzmöglichkeiten skizziert und ausgewählte Problembereiche erkundet. Es wurden Lösungsvorschläge u.a. aus der Perspektive der Informationsethik und der Maschinenethik unterbreitet.“ Das Buch ist hier erhältlich.
Die HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik mit dem Titel „Faktor Mensch“, die im Juni 2020 erschienen ist, widmet sich u.a. Machine Learning, Augmented und Virtual Reality sowie Wearables und Phänomenen wie Bio- und Bodyhacking. Aus dem Call for Papers: „Informationssysteme sind soziotechnische Systeme, die aus maschinellen und menschlichen Teilsystemen bestehen. Der Mensch spielt selbstverständlich in der Entwicklung und Anwendung von Informationssystemen eine große Rolle. Aber nicht nur dort. Durch die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundene, immer stärkere Durchdringung der Lebens- und Arbeitswelten mit IT sehen sich Forscher und Praktiker der Wirtschaftsinformatik heute mit vielfältigen ethischen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen konfrontiert. Datenschutz und Informationssicherheit sind nur zwei Themen die zunehmend in allen Gesellschaftsschichten diskutiert werden.“ (CfP, HMD 333) Im Heft enthalten sind u.a. Beiträge von Sabine Pfeiffer, Sabrina Oppl, Kristin Weber und Oliver Bendel. Weitere Informationen über link.springer.com/journal/40702/57/3.
Am 3. Juli 2020 ist das vermutlich erste Buch erschienen, in dem längere Gedichte in 3D-Codes enthalten sind. Es wurde von Oliver Bendel veröffentlicht. Von ihm stammt auch der Band „handyhaiku“ (2010, Hamburger Haiku Verlag), der mit QR-Codes (also bestimmten 2C-Codes) mit japanischen Kurzgedichten aufwartete. Seit Sommer 2020 ist mit dem JAB Code des Fraunhofer SIT ein 3D-Code verfügbar, der eine höhere Speicherkapazität als ein 2D-Code hat. Möglich macht das eben die dritte Dimension, die Farbe (momentan werden bis zu 8 Farben verwendet, zukünftig 16 und 32 Farben). Die Gedichte im Band „Die Astronautin“, entstanden zwischen 2013 und 2015, wurden Anfang Juli 2020 über jabcode.org umgewandelt und können über jabcode.org auch zurückverwandelt werden, in für Menschen lesbaren Text. Am besten eignet sich ein Smartphone. Es muss keine App heruntergeladen werden. Es genügt, den Browser zu öffnen, die genannte Adresse einzugeben und dann der Verwendung der Kamera zuzustimmen. Man kann aber auch einen beliebigen Computer nehmen, das Bild im Dokument abspeichern und dann hochladen. Der schmale Band kann hier kostenlos bezogen werden.
3D-Codes werden seit über 15 Jahren erforscht. Bereits 2D-Codes können kurze Texte oder andere Informationen speichern. Codes, die Farbe als dritte Dimension verwenden, sind in dieser Hinsicht aber weit überlegen. Sie eröffnen zahlreiche Anwendungsfelder und werfen technische, wirtschaftliche und ethische Fragen auf. Der JAB Code des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT – JAB steht für „Just Another Barcode“ – ist laut einer Pressemitteilung auf dem Weg zum internationalen ISO-Standard. „Arbeitszeugnisse, Schulungszertifikate und Testamente, aber auch Echtheitsnachweise für Produkte lassen sich mit JAB Code absichern.“ (Pressemitteilung Fraunhofer SIT, 26. Juni 2020) Zudem lassen sich längere Texte speichern. Bereits 2010 hat Oliver Bendel ein Buch mit QR-Codes veröffentlicht, aus denen offline Haikus herausgelesen werden konnten. Im selben und im darauffolgenden Jahr hat er sich wissenschaftlich mit 2D- und 3D-Codes beschäftigt. Ein längerer Beitrag zum Thema aus dem Jahre 2011 ist hier zu finden – der Teaser und der Link sind im unten gezeigten 3D-Code enthalten, der über www.jabcode.org eingescannt werden kann. Ein 2D-Code schafft diesen Text auch noch, hat aber schon eine enorme Komplexität (hier ein Artikel zu Servicerobotern, der kaum noch über QR-Codes darstellbar ist). Waldemar Berchtold vom Fraunhofer SIT erklärt: „Mit acht Farben ist die Lesbarkeit, mit den auf dem Markt verfügbaren Smartphones, robust möglich. Wohingegen bei mehr als acht Farben die verlässliche Lesbarkeit mit älteren Smartphones nicht durchweg gewährleistet werden kann.“ Mehr über das Projekt des Fraunhofer-Instituts über www.sit.fraunhofer.de/de/presse/details/news-article/show/bunter-barcode-wird-iso-standard/.
Im Gabler Wirtschaftslexikon wird seit Februar 2020 zu COVID-19 publiziert. Es finden sich Begriffe wie „COVID-19“ und „SARS-CoV-2“ – aber auch „Social Distancing“ und „Lockdown“ tauchen auf. Es wird jeweils auf die wirtschaftlichen, technischen und ethischen Implikationen hingewiesen. Hinzugekommen ist im Juni der Begriff „Zweite Welle“. Zunächst wird er im Allgemeinen erklärt, auch unter Bezugnahme auf die Spanische Grippe. In einem zweiten Abschnitt zur Entwicklung heißt es dann: „Im Sommer 2020 kam es in mehreren Ländern nach einem Rückgang zu einer Zunahme der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 und von damit verbundenen Todesfällen. Die einen sprachen diesbezüglich von einer zweiten Welle, die anderen von einem Wiederaufflackern oder einem neuen Ausbruch. Ein Notfallplan der NATO sah u.a. einen Vorrat an medizinischer Ausrüstung vor. In verschiedenen Programmen wurden die Entwicklung und der Einsatz von Servicerobotern gefördert.“ Am Ende werden noch Bereichsethiken genannt, die sich mit dem Phänomen beschäftigen. Der Beitrag von Oliver Bendel kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/zweite-welle-122618 aufgerufen werden.
Im Herbst 2020 erscheint das von Oliver Everling herausgegebene Buch „Social Credit Rating“ im Springer-Verlag. Aus der Verlagsinformation: „Social Credit Ratings sind das Ergebnis von Sozialkreditsystemen. Diese umfassen auf verschiedene Datenbanken zugreifende, online betriebene Rating- oder Scoringsysteme, bei denen beispielsweise die Kreditwürdigkeit, das Strafregister und das soziale und gesellschaftliche Verhalten von Personen oder Organisationen wie Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen zur Klassifizierung ihrer Reputation verwendet werden.“ (Information Springer) Einer der über 20 Beiträge im Buch stammt von Prof. Dr. Oliver Bendel. Das Sozialkreditsystem in China, über das er schreibt, ist ein im Test bzw. in den Anfängen befindliches Überwachungs-, Erfassungs- und Bewertungssystem zur Angleichung des Verhaltens der Bürger, Behörden und Firmen von China an die moralischen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Anforderungen der Kommunistischen Partei. „Zwischen Konfuzius und Orwell“ sieht er es angesiedelt, und so lautet auch das Motto, das er für den Beitrag gewählt hat. Weitere Informationen zum Buch über www.springer.com/de/book/9783658296520#aboutBook.
An dem Buch „Maschinenliebe“ haben sechzehn Personen mitgewirkt, international bekannte Expertinnen und Experten ebenso wie Nachwuchswissenschaftlerinnen, zudem eine Bordellbesitzerin und eine Sexarbeiterin. Oliver Bendel, der Herausgeber, will den englischsprachigen Publikationen ein überwiegend deutschsprachiges Werk zur Seite stellen, um damit bei hiesigen Medien, Politik und Gesellschaft (und bei Vertretern der Wissenschaft, die das Deutsche beherrschen bzw. bevorzugen) das Interesse für ein wichtiges Thema zu wecken. Liebespuppen sind längst Realität, in Freudenhäusern wie Haushalten, Sexroboter werden ständig verbessert, und es muss untersucht werden, welche Chancen und Risiken von ihnen ausgehen. Die Autorinnen und Autoren nähern sich dem Thema unaufgeregt, aus technischer, sexologischer, psychologischer, philosophischer und soziologischer Perspektive, sie legen Studien vor und stellen Gedankenexperimente an. Die Autorinnen und Autoren sind (in alphabetischer Reihenfolge): Oliver Bendel, Kino Coursey, Kate Devlin, Nicola Döring, Katrin Etzrodt, Martin H. Fischer, Tanja Kubes, Chloé Locatelli, Ayanda Rogge, Melike Şahinol, Heinz-Jürgen Voß, Leonie Weber, Sophie Wennerscheid und Yuefang Zhou. Sie arbeiten in der Schweiz, in der Türkei, in Texas, England, Dänemark und Deutschland. Das Buch erscheint bei Springer im Herbst 2020, hat ca. 200 Seiten und mehrere farbige Abbildungen. Drei der 16 Beiträge liegen in englischer Sprache vor. Weitere Informationen über www.springer.com/gp/book/9783658298630.
Das Springer-Buch „Pflegeroboter“, herausgegeben von Oliver Bendel, hat zwischen November 2018 und Juni 2020 über 200.000 Downloads erreicht. Gezählt werden Downloads des gesamten Werks sowie einzelner Kapitel. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es ein Standardwerk zum Thema ist. Immer wieder wird gefordert, etwa vom Deutschen Ethikrat, den Begriff „Roboter in der Pflege“ zu bevorzugen. Natürlich kann man nun von Kernobst sprechen und nicht mehr von Äpfeln – aber damit verschenkt man gewisse Unterscheidungsmöglichkeiten. Der Begriff des Pflegeroboters funktioniert grundsätzlich wie alle entsprechenden Komposita: Der vordere Teil verweist auf den Bereich, für den der Roboter speziell entwickelt wurde. Ob Therapie-, Sex- oder auch – um ein Beispiel jenseits der Serviceroboter zu nennen – Industrieroboter: In keinem Fall wird behauptet, dass der Bereich vollständig abgedeckt wird. Und meist ist darin oder daneben ausreichend Platz und Bedarf für andere Typen. So spielen in der Pflege bestimmte Reinigungs- oder Transportroboter eine Rolle. Diese kann man zusammen mit den Pflegerobotern, wenn sie sich für Alten- und Pflegeheime eignen und dort verwendet werden, unter den Begriff der Roboter in der Pflege subsumieren. Sie wurden womöglich leicht angepasst, aber man könnte sie wiederum leicht angepasst ins Hotel integrieren. Das Buch kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Abb.: Oliver Bendel bei einer Podiumsdiskussion der Deutschlandstiftung (Foto: Deutschlandstiftung)
Das Buch „Maschinenliebe“, herausgegeben von Oliver Bendel, geht in die Produktion. Es enthält Beiträge von international bekannten Expertinnen und Experten sowie Interviews mit einer Bordellbetreiberin und einer Sexarbeiterin. Aus dem Klappentext: „Sexroboter sind ein Thema, das die Medien mit Vorliebe behandeln und die Gesellschaft spaltet. Es gibt einige Modelle wie Emma und Harmony. Viel verbreiteter sind allerdings einfache Liebespuppen mit überzeugender Haut und auswechselbaren Körperöffnungen. Sie finden sich in zahlreichen Bordellen und können problemlos bei Amazon und Co. bestellt werden. Zwischen Liebespuppen und Sexrobotern sind die Grenzen fließend. Sobald Liebespuppen sprechen können oder Sensoren und Aktoren haben, werden sie zu Sexrobotern. Weiterentwickelte Varianten weisen mimische Fähigkeiten auf und können den Kopf bewegen. Das Buch erklärt Grundbegriffe, geht auf technische Details ein und diskutiert psychologische, soziologische und philosophische Erkenntnisse und Herausforderungen. Es beleuchtet die Praxis der Sexarbeit und liefert Stellungnahmen von Herstellern und Benutzern.“ (Klappentext „Maschinenliebe“) Das Werk kommt im Herbst 2020 auf den Markt. Weitere Informationen über www.springer.com/de/book/9783658298630.
Im Spätsommer 2020 erscheint das Buch „Bessere Menschen?“ (Untertitel: „Technische und ethische Fragen in der transhumanistischen Zukunft“), mit Beiträgen u.a. von Karlheinz Steinmüller, Stefan Sorgner, Tanja Kubes, Melike Şahinol und Oliver Bendel. Aus der Verlagsinformation: „Das 21. turmdersinne-Symposium beschäftigte sich mit der laut Francis Fukuyama ‚gefährlichsten Idee der Welt‘. Es wurden Chancen und Gefahren der technischen Erweiterbarkeit des Menschen diskutiert. Wie wird sich die Menschheit und der einzelne Mensch in Zukunft entwickeln – insbesondere angesichts der voranschreitenden Technologisierung unseres Alltags? Wie eng arbeiten wir zukünftig mit Robotern zusammen? Tritt der Mensch bald in einen Wettstreit mit intelligenten Maschinen? Und wie verändert sich die Natur des Menschen durch den Einsatz von Implantaten und durch gentechnische Verfahren – kann es sogar zu einer Verschmelzung von Mensch und Maschine kommen?“ (Information Springer) Herausgeber sind Michael Bauer und Laura Deinzer. Der Beitrag von Oliver Bendel trägt den Titel „Das Verschmelzen von menschlicher und maschineller Moral“. Weitere Informationen über www.springer.com/gp/book/9783662615690#aboutBook.
The field of animal-machine interaction is gaining new research topics with social robots. Meiying Qin from Yale University and her co-authors have brought together a Nao and a dog. From the abstract of their paper: „In two experiments, we investigate whether dogs respond to a social robot after the robot called their names, and whether dogs follow the ’sit‘ commands given by the robot. We conducted a between-subjects study (n = 34) to compare dogs‘ reactions to a social robot with a loudspeaker. Results indicate that dogs gazed at the robot more often after the robot called their names than after the loudspeaker called their names. Dogs followed the ’sit‘ commands more often given by the robot than given by the loudspeaker. The contribution of this study is that it is the first study to provide preliminary evidence that 1) dogs showed positive behaviors to social robots and that 2) social robots could influence dog’s behaviors. This study enhance the understanding of the nature of the social interactions between humans and social robots from the evolutionary approach. Possible explanations for the observed behavior might point toward dogs perceiving robots as agents, the embodiment of the robot creating pressure for socialized responses, or the multimodal (i.e., verbal and visual) cues provided by the robot being more attractive than our control condition.“ (Abstract) You can read the full paper via dl.acm.org/doi/abs/10.1145/3371382.3380734.
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, einer der bekanntesten deutschen Philosophen, ist auch einer der Autoren des „Handbuchs Maschinenethik“, das von Prof. Dr. Oliver Bendel seit 2016 herausgegeben wird. Er wuchs nach eigenen Angaben in einer Künstlerfamilie auf und studierte Philosophie, Physik, Mathematik sowie Politikwissenschaft. Er ist seit 2004 Professor für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuvor lehrte er an den Universitäten Göttingen (1993 – 2003) und Tübingen (1991 – 1993). Seit 2002 ist er Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im April 2020 wurde er in den Deutschen Ethikrat berufen. PD Dr. Fiorella Battaglia promovierte 2004 am Institut für Philosophie der Universität Neapel. Seit 2013 arbeitet sie am Lehrstuhl IV der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2016 habilitierte sie zum Thema „Der normative Begriff der Natur des Menschen“. Von den beiden Wissenschaftlern stammt der Beitrag für das „Handbuch Maschinenethik“ mit dem Titel „Maschinenethik und Robotik“. Das gedruckte Werk kam 2019 in der ersten Auflage heraus. Weitere Informationen über www.springer.com/gp/book/9783658174828.
COVID-19 führt uns derzeit vor Augen, dass Digitalisierung und Technologisierung bei Krisen und Katastrophen Menschen helfen, ja unter Umständen sogar Leben retten können. In China lieferten Serviceroboter in Spitälern und auf Quarantänestationen Medikamente und Nahrungsmittel aus. Wer in den entsprechenden Krisengebieten zuhause bleiben musste, konnte über einen Computerarbeitsplatz und Lernanwendungen weiterhin seinen Aufgaben nachkommen und sich weiterbilden. In Zukunft wird es durch Klimawandel, Artensterben und neuartige Krankheiten bzw. Antibiotikaresistenzen immer mehr Notlagen geben. Möglichst viele Länder sollten sich nach Meinung von Oliver Bendel regelrechte Kohorten von Servicerobotern zulegen, um die Herausforderungen zu meistern. Insbesondere sind Sicherheits-, Transport- und Pflegeroboter sowie Desinfektionsroboter gefragt. In seinem Beitrag „Serviceroboter als Helfer in der Not“ für Telepolis vom 13. Mai 2020 führt der Technikphilosoph an das Thema heran, indem er aus persönlicher Sicht die verschiedenen Typen von Servicerobotern vorstellt. In Bezug auf Pflegeroboter und Roboter in der Pflege schlägt er eine Systematisierung vor. Dann kommt er zu der genannten Forderung: Wir brauchen mehr Serviceroboter, die uns bei Krisen und Katastrophen (und Pandemien) unterstützen und entlasten – und Dinge tun, die uns nicht mehr möglich sind.
Abb.: Ärztehaus in Zürich während der COVID-19-Pandemie
Das von Prof. Dr. Hans-Jürgen Buxbaum herausgegebene Buch „Mensch-Roboter-Kollaboration“ (Springer Gabler) ist seit Mai 2020 in elektronischer Form verfügbar, ab Sommer auch in gedruckter. Auf der Website des Verlags gibt es folgende Information hierzu: „Im Kontext der Industrie 4.0 sind ein wachsender Wettbewerbsdruck, immer größere Anforderungen an Flexibilität und Qualität und immer höhere Ansprüche der Stakeholder wahrnehmbar. In der bekannten Situation des demographischen Wandels entstehen zunehmend neue Assistenzsysteme, insbesondere in der Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK). Diese Systeme arbeiten nicht mehr isoliert hinter Zäunen, sondern Hand in Hand mit den Menschen. Sie sollen den Menschen bei monotonen oder kraftraubenden Arbeiten unterstützen oder entlasten. Durch die direkte Zusammenarbeit von Mensch und Maschine rücken Arbeitssicherheit und Ergonomie zunehmend in den Fokus. Klärungsbedarf gibt es bei der Gestaltung von MRK-Arbeitsplätzen und bei der Akzeptanz dieser Arbeitsplätze. Auch neue Aufgabenfelder sind im Gespräch, die sich z.B. in Pflege und Medizin erschließen lassen. Arbeitspsychologie und Human Factors bekommen in der roboterbasierten Automatisierung eine neue, wichtige Bedeutung. Zudem stellt sich die ethische Frage, ob diese neuen Roboter auf längere Sicht den Menschen entlasten oder ersetzen.“ (Website Springer) Zudem ist folgender Hinweis zu finden: „Hintergrund dieser Veröffentlichung ist der Ladenburger Diskurs der Daimler und Benz Stiftung zum Thema MRK im März 2019. Dieser ist hervorragend besetzt mit einer deutlich interdisziplinären Ausrichtung, die in diesem Thema bislang einmalig ist. Die Teilnehmer sind Autoren dieses Buchs.“ (Website Springer) Zusätzlich wurde Prof. Dr. Oliver Bendel eingeladen, der der wissenschaftliche Leiter des Ladenburger Diskurses 2017 zu Pflegerobotern und der wissenschaftliche Leiter des Berliner Kolloquiums 2019 zu Robotern in der Pflege war. Er nimmt, wie auch Prof. Dr. Hartmut Remmers, die philosophische Perspektive ein. Sein Beitrag trägt den Titel „Die Maschine an meiner Seite: Philosophische Betrachtungen zur Mensch-Roboter-Kollaboration“.
Das autonome Fahren wird von vielen Unternehmen gefördert und erforscht. Manche halten es für ausgemacht, dass ihm die Zukunft gehört. In einem Artikel von Oliver Bendel aus dem Jahre 2018 wurde die Überlegung angestellt, dass die Sensorik des automatischen und später autonomen Autos durch simple Eingriffe gestört werden kann. So kann man Kameras mit Lack übersprühen und Sensoren aller Art mit Kaugummi zukleben. Farbbeutel können auch in voller Fahrt zum Einsatz kommen. Es können also Angriffe auf das Äußere stattfinden, mit dem Ergebnis, dass das Auto erst gar nicht losfährt oder während der Fahrt zum Stillstand kommt oder Störungen aufweist. Dazu kommen Hackerangriffe, also sozusagen Angriffe auf das Innere. Man könnte von Maschinenstürmern des 21. Jahrhunderts sprechen, mit Motivationen aller Art. Im Mai 2020 wurde ein Student an der Hochschule für Wirtschaft FHNW gefunden, der eine entsprechende Hypothese formulieren und überprüfen soll. Seine Abschlussarbeit soll den Schaden, den man dem automatischen oder autonomen Auto zufügen kann, möglichst vollständig erfassen. Es sollen mindestens 25 mögliche Angriffe identifiziert und systematisiert werden. Ideal wäre es, wenn ein automatisches Auto zum Test für die Angriffe auf das Äußere zur Verfügung stehen würde. Dafür werden vom Auftraggeber der Untersuchung – dem oben genannten Autor – Hersteller und Autohäuser angefragt.
Ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon gilt den Pflanzen. Nach einführenden Erklärungen und Bestimmungen widmet sich der vierte Abschnitt „Technik und Robotik“: „Werkzeuge werden in der Landwirtschaft seit Jahrtausenden eingesetzt, z.B. in Gestalt von Sensen, Harken und Pflügen. Später kamen Geräte und Fahrzeuge wie Sä- und Dreschmaschinen und Traktoren hinzu. Die Robotik spielt in der Landwirtschaft eine gewisse Rolle. Sie kann dabei helfen, Rehkitze in Getreide- und Maisfeldern zu erkennen (Kombination von Mähdrescher und Drohne), den Zustand von Beeren und Gemüsen zu beurteilen und Unkraut mechanisch zu vernichten. Ferner ist sie beim Schutz von Anbauflächen und bei der Ernte von Bedeutung. Wenn der Organismus mit Technik verschmilzt, z.B. mit Sensoren, wird der pflanzliche Cyborg geboren, und analog zu Human Enhancement und Animal Enhancement kann man – auch wenn es um gentechnische Veränderungen geht – von Plant Enhancement sprechen. Zudem ist hier der Begriff des Biohackings relevant.“ Am Ende werden Herausforderungen genannt, denen sich Wirtschaftsethik und Umweltethik widmen mögen. Der Beitrag ist am 4. Mai 2020 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/pflanzen-122445 abgerufen werden.
Mathias Lindenau und Marcel Meier Kressig sind die Herausgeber des Buchs „Schöne neue Welt? Zwischen technischen Möglichkeiten und ethischen Herausforderungen“. Von der Website des Verlags: „Schon immer hat der Mensch die technischen Möglichkeiten zur Kompensation seiner lebensweltlichen Defizite genutzt. Zudem dienen sie ihm zur Optimierung seiner selbst und seiner Umwelt. Im Zuge dieses Strebens wird der Möglichkeitsraum menschlichen Handelns ins schier Unermessliche ausgeweitet. Doch ob aus der Möglichkeit des Könnens zwangsläufig immer auch ein Gebot des Sollens folgt, ist umstritten – gerade in der Zeit der digitalen Transformation. Die Beiträger*innen des Bandes befassen sich daher insbesondere mit dem Phänomen des Enhancement, ethischen Implikationen bei Servicerobotern, der Auswirkung von Künstlichkeit auf den Menschen sowie dem allgemeinen Diskurs um Digitalisierung.“ (Website transcript) Von Oliver Bendel, dem Informations- und Maschinenethiker aus Zürich, stammt der Beitrag „Serviceroboter aus Sicht der Ethik“. Dieser geht zurück auf seinen Vortrag bei den Vadian Lectures in St. Gallen, gehalten am 9. Mai 2019. Das Buch erscheint im Sommer 2020 und ist hier vorbestellbar.
„Maskenpflicht ist die Pflicht, eine Maske zu tragen, etwa eine Atemschutz- oder Hygienemaske. Sie kam während der Ausbreitung von COVID-19 in einigen Ländern auf. Zuweilen war das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nur an gewissen Orten und in bestimmten Situationen obligatorisch, etwa beim Einkaufen oder Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln. Grundsätzlich soll eine Maskenpflicht dazu beisteuern, die Ansteckung mit oder Verbreitung von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren (Grippeviren oder SARS-CoV-2) zu verhindern oder einzudämmen.» So beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel. Es wird auf die Pestpandemien, die Adressaten der Maskenpflicht und die Beschaffungsprobleme eingegangen. Am Ende werden Bereichsethiken wie Politik- und Wirtschaftsethik sowie Wissenschaftsdisziplinen angeführt, die in diesem Zusammenhang relevant sind. Der Beitrag, der am 28. April 2020 erschienen ist, kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/maskenpflicht-122598 abgerufen werden.
„Systemrelevanz ist die Relevanz (also die Bedeutsamkeit oder Wichtigkeit in einem bestimmten Zusammenhang), die Staaten, Organisationen, Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Berufsgruppen (respektive ihre Angehörigen) für den Betrieb und die Aufrechterhaltung eines Systems, etwa eines Wirtschafts- oder Gesundheitssystems oder der Grundversorgung, haben.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon, erschienen am 27. April 2017. Als Beispiele werden Kreditinstitute, Abfallentsorgung, Einzelhandel, Apotheken und Ärzte sowie Feuerwehr und Polizei genannt. Seit dem Ausbruch von COVID-19 werden auch Pflegeberufe bzw. -kräfte als systemrelevant wahrgenommen. Der Beitrag resümiert: „Was wirklich systemrelevant ist, wird unterschiedlich gesehen, und die Rettung von Banken mit Steuergeldern kann kritisiert werden. Welches System man wiederum schützen soll, ist ein weiterer Streitpunkt. So können Politik- und Wirtschaftsethik grundsätzlich den Kapitalismus in Frage stellen, Technik- und Informationsethik die Abhängigkeit von der Digitalisierung. Umwelt- und Tierethik untersuchen, inwieweit ein System (und dessen Gefährdung) auf der Ausbeutung der Natur und von Lebewesen beruht.“ Der vollständige Text kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/systemrelevanz-122548 eingesehen werden.
Kooperations- und Kollaborationsroboter, kurz Co-Robots oder Cobots, sind aus den Fabriken nicht mehr wegzudenken. So arbeiten sie etwa im Automobilbereich eng mit den Monteuren zusammen, und jeder macht das, was er am besten kann. Die neuartigen Roboter sind jedoch nicht nur in Produktion und Logistik relevant, sondern auch im Servicebereich, insbesondere dort, wo eine Nähe zwischen ihnen und den Benutzern erwünscht oder nicht zu vermeiden ist. In der Pflege hat man jahrzehntelang Einzellösungen ganz unterschiedlicher Art entwickelt. Nun setzt man mehr und mehr auf Co-Robots und bringt ihnen die speziellen Arbeiten bei, die in Pflege, Betreuung oder Therapie anfallen. Der Beitrag „Co-Robots as Care Robots“ von Oliver Bendel, Alina Gasser und Joel Siebenmann stellt die Vorteile, aber ebenso die Nachteile von Co-Robots in Pflege und Betreuung dar und gibt Hinweise mit Blick auf Mensch-Roboter-Interaktion und -Kommunikation. Er geht dabei von einem Modell aus, das testweise bereits in verschiedenen Pflegeeinrichtungen und Altenheimen eingesetzt wurde, nämlich Lio von F&P Robotics, und nutzt Ergebnisse aus begleitenden Studien. Es kann gezeigt werden, dass Co-Robots in vielerlei Hinsicht ideal für Anforderungen in Pflege und Betreuung sind. Es gilt freilich auch, einige Punkte zu beachten, damit Funktionalität und Akzeptanz gewährleistet sind. Der Beitrag wurde beim AAAI 2020 Spring Symposium „Applied AI in Healthcare: Safety, Community, and the Environment“ angenommen. An der Stanford University trifft man jedes Jahr die weltweit führenden Experten in Künstlicher Intelligenz, Robotik und Ethik. Da die Konferenz wegen COVID-19 abgesagt werden musste, findet der Vortrag im November im Rahmen der AAAI 2020 Fall Symposia in Washington statt. Das Paper kann über arxiv.org/abs/2004.04374 heruntergeladen werden.