Schwarzer Schwan

Das KLEINE LEXIKON DER INFORMATIONSETHIK wächst und wächst und enthält inzwischen ca. 200 Begriffe. Neu sind u.a. „Schwarzer Schwan“ und „Brett des Karneades“. Die meisten Begriffe wurden von Oliver Bendel eigens für die Plattform verfasst. Das Lexikon ist ein kostenloses Angebot für Schüler, Studierende, Lehrkräfte, Mitarbeiter von Unternehmen und Non-Profit-Organisationen sowie Journalisten. Ein Teil der Sammlung wurde in der Zeitschrift ICTkommunikation veröffentlicht. Vorschläge für weitere Einträge sind jederzeit willkommen und werden über informationsethik@gmx.net entgegengenommen.

Abb.: Roboter, Avatar, Puppe?

Maschine und Moral

In einem Artikel in der Welt am Sonntag im Kontext der Industrie 4.0 finden sich Aussagen von Oliver Bendel zu moralischen Maschinen. Vorausgegangen war ein intensiver Austausch mit dem Redakteur Jürgen Bröker. Die Industrie und manche Wissenschaftler wollen nach Meinung von Bendel möglichst viele Roboter und Maschinen bauen und verkaufen, möglichst viele teilautonome und autonome Systeme, die selbstständig handeln. In einigen Bereichen sei das tatsächlich sinnvoll, etwa wenn etwas für Menschen zu gefährlich, zu zeitraubend oder zu aufwändig und zugleich eine gewisse Urteilskraft vonnöten wäre. In der intelligenten Fabrik nehmen Roboter dem Menschen anstrengende Tätigkeiten ab und arbeiten mit ihm Hand in Hand. Das ist u.a. ein Thema der sozialen Robotik. Bedauerlicherweise werden die Roboter auch Menschen ersetzen. In der Industrie 4.0 braucht es kaum noch Arbeiter. Dies ist auch ein Thema von Informationsethik und Wirtschaftsethik. Im Militär erträumt man sich Drohnen und Kampfroboter, die selbstständig technische und menschliche Ziele identifizieren und eliminieren. Die Drohnen müssen dabei sehr komplexe moralische Entscheidungen treffen. Bendel ist nicht in der militärischen Forschung tätig. Und er wehrt sich gegen eine massenhafte Ausbreitung der Maschinen. Wenn man eine gewisse Anzahl in übersichtliche Situationen entlässt und sie besser im doppelten Sinne macht, findet er das nicht schlecht. Er fordert einfache moralische Maschinen. Komplexe moralische Maschinen wie Roboterautos, die im Straßenverkehr selbstständig entscheiden, ob sie die Frau, den Mann oder die Gruppe spielender Kinder töten sollen, wenn die Bremsen versagen und keine Ausweichmöglichkeit mehr besteht, seien keine gute Idee. Manche Industrievertreter möchten aber genau das haben, hochgetunte Maschinen mit einer komplexen Moral. Der Forscher glaubt, dass die Gesellschaft das nicht akzeptieren wird. Der Artikel mit dem Titel „Moral und Maschine“ ist am 12. April 2015 erschienen. Zusätzlich zur Papierversion gibt es eine Online-Version mit dem Titel „Wie viel Moral muss eine Maschine haben?“.

Abb.: Artikel in der Welt am Sonntag (Sonderausgabe Industrie 4.0)

Im digitalen Chaos

„Was wird aus dem Bildungsideal Selbstständigkeit in einer Welt der digitalen Überwachung? Ein Gespräch mit dem Informationsethiker Rafael Capurro über Erziehung zur Freiheit im Zeitalter der Kontrolle.“ (FAZ, 28. März 2015) So der Teaser zu einem Interview, das unter dem Titel „Schwimmen im digitalen Chaos“ in der FAZ erschienen ist. Es geht zunächst um E-Learning. Capurro führt aus: „Man müsste die Anbieter von Lernsoftware in den Unterricht holen. Man könnte sie im Gespräch mit der Klasse erklären lassen, was sie tun. Was mit den Daten der Schüler passiert.“ Später fragt der Interviewer: „Wir kennen den Rat, Daten, deren Gebrauch wir nciht [!] einsehen, bewusst falsch anzugeben. Sollte man auch Kindern dazu raten?“ Der Informationsethiker antwortet, es gehe letztlich um die Frage: „Was ist eine Lüge im digitalen Zeitalter?“ Zuletzt fordert Capurro, dass „wir allgemeine Regeln für die Schiffahrt im Internet entwickeln“. „Ohne solche ethischen und rechtlichen Regeln bleiben die digitalen Ozeane ein gefährliches Medium für alle, die sich von der Küste entfernen.“ Ansätze dafür gab es in der Vergangenheit mit der klassischen Netiquette und mit der Netiquette 2.0. Das ganze Interview ist über www.faz.net verfügbar.

Abb.: Kein digitaler, sondern ein realer Ozean

Die Parkbucht des Karneades

„Die Parkbucht des Karneades“ lautet der Titel eines Beitrags von Oliver Bendel, erschienen am 17. März 2015 in der Zeitschrift inside-it.ch. „Viereinhalb Dilemmata der Robotik“, so der Untertitel, werden erfunden, auf der Grundlage klassischer Gedankenexperimente. Buridans Esel verwandelt sich in Buridans Robot, wie schon in einem früheren Artikel aus Telepolis. Das Trolley-Problem und das Fetter-Mann-Problem sind in der heutigen Zeit bzw. in der nahen Zukunft das Roboterauto-Problem. Das Brett des Karneades wird zur Rettung verheißenden Parkbucht, in die zwei Roboterautos gelangen wollen. Pech für sie, dass nur eines von ihnen Platz hat. Gegen Ende des Artikels heißt es: „Weitere Dilemmata warten darauf, ins 21. Jahrhundert transportiert zu werden, in die Welt der Softwareagenten und Serviceroboter, der militärischen Drohnen und autonomen Autos. Sie dürfen dem Werk antiker und moderner Philosophen entnommen werden sowie dem der Science-Fiction-Autoren, von Isaac Asimov und Stanisław Lem. Sie sind für diejenigen gedacht, die ihren Kopf gebrauchen und ihre Handlungen überprüfen wollen.“ Über www.inside-it.ch/post/die-parkbucht-des-karneades-20150317 kann man einen Anfang machen.

Abb.: Für Drohnen, Flugzeuge und Helikopter können sich Dilemmata ergeben

Maschinenstürmer des Informationszeitalters

In seiner wenig bekannten Kurzgeschichte „Sally“ aus dem Jahre 1953 beschreibt der große Science-Fiction-Autor Isaac Asimov in visionärer Weise die Funktionen sowie die Chancen und Risiken selbstständig fahrender Autos. Heute nehmen Fahrerassistenzsysteme dem Lenker immer mehr Aktionen ab und unterstützen ihn in vielfältiger Weise. Das autonome Auto ist schon bald nicht mehr Prototyp, sondern Alltag. Es wird in Situationen geraten, in denen moralische Fähigkeiten von Vorteil sind. Die einen plädieren für komplexe Fähigkeiten, die anderen für einfache. In der Theorie ist alles denkbar. Für die Praxis spricht sich Oliver Bendel in seinem Artikel „Die Maschinenstürmer des Informationszeitalters“ für einfache moralische Maschinen in wenig komplexen Kontexten aus. Für PKW, die beschränkt sind und werden in ihren Möglichkeiten. Es wird nicht nur die Perspektive der Maschinenethik, sondern auch der Informationsethik eingenommen. Der Beitrag ist am 5. März 2015 in der Zeitschrift ICTkommunikation erschienen und kann über ictk.ch aufgerufen werden.

Abb.: Ein Cabrio wie Sally

Die Drohne in der Moral

„Eine Drohne ist ein unbemanntes Luft- oder Unterwasserfahrzeug, das entweder von Menschen ferngesteuert oder von einem integrierten oder ausgelagerten Computer gesteuert und damit teil- oder vollautonom wird.“ So beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel, der sich dem Begriff und den Funktionen von Unmanned Aerial Vehicles (UAV) widmet. Am Ende wird die Perspektive der Ethik eingenommen: „Die Informationsethik interessiert, ob die informationelle Autonomie eingeschränkt oder erweitert wird und welche Konsequenzen eine feindliche Übernahme der Drohne hat. In der Technikethik wird diese als Gerät in den Vordergrund gerückt und nach dessen Omnipräsenz und der Abhängigkeit von diesem gefragt. Die Abhängigkeit ist wiederum ein Thema der Informationsethik, vor allem wenn das Gerät als Computer und die Datenanalyse und -nutzung im Mittelpunkt stehen. Insofern sich die Maschinenethik teil- oder vollautonomen, intelligenten Systemen widmet, sind ihre Erkenntnisse in Bezug auf Drohnen relevant, wenn diese selbst Entscheidungen verantworten und Handlungen vollziehen oder selbstständig Informationen filtern.“ Der Artikel findet sich seit 5. März 2015 im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer. Er kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/drohne.html aufgerufen werden.

Abb.: Drohnen in der Landwirtschaft

Positionspapier zur Privatsphäre

Das Institut für Digitale Ethik (IDE) an der Hochschule der Medien in Stuttgart hat ein Positionspapier zu Privatsphäre und Informations- und Medienkompetenz – konkreter Privatheitskompetenz genannt – veröffentlicht. Der Titel lautet „Privatsphäre darf kein Luxusgut sein“. Privatheit sei „die Möglichkeit, alleine und ungestört zu sein; ebenso umfasst sie die Freiheit zu verbergen oder zu offenbaren, wer und wie man ist“ (Positionspapier IDE). Privatheitskompetenz erscheine „in der mediatisierten Gesellschaft gering ausgeprägt“: „Viele Menschen teilen ihr Innerstes und Intimstes freigiebig in der Netzöffentlichkeit mit, ohne Konsequenzen solchen Tuns abzuwägen.“ (Positionspapier IDE) Im Positionspapier wird auf Überwachung ebenso eingegangen wie auf die „Datensammlungen samt der dazugehörigen Geschäftsmodelle privater Anbieter“ (Positionspapier IDE). Privatheitskompetenz umfasse u.a. „das Wissen, wer private Daten zu welchem Zweck erhebt, verarbeitet und weitergibt“. Am Ende werden gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Maßnahmen gefordert: „Eine so verstandene Privatheitskompetenz ist in den gesellschaftlichen Funktionssystemen Bildung (Curricula an Schulen und Hochschulen), Wirtschaft (Implementierung von Selbst‐/Verpflichtungen) und Politik (Steuerungsrahmen) zu verankern.“ (Positionspapier IDE) Das Positionspapier kann über die Website des Instituts heruntergeladen werden.

Abb.: Jeder braucht seine Privatsphäre

Chancen und Risiken 4.0

Die Industrie 4.0 ist ein Zukunftsprojekt der deutschen Regierung. Die Produktion wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausgelagert. Die Wirtschaft stand Ende des 20. Jahrhunderts am Scheideweg. Die BRD könnte, so die Überlegungen, noch mehr zum Dienstleistungsland werden. Oder wichtiger Produktionsstandort bleiben, indem Produktionsfaktoren und -mittel völlig neu gedacht und arrangiert würden. Die Idee der Industrie 4.0 war geboren. Der Artikel „Chancen und Risiken 4.0“ von Oliver Bendel, erschienen in der UnternehmerZeitung 3/2015, beantwortet Fragen dieser Art: Was meint der Begriff der Industrie 4.0? Welche Bereiche der Wirtschaft sind betroffen? Wie verändern sich unsere Arbeit und unser Alltag? Und kann auch die Schweiz von den Ansätzen profitieren? Auch die Perspektive der Ethik wird eingenommen: „Die Informationsethik beschäftigt sich damit, dass die vernetzten Systeme manipuliert und gehackt werden, falsche Daten benutzen und falsche Informationen liefern können, zudem mit der Gefährdung der informationellen und persönlichen Autonomie.“ Weitere Informationen zum Heft über www.unternehmerzeitung.ch. Der Artikel ist als PDF verfügbar.

Abb.: Rote Flip-Flops out, blaue in – für die Smart Factory kein Problem

Private Drohnen aus ethischer Sicht

„Private Drohnen aus ethischer Sicht“ ist der Titel eines Beitrags von Oliver Bendel, der am 14. Februar 2015 in der Zeitschrift Informatik-Spektrum veröffentlicht wurde. „Chancen und Risiken für Benutzer und Betroffene“ lautet der Untertitel, und eben diese werden untersucht. Im Abstract heißt es: „Es werden immer mehr private Flugdrohnen verkauft und genutzt. Sie fotografieren und filmen uns von oben, selbst wenn wir in unserem Garten liegen oder in unserem Haus sind, am Fenster vorbeigehend oder stehend. Aus der Sicht der Informationsethik, die im vorliegenden Beitrag eingenommen wird, gibt es viele Risiken beim Einsatz, aber auch einige Chancen, und zwar sowohl für die Besitzer als auch für die Betroffenen. Zu den herausgearbeiteten Risiken zählt die Gefährdung der informationellen und persönlichen Autonomie, zu den Chancen die Erweiterung menschlicher Möglichkeiten mit Hilfe der Informationstechnologie.“ Am Rande wird die Perspektive der Maschinenethik eingenommen. Der Artikel kann über den Springer-Verlag bezogen werden.

Abb.: Private Drohne (Quelle: commons.wikimedia.org; Autor: Doodybutch)

Neues zu Smart Metering

Smart Metering ist das computergestützte Messen, Ermitteln und Steuern von Energieverbrauch und -zufuhr. Dabei sind Unternehmen und Privathaushalte gleichermaßen relevant. Smart Meter sind intelligente, vernetzte Zähler für Ressourcen und Energien wie Wasser, Öl, Gas oder Strom. Als Stromzähler sind sie Teil des sogenannten Smart Grid, des intelligenten Stromnetzes. Smart-Metering-Systeme umfassen neben den Zählern zusätzliche Ein- und Ausgabegeräte und Onlineanwendungen. Auch Apps spielen eine wichtige Rolle. Die anfallenden Daten werden bei einem übergeordneten Ansatz einem Messdienstleister übermittelt. Da die Verbrauchsmessung mannigfache Rückschlüsse auf Lebensweise, Verhalten und Leistung (auch im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit) erlaubt, wird sie in Datenschutz, Informationsethik und Technikethik hinterfragt. Einsparmöglichkeiten und Ressourcenschonung – für die sich auch Wirtschafts- und Umweltethik interessieren – stehen Verlusten bei der informationellen und persönlichen Autonomie und Risiken im Bereich von Big Data gegenüber. Ein weiteres Problem sind Manipulationen durch Hacker. Diese können Messwerte verändern und Energiesysteme und -netze beeinflussen. Ein Beitrag von Oliver Bendel, der sich Begriff und Bedeutung von Smart Metering widmet und nach den ethischen Implikationen fragt, findet sich seit 3. Februar 2015 im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer. Er kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/smart-metering.html aufgerufen werden.

Abb.: Im Smart Home

Beitrag zu autonomen Autos

„Selbstständig fahrende oder autonome Autos bewegen sich als Prototypen durch die Städte und Landschaften, in den USA genauso wie in Europa und Asien. Umgangssprachlich werden sie als Roboterautos bezeichnet. Sie nehmen dem Fahrer (bzw. dem Insassen) wesentliche oder sogar sämtliche Aktionen ab.“ Mit diesen Worten hebt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel an. Im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer erklärt er, was selbstständig fahrende Autos sind und wie sie mit Fahrerassistenzsystemen zusammenhängen. Dabei erwähnt er auch Informationsethik und Maschinenethik: „Ein vollkommen automatisierter und autonomisierter Verkehr würde weitgehende Entscheidungen der Fahrzeuge, nicht zuletzt in moralisch relevanten Situationen, erforderlich machen. Diesbezüglich ist die Maschinenethik gefragt, die sich mit der Moral von Maschinen befasst. Der robotergeprägte Verkehr wird anhand klassischer Beispiele wie des Trolley- und des Fetter-Mann-Problems diskutiert. Gefragt ist zudem die Informationsethik, etwa in Bezug auf die informationelle Autonomie der Insassen, die Fahrzeug- und die Datensicherheit.“ Der Beitrag ist am 3. Februar 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/selbststaendig-fahrende-autos.html aufgerufen werden.

Abb.: Ein Roboterauto auf der Notfallspur

Selfies im All

Oliver Bendel hat schon mehrfach über Roboselfies (auch Robot Selfies genannt) geschrieben. Zum ersten Mal berücksichtigt er nun, in einem Artikel der Zeitschrift Telepolis, eine Aufnahme von Philae. Weltraumroboter sind in der Ferne unterwegs, sie sind allein, um nicht zu sagen einsam, und was liegt näher, als ein Foto von sich selbst zu knipsen und es an die daheimgebliebenen Kohlenstoffeinheiten zu schicken. Der eigentliche Zweck ist natürlich, den Ingenieuren zu zeigen, ob die Instrumente und Apparate in Ordnung sind, ob die Haut eine Beschädigung oder eine Veränderung aufweist. Aus Sicht der Robotik stellt sich die Frage, ob die Selfies zur Weiterentwicklung und zum Selbstlernen beitragen könnten. In welcher Hinsicht ist die egozentrische Perspektive interessant? Kann der Roboter zu neuem Wissen über die ihn unmittelbar umgebende Umwelt kommen? Kann er seine Mimik und Gestik interpretieren und sein Verhalten reflektieren? Kann er nach und nach ein Selbstbewusstsein erlangen oder sich zumindest selbst im Spiegel erkennen? Der Artikel ist am 1. Februar 2015 erschienen und kann über www.heise.de/tp/features/Roboselfies-3369411.html aufgerufen werden.

Abb.: Junge Frauen machen ein Selfie

Die Renaissance der Informationsethik

Ende 2014/Anfang 2015 ist der Band „Technikfolgenabschätzung im politischen System: Zwischen Konfliktbewältigung und Technologiegestaltung“ erschienen. Er fasst die Ergebnisse einer Konferenz zur Technologiefolgenabschätzung zusammen, die Ende 2012 in Bern stattfand. Im Kapitel „Ethik und moralische Konflikte“ finden sich zwei Beiträge. Marc Dusseldorp untersucht die „TA auf dem Feld der Konflikte“. „Die Moral der Informationsgesellschaft“ ist das Thema von Oliver Bendel. „Für eine Renaissance der Informationsethik und eine Stärkung der Technologiefolgenabschätzung“ lautet der Untertitel. In der Einleitung wird ausgeführt: „Der vorliegende Beitrag untersucht, inwieweit die Wirtschaftsinformatik in ihren Grundlagenwerken die Folgen des Einsatzes von Informationssystemen berücksichtigt und die Informationsethik, zusammen mit der Wirtschaftsethik, einen Beitrag zum Fach leisten und mithin eine Renaissance erleben kann.“ Weitere Autoren sind u.a. Armin Grunwald, Alexander Bogner und Helge Torgersen. Der Band kann über jede Buchhandlung oder direkt beim Verlag Sigma bestellt werden. Weitere Informationen über www.edition-sigma.de.

Abb.: „Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli (Detail)

Wirtschaft und Ethik

„Die Wirtschaft, auch Ökonomie genannt, besteht aus Einrichtungen, Maschinen und Personen, die Angebot und Nachfrage generieren und regulieren. Einrichtungen sind Unternehmen bzw. Betriebe und Haushalte. Maschinen unterstützen und ersetzen auf Produktion, Transformation, Konsumation und Distribution von Gütern zielende Aktivitäten von Arbeitskräften, Mittelsmännern und Endkunden.“ Mit diesen Worten hebt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel an. Im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer erklärt er, was die Wirtschaft ausmacht, zusammenhält und gefährdet. Dabei geht er auch auf die Ethik ein: „Die Wertschöpfung der IT- und Internetwirtschaft und die (Gratis-)Nutzung durch den technikaffinen Konsumenten, der immer wieder selbst zum Produzenten wird, zum Prosumenten, werden kritisch von Wirtschaftsethik, Informationsethik, Technikethik und Technikfolgenabschätzung reflektiert, ebenso wie Überwachung, Hacking und andere mit Informations- und Kommunikationstechnologien verbundene Phänomene.“ Der Beitrag ist am 7. Januar 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/wirtschaft.html aufgerufen werden.

Abb.: Eine Frau vor ihrem Laden

Big Data als Big Brother

Mit „Big Data“, so erklärt Oliver Bendel in seinem neuen Beitrag für das Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer, „werden große Mengen an Daten bezeichnet, die u.a. aus Bereichen wie Internet und Mobilfunk, Finanzindustrie, Energiewirtschaft, Gesundheitswesen und Verkehr und aus Quellen wie intelligenten Agenten, sozialen Medien, Kredit- und Kundenkarten, Smart-Metering-Systemen, Assistenzgeräten, Überwachungskameras sowie Flug- und Fahrzeugen stammen und die mit speziellen Lösungen gespeichert, verarbeitet und ausgewertet werden“. Es wird nicht nur auf den Begriff, sondern auch auf die Bedeutung eingegangen, für Wirtschaft, Wissenschaft und Privatpersonen. Im Abschnitt „Kritik und Ausblick“ heißt es: „Die Informationsethik fragt nach den moralischen Implikationen von Big Data, in Bezug auf digitale Bevormundung (Big Data als Big Brother), informationelle Autonomie und Informationsgerechtigkeit. Gefordert sind ferner Wirtschaftsethik und Rechtsethik.“ Der Beitrag ist am 7. Januar 2015 erschienen und über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/big-data.html verfügbar.

Abb.: Big Data als Big Brother

Beitrag zur Philosophie

„Die Philosophie ist die Lehre vom Erkennen und Wissen und die Prinzipien- und Methodenlehre der Einzelwissenschaften, als deren Ursprung und Rahmen sie angesehen werden kann. Zu ihren heutigen Disziplinen gehören Logik, Ethik, Ästhetik und Wissenschaftstheorie.“ Mit diesen Worten hebt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel an. Im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer erklärt er, was die Philosophie ist, will und kann, vor allem im Kontext der Wirtschaft. Dabei geht er auch auf die Ethik ein und erwähnt, ausgehend von der Wirtschaftsethik, die Informationsethik: „In der Informationsgesellschaft ist die Wirtschaftsethik eng mit der Informationsethik verzahnt. Mehr und mehr rückt auch die Umweltethik, mitsamt der Tierethik, in den Wahrnehmungsbereich.“ Zudem wird die Wirtschaftsphilosophie thematisiert: „Die Wirtschaftsphilosophie, mit Fritz Berolzheimer als geistigem Vater, behandelt die Grundlagen der Wirtschaft und – zusammen mit der Wissenschaftstheorie – die Methoden der Wirtschaftswissenschaften.“ Der Beitrag ist am 7. Januar 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/philosophie.html aufgerufen werden.

Abb.: Die Philosophie in Italien

MOOCs und Ethik

Der Beitrag „MOOCs in der Wirtschaftsinformatik“ von Oliver Bendel erklärt den Begriff der MOOCs, arbeitet deren Merkmale heraus und liefert einen Überblick über Angebote, Geschäftsmodelle und Leistungsnachweise. Untersucht wird, inwieweit die Wirtschaftsinformatik von der Bewegung betroffen ist und ob Interessierte und Studierende sich auf diese Weise auf Hochschulniveau aus- und weiterbilden können. Auch auf die Informationsethik wird am Rande eingegangen: „Die Informationsethik hat die Moral der Informationsgesellschaft zum Gegenstand … und untersucht u.a. die Informationsgerechtigkeit. MOOCs können diese befördern, da sie sich prinzipiell an alle Interessierten richten, können aber genauso neue Gräben aufreißen, da sich ihnen eher gut Ausgebildete zuwenden und auch in den 2010er-Jahren nicht alle Zugang zum Internet (und damit Informationsfreiheit in diesem Sinne) haben.“ Der Artikel findet sich in der HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik vom Februar 2015 (als „Online-First“-Version bereits Dezember 2014).

Abb.: Lokalisierung von MOOC-Studierenden (Quelle: commons.wikimedia.org; Autor: Ofol)

Der Siegeszug der Serviceroboter

„Serviceroboter sind in etlichen Ausführungen erhältlich. Haushalts- und Gartenroboter erobern die Wohnviertel, Pflege- und Therapieroboter die Krankenhäuser und Altenheime. Sie unterstützen und sie überwachen uns. Und sie ersetzen uns allmählich.“ Mit diesen Worten beginnnt der Artikel „Die Roboter sind unter uns“ von Oliver Bendel in der Netzwoche vom 3. Dezember 2014. In der letzten Ausgabe des Jahres dreht es sich um die Trends des Jahres 2015. Als Wirtschaftsinformatiker und Ethiker sieht Oliver Bendel durchaus positive Aspekte von Jaco, Qrio und Pepper – und natürlich von LADYBIRD, einem Saugroboter, der keine Krabbeltiere tötet. Als Informationsethiker weist er aber eben auch darauf hin, dass die „künstlichen Kreaturen“ uns überwachen: „Wenn sie mit Sensoren ausgestattet sind, wenn sie über Intelligenz und Erinnerungsvermögen verfügen, werden sie nach und nach zu allwissenden Begleitern.“ Entsprechend ist die Informationsethik zur Reflexion der Probleme gefragt. Und die Maschinenethik, um die Serviceroboter in moralische Maschinen zu verwandeln. Der Artikel ist hier kostenlos zu beziehen.

Abb.: Saugroboter der gewöhnlichen Art

1000 Follower

Den 1000. Follower konnte der Twitter-Account „Informationsethik“ (Benutzernamen @Infoethik ) im November 2014 begrüßen. In der Kurzbeschreibung heißt es: „Infos zur Informationsethik (Computer-, Netz- und Neue-Medien-Ethik) sowie zu Maschinen-, Technik-, Wirtschafts-, Politik-, Medizin- und Tierethik.“ Auch Religionskritik und Geschlechterforschung kommen nicht zu kurz. Es handelt sich um einen klassischen Kurznachrichtendienst, über den auf Artikel, Studien und Veranstaltungen hingewiesen wird. Die Tweets haben einen strengen Aufbau: Auf den zitierten Titel folgt der Link zum Beitrag, darauf eine Zusammenfassung, die häufig ein weiteres Zitat enthält. In seltenen Fällen steht anstelle der Zusammenfassung ein Kommentar. Gerade diese werden aber von der Gruppe geschätzt. Jeder Tweet wird verschlagwortet, i.d.R. mit Hashtags zu den Bereichsethiken (oder zur Disziplin der Maschinenethik). „Informationsethik“ ist wie die Plattform informationsethik.net – in die der Stream eingebettet wird – der philosophischen Ethik verpflichtet und eine Alternative zu religiösen und wirtschaftlichen Vereinnahmungen der Ethik. Es handelt sich um einen der aktivsten Ethik-Accounts in Europa. Zu seinem Feiertag wurde ein neues Benutzerbild kreiert.

Abb.: Benutzerbild des Accounts

Waffenfeindliche 3D-Drucker

“Das Zähmen der Maschinen” ist der Titel eines Artikels von Danja Nüesch für SRF, Schweizer Radio und Fernsehen. Behandelt werden die Themen der Maschinenethik, auf der Grundlage eines Interviews mit Oliver Bendel. Der Professor für Wirtschaftsinformatik und Informationsethik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW treibt auch Maschinenethik. Er spricht sich für einfache moralische Maschinen aus. Seine Paradebeispiele sind der GOODBOT, ein verbesserter Chatbot, und Ladybird, ein tierfreundlicher Saugroboter. Auch tierfreundliche Windkraftanlagen und waffenfeindliche 3D-Drucker werden angeführt. Von komplexen moralischen Maschinen rät Oliver Bendel eher ab. Die militärische Drohne sollte ebenso wie das selbstständig fahrende Auto bestimmte Entscheidungen den Menschen überlassen. Diese müssen also, als Soldaten, Insassen etc., intervenieren können. Nichts spricht dagegen, dass sich Roboterautos oder Fahrerassistenzsysteme in klar abgrenzbaren Situationen mit nur wenigen Optionen moralisch verhalten. Zum Beispiel kann – wie der Experte verschiedenenorts argumentiert – automatisch für ein Tier gebremst werden, wenn kein Hintermann zu sehen ist. Der Beitrag kann über www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/das-zaehmen-der-maschinen aufgerufen werden.

Abb.: Werk eines schuhfreundlichen 3D-Druckers (Quelle: commons.wikimedia.org, Autor: Strvct)

Das Zeitalter der Hängematte

Im Jahre 2013 gab das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO eine groß angelegte Studie zum Thema Industrie 4.0 heraus. Dies stellt Nathalie Baumann in ihrem Beitrag vom 11. November 2014 für die traditionsreiche Schweizer Zeitschrift ICTkommunikation fest. Im Oktober dieses Jahres sei das Schweizer Beratungsunternehmen Deloitte mit einer kleineren Studie zum Werkplatz 4.0 gefolgt. Auf YouTube „finden sich unzählige Videos, und bereits werden erste Seminare angeboten, um Führungskräfte auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten“ (Website ICTkommunikation). „Doch was bedeutet der Begriff überhaupt und welche Implikationen hat er für Wirtschaft und Gesellschaft? Wir haben dazu ein Interview mit dem Philosophen und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel geführt.“ (Website ICTkommunikation) Auch Maschinenethik und soziale Robotik werden darin erwähnt. Und Informationsethik wird implizit betrieben. Der Beitrag mit dem Titel „Einige wenige Menschen werden die Dinge und Vorgänge kontrollieren“ kann kostenlos über ictk.ch gelesen werden.

Abb.: Ist das die Zukunft?

Beitrag zur Smartwatch

Im Wirtschaftslexikon von Gabler/Springer ist am 4. November 2014 ein neuer Beitrag erschienen. Oliver Bendel erklärt darin, was eine Smartwatch ist und kann. Die Kurzerklärung lautet wie folgt: „Eine Smartwatch ist eine digitale Armbanduhr, die über ein flaches, eckiges oder rundes Display verfügt und ähnlich wie ein modernes Handy bedient und mit diesem verbunden werden kann. Sie zeigt Zeit und Datum an, misst den Puls, zählt die Schritte und vermittelt Informationen aller Art.“ Im ausführlichen Teil werden Begriff und Funktionen erläutert und Chancen und Risiken dargestellt. Im Abschnitt „Kritik und Ausblick“ heißt es: „So entstehen Optionen für Gesundheitsvorsorge, Senioren- und Patientenbegleitung sowie den Fitness- und Sportbereich, aber auch Probleme für informationelle Autonomie und Datenschutz. Risiken sind weiter wegen der Omnipräsenz des Geräts (und der Abhängigkeit von diesem) und seiner Überwachungsmöglichkeiten vorhanden. Rechtswissenschaft, Technikethik und Informationsethik erarbeiten Grundlagen von Lösungen.“ Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/smartwatch.html aufgerufen werden.

Abb.: Eine Smartwatch