„Obszöne Übergriffe auf sogenannte Chatbots befeuern die Diskussion darüber, welche Regeln und Grenzen für die Nutzung gelten sollen. In der Netzkultur blickt Emily Thomey auf die Debatte über künstliche Intelligenz und unseren Umgang mit ihr.“ (Website WDR 5 Scala) Mit diesen Worten wird in eine Sendung bei WDR 5 Scala (Netzkultur) am 18. März 2022 eingeführt. Zu Wort kommt Oliver Bendel, der sich in seiner Forschung seit der Jahrtausendwende mit Conversational Agents und seit vielen Jahren auch mit Beziehungen zu Artefakten – vor allem zu Robotern – beschäftigt. Er sieht Unterschiede zwischen Phantasie, Fiktionalität, Virtualität und Realität. In der Virtualität – in Spielewelten und in Unterhaltungen mit Chatbots und Sprachassistenten – müssen nach seiner Meinung auch grenzwertige Rollenspiele erlaubt sein. Problematisch wird es, wenn der Benutzer die Akte und Sprechakte in die Realität bringt und sich z.B. vor Freunden damit brüstet, eine digitale Frau erniedrigt zu haben. Auch die Einübung von Praktiken an Liebespuppen und Sexrobotern kann seiner Ansicht nach problematisch sein. Die Sendung mit dem Titel „Ethikdebatte im Umgang mit Chatbots“ kann über www1.wdr.de abgerufen werden.
Bereits seit 20. Januar 2022 ist der ARTE-Beitrag „Werden wir Roboter lieben?“ in der Serie „42 – Die Antwort auf fast alles“ online verfügbar. Am 19. Februar 2022 folgt dann die klassische Version im deutsch-französischen Kulturkanal. Auf der Website von ARTE heißt es: „Schätzungen zu Folge gibt es weltweit inzwischen mehr als 1,7 Millionen Roboter mit sozialen Eigenschaften. Sie pflegen, bilden, helfen und unterhalten uns. Längst gibt es auch hoch technisierte Sexroboter. Doch können diese Maschinen tatsächlich Gefühle entwickeln – oder gar Liebe empfinden? ‚Wir haben für unseren Roboter digitale künstliche Hormone entwickelt. Und wir simulieren mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Veränderungen des Hormonhaushalts bei einem Menschen, der sich verliebt‘, sagt Hooman Samani, Roboterentwickler an der Universität Plymouth. Und auch umgekehrt kommen wir der Mensch-Maschine-Beziehung näher: Für den Kognitionspsychologen Martin Fischer von der Universität Potsdam sprechen gewisse psychologische Effekte dafür, dass unsere Einstellung gegenüber Robotern in Zukunft immer positiver wird, allein deshalb, weil wir im Alltag immer mehr mit ihnen zu tun bekommen werden. Werden wir mit Robotern die Nähe eines echten Menschen oder Tieres ersetzen? Der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel von der Fachhochschule Nordwestschweiz hält das sogar für wahrscheinlich: Viele werden Beziehungen mit einer dritten Kategorie von Existenzen eingehen. Manchen wird es auch eine Weile helfen. Es ist einfach die Frage, ob es ihnen dauerhaft hilft.'“ Weitere Informationen zur Sendung über www.arte.tv/de/videos/101938-004-A/42-die-antwort-auf-fast-alles/.
Abb.: Oliver Bendel mit Data als Spielzeugfigur (Foto: ARTE)
Breitband (DLF Kultur) hat sich mit Oliver Bendel über Chatbots unterhalten, mit denen man Beziehungen führen und Phantasien ausleben kann. Der Informations- und Maschinenethiker stellte zunächst grundsätzlich fest, dass man sich mit Chatbots und Sprachassistenten anders unterhält als mit Menschen. Man schreibt oder spricht einfacher, kürzer – und obszöner. Mit Replika kann man über generelle und persönliche Angelegenheiten sprechen – und auch Phantasien im Virtuellen ausleben. Normalerweise bleibt es dabei. Dennoch gibt es, so der Ethiker aus Zürich, durchaus Effekte im Realen. Denn wenn man mit Replika in obszöner Weise chattet, reagiert man darauf, ist erregt, erheitert etc. Es stellen sich also körperliche und geistige Reaktionen ein. Grundsätzlich trainiert man auch ein bestimmtes Verhalten, entwickelt bestimmte Methoden und Strategien im Sprachlichen. Die meisten Benutzer dürften zwischen Virtualität und Realität unterscheiden können. Sobald sie auf einen echten Menschen treffen, passen sie sich an. Aber es kann durchaus sein, dass Einzelne bewusst oder unbewusst das Erlernte ausprobieren. Allgemeine Chatbots, die der Unterhaltung dienen, sollte man durchaus begrenzen, so der Informations- und Maschinenethiker. Man kann ihnen etwa eine Persönlichkeit geben, mit deren Hilfe u.a. Übergriffe zurückgewiesen werden. Das fängt schon damit an, dass Replika es nicht gut finden muss, wenn man sie Bitch nennt. Der Beitrag „Alles nur ein Spiel?“ wird am 29. Januar 2022 um 13.05 Uhr ausgestrahlt. Weitere Informationen über www.deutschlandfunkkultur.de/programm.
Bereits Anfang November 2021 ist der Herausgeberband „Soziale Roboter“ mit insgesamt 30 Beiträgen (das Vorwort eingerechnet) erschienen. Der Herausgeber selbst, Prof. Dr. Oliver Bendel, ist mit fünf Kapiteln vertreten, darunter „NAO meets Pluto: Zwischen Tierschutz und Tierbelästigung“. Aus dem Abstract: „Soziale Roboter können für den Umgang mit Menschen oder mit Tieren geschaffen sein. Viele Lebewesen haben soziale Beziehungen, einige sind soziale Wesen. In Robotik und Künstlicher Intelligenz lag der Fokus seit jeher auf dem Menschen. Forderungen nach einer „human-centered AI“ (weniger im technischen, eher im humanistischen Sinne verstanden) in den 2010er- und 2020er-Jahren betonen dies sogar. Aber immer mehr Roboter und auch soziale Roboter begegnen, ob dies geplant ist oder nicht, Haus-, Nutz- und Wildtieren. Diese reagieren unterschiedlich, teils interessiert, teils desinteressiert, teils lethargisch, teils panisch. Die Forschung muss sich mehr und mehr Tier-Roboter-Beziehungen zuwenden und diese zusammen mit der Praxis so gestalten, dass das Tierwohl gefördert und das Tierleid gemindert wird. Der Beitrag widmet sich sozialen Robotern, die für Tiere gedacht sind, aber auch solchen, die – aus unterschiedlichen Gründen – auf Tiere treffen und mit ihnen interagieren und kommunizieren. Zudem stellt er tierfreundliche Maschinen, die im Kontext der Maschinenethik entstanden sind, vor. In einem Diskussionsteil wird u. a. der Frage nachgegangen, welche der vorgestellten Roboter als soziale Roboter aufzufassen sind und was ihre Unterschiede in ihrem Zweck und in ihrem Verhältnis zum Tier sind.“ Das Buch kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.
Die Studie „Soziale Roboter, Empathie und Emotionen“, erschienen am 8. November 2021, nimmt die Perspektiven von Informations-, Roboter- und Maschinenethik ein. Verantwortlich für diesen Teil war Prof. Dr. Oliver Bendel. Die Perspektive der Informationsethik – vor allem das Konzept der informationellen Autonomie – hilft dabei, die Überwachungsmöglichkeiten und die Verletzungen von Privat- und Intimsphäre durch soziale Roboter kritisch zu reflektieren. Sie kann mithelfen, ethische Leitlinien zu entwickeln und ethische Kommissionen aufzusetzen. Es resultiert bei Verwendung der diskursiven Methode ein Interessenausgleich der verschiedenen Parteien, etwa ein Konsens zu dem, was bei Gesichts- und Stimmerkennung zu tun und was zu unterlassen ist. Mit Hilfe der Roboterethik kann die Frage nach den moralischen Rechten von sozialen Robotern abschlägig beantwortet werden, da solche Rechte Empfindungs- und Leidensfähigkeit bzw. Bewusstsein voraussetzen. Ein ergiebigeres Forschungsfeld findet die Disziplin in Bezug auf die Folgen des Einsatzes sozialer Roboter. Diese sollten keine Mittel für Betrug und Täuschung darstellen, da diese Rechte des Gegenübers beschädigen können. Zugleich ist es vertretbar, die Nutzer für eine Weile in einer Illusion zu belassen, wenn sie dazu in geeigneter Weise ihre Zustimmung gegeben haben und der Nutzen den Schaden überwiegt. Sie sollten aber, soweit es ihnen zugänglich und möglich ist, über die Hintergründe aufgeklärt worden sein und zu jedem Zeitpunkt wiederum Wahlfreiheit haben. Es ist vor allem stets zu überlegen, ob das Simulieren von Empathie und Emotionen notwendig und zielführend ist oder ob hier unnötigerweise Beziehungen und Bindungen etabliert werden, die sich für die Betroffenen als problematisch oder die Menschenwürde verletzend herausstellen können. Ethics by Design, Responsible AI und Maschinenethik können dazu beitragen, dass soziale Roboter sozial und moralisch adäquat agieren und reagieren. Die Entwicklerinnen und Entwickler werden mit Blick auf Betrug und Täuschung oder die Gefahr von Verzerrungen und Vorurteilen sensibilisiert, und sie werden in die Lage versetzt, den Maschinen passende Regeln und Grenzen einzupflanzen. So entstehen soziale Roboter als moralische Maschinen, die zumindest in geschlossenen und halboffenen, übersichtlichen Räumen mit voraussehbaren Prozessen und Situationen zu einem guten Leben beitragen können. Die Studie ist über zenodo.org/record/5554564 verfügbar.
In der am 8. November 2021 veröffentlichten Studie „Soziale Roboter, Empathie und Emotionen“ sind die Ergebnisse einer Hersteller-, Entwickler- und Anwenderbefragung enthalten, die unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel durchgeführt wurde. Neben der äußerlichen Gestaltung hielten die Befragten – so heißt es in der Zusammenfassung – natürlichsprachliche Fähigkeiten sozialer Roboter für zentral. Mit Blick auf Geschäftsmodelle wurde allgemein bemerkt, dass überzeugende Nutzenversprechen, Architekturen der Wertschöpfung und Ertragsmodelle für den Einsatz fehlen. Europa hinkt nach der Meinung der Befragten bei der Förderung und Entwicklung von sozialen Robotern hinterher. Diese bilden insgesamt noch keinen Massenmarkt, versprechen aber laut Mehrheitsmeinung ein großes Wachstum. Die meisten Unternehmen räumten ein, kaum Psychologen, Soziologen oder Philosophen zu beschäftigen oder mit Experten aus diesen Fachdisziplinen regelmäßig zusammenzuarbeiten. Eine wissenschaftliche Ethik kann daher nach Meinung der Autoren kaum betrieben werden. Die sozialen Roboter der interviewten Hersteller, Entwickler und Betreiber simulieren mehrheitlich Emotionen. Nach Ansicht mehrerer Hersteller sollten sie situationsspezifisch positive Emotionen wie Freude oder Überraschung ausdrücken und keine oder nur wenige negative Emotionen wie Ärger, Ekel oder Furcht zeigen. Einhellig war die Ansicht, dass soziale Roboter bei Menschen starke Emotionen hervorrufen. Dies wird von mehreren Befragten als eher unproblematisch oder gar hilfreich gesehen. Eine Mehrheit befand, dass es kein Problem darstelle, wenn der Mensch ein enges Verhältnis zum Roboter aufbaut. Hier schätzten die Interviewten die Selbstverantwortung und Selbstbestimmung der Besitzer und Nutzer als hoch ein. Mehrere von ihnen waren darüber hinaus der Meinung, dass soziale Roboter als potenzielle Spione verstanden werden können. Einige interviewte Hersteller bestätigten, dass ihre Systeme auch persönliche Daten weiterreichen. Die ethische und rechtliche Regulierung bei sozialen Robotern war ein kontroverses Thema. Mehrheitlich äußerten die interviewten Hersteller und Entwickler die Befürchtung, dass zu strenge Regulierungen Entwicklungen hemmen bzw. erschweren könnten. Die Studie ist über zenodo.org/record/5554564 verfügbar.
„Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus schreibt den Aufbau und Betrieb eines KI-Voicebots, der zu unterschiedlichen Förderangeboten in den Bereichen Innovation, Investition und Digitalisierung informiert, mit einem Betrieb für 24 Monate und einer Verlängerungsoption für 12 Monate aus.“ (Website Ministerium) Mit diesen Worten beginnt eine Meldung auf der Website des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Baden-Württemberg. Weiter heißt es: „Durch die Implementierung eines KI-Voicebots soll ein Informationspunkt geschaffen werden, welcher über die wichtigsten Förderangebote, Auszeichnungen und Wettbewerbe im Bereich Innovation, Investition und Digitalisierung informiert. Die Zielsetzung umfasst konkret einen Kommunikationskanal, um den Informationszugang insbesondere für KMU zu verbessern. Datenbasis des KI-Voicebots sind aktuelle Förderprogramme, Auszeichnungen und Wettbewerbe des Landes Baden-Württemberg, die von dem Portal www.wirtschaft-digital-bw.de ausgelesen werden sollen. Ergänzend dazu soll eine ‚Erstberatung‘ zu Detailfragen zu einzelnen Förderprogrammen möglich sein.“ (Website Ministerium) Die Bewerbungsfrist für Entwickler von Sprachassistenten endet am Freitag, den 14. Januar 2022, um 13.00 Uhr. Weitere Informationen über wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/ausschreibungen/.
Anfang November 2021 ist der Herausgeberband „Soziale Roboter“ mit insgesamt 30 Beiträgen (das Vorwort eingerechnet) erschienen. Der Herausgeber selbst, Prof. Dr. Oliver Bendel, ist mit fünf Kapiteln vertreten, darunter „Soziale Roboter in der Moral: Ethische Betrachtungen am Beispiel des Unterrichts“. Aus dem Abstract: „Soziale Roboter erobern den Klassenraum, Seminarraum oder Vorlesungssaal. Sie sind mehrheitlich in der Lage, in natürlicher Sprache zu kommunizieren, wie virtuelle pädagogische Agenten. Mit ihnen ist aber auch eine physische Präsenz vorhanden, und sie können den Unterrichtsraum betreten bzw. bereichern und verlassen. Der vorliegende Beitrag definiert soziale Roboter und geht auf die fünf Dimensionen ein, durch die sie bestimmt werden, zudem auf die Rollen, die sie einnehmen können. Dann widmet er sich ethischen Fragen, die sich im Unterricht ergeben, wobei sich Risiken ebenso wie Chancen herauskristallisieren. Die Dimensionen und Rollen werden an geeigneter Stelle aufgeführt, und sie erweisen sich als nützlich zur Systematisierung der ethischen Fragen. Am Ende werden die Resultate zusammengefasst und Überlegungen zum Einsatz in der Zukunft angestellt.“ Das Buch kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.
Abb.: QTrobot, Hugvie und Oliver Bendel (Foto: Liliana Alves)
Vom 8. bis 10. November 2021 fand das Wahlmodul „Soziale Roboter“ an der Hochschule für Wirtschaft FHNW statt. Prof. Dr. Oliver Bendel machte über 30 Studentinnen und Studenten mit den Grundlagen der Sozialen Robotik vertraut und stellte ihnen in Zusammenarbeit mit dem FHNW Robo-Lab soziale Roboter wie Pepper, NAO, QTrobot und Cozmo vor. Mit diesen konnten die Anwesenden zwei Tage lang interagieren und kommunizieren. Hugvie war ebenfalls vor Ort, eine Umarmungspuppe aus den Hiroshi Ishiguro Laboratories, die informations- und kommunikationstechnisch aufgerüstet werden kann. Das österreichische Fernsehen war an einem Tag mit dabei, verfolgte die Aktivitäten der Gruppe, machte Interviews mit Oliver Bendel und seiner ehemaligen Masterstudentin Liliana Alvas. Sie präsentierte den Studentinnen und Studenten die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeit, nämlich Antworten auf die Frage, ob soziale Roboter im Einzelhandel den Kunden manipulieren dürfen. Ein Höhepunkt war das Zusammentreffen von zwei Pepper-Modellen. Sie unterhielten sich über die drei Robotergesetze von Isaac Asimov und hatten – so erschien es den Anwesenden – ihre eigene Meinung dazu.
Das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) ist am 4. November 2021 bei Springer Gabler erschienen. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Expertinnen und Experten der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Auch ein Hersteller ist vertreten, der über den Einsatz seines Produkts berichtet. Die einzelnen Kapitel können im PDF- oder HMTL-Format über SpringerLink heruntergeladen werden. In Kürze stehen Gesamt-PDF und Printversion zur Verfügung.
PostAuto ist für seine innovativen Projekte mit automatischen und autonomen Geräten und Fahrzeugen bekannt. So verkehrte im Wallis früh das SmartShuttle. Nun kommt ein Transportroboter hinzu, der in diesem Zusammenhang auch als Gepäckroboter bezeichnet werden kann. In einer Medienmitteilung stellt das Schweizer Unternehmen das bekannte Problem dar, dass man als Tourist in autofreien Städten oft schwer schleppen muss, bis man bei der entsprechenden Destination angekommen ist. „Die Lösung ist ein intelligenter, selbstfahrender Roboter namens Robi, der nun in einem Pilotprojekt getestet wird. Der Roboter holt die Kundinnen und Kunden an der öV-Haltestelle oder bei der Unterkunft ab und folgt ihnen auf Schritt und Tritt bis zum Zielort. Die Kunden müssen beim Start nur ihr Gepäck auf den Roboter laden. Am Ziel nehmen sie ihre Koffer wieder zu sich, und Robi ist bereit für die nächste Fahrt.“ (Medienmitteilung PostAuto, 22. Oktober 2021) Dies erinnert an das Projekt von Piaggo, nur dass Robi wesentlich größer und vermutlich praxistauglicher ist. Wer ihn kennenlernen und sich von ihm unterstützen lassen will, muss nach Saas-Fee reisen, am besten mit Bahn und Bus.
„Artifizielle Partner: An der Schnittstelle von Mensch und Maschine“ – so der Titel einer Abhandlung von Florina Zülli, erschienen auf mediensprache.net. „Liebespuppen, Hologram-Girlfriends und Sexroboter“ sorgten, so die Autorin, „zwar für hitzige Debatten in der Ethik, der Soziologie und der Robotik“ – in linguistischer Hinsicht bestehe „diesbezüglich aber immer noch ein großes Desiderat“ (Zülli 2021). „Insbesondere in Anbetracht dessen, dass Beziehungskonstitution stets über Sprache bzw. Kommunikation erfolgt, wirft dies die Frage auf, weshalb der Mensch-Maschine-Kommunikation in diesem spezifischen Bereich bislang nicht mehr Bedeutung zugemessen wurde.“ (Zülli 2021) Der Beitrag habe zum Ziel, diese Lücke zu schließen; präsentiert werde „also ein sprachwissenschaftlicher Zugang zum Thema artifizielle Partner“ (Zülli 2021). Dies schließe die Frage nach der Semantik des „Partner“-Begriffs und „den Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der Paarsprache zwischen Mensch und Mensch und Mensch und künstlichem Partner ein“ (Zülli 2021). Die sehr lesenswerte und gut lesbare Arbeit kann hier heruntergeladen werden.
„Sind soziale Roboter verlässliche Partner? Fünf Dimensionen des Gelingens und Scheiterns“ – so lautet der Titel eines Beitrags von Oliver Bendel, der im Sammelband „Kooperation in der digitalen Arbeitswelt: Verlässliche Führung in Zeiten virtueller Kommunikation“ (Hrsg. Olaf Geramanis, Stefan Hutmacher und Lukas Walser, Springer Gabler 2021) erschienen ist. Aus dem Abstract: „Soziale Roboter, sensomotorische Maschinen, die für den Umgang mit Menschen und Tieren geschaffen wurden, verbreiten sich rasant. Der vorliegende Beitrag lotet zunächst den Begriff aus, unter Verwendung einer Abbildung mit fünf Dimensionen, und stellt Beispiele vor. Zudem wird geklärt, was in diesem Kontext unter Verlässlichkeit zu verstehen ist und welche Disziplinen von Interesse sind. Vor diesem Hintergrund wird die Verlässlichkeit sozialer Roboter diskutiert, wobei sich als durchgehende Aspekte das Zeigen von Intelligenz, Empathie und Emotionen sowie das Sammeln von Daten herauskristallisieren. Soziale Roboter gewinnen Menschen (und Tiere) mit wohlvertrauten Ausdrucks- und Verhaltensweisen für sich. Dadurch kann ein wichtiges Element von Beziehungen und Bindungen entstehen, aber auch die Gefahr von Täuschung und Betrug. Es wird herausgearbeitet, wie soziale Roboter einerseits verlässliche, zuverlässige, vertrauenswürdige Partner sind, andererseits das Gegenteil, da ihnen echte Emotionen und echte Empathie fehlen, sie nur ein simuliertes Gegenüber darstellen und sie dazu prädestiniert sind, uns unsere Geheimnisse zu entreißen.“ Der Begleitband zur Changetagung im Januar 2022 – bei der Oliver Bendel eine Keynote hält – kann über Springer erworben werden. Das Kapitel selbst kann man auch direkt über SpringerLink herunterladen.
Abb.: Oliver Bendel im Jahre 2014 beim FAZ-Forum (Foto: FAZ-Forum)
„Chapter ist das internationale Designmagazin aus dem Verlag Plastic Media. Zweimal jährlich in Print sowie auf der korrespondierenden Multimedia-Website Chapter.digital verschmelzen in Chapter unterschiedliche Disziplinen und Genres zu einem großen Ganzen: Design und Mobilität, Technik und Kunst, Innovation und Leadership.“ (Website Chapter.digital) Die neue Ausgabe V trägt den Titel „Time and Space“. Zu diesem Heft heißt es: „Innovative, inspiring, challenging and visually unique—the new magazine from Plastic Media is about to write a new chapter in contemporary print media by covering the core topics ‚Design—Travel—Automotive‘ in an interdisciplinary approach, always outside the box of usual stereotypes and conventional takes.“ (Website Plastic Media) In dem Artikel „Gefühlschaos vorprogrammiert“ von Sarah Wetzlmayr aus Wien geht es u.a. um Maschinenethik – zu Wort kommt hier Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich – und um Roboterpsychologie, eine Domäne von Prof. Dr. Martina Mara aus Linz. Mehr über Chapter ist auf Chapter.digital zu finden. Das Heft selbst kann hier bezogen werden.
Abb.: Eine verfremdete Aufnahme der ersten beiden Seiten des Beitrags
Die aktuelle Ausgabe von Ethik & Unterricht (3/2021) trägt den Titel „Digitale Spielewelten“. Auf der Website des Verlags heißt es: „Digitale Spiele sind in der Freizeitkultur und Lebenswelt der meisten Schülerinnen und Schüler fest verankert. In jüngerer Zeit haben sich zahlreiche didaktische Vorschläge dem Einsatz von digitalen Spielen auch im Philosophie- und Ethikunterricht zugewandt. Bei einigen Lehrkräften mögen Unsicherheiten bestehen. Überwiegen die motivationalen Vorteile oder wiegen die skeptischen Bedenken zum sinnvollen Einsatz von Computerspielen im Unterricht schwerer? Die Beiträge richten sich auch an Lehrkräfte, die mit digitalen Spielen Neuland betreten. Es sollen dabei Möglichkeiten aufzeigt werden, wie man mit oder durch solche Spiele neue Konzepte im Philosophieunterricht entwickeln kann.“ (Informationstext auf der Website) Zum Begleitmaterial gehört u.a. eine Zusammenfassung eines Artikels von Oliver Bendel, der zuerst in der Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte (6-8/2018) erschienen ist und – so der Titel – „Überlegungen zur Disziplin der Maschinenethik“ anstellt. In Ethik & Unterricht lautet der Titel „Über den moralischen Status von Maschinen“. Der Informationsethiker und Maschinenethiker ist der Ansicht, dass Robotern keine Rechte zukommen. Auch Pflichten im engeren Sinne haben sie nicht – sie können wohl aber Aufgaben übernehmen und sich dabei an moralische Regeln halten, die man ihnen vorgegeben hat. In diesem Falle sind sie sogenannte moralische Maschinen („moral machines“), also Maschinen mit einer künstlichen Moral („artifical morality“).
Im September 2021 haben sich mehrere deutschsprachige Medien für Liebespuppen und Sexroboter interessiert und Oliver Bendel zitiert. „Ob Sexroboter nützen oder schaden, ist umstritten“ – so die Sendung in WDR 5 Quarks am 3. September 2021. Annika Franck hatte dafür den Informations- und Maschinenethiker interviewt. Er plädiert für mehr empirische Forschung in diesem Zusammenhang, auch als Grundlage für ethische Überlegungen. „Sex mit der Maschine“ ist der Titel des Beitrags von Wolfgang Schmitz in den VDI nachrichten vom 23. September 2021. Es geht wiederum nicht um handliches Sexspielzeug, sondern um lebensgroße Figuren. Diese wecken gewisse Erwartungen, die sie wiederum auch enttäuschen, vor allem wenn man in der Liebespuppe oder dem Sexroboter menschliche Eigenschaften entdeckt, die sie oder er gar nicht hat. Letztlich handelt es sich – darauf muss immer wieder hingewiesen werden – um einseitige Beziehungen.
Abb.: Harmony im häuslichen Umfeld (Foto: Realbotix)
Am 22. September 2021 ist das Buch „300 Keywords Soziale Robotik“ von Oliver Bendel bei Springer Gabler erschienen. Es ist bereits über Springer Link abrufbar. Weitere Kanäle folgen in einigen Tagen. Die „Keywords“-Bücher werden üblicherweise aus den „Schlüsselwörtern“ zusammengestellt, die im Gabler Wirtschaftslexikon erscheinen, dem größten Wirtschaftslexikon im deutschsprachigen Raum. Der Springer-Verlag ist Herausgeber, die Autorinnen und Autoren werden eingangs aufgeführt. Eine Ausnahme sind „400 Keywords Informationsethik“ (2016 und 2019) und „350 Keywords Digitalisierung“ (2019). Sie stammen von einem einzigen Autor, nämlich von Oliver Bendel. Er verwendet ebenfalls seine Definitionen und Erklärungen aus dem Gabler Wirtschaftslexikon, ergänzt sie aber um zahlreiche weitere Einträge. Es entstehen Nachschlagewerke aus einem Guss, in einem Stil und aus klar definierten Perspektiven heraus. Die Nachfrage ist bei beiden Büchern enorm. So liegt „400 Keywords Informationsethik“ bereits in der zweiten Auflage vor, und „350 Keywords Digitalisierung“ kann fast 150.000 Downloads (einzelne Kapitel und gesamtes Buch) verzeichnen. Im dritten „Keywords“-Band von Oliver Bendel werden nicht nur zahlreiche Termini erläutert und eigene Systematiken vorgestellt, sondern auch etliche soziale Roboter und Sprachassistenten aus Fiktion und Realität genannt. Zusammen mit „Soziale Roboter“ – das ebenfalls 2021 bei Springer erscheint, ca. einen Monat später – liegen dann zwei deutschsprachige Grundlagenwerke zum Thema vor. Weitere Informationen zum neuen „Keywords“-Buch sind über www.springer.com/de/book/9783658348328 erhältlich.
M94.5 ist ein Radiosender, der von der Media School Bayern betrieben wird. Partner sind max neo, LMU und Süddeutsche Zeitung. „Hashtag“ nennt sich das „Online-Magazin rund ums Netz“. Am 12. September 2021 wurde die Sendung „Roboterethik, Videospielabhängigkeit und unsere Gaming-Sommerhits“ ausgestrahlt. Beteiligt waren Tabea Wolf und Moritz Braun, die Moderation oblag Moritz Braun. Im ersten Teil geht es u.a. um Elon Musks Idee des Optimus, eines humanoiden Roboters, der einst – so das Manager Magazin – gefährliche, sich wiederholende oder langweilige Aufgaben übernehmen könnte. Zu Wort kommt Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich als Informations-, Roboter- und Maschinenethiker mit sozialen Robotern und Servicerobotern beschäftigt. Er ist der Meinung, dass Optimus zunächst eben einfach eine Idee ist. Es ist kein Roboter in Sicht, der von der Wohnung im dritten Stock über das Treppenhaus nach unten springt, auf dem Gehweg hunderten Passanten und Hunden (samt Haufen) sowie Skatern und Scootern ausweicht, einen Einkaufswagen mit einer Münze freibekommt, den Supermarkt durch die Schiebe- oder Drehtür betritt und sich an den Regalen so bedient, dass diese danach nicht zerstört sind. Die Sendung kann über www.m945.de bis zum 19. September nachgehört werden.
„Die Dokumentarfilme unserer Herbstreihe bestechen durch Aktualität, Brisanz und Tiefe. Wo sind die einstigen Amazonen? Wie leben in der Türkei, wenn man in der Schweiz aufgewachsen ist? Wie findet ein Geigenbauer den perfekten Baum für eine neue ‚Stradivari‘? Wie funktioniert das menschliche Gehirn, fragt der Schweizer Regisseur Jean-Stéphane Bron. Wie und wie lange noch funktioniert der nackte Kapitalismus, fragt Carmen Losmann.“ (Flyer Campuscinema) Mit diesen Worten kündigt ein Flyer das Campuscinema im Herbstsemester 2021 in Brugg-Windisch an. Gesprächspartnerinnen und -partner von Alenka Ambrož sind Thaïs Odermatt (Regisseurin), Cigdem Akyol (Publizistin WOZ), Boris Haug (Geigenbauer) mit Gabriel Imthurn (FHNW-PH), Prof. Dr. Oliver Bendel (FHNW-HSW), Prof. Dr. Mathias Binswanger (FHNW-HSW) und Marion Neumann (Regisseurin). Oliver Bendel wird im Anschluss an die Vorführung von „The Brain“ Rede und Antwort stehen. „Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hält Science-Fiction Einzug in die Labors. Die Forschung zum Verständnis der Funktionsweise unseres biologischen Gehirns führt zu spektakulären Fortschritten in der Entwicklung künstlicher Intelligenz.“ (Flyer Campuscinema) Der Flyer kann hier heruntergeladen werden.
Abb.: Oliver Bendel (rechts) mit QTrobot (Foto: Sarah Bestgen)
Das Forum Wirtschaftspsychologie 2021 am 25. November 2021 im Stadttheater Olten widmet sich sozialen Robotern. Im Programmtext heißt es: „Soziale Roboter werden gezielt für die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit Menschen entwickelt. Mittels künstlicher Intelligenz können sie bei ihren menschlichen Interaktionspartnerinnen und -partnern Gefühle erkennen, Sprache verstehen und adäquat darauf reagieren. Sie haben maschinen-, tier- oder menschenähnliche Gestalt und können emotional oder sachlich kommunizieren.“ (Programmtext FWP) Nach dem Impulsvortrag von Prof. Dr. Hartmut Schulze (Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW) diskutieren Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Michael Früh (F&P Robotics), Dr. Patricia Jungo (CURAVIVA Schweiz) und Prof. Dr. Hartmut Schulze auf dem Podium. Die Moderation hat Ulrike Seminati (Empowerel) inne. Die Anmeldung erfolgt über www.forum-wirtschaftspsychologie.ch.
Abb.: Oliver Bendel bei einem Kongress von Hans-Böckler-Stiftung und verd.i in Berlin (Foto: ver.di)
Die Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik widmet sich im Sommer 2021 dem Thema „Künstliche Intelligenz in der beruflichen Bildung: Zukunft der Arbeit und Bildung mit intelligenten Maschinen?!“. Herausgegeben wird das Sonderheft von Prof. Dr. Sabine Seufert und ihren Kollegen. In der Verlagsinformation heißt es: „Die Autorinnen und Autoren reflektieren kritisch die Auswirkungen der KI auf die berufliche Bildung. In einem ersten Teil untersuchen sie die Implikationen von KI auf gewerblich-technische Berufe, Industrieberufe, IT-Berufe und Pflegeberufe. In einem zweiten Teil widmen sie sich Forschungsrichtungen zur KI in der Berufsbildung – von der Individualisierung durch Hybrid Intelligence über Learning Analytics, Augmented Reality und Virtual Reality bis zur beruflichen Rehabilitation und Lernortkooperation.“ (Information Franz Steiner Verlag) Der Beitrag von Prof. Dr. Oliver Bendel trägt den Titel „Strukturelle und organisationale Rahmenbedingungen für den Einsatz von Pflegerobotern“. Das Heft kann über elibrary.steiner-verlag.de/book/99.105010/9783515130752 bestellt werden. Eine Leseprobe ist hier erhältlich.
Abb.: P-Care im Pflegeheim (Foto: Daimler und Benz Stiftung)
Seit 2012 wurden von Prof. Dr. Oliver Bendel 20 Konzepte und Artefakte der Maschinenethik und der Sozialen Robotik skizziert. Elf Artefakte wurden umgesetzt, darunter LADYBIRD, der tierfreundliche Saugroboter, HAPPY HEDGEHOG, der tierfreundliche Rasenmähroboter, GOODBOT und BESTBOT mit ihrer Fähigkeit, Probleme des Benutzers zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren, und LIEBOT, der Chatbot, der systematisch lügen kann. Einige von ihnen haben es zu einer gewissen Bekanntheit gebracht und wurden auf internationalen Konferenzen und in internationalen Medien vorgestellt. Ethik muss nicht unbedingt das Gute hervorbringen, ist der Informations- und Maschinenethiker überzeugt. Sie sollte das Gute und das Böse erforschen und wie jede Wissenschaft dem Erkenntnisgewinn dienen. Entsprechend baut er sowohl moralische als auch unmoralische Maschinen. Die unmoralischen behält er aber in seinem Lab. Das zwölfte Artefakt – ein Prototyp aus dem Bereich der „simple, soft social robots“ – wird im laufenden Projekt des Jahres 2021 oder in einem darauffolgenden Projekt im Jahre 2022 umgesetzt. Mit den 20 Konzepten und Artefakten ist die Hochschule weltweit eine der aktivsten in der Maschinenethik.
Abb.: 20 Konzepte und Artefakte der Maschinenethik und der Sozialen Robotik