Künstliche Krankenschwestern

Grace von Hanson Robotics ist ein Pflegeroboter der besonderen Art, nämlich ein Krankenschwesterandroid. Sie ist sozusagen die jüngere Schwester von Sophia und Asha, aber anders als diese wird sie dank ihres Berufs und ihrer Fähigkeiten zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft. Nach Angaben des Herstellers ist sie für die COVID-19-Pandemie geschaffen worden. Im Brustbereich verfügt sie über eine Wärmbildkamera, mit der sie Fieber messen kann. Sie hat mimische, gestische und natürlichsprachliche Fähigkeiten und kann nicht nur Freude, sondern auch Trauer zeigen. Insgesamt sieht sie immer etwas verheult aus. In einem Video sagt sie: „I can visit with people and brighten their day with social stimulation, entertain and help guide exercise, but also can do talk therapy, take bio readings and help health care providers assess their health, and deliver treatments.“ Ob der Android bei den Patienten und Patienten ankommen wird, ist schwer zu sagen. Es gibt einzelne Stimmen von Männern, die sich realistische Figuren in diesem Bereich herbeisehnen, aber die Mehrheit wird von Grace wohl eher irritiert sein. Dennoch sind es faszinierende und medienaffine Ergebnisse, die Hanson Robotics einmal mehr vorlegt. Zudem stellt sich die Frage, ob Pflegeroboter sexuelle Assistenzfunktionen haben sollten, unter ganz neuen Voraussetzungen.

Abb.: Eine künstliche Krankenschwester

RoSA für die Soziale Arbeit

Die Stiftung FHNW fördert seit Juni 2021 das Projekt „RoSA – Roboter in der Sozialen Arbeit“. Auf ihrer Website meldet sie: „Erstmals soll ein Roboter einen Mehrwert für die ambulante Suchtberatung erbringen und damit eine Verbesserung für die Lebenssituation von Klientinnen und Klienten mit sich bringen. Die Resultate dienen als Basis für eine Folgestudie. Sollte sich der Einsatz von sozialen Robotern in diesem Handlungsfeld bewähren, könnte dies einen Wendepunkt für die ambulante Beratung in der Sozialen Arbeit bedeuten.“ (Website Stiftung FHNW) Die Wahl des Projektteams fiel auf QTrobot, einen sozialen Roboter von LuxAI. Dieser wird eigens für die Studie beschafft. Projektleiterin ist Sarah Bestgen von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Sie hat das Projekt zusammen mit Prof. Dr. Stefan Adam von derselben Hochschule initiiert. Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW ist ebenfalls mit dabei. Er forscht seit Jahren in der Sozialen Robotik, der Maschinenethik und der Roboterethik. Die Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW hilft bei der Programmierung mit. Ansprechpartnerin dort ist Alexandra Tanner. Weitere Informationen über www.stiftungfhnw.ch/ro-sa.

Abb.: RoSA für die Soziale Arbeit

Maschinenliebe in Psychologie Heute

„Erkenntnisse und Forschungsergebnisse der Psychologie lebendig darzustellen, sie auf das Leben zu übertragen und für den Alltag nutzbar zu machen: Das ist die Aufgabe, der sich Psychologie Heute verschrieben hat. 1974 gegründet, ist unser Magazin die renommierteste und reichweitenstärkste psychologische Zeitschrift in Deutschland.“ So lautet die Selbsteinschätzung auf der Website von Psychologie Heute. Im Juli-Heft (Verkaufsstart 9. Juni 2021) findet sich ein fünfseitiges Interview mit Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich zu Liebespuppen und Sexrobotern. Der Wirtschaftsinformatiker und Informations- und Maschinenethiker ist Herausgeber des Springer-Buchs „Maschinenliebe“ (2020), das Beiträge der führenden Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet vereint. Im Interview erklärt er, was Liebespuppen und Sexroboter sind und worin die Chancen und Risiken bestehen. Das Heft ist über www.psychologie-heute.de und über jeden gut sortierten Kiosk erhältlich.

Abb.: Messebesucherinnen mit Harmony (Foto: Realbotix)

Künstliche Kreaturen

Richard Butz hat ein Buch zur Literatur aus, in und über St. Gallen veröffentlicht. In einem Artikel in Saiten heißt es zu seinen „Streifzügen“: „Vergeblich suche man … eine literarische Auseinandersetzung mit der HSG; als eine der wenigen Ausnahmen nennt das Buch Oliver Bendels Roman ‚Künstliche Kreaturen‘; die Uni sei in der Literatur so wenig Thema wie in der Stadt generell.“ (Saiten, 29. April 2021) „Künstliche Kreaturen“ erschien 2008 im Leipziger Literaturverlag (Edition ERATA). Wie der Titel andeutet, ist es ein Roman (auch) über die Ideen- und Entwicklungsgeschichte von Menschmaschinen und Tierartefakten, über Talos, Pandora und die Androiden aus Frankreich und der Schweiz. Aus dem Klappentext: „Anna Wede wird auf eine Professur an einer Schweizer Hochschule berufen. Sie liebt ihre Wohnung, von der aus sie auf einen mächtigen Berg blickt, sie ist fasziniert von der ins Hochtal gelegten Stadt. Nicht zum ersten Mal hält sie ihre Vorlesung zur künstlichen Kreatur, in der sie auf Ideen der Antike ebenso eingeht wie auf Agenten und Avatare der Gegenwart. Lydie ist eine aufmerksame und zielstrebige schweizerische Studentin. Ihre Einladung zum Weintrinken in einem Lokal schlägt Anna nicht ab. Sie nähern sich an, vor allem körperlich und äußerlich. Die Studentin könnte Annas Phantasie entsprungen sein. Aber ihre Macht über die Professorin ist real.“ Das Buch kann u.a. als E-Book über alle bekannten Kanäle bezogen werden.

Abb.: Der Umschlag des Buchs

Kann Spuren von Ethik enthalten

Das Magazin What’s N3xt wartet in seiner Ausgabe 1/2021 mit Beiträgen zu Robotik und KI auf. In „Uns fehlen Helden!“ erklärt ein bekannter Investor, „was ihn antreibt und warum er auf technologische Innovationen steht“. „Mit 10‑xDNA beschreibt Frank Thelen die Denkweise, die erforderlich ist, um die vor uns liegenden technologischen Fortschritte und Innovationen zu erfassen und zu nutzen.“ (What’s N3xt, 1/2021) In „Nächste Ausfahrt Zukunft“ steht Ranga Yogeshwar Rede und Antwort. „Wir vertrauen Algorithmen, die wir nicht mal nachvollziehen können. Und diese Systeme lernen schneller, als wir Menschen es tun. Neuronale Netze und Machine Learning sind Teil unseres täglichen Lebens geworden.“ (What’s N3xt, 1/2021) „KI trifft Ethik“ wird mit den folgenden Worten angeteasert: „Wie kriegt man menschliche Moral in künstliche Intelligenzen?“ (What’s N3xt, 1/2021) Die Antwort kennt der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel, der moralische Maschinen baut, Chatbots und Serviceroboter, die moralischen Regeln folgen. Das gesamte Magazin kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Der Beitrag mit Oliver Bendel

Über 1000 Beiträge auf informationsethik.net

Seit Mai 2012 gibt es den Blog informationsethik.net von Oliver Bendel. Entstanden sind seitdem über 1000 Beiträge zur Informationsethik, Roboterethik und Maschinenethik sowie zu verwandten Themen. Ein Lexikon ist ebenfalls auf der Website – die ausgewachsene Version liegt in Buchform vor. Im Mai 2013 kam maschinenethik.net hinzu, um diesen Bereich noch besser abzudecken. Die Bilder stammen von Fotoplattformen – vor allem von Pixabay –  und vom Betreiber des Blogs. Es findet sich aber auch seltenes Material von Roboterfirmen, mit denen eine Zusammenarbeit besteht, und von Stiftungen, die den Betreiber in seiner Forschung unterstützt haben. Bereits 2011 war der Twitter-Account gestartet, der dann bald nach der Entstehung des Blogs unter dem Namen Informationsethik der Unterstützung und Ergänzung diente. Robophilosophy versorgt seit Juli 2019 das englischsprachige Publikum mit Informationen zur Roboterphilosophie.

Abb.: Eine Variation des ersten Sliders des Blogs

Buch „Soziale Roboter“ geht in Produktion

Das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) geht bei Springer Gabler in Produktion. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Expertinnen und Experten der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Auch ein Hersteller ist vertreten, der über den Einsatz seines Produkts berichtet. Grundlegende Informationen und das Cover sind über www.springer.com/gp/book/9783658311131 erhältlich. Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist Oktober 2021.

Abb.: Das Cover des Buchs

Vortrag für Careum über Pflegeroboter

Pflege- und Therapieroboter können als Serviceroboter und in vielen Fällen auch als soziale Roboter begriffen werden. Im Vortrag von Oliver Bendel am 31. März 2021 für Careum werden die Ziele, Aufgaben und Merkmale geklärt und, davon ausgehend, Überlegungen aus Sicht der Ethik angestellt. Am Ende soll deutlich werden, welche Rolle und Position die Schweiz und Deutschland einnehmen, welche Robotertypen und Prototypen bzw. Produkte es im Gesundheitsbereich gibt, welche Zwecke sie erfüllen, welche Funktionen sie übernehmen und welche Implikationen und Konsequenzen dies für den Einzelnen und die Gesellschaft hat, in der Gegenwart und in der Zukunft. Pflegeroboter mögen zur persönlichen Autonomie beitragen und zugleich die informationelle Autonomie schwächen. Therapieroboter können die persönliche Leistung und Zufriedenheit steigern, in Einzelfällen aber auch die Menschenwürde verletzen. Es ist wichtig, soziale Roboter im Gesundheitsbereich so zu gestalten, dass sie möglichst allen Anforderungen und Bedürfnissen gerecht werden und nützliche Werkzeuge für Pflegekräfte und Pflegebedürftige sind. Weitere Informationen über www.careum-weiterbildung.ch.

Abb.: P-Care mit einer Pflegerin (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Vortrag zu sozialen Robotern und tierfreundlichen Maschinen

„Soziale Roboter und tierfreundliche Maschinen“ lautet der Titel eines Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel, zu dem der Circle of Compassion einlädt, nach eigenen Angaben ein Verein, der sich für die Würde und Rechte von Tieren einsetzt. Soziale Roboter können für den Umgang mit Menschen oder mit Tieren geschaffen sein. Viele Lebewesen haben soziale Beziehungen, einige sind soziale Wesen. In Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI, engl. AI) lag der Fokus seit jeher auf dem Menschen. Forderungen nach einer „human-centered AI“ (weniger im technischen, eher im humanistischen Sinne verstanden) in den 2010er- und 2020er-Jahren betonen dies sogar. Aber immer mehr Maschinen,  Roboter und auch soziale Roboter begegnen, ob dies geplant ist oder nicht, Haus-, Nutz- und Wildtieren. Diese reagieren unterschiedlich, teils interessiert, teils desinteressiert, teil lethargisch, teils panisch. Die Forschung muss sich mehr und mehr Tier-Roboter-Beziehungen zuwenden und diese zusammen mit der Praxis so gestalten, dass das Tierwohl gefördert und das Tierleid gemindert wird. Der Vortrag widmet sich sozialen Robotern, die für Tiere gedacht sind, aber auch solchen, die – aus unterschiedlichen Gründen – auf Tiere treffen und mit ihnen interagieren und kommunizieren. Zudem stellt er tierfreundliche Maschinen, die im Kontext der Maschinenethik entstanden sind, vor. Der Vortrag findet über MS Teams am 16. März 2021 statt. Die Anmeldung erfolgt über www.facebook.com/events/856724568440438/

Abb.: Eine Aktion des Circle of Compassion (Foto: CoC)

Was ist Responsible AI?

„Mit dem Begriff der Responsible AI werden Bestrebungen zusammengefasst, Systeme künstlicher Intelligenz in verantwortungsvoller Weise zu entwickeln respektive einzusetzen und Systeme zu schaffen, die über bestimmte Merkmale und Fähigkeiten – etwa sozialer oder moralischer Art – verfügen. Angesprochen werden damit u.a. Erklärbarkeit (Explainable AI), Vertrauenswürdigkeit (Trustworthy AI), Datenschutz, Verlässlichkeit und Sicherheit. Der Ausdruck hat sich allmählich seit der Jahrtausendwende und dann verstärkt ab ca. 2010 verbreitet. Er wird – wie ‚Explainable AI‘ und ‚Trustworthy AI‘ – vielfach im Marketing von Staaten und Verbünden wie der EU, technologieorientierten Unternehmen bzw. Unternehmensberatungen sowie wissenschaftsfördernden Stiftungen verwendet, die sich, ihre Produkte, ihr Consulting und ihr Funding ins rechte Licht rücken wollen. Er kann aber ebenso den Namen einer Forschungsgruppe mit entsprechender Ausrichtung schmücken.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Oliver Bendel, der am 20. Februar 2021 im Gabler Wirtschaftslexikon erschienen ist. Am Ende heißt es: „Letztlich ist ‚Responsible AI‘ ein diffuser Begriff, der hohe Erwartungen weckt, jedoch kaum erfüllt.“ Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/responsible-ai-123232 abgerufen werden.

Abb.: Gesichtserkennung im öffentlichen Raum ist problematisch

Sollen Beratungs- und Verkaufsroboter den Kunden manipulieren?

Betrügende, täuschende und lügende Hardware- und Softwareroboter sind ein Stück weit erforscht. Die wenigen Prototypen wurden in der Disziplin der Maschinenethik gebaut, etwa von Ron Arkin (Georgia Tech) und Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW). Sie diskutierten 2016 zusammen in Krakau über „deceptive machines“ … Beratungs- und Verkaufsroboter – meist soziale Roboter – werden sich immer mehr verbreiten. Verkäufer und Berater sind selten Betrüger – aber sie manipulieren häufig die Kunden, damit diese ein Produkt kaufen. Die Frage ist nun, ob der Roboter dies auch tun soll. Dazu entsteht derzeit eine Masterarbeit unter der Betreuung von Oliver Bendel. Seit dem 9. Februar 2021 wird eine Onlinebefragung zum Thema durchgeführt. Die Studentin Liliana Margarida Dos Santos Alves schreibt auf ihrer Website: „Das Hauptziel meiner Masterthesis und Umfrage ist es, herauszufinden, ob es ethisch und moralisch vertretbar ist, humanoide Beratungs- und Verkaufsroboter im Einzelhandel einzusetzen, die Kunden derart manipulieren können, dass sie deren Kaufentscheidungen beeinflussen, um gezielt davon zu profitieren (z. B. Verkauf von Produkten, die der Kunde gar nicht braucht).“ Man kann an der Befragung bis ca. Ende April 2021 über www.survio.com/survey/d/V7Y/manipulativeroboter teilnehmen.

Abb.: Ein Verkaufsraum

Der Roboter, der nicht nackt ist

Ende Oktober 2020 ist das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) erschienen. Es enthält 16 Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten. Der Beitrag „Warme und kalte Beziehungen im Netzwerk des Begehrens“, der von Prof. Dr. Sophie Wennerscheid stammt, wird im Abstract so zusammengefasst: „In dem Artikel werden zwei Varianten vorgestellt, wie sich Mensch-Maschine-Beziehungen theoretisch fassen lassen und was das für ein Nachdenken über ‚warme‘ und ‚kalte‘ Beziehungen bedeutet. In der ersten Variante werden Mensch und Maschine als ontologisch different vorgestellt, in der zweiten Variante werden Mensch und Maschine als gleich, weil gegenseitig affizierbar gedacht. Als neuralgischer Punkt wird sich in beiden Ansätzen die Frage nach der Geschlossenheit oder Offenheit der jeweiligen Konstellationen erweisen. Zielt die Beziehung zu der Maschine auf eine Bestätigung des menschlichen Selbst und kommt es damit über den Ausschluss des anderen als anderen zu einer Figur der Kälte? Oder gibt es einen Riss im Begehren, der das Gefüge erschüttert und damit ‚warm‘ macht? Ausgehend von Überlegungen zum Zusammenhang von Angst und Begehren wird abschließend die These zur Diskussion gestellt, dass robotische Begehrensbeziehungen nicht möglich sind, weil das technische Gegenüber nicht ’nackt‘ im metaphysischen Sinne ist.“ Das Buch kann über Springer bezogen werden. Wer einen Zugang zu SpringerLink hat, kann es kostenlos herunterladen.

Abb.: Der Roboter, der ein bisschen nackt ist (Foto: Realbotix)

Artificial Ethics und die Maschinenliebe

In ihrem Beitrag „Artificial Ethics und die Maschinenliebe“ im Blog der Universität Witten/Herdecke geht Leonie Weber auf das Phänomen der Maschinenliebe ein, die Zuwendung zu Liebespuppen und Sexrobotern. Sie schreibt in ihrer Einleitung: „Zunächst fand ich das Thema der selbstfahrenden Autos interessant, entdeckte aber kurze Zeit später das viel spannendere Feld der Maschinenliebe. Nicht erst seit verschiedensten Hollywoodfilmen wie Westworld, Her oder Blade Runner ist Zärtlichkeit oder Liebe zwischen Menschen und Maschinen beziehungsweise Robotern ein kontrovers diskutiertes Thema. Deshalb wollte ich das Feld der Maschinenliebe und speziell die Realdolls in einer ausführlichen qualitativen Arbeit untersuchen und dabei herausfinden, was da den Unterschied ausmacht und wie die Nachfrage nach Maschinenliebe aktuell aussieht.“ (Blog UWH, Januar 2021) Sie führte Interviews mit einer Sexarbeiterin und einer Bordellbetreiberin, beide bekannte Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum. Weiter heißt es: „Für diese Interviews arbeitete ich mit dem Maschinenethiker schlechthin, Professor Oliver Bendel, zusammen. Dieser ließ mir bei der Gestaltung freie Hand, stand mir allerdings jederzeit für Fragen zur Verfügung. Die dabei entstandenen Texte sind Teil seines neuesten Werks ‚Maschinenliebe: Liebespuppen und Sexroboter aus technischer, psychologischer und philosophischer Perspektive‘ …“ (Blog UWH, Januar 2021) Der Beitrag kann über blog.uni-wh.de/blog/2021/artificial-ethics-und-die-maschinenliebe abgerufen werden.

Abb.: Eine Puppe

Künstliche Intelligenz und die Moral

SRF 1 Trend hat in seinem Beitrag „Künstliche Intelligenz und die Moral“ vom 8. Januar 2021 diverse Fragen von Roboterpsychologie, Roboterethik und Maschinenethik behandelt. „Die Fähigkeiten von künstlichen Intelligenzen werden besser und besser. Und das wirft Fragen auf. Sollen die Maschinen auch ethische und moralische Entscheide fällen dürfen? Und wenn ja, welche und nach welchen Regeln? Verschiedene Länder arbeiten an ethischen Standards. Doch das ist gar nicht so einfach. Ethische und moralische Vorstellungen können weit auseinander gehen. Künstliche Intelligenz und die Moral: ‚Trend‘ erläutert die Problematik und begleitet den Roboter Lio, der in einem Altersheim ein Pflege-Praktikum absolviert und dabei viel zu lernen hat.“ Zu Wort kommen u.a. Alina Gasser von F&P Robotics und Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Zusammen mit Joel Siebenmann (ebenfalls F&P Robotics) hatten sie vor einiger Zeit das Paper „Co-Robots as Care Robots“ verfasst, das beim AAAI 2020 Spring Symposium „Applied AI in Healthcare: Safety, Community, and the Environment“ angenommen wurde. Der Radiobeitrag kann über www.srf.ch abgerufen werden.

Abb.: Lio in Aktion (Foto: F&P Robotics)

Neue und alte Fragen zu Pflegerobotern

Ein Interview mit Prof. Dr. Oliver Bendel zu Pflegerobotern wurde am 4. Januar 2021 auf der Plattform Digitales Gesundheitswesen veröffentlicht. Die erste Frage von Heiner Sieger lautete: „Was werden soziale Roboter in der digitalen Pflegewelt der Zukunft können und was nicht?“ Die Antwort des Informations- und Maschinenethikers aus Zürich war: „In manchen Bereichen traut man sozialen Robotern zu wenig zu, in anderen zu viel. Das Ausziehen und Anziehen von Pflegebedürftigen sowie das verletzungsfreie Reichen von Nahrung wird vielleicht auch 2025 nicht beherrscht. Auch das Umbetten und Aufrichten wird wohl nur zusammen mit einer Pflegekraft geleistet werden können. Andere Tätigkeiten, wie Dinge holen, aufheben und reichen, Flaschen öffnen und Patienten einsammeln, sind für Modelle wie Lio schon heute Standard.“ Das ganze Interview kann über digitales-gesundheitswesen.de/oliver-bendel/ aufgerufen werden.

Abb.: Beim Berliner Kolloquium zu Robotern in der Pflege (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Interview zu Liebespuppen und Sexrobotern

Für das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat Ayanda Rogge vom Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden zwei Beiträge verfasst, einen mit einer Marktübersicht („I was Made for Love“) und einen mit einer psychologischen Studie mit Blick auf diverse Anwendungsgebiete („Wann ist die Nutzung von Sexrobotern angemessen?“, zusammen mit Katrin Etzrodt vom selben Institut). In einem Interview mit Joachim Laukenmann von der Sonntagszeitung vom 13. Dezember 2020 gab sie Auskunft zu ihrer Forschung zu Liebespuppen und Sexrobotern und Einschätzungen zu Problemgebieten, die sich in diesem Zusammenhang eröffnen. In einem Infokasten wird auch der genannte Band erwähnt, der Ende Oktober 2020 herausgekommen ist und über Springer bezogen werden kann. Der Artikel aus der Sonntagszeitung kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Abb.: Die Sonntagszeitung mit dem Interview

Vom Dildo über den Vibrator zum Sexroboter

„Wo liegt der Unterschied zwischen einem Sexroboter und einem Dildo?“ Dies hat sich Rafael Schuppisser gefragt. Die Antwort hat er im Fachbuch „Maschinenliebe“ gefunden. Besonders interessiert hat den Schweizer Journalisten, wie sich Liebespuppen und Sexroboter verwandeln, um sich an die Vorlieben ihrer Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. Es gibt hier erst zarte Anfänge, etwa bei Harmony, die mit einem Penis ausgestattet werden kann, aber der Phantasie der Entwicklerinnen und Entwickler sind kaum Grenzen gesetzt. Ebenfalls interessiert hat den Schweizer Journalisten, dass sich vor allem Wissenschaftlerinnen dem Thema widmen. Sie gehen in ihrer Mehrheit vorurteilsfrei und tatsachenbasiert mit dem Thema um. Der Beitrag ist mit unterschiedlichen Titeln u.a. in der Aargauer Zeitung, der Neuen Luzerner Zeitung und der Schweiz am Wochenende erschienen, zusammen mit einer Buchinformation (Grunddaten und Cover).

Abb.: Harmony mit ihrem Erfinder (Foto: Realbotix)

Maschinenliebe im Radio

Der Deutschlandfunk widmete sich in seiner Sendung „Aus Kultur- und Sozialwissenschaften“ vom 18. Dezember 2020 dem Buch „Maschinenliebe“ … Zu Wort kamen die Autorinnen und Autoren Heinz-Jürgen Voß, Tanja Kubes, Ayanda Rogge und Leonie Weber sowie der Autor und Herausgeber Oliver Bendel. Zudem wurde der Sexualwissenschaftler Christoph Joseph Ahlers befragt. Das Resultat war ein informativer, spannender Beitrag, der die Chancen und Risiken einer Entwicklung beleuchtete. Kommen in den Bordellen und Haushalten heute vor allem Liebespuppen vor, stehen bei den chinesischen und amerikanischen Unternehmen schon Sexroboter wie Harmony bereit. Diese haben mimische und natürlichsprachliche Fähigkeiten und sind sehr lebensecht gestaltet. Oliver Bendel lobte diese natürlichsprachlichen Fähigkeiten der kalifornischen bzw. texanischen Roboterfrau, betonte aber auch, dass man bei ihr wie bei allen anderen Maschinen im Grunde gegen eine Wand spricht, in diesem Fall gegen eine gesprächige Wand. Der Beitrag von Mirko Smiljanić kann über www.deutschlandfunk.de/aus-kultur-und-sozialwissenschaften.1147.de.html aufgerufen werden.

Abb.: Maschinenliebe im Radio

Über die Liebe zu Maschinen

Ayanda Rogge arbeitet seit Herbst 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medien und Kommunikation der TU Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte sind post- und transhumanistische Entwicklungen wie emotional intelligente Maschinen und Mensch-Roboter-Interaktion – mit besonderem Fokus auf die Gestaltung von Mensch-Maschine-Kommunikation und anthropomorphem Framing. In ihrer Dissertation untersucht sie Kommunikationskomponenten, die zu einer höheren Interaktionsrate zwischen Mensch und Maschine in sozialen Kontexten führen. Dabei untersucht sie auch Liebespuppen mit erweiterten Funktionen und eigentliche Sexroboter. Für das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat sie gleich zwei Beiträge verfasst, einen mit einer Marktübersicht und einen mit einer psychologischen Studie mit Blick auf diverse Anwendungsgebiete. In der Sonntagszeitung vom 13. Dezember 2020 gibt sie Auskunft zu ihrer Forschung und Einschätzungen zu Problemgebieten. In einem Infokasten wird auch der genannte Band erwähnt, der Ende Oktober 2020 herausgekommen ist und über Springer bezogen werden kann. Der Artikel kann ab dem 20. Dezember 2020 kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Abb.: Ayanda Rogge beim Berliner Kolloquium 2019 (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Roboterparks mit realen Robotern

Im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fand am 8. Dezember 2020 ein nichtöffentliches Fachgespräch zur Pflegerobotik statt. Die Parlamentarische Staatssekretärin überbrachte Grüße von Jens Spahn und führte in die Thematik ein. Dann wurden vier Vorträge aus Sicht der Robotik, der Pflegepraxis, der Ethik und der Rechtswissenschaft gehalten. Über zehn weitere Expertinnen und Experten ergänzten die Inhalte und stellten Fragen. In seinem Vortrag „Ethische Dimensionen von Robotik in der Pflege“ handelte Prof. Dr. Oliver Bendel sechs Themenbereiche ab, einen davon mit folgenden Worten: „Die Roboter können Pflegekräfte unterstützen, indem sie Lebensmittel, Medikamente und Verbandszeug transportieren, Patienten beaufsichtigen und einsammeln, etwa für bestimmte Termine. Damit entlasten sie bei der täglichen Arbeit. Roboter können Pflegebedürftige unterstützen, etwa indem sie Dinge holen, Flaschen öffnen und Becher reichen. Damit fördern sie die persönliche Autonomie. Sie können zudem mit ihnen Übungen machen und sich mit ihnen unterhalten. Damit stärken sie die körperliche und geistige Beweglichkeit.“ Und später, mit Blick auf Aus- und Weiterbildung: „Pflegekräfte sollten frühzeitig Prototypen und Produkte kennenlernen und mit diesen im Tandem arbeiten. Es sind Weiterbildungen anzubieten, die auf Digitalisierung und Robotisierung grundsätzlich eingehen und die ein realistisches Bild von den heutigen Möglichkeiten und zukünftigen Entwicklungen zeichnen.“ Ein weiterer Komplex betraf das Verständnis aller Beteiligten. Oliver Bendel plädierte für Roboterparks, in denen man realen Robotern begegnet. „Man kann auch spezifische Parks mit Robotern in der Pflege einrichten. Dort könnten zudem gedankengesteuerte Rollstühle, Exoskelette, Hightechprothesen etc. ihren Platz haben.“

Abb.: Ein Vergnügungspark in Vietnam

Liebespuppen und Sexroboter in der Moral

Das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) enthält 16 Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten. Der Beitrag „Liebespuppen und Sexroboter in der Moral“, der vom Herausgeber stammt, wird im Abstract so zusammengefasst: „Dieser Beitrag klärt zunächst die Begriffe der Sexroboter und der Liebespuppen. Dann stellt er aus der Perspektive der Maschinenethik spezifische Fragen und beantwortet sie vorläufig. Anschließend werden die Bereichsethiken einbezogen, um die Implikationen für den Menschen, für Anbieter, Vermittler und Benutzer, herauszuarbeiten. Es folgen Gedankenexperimente, mit denen philosophische und speziell ethische Fragen aufgeworfen und vertieft werden. Am Ende fasst der Autor die Ergebnisse zusammen. Maschinenethik kann aus seiner Sicht helfen, Sexroboter und Liebespuppen mit besonderen Fähigkeiten zu konstruieren, die moralische Maschinen in ihrem Aussehen und Verhalten sind und die es einigen Menschen ermöglichen, ihre sexuellen Aktivitäten zu ergänzen und ein erfülltes Leben zu führen. Die Ergebnisse der klassischen Bereichsethiken können im Hinblick auf den adäquaten Einsatz von Sexrobotern hilfreich sein und weisen auf die Chancen wie auf die Risiken hin. Gedankenexperimente erlauben neue Einsichten und sind Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen.“ Das Buch kann über Springer bezogen werden. Wer einen Zugang zu SpringerLink hat, kann es kostenlos herunterladen.

Abb.: Harmony auf einem Auto (Foto: Realbotix)

Sexroboter light

Das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) enthält 16 Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine Sammlung, sondern um eine Komposition, um das Thema der Liebespuppen und Sexroboter möglichst gut abzudecken. Der Beitrag „Sexroboter light“, der vom Herausgeber stammt, wird im Abstract so zusammengefasst: „Menschen im Alten- und Pflegeheim haben ebenso wie andere den Wunsch nach Zärtlichkeit und Liebe. Durch die halböffentliche Situation ist es jedoch schwierig für sie, diesen zu erfüllen. Zudem finden sie vielleicht keinen geeigneten Partner mehr, oder es fällt ihnen aus geistigen oder körperlichen Gründen schwer, eine Beziehung zu führen. Auch Menschen, die zu Hause wohnen, können von dieser Problematik betroffen sein. Sie können womöglich jemanden leichter und diskreter empfangen als die Insassen einer Einrichtung, aber einige Alte und Behinderte sind vielleicht eingeschränkt in den entsprechenden Möglichkeiten. Der vorliegende Beitrag untersucht die Chancen und Risiken, die sich mit Blick auf Pflegeroboter bieten. Zunächst geht er auf das sexuelle Wohlbefinden ein. Dann stellt er robotische Systeme von Sexrobotern bis hin zu Pflegerobotern vor. Auf Pflegerobotern liegt schließlich der Fokus, wobei der Autor technischen und gestalterischen Fragen nachgeht. Eine kurze ethische Diskussion rundet den Beitrag ab. Das Ergebnis ist, dass Pflegeroboter mit sexuellen Assistenzfunktionen eine Bereicherung des Alltags von Pflegebedürftigen sein können, dass aber einige technische, gestalterische und moralische Aspekte beachtet werden müssen.“ Das Buch kann über Springer bezogen werden. Wer einen Zugang zu SpringerLink hat, kann es kostenlos herunterladen.

Abb.: Sexroboter light