Ethik kann selten Probleme lösen. Sie kann aber auf Probleme und Konflikte aufmerksam machen. Im Februar 2015 erschien der Beitrag „Private Drohnen aus ethischer Sicht: Chancen und Risiken für Benutzer und Betroffene“ von Oliver Bendel in der Springer-Zeitschrift Informatik-Spektrum. Es wird darin ausgeführt, dass die private Drohne mit einer anderen Drohne, einem Flugzeug, einem Luftschiff oder einem Fesselballon zusammenstoßen und dadurch Menschen erschrecken oder verletzen kann. Sie kann, so der Artikel, abstürzen und in Lebewesen hineinfliegen. Selbst wenn sie nur wenige Kilogramm wiegt, hat ein Zusammenprall laut Oliver Bendel erhebliches Zerstörungspotenzial. Die verbreitete Vorgabe, dass man nur auf Sicht fliegen darf, womit die unvermittelte Sicht gemeint ist, mindere die Gefahr, beseitige sie aber nicht vollends. Was die Ethik nicht leisten kann, kann das Recht leisten. Von Anfang an hätte man größere Drohnen wie bewilligungspflichtige Waffen behandeln müssen. Inzwischen gibt es in mehreren Ländern entsprechende Verordnungen. Vielleicht hätte ein Vorfall wie in London Gatwick vermieden werden können. Der Beitrag kann hier heruntergeladen werden.
„Amazon gibt intime Alexa-Sprachdateien preis“, meldete Heise News. „Die Sprachaufzeichnungen stammen hörbar aus der Intimsphäre fremder Personen, beispielsweise aus Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad.“ (Heise News, 20. Dezember 2018) In „Die Spione im eigenen Haus“ von Oliver Bendel, erschienen in „Wissen – Macht – Meinung: Demokratie und Digitalisierung“ (2018), heißt es: „Sobald die Geräte in Situationen und Umgebungen benutzt werden, die als vertraut und geschützt eingestuft werden, wie es bei Kommunikations- und Transaktionsgeräten wie Echo (und mit Einschränkungen bei Smartphone und Notebook) der Normalfall ist, tauchen weitere Risiken für Privatheit, Intimsphäre und Datenschutz auf … In nicht- oder teilöffentlichen Räumen spricht man anders, teilt man etwas anderes mit, hat man Privat- und Betriebsgeheimnisse, und die Diskrepanz zwischen dem Vermögen der Geräte, die permanent etwas aufnehmen, abspeichern und weitergeben können, und dem Bedürfnis nach Privatsphäre, Persönlichkeitsschutz und Geheimhaltung ist groß. Das Eindringen in den Bereich der Sexualität kann als besonders gravierend angesehen werden – man denke nur, auf der stimmlichen Ebene, an das Stöhnen oder, auf der semantischen Ebene, an Kosewörter oder … Dirty Talk.“ Das Buch ist direkt bei Velbrück (und nicht nur bei Amazon) erhältlich. Die Texte der Autoren wurden gegendert, aus einer Ideologie heraus (Meinung) und auch gegen ihren Willen (Macht). Totalitarismus statt Demokratie, könnte man sagen. Bereits 2015 ist von Oliver Bendel „Der kleine Lauschangriff: Auditive Systeme aus Sicht der Ethik“ in Telepolis erschienen, wo ebenfalls auf Echo und Alexa eingegangen wurde.
Abb.: Schlafende (Foto eines „sleep“-Bilds von Gottfried Helnwein)
In Europa formiert sich Widerstand gegen die Versuche von bestimmten Regierungsvertretern, von Rechtspopulisten, Verschwörungstheoretikern und Pseudowissenschaftlern, die akademischen Institutionen und Disziplinen und letztlich die akademische Freiheit zu zerstören. Auf der Website von swissuniversities wird gemeldet: „Vertreterinnen und Vertreter von zehn europäischen Rektorenkonferenzen, darunter auch swissuniversities, haben sich am 13. Dezember in Wien getroffen für eine Diskussion über die Rolle der Hochschulen in der heutigen Gesellschaft. Sie haben eine Erklärung unterschrieben, mit welcher namentlich die akademische Freiheit, die wissenschaftliche Integrität in Lehre und Forschung und die institutionelle Autonomie als wesentliche Elemente für die Entwicklung von Hochschulen festgehalten werden. Die Unterzeichner betonen den Beitrag der Hochschulen für die Gesellschaft, indem diese interkulturelles Verständnis, gleichberechtigten Zugang zur Bildung und staatsbürgerliches Engagement fördern.“ Weitere Informationen über www.swissuniversities.ch und uniko.ac.at.
Abb.: Auch die Schweiz hat die Wiener Erklärung unterzeichnet
Im Deutschen Bundestag widmet man sich am 20. Februar 2019 den Chancen und Risiken von Pflegerobotern. Robotikerin Dr. Birgit Graf spricht über „Potenziale und Grenzen der Robotik für die Pflege – Stand der Technik und Anwendung, Herausforderungen für Forschung und Entwicklung“, Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler nimmt eine „Einordnung und Bewertung aus Sicht der Pflegewissenschaft“ vor. „Ethisch-normative Herausforderungen der Pflegerobotik“ ist der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel, Informations- und Maschinenethiker. Daneben gibt es Kommentare aus der Perspektive der Technikfolgenabschätzung (Dr. Bettina-Johanna Krings, KIT/ITAS), der Forschungsförderung (Christine Weiß, VDI/VDE-IT), der Pflegeträger (Alexander Huhn, Caritas-Zentrum Garmisch-Partenkirchen) und der Pflegekräfte (Peter Tackenberg, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)). Die Einführung wird Dr. Christoph Kehl vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) halten. Das Programm kann hier heruntergeladen werden.
Der Beitrag „Erfahrungen aus dem Einsatz von Pflegerobotern für Menschen im Alter“ von Michael Früh und Alina Gasser beschreibt die Erfahrungen bei der Entwicklung, Erprobung und Kommerzialisierung von Pflegerobotern aus Sicht der Firma F&P Robotics AG. „Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von Robotik in der Pflege sind noch immer weit verbreitet. Die Haltung von F&P ist es, dass nicht das Ersetzen von Mitarbeitern, sondern die sinnvolle Zusammenarbeit von Mensch und Roboter gefördert werden soll. F&P ist ein Pionier in den Bereichen Personal- und Pflegerobotik und testet derzeit den Einsatz von Robotern in Alten- und Pflegeheimen. Im ersten Teil des Beitrags werden verschiedene Serviceroboter von F&P beschrieben und deren Einsatzbereiche und Nutzen erläutert. Im Rahmen einer Masterarbeit der Universität Basel wurde eine Studie bezüglich der Akzeptanz älterer Menschen gegenüber Pflegerobotern durchgeführt. Die Resultate werden im zweiten Teil präsentiert.“ (Früh und Gasser 2018) Der Beitrag ist im Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel) enthalten, das im November 2018 bei Springer Gabler erschienen ist und über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden kann.
Der BESTBOT ist eine unmoralische Maschine in einer moralischen. Er ähnelt einer Matrjoschka, der Holzpuppe, in der weitere Holzpuppen stecken. Dies betonte Oliver Bendel in einem Gespräch mit dem Tages-Anzeiger. In die offene Welt würde er den Chatbot deshalb nicht entlassen. Dieser bleibt im Labor der Maschinenethik. Der BESTBOT wurde 2018 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW entwickelt. Bereits im März 2018 stellte der Informations- und Maschinenethiker im Rahmen der AAAI Spring Symposia sein Paper „From GOODBOT to BESTBOT“ vor, das die Grundlage für das Projekt legte. David Studer programmierte den Chatbot in Java. Der BESTBOT ist ein vernetztes System, das Suchmaschinen und Lexika benutzt. Er analysiert die Texteingaben des Benutzers mit textbasierter Emotionserkennungssoftware. Zugleich wird Gesichtserkennung eingesetzt, wiederum mit Emotionserkennung. Wenn der Benutzer zum Beispiel angibt, dass es ihm gut geht, sein Gesicht aber anderes verrät, spricht der Chatbot diesen Widerspruch an. Dieser erkennt sowohl kleine als auch große Sorgen. Dies ist ohne Zweifel von hohem Nutzen, gerade wenn der Benutzer sich etwas antun will. Zugleich kann Gesichtserkennung, vor allem im Zusammenhang mit Emotionserkennung, hochproblematisch sein. Oliver Bendel rät davon ab, solche Systeme bei der automatisierten Kommunikation und im öffentlichen Raum einzusetzen. Der ganzseitige Artikel im Tages-Anzeiger zum BESTBOT ist am 12. Dezember 2018 erschienen und kann hier heruntergeladen werden.
„Pflege und Pflegeroboter zielen darauf ab, Menschen mit Pflegebedarf zu betreuen, Krankheiten zu verhüten und Gesundheit zu fördern. Das umfasst die ganzheitliche Sorge um das Wohlbefinden und schließt auch das sexuelle Wohlbefinden als wichtigen Gesundheitsfaktor und als Menschenrecht mit ein.“ (Döring 2018) Der Beitrag „Sollten Pflegeroboter auch sexuelle Assistenzfunktionen bieten?“ behandelt zunächst den Stellenwert des sexuellen Wohlbefindens und konkretisiert die sexuellen Anliegen von Menschen mit Pflegebedarf. „Die bisherigen Angebote der Sexualassistenz für Menschen mit Pflegebedarf werden beschrieben. Auf dieser Grundlage plädiert der Beitrag dafür, im Sinne einer besseren Förderung sexuellen Wohlbefindens von Menschen mit Pflegebedarf in Zukunft auch Konzepte der robotischen Sexualassistenz zu entwickeln und zu evaluieren.“ (Döring 2018) Der Beitrag ist im Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel) enthalten, das im November 2018 bei Springer Gabler erschienen ist und über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden kann.
Microsoft gehört zu den führenden Unternehmen im Bereich der Gesichtserkennung. Man hat in den letzten Jahren mächtige Systeme geschaffen, die man in Displays mit Kameras integrieren oder an Chatbots ankoppeln kann – der BESTBOT ist ein Beispiel dafür. Nun hat das Unternehmen vor Gesichtserkennung gewarnt und nach dem Gesetz gerufen. Das ist nicht merkwürdig, sondern folgerichtig. Man hat eine Technologie entwickelt und ihre Chancen und Risiken untersucht. Man hat erkannt, dass Diskriminierung, Zerstörung der Privatsphäre und staatliche Totalüberwachung drohen. Es ist wichtig, zwischen Forschung und Entwicklung auf der einen und Anwendung auf der anderen Seite zu unterscheiden. Manchmal muss man eine Technologie auf die Welt bringen und dann im Einsatz beschränken, bis hin zum Verbot auf bestimmten Gebieten. Der Einschätzung des Konzerns mag eine ethische Reflexion vorausgegangen sein, vielleicht auch nur eine moralische Diskussion (der Spiegel wirft dem Konzern gar vor, sich zum Moralwächter aufzuschwingen). Wichtig ist aber, dass man dabei nicht stehenbleibt (und Microsoft ruft gerade nicht nach der Moral). Denn die Ethik vermag selten Probleme zu lösen. In diesem Fall braucht es weniger Ethik, mehr Recht.
Am 4. Dezember 2018 wurde von @Infoethik der 16.000 Tweet abgesetzt. In der Kurzbeschreibung heißt es: „Tweets zu Informationsethik und Maschinenethik und zu Medien-, Technik-, Wirtschafts-, Politik-, Medizin- und Umweltethik sowie Religionskritik.“ Es handelt sich um einen klassischen Kurznachrichtendienst, über den auf Artikel, Studien, Ausschreibungen und Veranstaltungen hingewiesen wird. Die Tweets von Oliver Bendel haben einen strengen Aufbau: Auf den zitierten Titel folgt der Link zum Beitrag, darauf eine Zusammenfassung, die häufig ein weiteres Zitat enthält. In seltenen Fällen steht anstelle der Zusammenfassung ein Kommentar. Jeder Tweet wird verschlagwortet, i.d.R. mit Hashtags zu den Bereichsethiken (oder zur Disziplin der Maschinenethik) oder zur Künstlichen Intelligenz. „Informationsethik“ ist wie die Plattformen informationsethik.net und maschinenethik.net der philosophischen Ethik verpflichtet und eine Alternative zu religiösen und wirtschaftlichen Vereinnahmungen der Ethik. Diese finden nicht nur in Medien-, Wirtschaftsethik und Medizinethik statt, sondern zunehmend auch mit Blick auf die Informationsethik, die Roboterethik und die Maschinenethik.
Abb.: Die Tweets zur Ethik erreichen viele Benutzer
„In naher Zukunft werden Roboter immer häufiger in den Lebensbereichen von Alltagsnutzerinnen und -nutzern anzutreffen sein. Sehr deutlich wird dies am Beispiel von Haushalts- und Pflegerobotern, denen im Hinblick auf eine alternde Gesellschaft verstärkt die Rolle des Mitbewohners und Weggefährten zukommen wird. Damit einher geht der Wunsch, die Mensch-Roboter-Kommunikation menschzentrierter zu gestalten. Es geht nicht mehr lediglich um die effiziente Durchführung von Aufgaben, sondern auch darum, für den Menschen ein angenehmes Interaktionserlebnis zu schaffen und ein Vertrauensverhältnis zu dem Roboter herzustellen.“ (Janowski et al. 2018) Der Beitrag „Sozial interagierende Roboter in der Pflege“ von Kathrin Janowski, Hannes Ritschel, Birgit Lugrin und Elisabeth André diskutiert „den aktuellen Stand in Forschung und Entwicklung im Bereich sozial interagierender Roboter, die über multimodale soziale Hinweisreize mit pflegebedürftigen Menschen kommunizieren“ (Janowski et al. 2018). Er ist im Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel) zu finden, das im November 2018 bei Springer Gabler erschienen ist und über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden kann.
„Um den steigenden Versorgungsbedarf im Gesundheitsbereich bei gleichzeitigem Mangel an Fachkräften zu sichern, wird zunehmend auch auf den Einsatz von Robotik gesetzt. Eine breite Vielfalt an Geräten wird dabei für verschiedene Nutzergruppen und Anwendungssituationen entwickelt. Die Geräte wecken einerseits Hoffnungen, aber auch Befürchtungen bei nichtprofessionellen und professionellen Nutzergruppen. Ob ein Roboter von Nutzenden tatsächlich akzeptiert wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab.“ (Becker 2018) Mit diesen Worten beginnt der Abstract des Beitrags von Heidrun Becker mit dem Titel „Robotik in der Gesundheitsversorgung: Hoffnungen, Befürchtungen und Akzeptanz aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer“, der im November 2018 im Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel aus Zürich) bei Springer Gabler erschienen ist. Dieses bündelt technische, wirtschaftliche, medizinische, pflegewissenschaftliche und ethische Reflexionen über Pflegeroboter und andere Serviceroboter im Gesundheitsbereich. Die Open-Access-Ausgabe hat die Daimler und Benz Stiftung ermöglicht und kann über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden.
Abb.: Was ist, wenn der Roboter die Medikamente bringt?
Der Abstract des Buchbeitrags „Wege zu verantwortungsvoller Forschung und Entwicklung im Bereich der Pflegerobotik: Die ambivalente Rolle der Ethik“ von Christoph Kehl beginnt mit folgenden Worten: „Obwohl die Entwicklungsarbeiten an Pflegerobotern bis in die 1980er Jahre zurückreichen, waren die bisherigen Bemühungen nicht von größeren Erfolgen gekrönt. Zwar wurde eine Vielzahl an Produktvisionen und Prototypen hervorgebracht, diese haben jedoch in aller Regel noch nicht den Weg in den Pflegemarkt gefunden. Dies hängt nicht nur mit technischen Schwierigkeiten zusammen, sondern lässt sich auch auf die bislang stark technikfokussierte Ausrichtung der Forschungs- und Entwicklungspraxis zurückführen: Offenbar ist es noch nicht gelungen, Angebote zu entwickeln, die von Kostenträgern und Endkunden ausreichend akzeptiert werden. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag der Frage nach, wie sich eine verantwortungsvolle Forschungs- und Entwicklungspraxis gestalten lässt, die den hohen Anforderungen an Serviceroboter-Anwendungen im Pflegebereich gerecht wird.“ (Kehl 2018) Der Experte für Technikfolgenabschätzung geht insbesondere auf die ambivalente Rolle der Ethik in diesem Zusammenhang ein. Der Beitrag, der im Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel) erschienen ist, kann über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden.
„In Zukunft ist ein wachsender Einsatz von Pflegerobotern zu erwarten, denen möglicherweise zwei Hauptfunktionen zugeschrieben werden können: Beitrag zur Verringerung einer sich ausweitenden Personallücke in der Pflege; Erleichterung der Pflege hinsichtlich physischer und psychischer Arbeitsbelastungen, teilweise auch durch Substitution originär pflegerischer Teilaufgaben im Bereich der Ernährung, Medikation, Aktivierung/Mobilisierung.“ (Remmers 2018) So beginnt der Abstract des Beitrags „Pflegeroboter: Analyse und Bewertung aus Sicht pflegerischen Handelns und ethischer Anforderungen“ von Hartmut Remmers, der im neuen Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel) veröffentlicht wurde. Und weiter: „Aus fachwissenschaftlicher Sicht stellen sich dabei Fragen, inwieweit und in welchem Ausmaße originär pflegerische Tätigkeiten wie die der persönlichen, vertrauensbildenden Beziehungsarbeit unterstützt/verbessert werden können oder (teil-)ersetzt werden sollen. Aus ethischer Perspektive stellen sich damit zusammenhängende Fragen, inwieweit durch den Einsatz von Robotern die Personalität des Menschen in verschiedenen Facetten seiner auch leiblich verstandenen Rezeptivität und seiner Spontaneität gegenseitigen Ausdruckshandelns und Ausdrucksverstehens gewahrt bleibt.“ (Remmers 2018) Der Beitrag kann über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden.
„Prostitution ist die Bereitstellung sexueller Dienstleistungen gegen Entgelt. Sie kann in Freiheit und Freiwilligkeit erfolgen oder unter Zwang (Zwangsprostitution), in Verbindung mit Menschenhandel und Sklaverei. Man spricht augenzwinkernd vom horizontalen Gewerbe (wobei es sich gerade beim schnellen Sex häufig um ein vertikales handelt), übertreibend vom ältesten Gewerbe der Welt und mehrdeutig von käuflicher Liebe. Die Existenzsicherung kann ebenso das Ziel sein wie die Beschaffung von Konsum- und Luxusgütern (in diesem Sinne meist Gelegenheitsprostitution, wie im Falle von Schülerinnen in Japan) oder (eher die Ausnahme) der Lustgewinn. In der Antike trat neben der Erwerbs- womöglich die Tempelprostitution auf.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel im Wirtschaftslexikon von Springer Gabler. Auch die Perspektive der Wirtschaftsethik kann eingenommen werden: Handelt es sich um ein Gewerbe, das sittenwidrig ist? Oder die Perspektive der Informationsethik: Wie sind Vermittlungs- und Bewertungsplattformen einzustufen, auf denen Bilder von Prostituierten gezeigt und deren Dienstleistungen bewertet werden? Der Beitrag ist am 27. November 2018 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/prostitution-100063 heruntergeladen werden.
Unter der Überschrift “Die Maschine als Gespielin” berichtete die SonntagsZeitung am 21. Oktober 2018 über den zunehmenden Gebrauch von Liebespuppen und die Weiterentwicklung von Sexrobotern. Ein ähnlicher Artikel war bereits am 29. September des Jahres in der Süddeutschen Zeitung erschienen. Oliver Bendel und Christian Weber hatten sich im Münchner Excelsior am Hauptbahnhof getroffen und waren von dort in Gedanken nach Dortmund gereist, wo sich das Bordoll befindet, und nach Barcelona und Moskau. Auch in der Schweiz, erzählte der Informations- und Maschinenethiker aus Zürich, legt sich das eine oder andere Etablissement eine Liebespuppe zu. Beispiele sind das Studio Elite in Luzern, die OltenGirls in Olten und der Lust-Tempel in Wohlen. Die Bereitstellung und Nutzung von Liebespuppen muss nach seiner Meinung erforscht werden, wie auch die Frage, ob man sie in Pflege und Therapie einsetzen kann. Der Beitrag in der SonntagsZeitung kann hier heruntergeladen werden.
Synthetische Stimmen kann man in vielfältiger Weise gestalten und anpassen. Man kann das Geschlecht vorgeben und das Alter, die Tonhöhe, die Klangfarbe und die Lautstärke variieren. Dafür steht zum Beispiel die Speech Synthesis Markup Language (SSML) zur Verfügung. Einige Befehle sind dafür geeignet, die Stimmen lebensechter zu machen. Selbst ein Flüstern kann man mit SSML inzwischen definieren, das ja nicht nur ein leises, sondern ein stimmloses Sprechen ist. Alexa wirkt damit noch menschlicher. Wie Google Duplex eindrucksvoll gezeigt hat, sind auch Pausen wichtig sowie Verzögerungslaute wie „Mmh“ und „Ähh“, also spezifische Sprechweisen. Die Einbindung von Kopf- und Körpergeräuschen könnte den Echtheitsgrad und die Überzeugungskraft weiter steigern. Wenn sich der virtuelle Assistent räuspert, wenn er die Nase hochzieht, die gar nicht vorhanden ist, dürfte kaum noch jemand denken, dass es sich um kein menschliches Gegenüber handelt. Ferner ist es möglich, Neben- und Hintergrundgeräusche zu integrieren. Übertreiben darf man es freilich nicht, und alle Geräusche müssen letztlich zusammenpassen.
Prof. Dr. Oliver Bendel stellte in seinem abendfüllenden Vortrag „Das automatische Verschwinden der menschlichen Arbeit“ im Stadthaus Ulm am 25. Oktober 2018 die Veränderungen in der Arbeitswelt durch Roboter und KI-Systeme vor und diskutierte sie aus den Perspektiven von Informationsethik und Maschinenethik. Am Ende ging er auf das bedingungslose Grundeinkommen ein, das er begrüßt, und auf die Robotersteuer, die er skeptisch sieht. Zudem stellte er ein eigenes Konzept vor, das des bedingungslosen Grundeigentums. Dieses weise in aller Schärfe auf die Ungerechtigkeit hin, dass die Erde bereits aufgeteilt sei und die Neuankömmlinge sich lebenslang abmühen müssten, um schließlich ein kleines Grundstück bzw. ein kleines Haus erwerben zu können, wenn dies überhaupt möglich sei. Zugleich werfe es die eine oder andere neue Ungerechtigkeit auf, der man begegnen müsse. Der Vortrag löste ein großes Echo aus und wurde auch in der Südwest Presse besprochen.
Abb.: Das Ulmer Stadthaus vom Ulmer Münster aus gesehen
CONVERSATIONS 2018 was a cross-disciplinary workshop to advance chatbot research. It took place on 26 October in St. Petersburg, at the School of Journalism and Mass Communications. „Chatbots enable users to interact with digital services in natural language, through text or voice dialogue. Customer service and digital assistants are applications areas where chatbots already have substantial impact. Also in other application areas, such as health and fitness, education, and information services, a similar impact is foreseen.“ (Website Workshop) The event was open to all scientists and practitioners with an interest in chatbot research and design. Among the organizers were experts such as Asbjørn Følstad, SINTEF (Norway), and Symeon Papadopoulos, Centre for Research and Technology Hellas (Greece). Members of the program committee were among others Adam Tsakalidis, University of Warwick (UK), Despoina Chatzakou, Aristotle University of Thessaloniki (Greece), Eleni Metheniti, Saarland University (Germany), Frank Dignum, Utrecht University (Netherlands), and Oliver Bendel, School of Business FHNW (Switzerland). Further information on conversations2018.wordpress.com/.
Unter der Überschrift „AI love you“ berichtete die Süddeutsche Zeitung am 29. September 2018 über den zunehmenden Gebrauch von Liebespuppen und die Weiterentwicklung von Sexrobotern. Vorausgegangen war ein einstündiges Interview mit Oliver Bendel, der als Informations- und Maschinenethiker dieses Phänomen erforscht. Der Journalist und er trafen sich im Münchner Excelsior am Hauptbahnhof und reisten von dort in Gedanken nach Dortmund, wo sich das Bordoll befindet, und nach Barcelona und Moskau. Auch in der Schweiz, erzählte der Ethiker, legt sich das eine oder andere Etablissement eine Liebespuppe zu. So weit wie das Bordoll, wo es keine Menschen mehr gibt, die Besitzerin und die Kunden ausgenommen, treibt es aber noch niemand. Im Bordoll interessieren sich die meist jungen Männer auch für Fantasyfiguren, für Elfen und Manga- und Animemädchen. So etwas muss erforscht werden, wie auch die Frage, ob man Liebespuppen in Pflege und Therapie einsetzen kann. Dieser Frage widmet sich wiederum ein aktueller Beitrag von Oliver Bendel in der IT for Health. Der Beitrag in der Süddeutschen kann hier kostenpflichtig abgerufen werden.
VRODO hat ein Interview mit dem Roboterphilosophen, Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel geführt. Es ging um moralische Maschinen und am Rande auch um die Frage, ob Maschinen eines Tages Bewusstsein oder Selbstbewusstsein haben können. Für Oliver Bendel gehört zum Bewusstsein, dass eine innere Stimme ausruft: Ah, das ist ja die Welt! Diese innere Stimme kann seiner Meinung auch ein Tier haben. Jeder Igel, jede Kröte hat Bewusstsein. Zum Selbstbewusstsein gehört, dass die innere Stimme ausruft: Ah, das bin ja ich! Ein Affe hat Selbstbewusstsein. Der Roboterphilosoph denkt nicht, dass man ein echtes Bewusstsein von Maschinen wird schaffen können. Auf jeden Fall werde der Roboter nie mit seiner inneren Stimme ausrufen: Ah, das bin ja ich, der Roboter! „I, Robot“ – das sei Science-Fiction. Die Forschung über maschinelles Bewusstsein hält Oliver Bendel dennoch für wichtig. Bei einem der Symposien der AAAI Spring Symposia an der Stanford University wird es um dieses Thema gehen. Das Interview wurde von Maximilan Schreiner geführt und kann über the-decoder.de/was-ein-roboterphilosoph-ueber-maschinenmoral-denkt/ nachgelesen werden.
Am 12. September 2018 ist in der Zeitschrift IT for Health der Artikel „Sexroboter im Gesundheitsbereich“ von Oliver Bendel erschienen. Sexuelles Wohlbefinden dient der körperlichen und geistigen Gesundheit. Jeder Mensch erreicht es auf unterschiedliche Weise. Auch Alter und Geschlecht spielen mit hinein. Die einen streben einen täglichen Höhepunkt an, alleine, zu zweit oder zu dritt, andere begnügen sich mit einer monatlichen Umarmung, bei der sie den anderen Körper spüren. So oder so dient das sexuelle Wohlbefinden der Entspannung, der Ausgeglichenheit und der Zufriedenheit. Soweit die Theorie. In der Praxis können nicht alle Menschen sexuelles Wohlbefinden erreichen. Es fehlt ihnen vorübergehend oder dauerhaft ein Partner, weil sie scheu und zurückgezogen sind, sie niemanden ansprechen wollen oder können, sie nicht attraktiv genug, zu alt etc. sind. Sie sind aufgrund von Beeinträchtigungen nicht in der Lage, Sex bzw. einen Orgasmus zu haben. Oder ihre Praktiken sind nicht erwünscht bzw. nicht erlaubt. Welcher Grund es auch sein mag – Menschen, die sexuell aktiv sein wollen, aber nicht können, können leiden und erkranken. Sind für die Betroffenen vielleicht Sexroboter und Liebespuppen eine Lösung? Diese könnten sozusagen die sexuelle Grundversorgung sicherstellen, zudem in Pflege und Therapie eine Rolle spielen. Nach einführenden Bemerkungen und Überlegungen wird im Artikel dieser Frage nachgegangen.
Abb.: Eignen sich Liebespuppen und Sexroboter für den Gesundheitsbereich?
In der neuen Ausgabe der Zeitschrift cooperativ (2/18) widmet man sich der Frage, ob Roboter Moral brauchen. Oliver Bendel zeigt seit einigen Jahren, wie maschinelle Moral entsteht, aus der Maschinenethik heraus, in Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz und Robotik. Ob Roboter Moral brauchen, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Es bieten sich Stellvertretermaschinen mit einer Stellvertretermoral an, die der Besitzer oder Benutzer mit Hilfe eines Moralmenüs erzeugen kann, mit einer gewissen Freiheit, die auf der einen Seite von Voreinstellungen, auf der anderen Seite von Verordnungen und Gesetzen eingeschränkt wird. Stellvertretermaschinen dieser Art können in geschlossenen oder halboffenen Umgebungen unterwegs sein, etwa als Staubsaugerroboter im Haushalt oder als Sicherheitsroboter auf dem Betriebsgelände. Oliver Bendel kommt in dem Beitrag von Hermann Fritzl ebenso zu Wort wie Matthias Scheutz von der Tufts University School of Engineering und Bertram F. Malle von der Brown University. Der Artikel mit dem Titel „Brauchen Roboter Moral?“ kann über issuu.com/cooperativ_oegv/docs/cooperativ_02_18_web aufgerufen werden. Zudem steht er hier als PDF zur Verfügung.