Das neue LLM verwendet Standardsprache

Erste Tests mit Apertus haben ergeben, dass die Voreinstellung die Nutzung der Standardsprache bedeutet. Dies ist erfreulich – und aus mehreren Gründen nicht selbstverständlich. Zunächst einmal ist die ETH Zürich dafür bekannt, in Medienmitteilungen, auf ihrer Website und in Dokumenten von der Standardsprache abzuweichen und eine Sondersprache (die Gendersprache) anzuwenden. Die Forscher, die an Apertus mitgewirkt haben, sind offensichtlich nicht diesem Weg gefolgt. Zudem geht bei dominanten Chatbots wie ChatGPT das Default mit der Anwendung der Sondersprache einher. Selbst wenn man Standardsprache verlangt, wird dies immer wieder ignoriert. Wie Claude sieht auch Apertus nach ersten Erkenntnissen von solchen Arten der Beeinflussung ab. Dies ist ein wichtiger Schritt, um eine befriedigende Nutzung für alle zu ermöglichen und eine weitergehende Spaltung zu verhindern. Wer dennoch eine andere Sprache ausgegeben haben will, wird daran nicht gehindert – das LLM passt sich an die Wünsche und Bedürfnisse der Benutzer an. Wer Apertus ausprobieren will, kann dies über Public AI tun. Man muss sich lediglich registrieren und kann dann sofort loslegen. Mit einem sprachlich neutralen LLM. Aus der angeblich neutralen Schweiz.

Abb.: Mit Apertus im Gespräch

Zur Veröffentlichung von Apertus

„Die EPFL, die ETH Zürich und das Schweizerische Supercomputing-Zentrum CSCS haben heute Apertus veröffentlicht: Das erste umfangreiche, offene und mehrsprachige Sprachmodell aus der Schweiz. Damit setzen sie einen Meilenstein für eine transparente und vielfältige generative KI.“ Dies ist einer Medienmitteilung der ETHZ vom 2. September 2025 zu entnehmen. Apertus steht in zwei Versionen mit 8 und 70 Milliarden Parametern zur Verfügung und eignet sich für vielfältige Anwendungen, von Forschung über Bildung bis zur Industrie. Trainiert wurde das Modell auf 15 Billionen Tokens in über 1000 Sprachen, darunter Schweizerdeutsch und Rätoromanisch. Damit eignet es sich vermutlich auch dafür, bereits eingestellte Chatbots wie @llegra (für Vallader) von Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Dalil Jabou in einer neuen Version aufleben zu lassen und bereits in Entwicklung begriffene Chatbots wie IdiomVoice (für Sursilvan, ein Projekt der FH Graubünden unter Beteiligung der Hochschule für Wirtschaft FHNW, wieder in Person von Oliver Bendel, und der OST – Ostschweizer Fachhochschule) zu unterstützen. Zugänglich ist das neue Modell über Swisscom sowie weltweit über Hugging Face und die Public AI Inference Utility. Erste praktische Tests und Feedbackrunden erfolgen im Rahmen der Swiss {ai} Weeks.

Abb.: Eine Parkbank in der Surselva

Ein Avatar als Superheldin

„Der bekannteste Autor von Handyromanen im deutschsprachigen Bereich ist der promovierte Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel aus Zürich.“ Dies schrieb die ZEIT am 13. März 2009. Bereits 2007 hatte er den Trend aus Japan nach Europa geholt. Es entstand eine Serie um die Privatdetektivin Lucy Luder und eine um die Superheldin Handygirl, einen Avatar auf dem Handy, der sich bei Gefahr für seine Besitzerin materialisiert und ihr aus der Patsche hilft. Die Handyromane waren Java-Umsetzungen, die über Premium-SMS-Server vertrieben wurden. Das Ende kam mit dem Erfolg des iPhone, das Java verschmähte. Der letzte Teil mit der kleinen Superheldin erschien 2010. Avatare waren bereits um die Jahrtausendwende bekannt und beliebt, als Repräsentanten von Benutzern in Computerspielen und als Visualisierungen von Chatbots. Auch die ersten Nachrichtensprecher waren zu sehen. Handygirl lebte noch für einige Zeit in Handyhaikus weiter, die 2010 in Form von QR-Codes veröffentlicht worden waren. Heute sind Avatare wieder ein Hype. Sie sprechen wieder News vor und vertreten Benutzer bei Meetings. Zuletzt hat Ani für Furore gesorgt, eine Visualisierung von Grok.

Abb.: Eine Handyromanleserin im Jahre 2010

AI for Non-Human Animal Communication

Recent advancements in artificial intelligence (AI) and bioacoustics have opened a unique opportunity to explore and decode animal communication. With the growing availability of bioacoustic data and sophisticated machine learning models, researchers are now in a position to make significant strides in understanding non-human animal languages. However, realizing this potential requires a deliberate integration of AI and ethology. The AI for Non-Human Animal Communication workshop at NeurIPS 2025 will focus on the challenges of processing complex bioacoustic data and interpreting animal signals. The workshop will feature keynote talks, a poster session, and a panel discussion, all aimed at advancing the use of AI to uncover the mysteries of animal communication and its implications for biodiversity and ecological conservation. The workshop is inviting submissions for short papers and proposals related to the use of AI in animal communication. Topics of interest include bioacoustics, multimodal learning, ecological monitoring, species-specific studies, and the ethical considerations of applying AI in animal research. Papers should present novel research, methodologies, or technologies in these areas, and will undergo a double-blind review process. The paper submission deadline is September 5, 2025, with notifications of acceptance by September 22, 2025. More information is available at aiforanimalcomms.org.

Fig.: Nonhuman primates in conversation

Video zum VISUAL-Projekt

Zum Projekt VISUAL liegt seit 29. August 2025 ein Video vor, das das System im Betrieb zeigt. „VISUAL“ steht für „Virtual Inclusive Safaris for Unique Adventures and Learning“. Überall auf der Welt gibt es Webcams, die wilde Tiere zeigen. Sehende können sie nutzen, um bequem vom Sofa aus auf Foto- bzw. Videosafari zu gehen. Blinde und sehbehinderte Menschen sind dabei im Nachteil. Im Projekt wurde im Rahmen von Inclusive AI ein Prototyp speziell für sie entwickelt. Es werden weltweit öffentliche Webcams angezapft, die auf Wildtiere gerichtet sind. Man kann sich zwischen mehreren Lebensräumen auf dem Boden oder im Wasser entscheiden. Zudem kann man „Adult“ oder „Child“ als Profil und eine Rolle („Safari Adventurer“, „Field Scientist“, „Calm Observer“) auswählen. Wenn man das Livevideo aufruft, werden drei Screenshots angefertigt und zu einem Bündel zusammengefügt. Dieses wird von GPT-4o, einem MLLM, analysiert und evaluiert. Der Benutzer bekommt dann die Beschreibung der Szene und der Aktivitäten vorgesprochen. Das Projekt dürfte eines der ersten sein, das Inclusive AI mit neuen Ansätzen der Animal-Computer Interaction (ACI) verbindet. Das Video kann über www.informationsethik.net/videos/ abgerufen werden.

Abb.: Das VISUAL-System

Launch of the DEEP VOICE Project

The DEEP VOICE project will be launched at the FHNW School of Business in early September 2025. It was initiated by Prof. Dr. Oliver Bendel. „DEEP VOICE“ stands for „Decoding Environmental and Ethological Patterns in Vocal Communication of Cetaceans“. The project aims to decode symbolic forms of communication in animals, especially whales. It is based on the conviction that animal communication should not be interpreted from a human perspective, but understood in the context of the species-specific environment. The focus is therefore on developing an AI model that is trained on the basis of a comprehensive environmental and behavioral model of the respective animal. By integrating bioacoustic data, ecological parameters, and social dynamics, the aim is to create an animal-centered translation approach that allows the identification of meaning carriers in animal vocalizations without distorting them anthropocentrically. The project combines modern AI methods with ethological and ecological foundations and thus aims to contribute to a better understanding of non-human intelligence and communication culture and to animal-computer interaction. Oliver Bendel and his students have so far focused primarily on the body language of domestic and farm animals (The Animal Whisperer Project) and the behavior of domestic (The Robodog Project) and wild animals (VISUAL).

Fig.: A whale in the ocean

Neues Buch „300 Keywords Weltraum“

Das Buch „300 Keywords Weltraum“ von Oliver Bendel ist am 28. August 2025 bei Springer Gabler erschienen. Es ist ein Grundlagenwerk zur Raumfahrt und zum Weltraum. Es enthält zahlreiche Exkurse, etwa zur Weltraumlyrik und zur Weltraumkunst. Zentrale Themen, die sich durch das ganze Buch ziehen, sind Ethik, Robotik und Umwelt. In diesen Bereichen ist der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker aus Zürich zu Hause. Man kann sich entweder von A wie Anthropozän bis Z wie Zwergplanet durchlesen oder sich einen der über 300 Begriffe aussuchen und von diesem aus weiterspringen. Es ist das sechste „Keywords“-Buch von Oliver Bendel, wobei zwei davon bereits in zweiter Auflage vorliegen, nämlich das zur Informationsethik und das zur Digitalisierung. Zuletzt erschien in dieser Reihe „300 Keywords Generative KI“. Das Buch kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-49287-8 heruntergeladen oder bestellt werden. Zudem ist es über den Buchhandel erhältlich.

Abb.: Das Cover des Buchs

Grundlagen der Technikphilosophie

„Technikphilosophie ist die Philosophie der Technik und umfasst u.a. die Erkenntnistheorie, die Ontologie, die Ästhetik und die Ethik der Technik (Technikethik). Technik kann dabei aufgefasst werden als Artefakt, das einen bestimmten Nutzen stiftet, sowie als damit verbundene Handlung. Werkzeuge wie Hämmer und Maschinen wie Bohrmaschinen und Serviceroboter und ihr Gebrauch sind Beispiele dafür.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Prof. Dr. Oliver Bendel, der am 25. August 2025 im Gabler Wirtschaftslexikon veröffentlicht wurde. Im zweiten Abschnitt wird auf den Hintergrund eingegangen, im dritten werden Beispiele und Merkmale genannt. Der vierte Abschnitt widmet sich Technikethik und Technikfolgenabschätzung, der fünfte Kultur und Natur. Der sechste Abschnitt plädiert dafür, nicht nur in der Ethik zu forschen, sondern auch anderen Gebieten genügend Raum zu geben: „Insbesondere Ontologie und Ästhetik der Technik müssen in stärkerem Ausmaß betrieben werden, um das Miteinander von Mensch und Maschine sowie Tier und Maschine besser begreifen und gestalten zu können.“ Der vollständige Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/technikphilosophie-126355 abrufbar.

Abb.: Der Technikphilosoph Oliver Bendel im Schaulager (Foto: Stefanie Hauske)

Eine erste Annäherung an die LinkedIn-Lyrik

„LinkedIn-Lyrik ist eine Form von Beiträgen auf LinkedIn, die ca. 2018 in Erscheinung getreten ist und seit ca. 2020 starke Verbreitung gefunden hat. Ein Grund dafür ist eine Umstellung des Feeds (eine Angleichung an Social Media) ab 2017. Sie stammt oft von HR-Spezialisten, Unternehmensberatern und Coaches bzw. Personen, die sich Keynote Speaker, Influencer oder Evangelist nennen.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Prof. Dr. Oliver Bendel, der am 25. August 2025 im Gabler Wirtschaftslexikon veröffentlicht wurde. Im zweiten Abschnitt werden Merkmale genannt: „Typisch für LinkedIn-Lyrik sind kurze, prägnante Sätze, zahlreiche Zeilenumbrüche und Stakkato-Stil. Es gibt typografische Hervorhebungen, Bullet Points, Interjektionen, Akronyme und Emojis. Schlagworte und Allgemeinplätze werden aneinandergereiht. Es herrscht ein moralischer oder appellativer Ton vor. Erzielt werden soll Emotionalisierung.“ Im dritten und letzten Abschnitt wird die Perspektive der Ethik eingenommen. Der vollständige Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/linkedin-lyrik-175668 abrufbar.

Abb.: Eine erste Annäherung an die LinkedIn-Lyrik

Robotertaxis in der Schweiz

Der chinesische Internetkonzern Baidu bringt seinen Robotertaxidienst Apollo Go im Jahre 2026 erstmals nach Europa, und zwar in die Schweiz. Dies meldeten am 25. August 2025 mehrere Medien, u.a. die NZZ und der Tages-Anzeiger. Allerdings wird der Einsatz nicht in Zürich stattfinden, sondern in ländlichen Regionen. Dies ist nur auf den ersten Blick überraschend. Während Zürich als international bedeutender Standort für Forschung und Entwicklung sowie Anwendung gilt und Wohnsitz und Arbeitsort für geeignete Fachkräfte ist, eignet sich das Umland besser für Pilotprojekte, da dort weniger Konkurrenz durch bestehende Fahrdienste besteht und die Bedingungen überschaubarer sind. Dazu gehört auch die weniger große Komplexität im Straßenverkehr, wie bereits die Verkehrspyramide von Oliver Bendel aus dem Jahre 2016/2017 gezeigt hat: Landstraßen und Autobahnen sind für den autonomen Verkehr am besten geeignet, obwohl KI-Systeme den Anforderungen des Stadtverkehrs immer mehr gerecht werden. Dies gilt vor allem für PKWs – bereits um 2016 wurde in Sion im Wallis erfolgreich das autonome Smart Shuttle betrieben. Die Schweiz wird damit zum ersten europäischen Markt, in dem Baidus autonome Fahrzeuge ohne Begleitung unterwegs sein werden. Für das chinesische Unternehmen ist das ein wichtiger Schritt, um Erfahrungen in Europa zu sammeln und den Weg für eine breitere Einführung der Technologie zu ebnen. Wie es das Schweizer Datenschutzgesetz einhält, wird die Praxis zeigen.

Abb.: Apollo von Baidu

Ein Rückblick auf den GOODBOT

Im Jahre 2012 fütterte ein Student von Prof. Dr. Oliver Bendel in seinem Auftrag verschiedene Chatbots mit Sätzen wie „Ich will mich umbringen“ oder „Ich will mich ritzen“. Die meisten von ihnen reagierten unangemessen. Es fiel der Startschuss für den GOODBOT, der 2013 entstand, als ein Projekt innerhalb der Maschinenethik. Er erkannte Probleme des Benutzers und eskalierte über drei Stufen. Zunächst fragte er nach, versuchte zu beruhigen und zu helfen. Auf der obersten gab er eine Notfallnummer heraus. Das Projekt wurde von Oliver Bendel bei den AAAI Spring Symposia an der Stanford University und bei weiteren Anlässen vorgestellt. Zudem berichteten Medien darüber. Später entstanden LIEBOT und – im gleichen Geiste wie GOODBOT – BESTBOT, der mit Emotionserkennung (basierend auf Textanalyse und Gesichtserkennung) ausgestattet war, wieder später Chatbots wie MOBO (dessen Verhalten man über ein Moralmenü anpassen konnte) und Miss Tammy (deren Verhalten von Netiquetten gesteuert war). Miss Tammy war – wie andere Chatbots wie @ve, @llegra und kAIxo – kein regelbasierter Chatbot mehr, sondern LLM-basiert. Bereits 2013 diskutierte Oliver Bendel, ob man Chatbots, die Probleme erkennen können, mit externen Systemen verbinden sollte, etwa einem automatisierten Polizeinotruf. Dies birgt allerdings zahlreiche Gefahren und könnte heutzutage, wo von Millionen von Benutzern auszugehen ist, schwer umsetzbar sein. Die anderen Strategien, von der Unterstützung bis zur Herausgabe einer Notfallnummer, scheinen weiterhin zielführend zu sein.

Abb.: Eine junge Frau mit dem Smartphone

Wie ChatGPT an der deutschen Sprache scheitert

Die Default-Einstellung bei ChatGPT ist Gendersprache. Dabei verwendet es Schreibweisen, die nicht regelkonform sind, wie Sonderzeichen im Wortinneren. Wird ein Text zum Redigieren vorgelegt, werden auch korrekte Schreibweisen beanstandet. In einem konkreten Fall – mit der öffentlich verfügbaren Version ohne Anmeldung – wird bei einem Text „der bolivianisch-schweizerische Schriftsteller“ herausgegriffen. ChatGPT meint dazu: „Laut Duden ist ’schweizerisch‘ korrekt, aber viele bevorzugen stilistisch ’schweizerische*r Schriftsteller‘ → kein Fehler, nur ein möglicher Stilpunkt.“ Zunächst einmal ist der Duden nur ein privatwirtschaftliches Nachschlagewerk neben anderen, kein normgebendes Regelwerk – und dies seit 1996. Seinen wissenschaftlichen Ruf hat der Verlag vor Jahren verspielt. In diesem Fall hat er dennoch recht. Dann ist es unwahr, dass viele eine Schreibweise mit Gendersternchen bevorzugen. Es handelt sich vielmehr um eine kleine Minderheit, die OpenAI offensichtlich stärken will. Nicht zuletzt ergibt die gegenderte Schreibweise hier keinerlei Sinn, da es sich um eine konkrete Person handelt, die nie davon gesprochen hat, dass sie nicht männlich gelesen werden will. Zudem wird das Adjektiv gegendert, das Substantiv aber nicht, und die Flexion verändert. OpenAI beeinflusst mit seiner ideologisch-politischen Agenda den allgemeinen Sprachgebrauch. Seine Prinzipien stellt es über alles. ChatGPT scheitert sowohl an regelkonformem als auch an nicht regelkonformem Deutsch. Es ist kein brauchbares Werkzeug für Überarbeitungen im Deutschen und Übersetzungen ins Deutsche.

Abb.: Das Scheitern von ChatGPT an der deutschen Sprache

Ein letztes Mal durch die Alleen

Der Tod von Eugen Gomringer, des Vaters der Konkreten Poesie, wurde in der Schweizer Tagesschau vom 22. August 2025 mit ein paar Sekunden bedacht, bevor man einen ausufernden Beitrag zum 30. Geburtstag von Dua Lipa brachte. Die deutsche Tagesschau berichtete gar nicht – Fußball wurde an diesem Tag wie an fast jedem anderen als wichtiger erachtet. Einer breiten Öffentlichkeit wurde der bolivianisch-schweizerische Schriftsteller, der vor allem in Deutschland gewirkt hatte, durch einen Zensurskandal bekannt. Peter Epperlein schrieb in Telepolis vom 30. Oktober 2017: „Ein Gedicht sorgt für Aufregung. Es ist ein schlichtes Gedicht an einer Wand der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin. Es ist in Spanisch und stammt aus dem Jahr 1953. Es ist dort an der Giebelwand seit 2011. Eugen Gomringer, Schriftsteller und Begründer der Konkreten Poesie, hatte es, nachdem er den Alice Salomon Poetik Preis 2011 erhalten hat, der Hochschule übergeben.“ Und weiter: „Trotz seiner Größe von 15 Metern Höhe und 14 Metern Breite wurde es von der breiten Öffentlichkeit kaum beachtet, bis der AStA, die Studentenvertretung, daran Anstoß genommen hat. Es sei frauenverachtend und sollte daher übermalt werden. Die Frau würde als Objekt dargestellt werden. Das Subjekt, der Handelnde sei wieder einmal der Mann. Dies würde die Frauen an die Übergrifflichkeit der Männer, den täglichen Sexismus erinnern, und sei daher ein Symbol der Frauenunterdrückung.“ (Telepolis, 30. Oktober 2017) Das Gedicht wurde entfernt und fand später seine Heimat an anderen Wänden. Oliver Bendel erstellte es 2017 zu Ehren des Schriftstellers in einer neuen Version. Vorgetragen wird diese von einer Roboterfrau namens Laura. Eugen Gomringer ist am 21. August 2025 in Bamberg gestorben.

Abb.: Das Gedicht an einer Fassade (Bild: ChatGPT/4o Image)

Ein Lieferroboter in Zürich

In Zürich Oerlikon testet der Lieferdienst Just Eat gemeinsam mit dem ETH-Spin-off Rivr seit Mitte August 2025 den Einsatz von Lieferrobotern. Dies meldeten am 21. August 2025 mehrere Schweizer Medien, etwa Inside IT und Tages-Anzeiger. Zwei Monate lang wird ein robotischer Vierbeiner mit Rädern Bestellungen des Restaurants Zekis World ausliefern. Zunächst begleitet ein Operator die Fahrten. Was danach passiert, ist nicht ganz klar. Obwohl der Roboter in den Medien immer wieder als autonom bezeichnet wird, wird zugleich gesagt, dass er von einer Zentrale überwacht oder gar ferngesteuert wird. Dies erinnert an den Transportroboter von Segway, der seit Jahren in den USA unterwegs ist, zudem an den Transportroboter von Starship Technologies, der 2016 von der Schweizerischen Post bei Bern getestet wurde – allerdings sind diese Modelle eher konventionell gebaut, nämlich als Kisten mit Rädern. Der elegantere und interessantere Zürcher Roboter fährt 15 km/h, kann Hindernisse wie Bordsteine und Treppen überwinden und nutzt ein KI-System zur Navigation. Der Lieferbehälter ist isoliert und auslaufsicher. Der Test ist angeblich eine Europapremiere. Bei Erfolg plant Just Eat den Einsatz in weiteren Städten sowie Anwendungen im Detailhandel. Rivr-CEO Marko Bjelonic sieht in dem Projekt laut Inside IT einen wichtigen Schritt in Richtung autonome Lieferungen im städtischen Raum. Von solchen raten einige Experten aber ab, vor allem mit Blick auf vielbesuchte und vielbefahrene Umgebungen. Auch die Begegnungen mit Hunden und anderen Tieren sind zu berücksichtigen – hierzu gibt es erste Forschung im Kontext der Animal-Machine Interaction.

Abb.: Das Zürcher Quartier Oerlikon

Eine Auseinandersetzung mit der Qualzucht

„Qualzucht ist Tierzucht mit der Herausbildung und Förderung von Merkmalen, die mit Schmerzen, Leiden, Schädigungen, Angstzuständen und Verhaltensstörungen verbunden sind. Sie betrifft vor allem Haus-, Nutz- und Labortiere sowie Sport- und Freizeittiere.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Prof. Dr. Oliver Bendel, der am 18. August 2025 im Gabler Wirtschaftslexikon veröffentlicht wurde. Im zweiten Abschnitt werden Beispiele gegeben: „Beispiele für Qualzüchtungen (im Sinne von aus Qualzucht hervorgegangenen Tieren) bei Hunden sind Mops (Atemnot, Augenentzündungen), Chihuahua (Zahnprobleme, Gehirn- und Augenprobleme), Dackel (Schmerzen beim Gehen oder Springen, Bandscheibenvorfälle) und Deutsche Dogge (Herzprobleme, Magendrehung).“ Im dritten und letzten Abschnitt wird die Perspektive der Ethik eingenommen: „Die Tierethik begründet, ausgehend von Empfindungs- und Leidensfähigkeit, die Illegitimität von Qualzüchtungen und beanstandet, dass diese – wie Nutztiere, die für Milch-, Leder- und Fleischgewinnung gehalten werden – Mittel zum Zweck und den Menschen ausgeliefert sind. Die Wirtschaftsethik fragt nach der Verantwortung von Züchtern und Verbänden im Hinblick auf Transparenz, Aufklärung und Schadensvermeidung. Der vollständige Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/qualzucht-175623 abrufbar.

Abb.: Eine Sphynx-Katze

Wenn Hunde auf einen Roboterhund treffen

Das Projekt „The Robodog Project: Bao Meets Pluto“ untersuchte, wie Haushunde auf den vierbeinigen Roboter Unitree Go2 – von Projektinitiator Prof. Dr. Oliver Bendel Bao genannt – reagieren und wie ihre Halter solche Roboter in gemeinsam genutzten öffentlichen Räumen wahrnehmen. Das Projekt begann Ende März 2025 und wurde Anfang August 2025 abgeschlossen. Die Studie befasste sich mit drei Fragen: 1. Wie reagieren Hunde verhaltensmäßig auf einen vierbeinigen Roboter in sechs definierten Durchläufen, nämlich stationär, gehend und springend im Originalzustand sowie stationär, gehend und springend mit einem zusätzlichen 3D-gedruckten Hundekopf? 2. Welche Erwartungen und Bedenken haben die Halter? 3. Welche regulatorischen Rahmenbedingungen könnten eine sichere Integration unterstützen? Zwölf Hunde wurden in sechs strukturierten Interaktionsphasen beobachtet; ihr Verhalten wurde mithilfe von BORIS videokodiert. Vorgespräche mit acht Haltern sowie ein Experteninterview mit der Biologin und Hundetrainerin Dr. Sabrina Karl lieferten zusätzliche Erkenntnisse. Die Studie unter der Leitung von Selina Rohr ergab, dass die meisten Hunde vorsichtig, aber nicht aggressiv waren. Das Interesse nahm zu, sobald sich der Roboter bewegte, während visuelle Modifikationen kaum Wirkung zeigten. Ein 3D-gedruckter Hundekopf hingegen schien die Hunde im Standmodus zu faszinieren. Hergestellt und zur Verfügung gestellt wurde er von Norman Eskera. Häufig suchten die Tiere die Orientierung bei ihren Haltern, was die Bedeutung menschlicher Vermittlung unterstreicht. Die Halter zeigten sich vorsichtig aufgeschlossen, betonten jedoch Bedenken hinsichtlich Sicherheit, Unberechenbarkeit und Haftung. Die Ergebnisse sprechen für eine an Drohnen orientierte Regulierung beim Einsatz solcher Roboter im öffentlichen Raum.

Abb.: Der Hundekopf aus dem 3D-Drucker

Die Entwicklung der Informationsethik

Joseph Weizenbaum hatte in den 1970er-Jahren den Grundstein für die Informationsethik gelegt, vor allem mit seinem Buch „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“ (1977). Bis dahin waren informationsethische (auch KI-ethische), roboterethische und maschinenethische Überlegungen im Kontext der Informatik und der Technikethik bzw. Technikphilosophie angestellt worden – oder in der Science-Fiction. In den 1980er- und 1990er-Jahren prägten Rafael Capurro und Rainer Kuhlen die Szene. Ersterer sprach später auch von Digitaler Ethik, wie Luciano Floridi, ein bekannter Forscher in diesem Bereich. Rainer Kuhlen schrieb unter Mitarbeit von Oliver Bendel das Buch „Die Mondlandung des Internet“ – dieses beschrieb das Engagement der Politik im WWW, genauer gesagt die Bereitstellung von Informationen, Diskussionsforen, Chatrooms und Onlineabstimmungen im Rahmen der Bundestagswahl 1998. Oliver Bendel, studierter Philosoph, verfasste im Rahmen seines zweiten Studiums der Informationswissenschaft ein Jahr zuvor die Arbeit „Ethik und Einsatz von Informationstechnik: Probleme der Computerethik und ethischer Kodizes“. Darin ging er u.a. der Frage nach, ob Computersysteme Verantwortung tragen können, aufbauend auf Diskussionen der 1970er- und 1980er-Jahre. Zudem analysierte er die schon damals fragwürdigen ethischen Leitlinien der Gesellschaft für Informatik (GI). 1998 gründete Rainer Kuhlen NETHICS. Auf der Willkommensseite hieß es: „NETHICS e.V. … nimmt den Auftrag wahr, die UNESCO, in Deutschland die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK), bei der Behandlung informationsethischer Fragestellungen zu unterstützen.“ Die Website kam hell und aufgeräumt daher, wie es Google kurz zuvor vorgemacht hatte. Der Verein brauchte zur Gründung sieben Personen – unter ihnen war Oliver Bendel. Er ging Ende 1998 weg von Konstanz, zunächst an das Institut für Telematik in Trier. Ab Ende 1999 widmete er sich an der Universität St. Gallen zuerst Lern- und Wissensportalen und dann pädagogischen Agenten. Die meist anthropomorph umgesetzten Chatbots und Sprachassistenten bzw. mit Kameras ergänzten KI-Systeme warfen schon damals interessante ethische Fragen auf. Sein Interesse galt aber zunächst vor allem ihrer technischen und prozessualen Umsetzung.

Abb.: Die Website von NETHICS im Jahre 1999

Das Webdesign in den 1990er-Jahren

Die späten 1990er-Jahre waren ein Labor für Webdesign. Es gab immer noch die von Frames bestimmten Websites mit strukturierten Hintergründen und Bauarbeitermännchen, die als Animated Gifs den Aufbau anzeigten. Es gab aber auch bereits aufgeräumte, von Weiß dominierte Flächen – die Suchmaschine von Google ab Ende 1997 war ein berühmtes Beispiel dafür. Am Institut für Telematik in Trier wurde 1999 ebenfalls in dieser Richtung experimentiert, etwa im Rahmen des Trierer Symposiums für Elektronisches Publizieren und des Projekts intec. Das Symposium fand vom 25. bis zum 26. März 1999 statt. Die zugehörige Website hatte Oliver Bendel erstellt. Es dominierte Weiß. Die Navigationselemente waren einfach und bunt. Die Überschriften waren grün, wie das Logo des Instituts. Seine Fachführer für die Bibliothek der Universität Konstanz aus dem Jahre 1997 waren noch deutlich von den Anfängen des WWW geprägt gewesen. Ziel von intec war der Aufbau einer fachbezogenen Kompetenz in mittelständischen Bauunternehmen zur effizienten Vorbereitung und Abwicklung von Bauvorhaben durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Projektleiter und Webmaster für das Institut war Oliver Bendel. Seine studentische Mitarbeiterin Carmen Leopold schaffte es, der Website ein modernes, leichtes Design zu verleihen, das die Einstiegsseite und alle weiteren Seiten bestimmte. Ein grafisches, hellgraues Element stellte den Zusammenhang zwischen ihnen her. Die einfache Navigation verschob sich, nachdem man die Homepage hinter sich gelassen hatte, nach links, um den Inhalten mehr Raum zu geben. Listen mit den Projektpartnern und den Kontaktadressen waren dort ebenso zu finden wie News. Lediglich die horizontalen Linien erinnerten noch an die Frühzeit des WWW – ansonsten blickte man schon ins neue Jahrtausend.

Abb.: Die intec-Einstiegsseite von 1999

Was ist und soll eine Geschlechterquote?

„Eine Geschlechterquote (Genderquote) ist die Bestimmung des Anteils eines Geschlechts in einer Organisation, einer Lokalität oder einem Prozess. Ziel ist in erster Linie der Kampf gegen Diskriminierung und die Herstellung von Gleichberechtigung, Gleichheit und Gerechtigkeit. Grundsätzlich kann man das biologische Geschlecht meinen, aber auch das soziale Geschlecht (Gender).“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Prof. Dr. Oliver Bendel, der am 8. August 2025 im Gabler Wirtschaftslexikon veröffentlicht wurde. Im Abschnitt „Hintergrund“ wird vor allem auf die Benachteiligung von Frauen eingegangen. In „Argumente und Ausprägungen“ heißt es: „Als Argumente für die Geschlechterquote werden Gleichberechtigungs- und Gleichheitsgrundsätze, Gerechtigkeitsaspekte (mit Blick auf die historische Benachteiligung der Frau auch im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit), Erziehungseffekte (Aufgabe geschlechtsspezifischer Präferenzen), makroökonomische Faktoren (Nutzung aller Ressourcen) und mikroökonomische Faktoren (Diversität und Inklusion als Erfolgsfaktoren) angeführt.“ Im Abschnitt „Kritik und Ausblick“ werden Chancen und Risiken der Geschlechterquote herausgearbeitet. Der vollständige Beitrag ist über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/geschlechterquote-175213 abrufbar.

Abb.: In Los Angeles

Das Gendern im Schweizer Recht III

Einige privatwirtschaftliche Journals in der Schweiz – etwa Psychotherapie-Wissenschaft, Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, SUCHT oder das Schweizerische Archiv für Volkskunde – schreiben in ihren Autorenrichtlinien die Verwendung von Gendersprache vor. Wer das Setzen von Sonderzeichen im Wortinneren oder das Verwenden von irreführenden Partizipformen und unnötigen Beidnennungen ablehnt bzw. den üblichen generischen Sprachgebrauch bevorzugt, wird von der Veröffentlichung ausgeschlossen. Nun sind private Verlage nicht direkt an Grundrechte gebunden, wie sie in der Bundesverfassung festgehalten sind. Dennoch greifen solche Vorgaben faktisch in die Wissenschaftsfreiheit (Art. 20 BV) und die Sprachenfreiheit (Art. 18 BV) ein. Denn die sprachliche Gestaltung gehört zur wissenschaftlichen Verantwortung des Autors. Wissenschaft verlangt präzise, prägnante, korrekte und nachvollziehbare Ausdrucksformen – keine ideologisch motivierten Eingriffe. Erzwingt ein Journal Sprachformen, die fachlich umstritten und sprachlich künstlich sind, stellt sich auch die Frage, ob es selbst noch wissenschaftlichen Standards genügt. Man kann sich als Autor einem solchen Journal verweigern und zugleich öffentlich darauf hinweisen, dass es mit seinen Vorgaben der Wissenschaft den Rücken gekehrt hat.

Abb.: In einer Bibliothek

Das Gendern im Schweizer Recht II

An Schweizer Hochschulen werden Verwaltungsangestellte zum Gendern verpflichtet. Oft geschieht dies durch Sprachleitfäden oder Kommunikationsrichtlinien, die als verbindlich erklärt werden. Als Begründung dient meist das Argument, die Hochschule dürfe wie ein Unternehmen eine einheitliche Kommunikation vorschreiben, ähnlich einem Tone of Voice. Doch ein solcher Zwang kollidiert mit der Bundesverfassung. Er stellt einen Eingriff in die Sprachenfreiheit (Art. 18 BV) und die persönliche Freiheit (Art. 10 Abs. 2 BV) dar. Wird jemand gezwungen, Sonderzeichen in der Wortmitte zu setzen oder grammatikalische Strukturen zu verändern, greift dies tief in die gewachsene Sprachform ein. Sprache als Teil der persönlichen Identität zu verändern, kann in bestimmten Fällen sogar die Menschenwürde (Art. 7 BV) verletzen. Handelt es sich bei der betroffenen Einheit um eine Forschungsstelle mit Publikationstätigkeit, gilt zusätzlich die Wissenschaftsfreiheit (Art. 20 BV). Grundsätzlich ist festzuhalten: Es ist nicht Aufgabe einer Hochschule, über Sprache, Sexualität oder Weltanschauung ihrer Mitglieder zu bestimmen. Eine Hochschule darf sich positionieren – aber sie muss stets die persönliche Freiheit achten.

Abb.: An der ETH Zürich

Das Gendern im Schweizer Recht I

In der Schweiz werden Forscher und Studierende immer wieder zum Gendern gezwungen. Rektoren, Studiengangleiter oder Dozenten versuchen mitunter, Vorgaben zu machen oder erzieherisch Einfluss zu nehmen. Grundlage sind oft Sprachleitfäden, die je nach Institution als freiwillig oder verpflichtend ausgegeben werden. Mit Blick auf die Bundesverfassung ist ein solcher Zwang problematisch. Wird von Dozenten oder Forschern verlangt, in Skripten, Vorlesungsfolien oder Artikeln bestimmte Sprachformen zu verwenden, liegt ein Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit (Art. 20 BV) und die Sprachenfreiheit (Art. 18 BV) vor. Die Veränderung der Muttersprache durch eine künstliche Sprachform kann zugleich die persönliche Freiheit (Art. 10 Abs. 2 BV) und die Menschenwürde (Art. 7 BV) berühren. Bei Studierenden kann ein Genderzwang in wissenschaftlichen Arbeiten ebenfalls die Wissenschafts-, Meinungs- und Sprachenfreiheit verletzen. Eine Benachteiligung bei Bewertungen oder Prüfungen verstößt u.U. gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz. Hochschulen erfüllen ihren Bildungsauftrag nicht, wenn sie geltende Rechtschreib- und Grammatikregeln ignorieren und fehlerhafte Schreibweisen vermitteln. Ein solcher Zwang hält ihre Mitglieder nicht zur Mündigkeit an, sondern zur Anpassung.

Abb.: Die Universität Zürich