Informationsethik in der Hochschullehre

Lehrveranstaltungen zur Informationsethik, mitsamt ihren Teildisziplinen Computerethik, Netzethik und Neue-Medien-Ethik, oder unter dem Label der digitalen Ethik, sind immer noch Mangelware. Und das in Zeiten, in denen die Medien voll mit Beiträgen sind, die Fragen zur Moral der Informationsgesellschaft aufwerfen, und wo Informatiker und Wirtschaftsinformatiker eine nie gekannte Verantwortung tragen. An der Hochschule für Wirtschaft FHNW steht eine einschlägige Veranstaltung seit vielen Jahren auf dem Programm. Es ist sogar, eine Besonderheit, eine Pflichtveranstaltung innerhalb der Wirtschaftsinformatik, früher „Informatik, Ethik und Gesellschaft“ tituliert, heute „Informationsethik“ … Seit vielen Jahren bietet auch die HTW Chur sehr gefragte Kurse zur Informationsethik an. Momentan bemüht man sich um eine Fortführung. „Ethik für Nerds“ nennt sich eine neue Lehrveranstaltung an der Universität des Saarlandes. Vielleicht wird ja die „Rache der Nerds“ als begleitendes Buch eingesetzt. Darin werden Gedanken und Geschichten zur Informationsethik ausgebreitet. Gespannt darf man auch sein, wie sich der neue Lehrstuhl an der Universität Hamburg entwickelt. Derzeit läuft das Berufungsverfahren. Gesucht wird ein Professor bzw. eine Professorin, der bzw. die sich sowohl in Informationsethik als auch in Maschinenethik einen Namen gemacht hat. Dass Lehrveranstaltungen in diesen Bereichen ausgebracht werden, versteht sich von selbst. Welche Lehrveranstaltungen zur Informationsethik weltweit existieren, erhebt derzeit Jared Bielby, stellvertretender Vorsitzender des International Center for Information Ethics (ICIE).

Abb.: Die technologische Entwicklung ist noch schneller als Rennfahrer bei der Tour de France

Die Industrie 4.0 aus ethischer Sicht

Der Artikel „Die Industrie 4.0 aus ethischer Sicht“ erscheint am 23. Juli 2015 in der Zeitschrift HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, als „Online-First“-Artikel auf SpringerLink. Die deutsche Zusammenfassung: „Der vorliegende Beitrag arbeitet die wesentlichen Merkmale der Industrie 4.0 heraus und setzt sie ins Verhältnis zur Ethik. Es interessieren vor allem Bereichsethiken wie Informations-, Technik- und Wirtschaftsethik. Am Rande wird auf die Maschinenethik eingegangen, im Zusammenhang mit der sozialen Robotik. Es zeigt sich, dass die Industrie 4.0 neben ihren Chancen, die u. a. ökonomische und technische Aspekte betreffen, auch Risiken beinhaltet, denen rechtzeitig in Wort und Tat begegnet werden muss.“ Das englische Abstract: „This article highlights the essential features of the industry 4.0 and puts them in relation to ethics. Of special interest are the fields of applied ethics such as information, technology and business ethics. Machine ethics is mentioned in passing in connection with social robotics. It is evident that the industry 4.0 in addition to opportunities, affecting among other things economic and technical aspects, includes also risks which must be addressed in word and deed in a timely manner.“ Weitere Informationen über link.springer.com/article/10.1365/s40702-015-0163-z.

Abb.: Ihr Verhalten kann Einfluss auf die Produktion haben

Die Würde des Patienten

Operations-, Pflege- und Therapieroboter verbreiten sich immer mehr. Die Schweiz ist Automaten- und Androidenland: Schon die Uhrenmacher im 18. Jahrhundert haben Wunderwerke hergestellt, und die Forschung von Hochschulen wie der Universität Zürich, der ETH Zürich und der École polytechnique fédérale de Lausanne ist bzw. war hochkarätig. Die bekanntesten Modelle und Prototypen im Gesundheitsbereich stammen trotzdem nicht von dort. Der Da-Vinci-Operationsroboter wurde in Kalifornien entwickelt, der Pflegeroboter Care-O-bot in Deutschland, der Therapieroboter Paro in Japan. Zwei Studierende von Prof. Dr. Oliver Bendel an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, Christine Fahlberg und David Wenger, haben in einem Forschungsbeitrag im Rahmen eines Masterstudiengangs untersucht, ob Patienten unter bestimmten Umständen lieber von Robotern als von Menschen betreut und begleitet werden wollen. Tatsächlich scheint dies der Fall zu sein, wenn Privat- und Intimsphäre geschützt werden können. Wenn man Kontakt und Beistand sucht, lehnt man Pflege- und Therapieroboter eher ab. Die Perspektive der Patienten wird in einschlägigen Studien selten eingenommen, und überhaupt sind Würde, Intim- und Privatsphäre sowie Datensicherheit kaum ein Thema, auch wenn es immer wieder ethische Betrachtungen gibt. Diese Forschungslücke soll mit weiteren Untersuchungen geschlossen werden.

Abb.: Roboter können helfen, die Intimsphäre zu schützen

Zürcher Zentrum für Informationstechnologie und Datenschutz

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich wollen, wie im Sommer 2015 bekanntgegeben wurde, in Bezug auf den Datenschutz enger zusammenarbeiten. Sie haben gemeinsam das Zürcher Zentrum für Informationstechnologie und Datenschutz ITPZ gegründet. Auf der Website der ZHAW heißt es: „Mit der neusten Generation von Datensammlern wie Fitnessuhren oder neuen Zahlungsmöglichkeiten wie digitalen Portemonnaies ist das Thema Datenschutz im Alltag angekommen. Denn mit den aktuellen technischen Möglichkeiten tauchen auch immer wieder neue Fragen und Unsicherheiten auf. Was bis jetzt im Bereich Datenschutz und Informationssicherheit vernachlässigt wurde, ist die gezielte Forschung und Vermittlung von Wissen durch Aus- und Weiterbildung sowie die Sensibilisierung durch Beratung.“ (Website ZHAW) Ob man sich auch Fragen der Ethik annimmt, muss sich zeigen. Weitere Informationen über www.zhaw.ch.

Abb.: Fitnessuhren werfen Fragen des Datenschutzes auf

Center for Responsible Innovation & Design

Ein neues Kompetenzzentrum wurde an der Universität Siegen eingerichtet. Dieses beschäftigt sich, wie westfalen-heute.de am 13. Juli 2015 schreibt, mit den ethischen (eigentlich moralischen) und gesellschaftlichen Folgen von Innovation und Forschung. Das Center for Responsible Innovation & Design (CRID) ist am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik angesiedelt. Leiter und Gründer ist Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves. Weiter heißt es: „Im Mittelpunkt der Arbeit am CRID steht die Frage, wann der Fortschritt wirklich gut im ethischen Sinn ist. Zu den Themen zählt unter anderem der Umgang mit sensiblen Daten, die im Zuge der Digitalisierung von intelligenten Systemen erhoben werden, zum Beispiel von Fahrassistenten im Auto.“ Ziel sei es, negativen Auswirkungen von Forschung und Innovation vorzubeugen und zugleich die Chancen bestmöglich zu nutzen. Weitere Informationen über www.uni-siegen.de.

Abb.: Fortschritt und -bewegung mit gutem Gewissen

Der kleine Lauschangriff

Das gesprochene Wort ist seit jeher Objekt der Begierde, nicht erst seit dem Kalten Krieg und der Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, von der Bevölkerung auch „Horch und Guck“ genannt. Das lautlose Anschleichen und hemmungslose Mitlauschen gehört in jeden Indianerfilm und in jede Intrige. Während „Guck“ aus der Ethik heraus recht umfassend behandelt wurde, bedarf „Horch“ noch eines genaueren Hinsehens bzw. -hörens, gerade im 21. Jahrhundert, und nicht nur in Bezug auf Staatsapparate, Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendienste, sondern auch und insbesondere in Bezug auf Privatpersonen und Unternehmen, die sozusagen den kleinen Lauschangriff erproben. Sprach- und Tonsysteme erobern die Welt, sei es in Form von Lautsprechersäulen, intelligenten Fernsehern, Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets und darauf installierten Assistenten, intelligentem Spielzeug sowie Datenbrillen und Drohnen, die Mikrofone besitzen. Die Ethik, ob Informations- oder Technikethik, kann Probleme wie den Verlust der informationellen und persönlichen Autonomie identifizieren. Der Artikel „Der kleine Lauschangriff“ von Oliver Bendel bietet einen Überblick über auditive Systeme im Alltagsleben, die zur Überwachung geeignet sind, und geht auf Fragen der Ethik ein. Er ist am 5. Juli 2015 in Telepolis erschienen und kann über www.heise.de/tp/artikel/45/45319/1.html aufgerufen werden.

Abb.: Das Ohr hört mit

Medizinische Roboter mit Nebenwirkungen

Operationsroboter erobern die Krankenhäuser, Pflege- und Therapieroboter die Pflege-, Alten- und Eigenheime. Die Spezial- und Serviceroboter unterstützen und unterhalten uns. Sie überwachen uns leider auch. Und sie ersetzen uns allmählich. In seinem Artikel „Medizinische Roboter mit Nebenwirkungen“, der am 27. Juni 2015 bei SenLine erschienen ist, geht Oliver Bendel – nachdem er die Kreaturen von Hephaistos ebenso erwähnt hat wie die Androiden von Jaquet-Droz – auf Operations-, Pflege- und Therapieroboter ein und stellt Chancen und Risiken dar. Auch ethische Fragen werden aufgeworfen, bei den Pflegerobotern etwa die folgenden: „Wer trägt die Verantwortung bei einer fehlerhaften Betreuung und Versorgung durch die Maschine? Inwieweit kann diese die Autonomie des Patienten unterstützen oder gefährden? Ist der Roboter eine Entlastung oder ein Konkurrent für Pflegekräfte und Krankenschwestern?“ Der Artikel kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Assistenzroboter Lio

Springer-Lexikon zur Informationsethik

Ende 2015 erscheint ein neues Springer-Lexikon mit dem Titel „300 Keywords Informationsethik“. Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker, Informationsethiker und Maschinenethiker, hat das ganze Werk verfasst. Dadurch handelt es sich um ein Nachschlagewerk aus einem Guss, was eine Seltenheit und eine Besonderheit ist. Manche der Begriffe werden kurz und knapp erklärt, andere seitenlang. Nach der Lektüre ist man umfassend in die Bereichsethik eingeführt, die auch mit dem Begriff der digitalen Ethik umrissen wird und der man Computerethik, Netzethik und Neue-Medien-Ethik zuordnen kann. Und auch die Maschinenethik und die Roboterethik sind einem nicht mehr fremd. Natürlich lernt der Leser den Big Brother (und den Little Brother) kennen, und es kommt ihm die Filter Bubble entgegengeschwebt. Gespannt sein darf man auf den Cyberhedonismus, den Sexroboter und den Wutbürger. Weitere Informationen sind im Herbst bei Springer erhältlich.

Abb.: Little Brother is watching you

Drohnen, Roboter, Avatare

„Drohnen, Roboter, Avatare: Künstliche Wesen zwischen Ethik und Ästhetik“ – zu diesem Vortrag von Oliver Bendel haben die Studierenden Raffaela della Valle, Hadis Xheladini und Noémie Szenogrady einen Beitrag geschrieben, der am 5. Juni 2015 auf www.digitallernen.ch erschienen ist. Der Vortrag fand am 21. April 2015 im Rahmen der Vorlesung „Angewandte Linguistik“ von Prof. Dr. Christa Dürscheid am Deutschen Seminar der Universität Zürich statt und wurde von ca. 30 Personen besucht. Er nahm vor allem die Perspektive der Maschinenethik ein, am Rande auch der Informationsethik. Im Beitrag heißt es: „Drohnen, Roboter, Avatare – Was fasziniert uns Menschen an diesen künstlichen Wesen? Welche Bereicherung bieten sie für die Gesellschaft und welche allfälligen Gefahren bergen sie? Wie lässt sich eine Verbindung von Literatur und Technik denken? Die Verknüpfung dieser Fragen mit dem Fachbereich Germanistik wurde im Spannungsfeld von Ästhetik und Ethik evident. Mit seiner offenen und charismatischen Art führte der Experte für Maschinenethik und Autor von zahlreichen Handyromanen uns, Studierende und einige Gasthörer, in die Welt von künstlichen Kreaturen von der Antike bis heute ein.“ Mehr kann man hier lesen.

Abb.: Illegaler Drohnenflug in der Zürcher Altstadt

Tablet und Ethik

„Ein Tablet ist ein kleiner, dünner, leichter Computer mit einem Touchscreen. Es verfügt über Kameras, Mikrofon und Lautsprecher sowie eine virtuelle oder mechanische (ergänzbare bzw. abnehmbare, selten auch fest verbaute) Tastatur. Über vorinstallierte Programme und heruntergeladene Apps werden Dienste und Funktionen zur Verfügung gestellt.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Oliver Bendel im Wirtschaftslexikon von Gabler, der Anfang Juni 2015 erschienen ist. Auch auf die Ethik wird kurz eingegangen: „Die Vielzahl der Computer ist, im Zusammenhang mit Produktion und Entsorgung, Gegenstand von Wirtschafts- und Umweltethik.“ Anführen lässt sich nicht zuletzt die Informationsethik, etwa in Bezug auf die Apps, die Daten abziehen und, zusammen mit Kamera und Mikrofon, Vorgänge und Personen überwachen. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/tablet.html aufgerufen werden.

Abb.: Wohin geht es mit dem Tablet?

Von der Ethik bis zu WhatsApp

Im Juni 2015 ist der Jahresbericht 2014 von aprentas erschienen. Darin findet sich eine Zusammenfassung eines Vortrags über Informationsethik von Oliver Bendel. Das aprentas-Forum 2014 am 27. November trug den Titel „Digital Kids in a Digital World“. Thema war laut Website die „Entwicklung der Kommunikationsmittel und ihr Einfluss auf Bildung und Gesellschaft“. Nach der Begrüßung durch Dr. Jürgen Brokatzky-Geiger referierte Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) zur Informationsethik. Insbesondere die Datenbrille und die Privatdrohne hatte er im Blick. Danach widmete sich Prof. Dr. Christa Dürscheid (Universität Zürich) Diensten und Plattformen wie „SMS, WhatsApp und Facebook“ und stellte die Frage: „Wohin soll das führen?“ Zwei weitere Vorträge und ein Schlusswort von Dr. Rolf Knechtli rundeten den Nachmittag im Hilton in Basel ab. Der Jahresbericht liegt in gedruckter und in digitaler Form vor. Er kann über die Website von aprentas heruntergeladen werden.

Abb.: Ein Mädchen in der Filter Bubble

informationsethik.net wird drei

informationsethik.net feiert. Fast 150 Beiträge im Blog, ein Literaturverzeichnis zu Informationsethik und Maschinenethik und DAS KLEINE LEXIKON DER INFORMATIONSETHIK mit ca. 200 Begriffen – das ist die Bilanz nach drei Jahren. Betrieben werden Website und Blog von Oliver Bendel. Es handelt sich um ein privates Projekt. Es gibt keine Werbung, wenn man von dem Verweis auf das Buch „Die Rache der Nerds“ (mit Gedanken und Geschichten zur Informationsethik) absieht. Fusioniert wurde informationsethik.net mit informationsethik.info, einem wissenschaftlichen Projekt, das von der schweizerischen Ernst Göhner Stiftung unterstützt wurde. Deshalb finden sich nun z.B. auch Materialien, eine Experten- und eine Linkliste auf der Website. Man darf gespannt sein, wo informationsethik.net im Jahre 2016 steht.

Wirtschafts- und Informationsethik

„Die Wirtschaftsethik verständigt sich seit geraumer Zeit mit anderen Bereichsethiken, etwa der Umweltethik, der Politikethik und der Rechtsethik. In der Informationsgesellschaft entsteht die Informationsethik … Diese befasst sich mit Verhaltensweisen wie Mobbing und Denunziation im Netz ebenso wie mit dem Verlust der informationellen Autonomie …“ So beginnt der Artikel mit dem Titel „Zur Annäherung von Wirtschafts- und Informationsethik“, der im Forum Wirtschaftsethik (Online-Ausgabe 1/2015) erschienen ist. Oliver Bendel stellt Wirtschafts- und Informationsethik in einen Zusammenhang. Ausgehend von Einteilungen aus beiden Bereichsethiken werden gemeinsame Themen benannt. Am Beispiel der Industrie 4.0 zeigt der Verfasser in aller Kürze, wie sich die Bereichsethiken der moralischen Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven annehmen. Die Zeitschrift kann über die Website des DNWE heruntergeladen werden.

Abb.: Eine moderne Fabrik

Frischer Wind aus der Ostschweiz

„Oliver Bendel ist ein vielseitiger Mann. Als Wissenschafter beschäftigt er sich mit Themen wie Maschinenethik und Informationsethik, also mit Fragen wie, welchen ethischen Ansprüchen Pflegeroboter genügen müssen.“ Er hat „früher an der HSG gelehrt, heute hat er eine Professur an der Hochschule für Wirtschaft der Nordwestschweiz“. So beginnt ein Artikel, der unter dem Titel „Frischer Wind aus der Ostschweiz“ am 12. Mai 2015 im St. Galler Tagblatt und in weiteren Zeitungen der Region erschienen und von Rolf App geschrieben worden ist. Es geht um zwei Schriftsteller bzw. Wortkünstler, deren Werke in Mario Andreottis Lehrbuch „Die Struktur der modernen Literatur“ in fast epischer Breite abgehandelt werden. Nicht Forschung also ist im Fokus, sondern Dichtung. Und so heißt es denn auch weiter: „Daneben gibt es den anderen Oliver Bendel. Den Mann, der Romane schreibt, der Haikus dichtet – und der den Handyroman in die Schweiz gebracht hat. Die Japanerinnen und Japaner lieben diese literarische Form schon länger.“ (St. Galler Tagblatt, 12. Mai 2015) Vielseitig sei auch Lara Stoll. Sie mache Fernsehsatire und sei unterwegs mit „Lara Stoll im Krisengebiet“, einer „virtuosen zeitgenössischen Lesung über eine Gesellschaft, die Zeit und Nerven hat für die abstrusesten Probleme“ (St. Galler Tagblatt, 12. Mai 2015) … Erwähnt wird übrigens auch Bendels 2008 erschienener Roman „Künstliche Kreaturen“ – in dem als Hintergrund einer Liebesgeschichte die Ideen- und Entwicklungsgeschichte der künstlichen Wesen dargestellt wird, von Pandora und Galatea, den künstlichen Frauen, über die sprechenden Köpfe der Antike und des Mittelalters bis hin zu den Androiden von Jaquet-Droz. Damit wäre auch wieder der Forschungsgegenstand des Wissenschaftlers angesprochen. Der Artikel wurde vom St. Galler Tagblatt freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Abb.: Eine Handyromanleserin

Fachgruppe Informatik und Gesellschaft

Die Schweizer Informatik Gesellschaft (SI) plant einen Relaunch der Fachgruppe Informatik und Gesellschaft. Im KLEINEN LEXIKON DER INFORMATIONSETHIK steht geschrieben: „Ein Teilgebiet der Informatik nennt sich Informatik und Gesellschaft. Es handelt sich zugleich um einen Fachbereich der Gesellschaft für Informatik (GI). Laut GI analysieren dessen Mitglieder die Voraussetzungen, Wirkungen und Folgen von Informatik, Informationstechnik und Informationsverarbeitung, und zwar in allen Bereichen der Gesellschaft. Die Bedeutung des Teilgebiets hat allerdings stark abgenommen.“ Vielleicht trifft diese Feststellung bald nicht mehr zu. Die Schweizer Fachgruppe könnte sich sozialen, rechtlichen und moralischen Problemen widmen und die Informationsethik stärken. Diese ist zur Zeit an der HTW Chur und an der Hochschule für Wirtschaft FHNW vertreten. Das erste Treffen findet im Mai 2015 in Bern statt.

Abb.: Eine Gasse in Chur

Smart Cars

„Die Schweiz kann wieder eine bedeutende Rolle im Automobilbau und in der Zulieferindustrie spielen. Es braucht nur die richtigen Weichenstellungen. Die Bahn wird nicht aufs Abstellgleis geraten, sondern kann sogar Synergien schaffen.“ Um diese scheinbar gewagte These zu begründen, holt Oliver Bendel in seinem Artikel „Made in Switzerland: Smart Cars“ ein bisschen aus. Er erzählt die Geschichte des Automobils in der Eidgenossenschaft, erklärt im Detail, was autonome Autos sind, und kommt dann zur Sache. „Was spricht dafür, dass die Schweiz in diesem boomenden Markt der Car IT, der Assistenzsysteme und der autonomen Autos eine Chance hat? Dass sie mitspielt, sozusagen mitfährt, im Mittelfeld oder an der Spitze?“ Mehrere Argumente werden genannt, und am Ende wird klar, dass es wirklich sein könnte, wenn man nur wollte, wenn Einrichtungen und Personen einmal über den Tellerrand hinausschauen würden, wenn sie einmal visionär wären, dann … Der Beitrag ist im Mai 2015 in der UnternehmerZeitung erschienen und kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Abb.: Das waren noch Zeiten!

Beitrag zu Wearables

Wearables sind Computertechnologien, die man am Körper oder am Kopf trägt. Sie sind eine Konkretisierung des Ubiquitous Computing, der Allgegenwart der Datenverarbeitung, und ein Teil des Internets der Dinge. Man spricht auch von Wearable Technology und vom Wearable Computer. Sinn und Zweck ist meist die Unterstützung einer Tätigkeit in der realen Welt, etwa durch (Zusatz-)Informationen, Auswertungen und Anweisungen. Beispiele für Technologien sind intelligente Armbänder, spezielle Kleidungsstücke mit Zusatzfunktionen, Smartwatches und Datenbrillen. Ein Beitrag von Oliver Bendel, der sich Begriff und Bedeutung von Wearables widmet und nach den ethischen Implikationen fragt, findet sich seit 4. Mai 2015 im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer. Er kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/wearable.html aufgerufen werden. Auch Human Enhancement ist ein Thema: „Dieses dient der Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten und der Verbesserung menschlicher Leistungsfähigkeit, letztlich also – aus Sicht der Betroffenen und Anhänger – der Optimierung des Menschen. Man unterscheidet die körperliche und die geistige Dimension.“

Abb.: Eine Smartwatch

Swiss ICT Symposium 2015: IT 2020

Das Swiss ICT Symposium ist laut eigenen Angaben seit „35 Jahren der Treff von IT-Entscheidern und Managern mit persönlichem Austausch im exklusiven Kreise“ (Website swissict.ch). Weiter heißt es: „Ein einzigartiger Mix von Referenten aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft bietet Inspiration und Know-how.“ Bei der aktuellen Durchführung geht es um technische und wirtschaftliche Innovationen, u.a. um den digitalisierten Kunden, das Internet der Dinge, die Maschine-Maschine-Kommunikation, um Cloud Computing und Big Data. Keynote-Speaker sind Sascha Lobo und Sven Gabor Janszky. Eines der 12 Kurzreferate wird Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) halten, zu sozialer Robotik und Maschinenethik. Die Veranstaltung findet am 11. und 12. November 2015 im Kultur- und Kongresszentrum Luzern statt. Die Anmeldung ist über www.swissict.ch möglich.

Abb.: Auch das war einmal eine Innovation

Schwarzer Schwan

Das KLEINE LEXIKON DER INFORMATIONSETHIK wächst und wächst und enthält inzwischen ca. 200 Begriffe. Neu sind u.a. „Schwarzer Schwan“ und „Brett des Karneades“. Die meisten Begriffe wurden von Oliver Bendel eigens für die Plattform verfasst. Das Lexikon ist ein kostenloses Angebot für Schüler, Studierende, Lehrkräfte, Mitarbeiter von Unternehmen und Non-Profit-Organisationen sowie Journalisten. Ein Teil der Sammlung wurde in der Zeitschrift ICTkommunikation veröffentlicht. Vorschläge für weitere Einträge sind jederzeit willkommen und werden über informationsethik@gmx.net entgegengenommen.

Abb.: Roboter, Avatar, Puppe?

Maschine und Moral

In einem Artikel in der Welt am Sonntag im Kontext der Industrie 4.0 finden sich Aussagen von Oliver Bendel zu moralischen Maschinen. Vorausgegangen war ein intensiver Austausch mit dem Redakteur Jürgen Bröker. Die Industrie und manche Wissenschaftler wollen nach Meinung von Bendel möglichst viele Roboter und Maschinen bauen und verkaufen, möglichst viele teilautonome und autonome Systeme, die selbstständig handeln. In einigen Bereichen sei das tatsächlich sinnvoll, etwa wenn etwas für Menschen zu gefährlich, zu zeitraubend oder zu aufwändig und zugleich eine gewisse Urteilskraft vonnöten wäre. In der intelligenten Fabrik nehmen Roboter dem Menschen anstrengende Tätigkeiten ab und arbeiten mit ihm Hand in Hand. Das ist u.a. ein Thema der sozialen Robotik. Bedauerlicherweise werden die Roboter auch Menschen ersetzen. In der Industrie 4.0 braucht es kaum noch Arbeiter. Dies ist auch ein Thema von  Informationsethik und Wirtschaftsethik. Im Militär erträumt man sich Drohnen und Kampfroboter, die selbstständig technische und menschliche Ziele identifizieren und eliminieren. Die Drohnen müssen dabei sehr komplexe moralische Entscheidungen treffen. Bendel ist nicht in der militärischen Forschung tätig. Und er wehrt sich gegen eine massenhafte Ausbreitung der Maschinen. Wenn man eine gewisse Anzahl in übersichtliche Situationen entlässt und sie besser im doppelten Sinne macht, findet er das nicht schlecht. Er fordert einfache moralische Maschinen. Komplexe moralische Maschinen wie Roboterautos, die im Straßenverkehr selbstständig entscheiden, ob sie die Frau, den Mann oder die Gruppe spielender Kinder töten sollen, wenn die Bremsen versagen und keine Ausweichmöglichkeit mehr besteht, seien keine gute Idee. Manche Industrievertreter möchten aber genau das haben, hochgetunte Maschinen mit einer komplexen Moral. Der Forscher glaubt, dass die Gesellschaft das nicht akzeptieren wird. Der Artikel mit dem Titel „Moral und Maschine“ ist am 12. April 2015 erschienen. Zusätzlich zur Papierversion gibt es eine Online-Version mit dem Titel „Wie viel Moral muss eine Maschine haben?“.

Abb.: Artikel in der Welt am Sonntag (Sonderausgabe Industrie 4.0)

Professur für Ethik in der Informationstechnologie

Die Universität Hamburg schreibt eine W3-Universitätsprofessur für Ethik in der Informationstechnologie aus. „Die Professur soll in interdisziplinäre Zusammenhänge in Forschung und Lehre an der Universität Hamburg eingebunden werden. Insbesondere wird eine Kooperation mit der zeitgleich am Fachbereich Philosophie ausgeschriebenen Professur für Ethik in Kultur und Gesellschaft sowie mit dem Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität erwartet.“ (Ausschreibungstext der Uni Hamburg) Besonders interessant ist, dass nicht nur die Informationsethik, sondern auch die Maschinenethik abgedeckt werden soll. Man unterscheidet in der Ausschreibung u.a. „Gestaltungsethik: nachhaltige gesellschaftsverträgliche Technikgestaltung, Robotik, smarte Technologien, Automatisierung und Arbeit, Virtualisierung von Gütern“ und „Informations- und Kommunikationsethik: Auswirkungen der Digitalisierung, informationelle Selbstbestimmung, informationsbasierte Individualisierung und Diskriminierung, technische Aspekte geistigen Eigentums und damit zusammenhängende Veränderungsprozesse“ (Ausschreibungstext der Uni Hamburg). Bewerbungen werden bis zum 14. Mai 2015 per E-Mail oder Snail-Mail erbeten. Für nähere Auskünfte steht Prof. Dr. Hannes Federrath zur Verfügung. Weitere Informationen sind über die Website der Universität Hamburg (Rubrik Stellenangebote) verfügbar.

Abb.: Ein Gebäude der Universität

Im digitalen Chaos

„Was wird aus dem Bildungsideal Selbstständigkeit in einer Welt der digitalen Überwachung? Ein Gespräch mit dem Informationsethiker Rafael Capurro über Erziehung zur Freiheit im Zeitalter der Kontrolle.“ (FAZ, 28. März 2015) So der Teaser zu einem Interview, das unter dem Titel „Schwimmen im digitalen Chaos“ in der FAZ erschienen ist.  Es geht zunächst um E-Learning. Capurro führt aus: „Man müsste die Anbieter von Lernsoftware in den Unterricht holen. Man könnte sie im Gespräch mit der Klasse erklären lassen, was sie tun. Was mit den Daten der Schüler passiert.“ Später fragt der Interviewer: „Wir kennen den Rat, Daten, deren Gebrauch wir nciht [!] einsehen, bewusst falsch anzugeben. Sollte man auch Kindern dazu raten?“ Der Informationsethiker antwortet, es gehe letztlich um die Frage: „Was ist eine Lüge im digitalen Zeitalter?“ Zuletzt fordert Capurro, dass „wir allgemeine Regeln für die Schiffahrt [!] im Internet entwickeln“. „Ohne solche ethischen und rechtlichen Regeln bleiben die digitalen Ozeane ein gefährliches Medium für alle, die sich von der Küste entfernen.“ Ansätze dafür gab es in der Vergangenheit mit der klassischen Netiquette und mit der Netiquette 2.0. Das ganze Interview ist über www.faz.net verfügbar.

Abb.: Kein digitaler, sondern ein realer Ozean