In October 2020 the book “Maschinenliebe” (ed. Oliver Bendel) was published by Springer. The title means “Machine Love”, “Machines for Love” or “Machines of Love”. Three contributions are in English. One of them (“Intimate Relationships with Humanoid Robots”) is by Yuefang Zhou and Martin H. Fischer (University of Potsdam). From the abstract: “The topic of human-robot intimate relationships is not only an intensely emotional one that is present in the mass media because of its ability to stir excitement. The very same topic also requires our understanding of basic mechanisms of the human mind and of social cognition in particular. A scientifically-minded framing of the debate around whether and how we might engage in intimate relationships with humanoid robots in the near future might in turn improve our understanding of human sexuality. Viewed from this angle, intimate human-robot interaction is then merely one of many examples of studying human-machine interactions for the benefit of users and as a means of improving our knowledge about humans and the human mind. In this chapter we will adopt such a stance and discuss both social-cognitive and sexual aspects of this innovative topic, review available empirical evidence and offer some suggestions for further research.” More information via www.springer.com/de/book/9783658298630.
In October 2020 the book „Maschinenliebe“ (ed. Oliver Bendel) was published by Springer. The title means „Machine Love“, „Machines for Love“ or „Machines of Love“. Three contributions are in English. One of them („Guys and Dolls“) is by Kate Devlin and Chloé Locatelli (King’s College London). From the abstract: „This chapter explores the creators and potential consumers of sex robots. With Realbotix as our case study, we take a closer look at the language and sentiments of those developing the technology and those who are testing, consuming, or showing an interest in it. We do this by means of website and chat forum analysis, and via interviews with those involved. From this, we can see the motivation for developing a sexual companion robot places the emphasis firmly on the companionship aspect, and that those involved in creating and consuming the products share an ideology of intimacy and affection, with sexual gratification only playing a minor role.“ More information via www.springer.com/de/book/9783658298630.
Seit einiger Zeit lässt die Bundesrepublik Deutschland untersuchen, ob Pflegeroboter zukünftig verstärkt gefördert und eingesetzt werden sollen. Am 20. Februar 2019 fand im Deutschen Bundestag das öffentliche Fachgespräch „Robotik in der Pflege – gesellschaftliche Herausforderungen“ statt. Robotikerin Dr. Birgit Graf sprach über „Potenziale und Grenzen der Robotik für die Pflege – Stand der Technik und Anwendung, Herausforderungen für Forschung und Entwicklung“, Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler nahm eine „Einordnung und Bewertung aus Sicht der Pflegewissenschaft“ vor. „Ethisch-normative Herausforderungen der Pflegerobotik“ war der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel, Informations- und Maschinenethiker. Später folgte eine Einschätzung des Deutschen Ethikrats, der Robotern in der Pflege grundsätzlich positiv gegenübersteht. Am 8. Dezember 2020 findet im von Jens Spahn geleiteten Bundesministerium für Gesundheit das nichtöffentliche Fachgespräch „Robotik in der Pflege: Praktische und ethische Dimensionen“ statt. Prof. Dr. Oliver hält einen Vortrag zum Thema „Ethische Dimensionen von Robotik in der Pflege“. Damit dürfte der Gang durch die Institutionen auf Bundesebene mehr oder weniger abgeschlossen sein.
Abb.: Ein Pflegeroboter und eine Pflegekraft (Foto: Daimler und Benz Stiftung)
Das Kolloquium „Soziale Roboter“ fand am 21. Oktober 2020 im Haus der elektronischen Künste (HeK) in Münchenstein bei Basel statt. Der Technikphilosoph Prof. Dr. Oliver Bendel, der Psychologe Prof. Dr. Hartmut Schulze und die Künstlerin Simone C. Niquille steckten mit Kurzvorträgen das Themenfeld ab und diskutierten in einem Podiumsgespräch die aufgeworfenen Fragen. In „Maschinenethik und soziale Robotik“ stellte Oliver Bendel diese beiden Disziplinen vor und erklärte die Zusammenhänge zwischen ihnen, unter Einbezug weiterer Disziplinen wie der Künstlichen Intelligenz und des Künstlichen Bewusstseins. Soziale Roboter können Empathie und Emotionen simulieren, Aufgaben im sozialen Kontext lösen und moralischen Regeln folgen. Oliver Bendel nahm eine nicht selbstverständliche Erweiterung des Begriffs vor: Soziale Roboter sind für ihn sowohl Hardware- als auch Softwareroboter, und ihr künstlich hergestelltes Verhalten kann sich nach ihm auf Menschen wie auf Tiere beziehen. Am Ende seines Vortrags ging Oliver Bendel auf HAPPY HEDGEHOG ein, einen tierfreundlichen Rasenmähroboter, der unter seiner Leitung als Prototyp entstanden ist, und auf SPACE THEA, einen Sprachassistenten, der Empathie und Emotionen zeigen und auf Marsflügen eingesetzt werden können soll – der Prototyp soll im Sommer 2021 fertig sein. Das Video zur Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit TA-SWISS durchgeführt wurde, kann über vimeo.com/473412024 aufgerufen werden.
On 24 October 2020 the article „Love Dolls and Sex Robots in Unproven and Unexplored Fields of Application“ by Oliver Bendel was published in Paladyn, Journal of Behavioral Robotics. From the Abstract: „Love dolls, the successors of blow-up dolls, are widespread. They can be ordered online or bought in sex shops and can be found in brothels and households. Sex robots are also on the rise. Research, however, has been slow to address this topic thoroughly. Often, it does not differentiate between users and areas of application, remaining vague, especially in the humanities and social sciences. The present contribution deals with the idea and history of love dolls and sex robots. Against this background, it identifies areas of application that have not been investigated or have hardly been investigated at all. These include prisons, the military, monasteries and seminaries, science, art and design as well as the gamer scene. There is, at least, some relevant research about the application of these artefacts in nursing and retirement homes and as such, these will be given priority. The use of love dolls and sex robots in all these fields is outlined, special features are discussed, and initial ethical, legal and pragmatic considerations are made. It becomes clear that artificial love servants can create added value, but that their use must be carefully considered and prepared. In some cases, their use may even be counterproductive.” The article is available here for free as an open access publication.
Fig.: The creator and his creature (photo: Realbotix)
Die Mitglieder der Ethikkommissionen der Schweiz sind zu der diesjährigen Weiterbildung mit dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Humanforschung – Wissenschaftliche, rechtliche und ethische Herausforderungen“ ins Landesmuseum Zürich eingeladen. Die Veranstaltung wird durchgeführt von swissethics, der Dachorganisation der Kantonalen Ethikkommissionen. Sie wird eröffnet von Prof. Dr. Julia Vogt (ETH Zürich). Ihr Vortrag trägt den Titel „Künstliche Intelligenz: eine wissenschaftliche Herausforderung in der Forschung“. Danach spricht Prof. Dr. med. Adrian Egli (Universitätsspital Basel) über „Herausforderungen künstlicher Intelligenz in der Mikrobiologie“. Nach der Pause geht es um „Apps, Algorithmen und Roboter in der Medizin: Haftungsrechtliche Herausforderungen“ – das Gebiet von Prof. Dr. iur. Corinne Widmer Lüchinger (Universität Basel). Den Abschluss bildet der Vortrag von Prof. Dr. oec. HSG Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) mit dem Titel „Therapie- und Pflegeroboter: Ethische Herausforderungen“. Das Programm kann hier aufgerufen werden. Weitere Informationen über www.swissethics.ch/aus-fortbildung/fuer-ek-mitglieder.
Mathias Lindenau und Marcel Meier Kressig sind die Herausgeber des Buchs „Schöne neue Welt? Zwischen technischen Möglichkeiten und ethischen Herausforderungen“. Dieses ist im Juli 2020 erschienen. Von Oliver Bendel, dem Informations- und Maschinenethiker aus Zürich, stammt der Beitrag „Serviceroboter aus Sicht der Ethik“. Dieser geht zurück auf seinen Vortrag bei den Vadian Lectures in St. Gallen, gehalten am 9. Mai 2019. Aus der Zusammenfassung am Ende des Beitrags stammen die folgenden Sätze: „Der vorliegende Beitrag hat Serviceroboter, die in den allgemeinen und öffentlichen Bereich vordringen, die über Wege rollen, über Plätze gehen und Räume besetzen, definiert und systematisiert, er hat ihre Einsatzmöglichkeiten skizziert und ausgewählte Problembereiche erkundet. Es wurden Lösungsvorschläge u.a. aus der Perspektive der Informationsethik und der Maschinenethik unterbreitet.“ Das Buch ist hier erhältlich.
Im Herbst 2020 erscheint das von Oliver Everling herausgegebene Buch „Social Credit Rating“ im Springer-Verlag. Aus der Verlagsinformation: „Social Credit Ratings sind das Ergebnis von Sozialkreditsystemen. Diese umfassen auf verschiedene Datenbanken zugreifende, online betriebene Rating- oder Scoringsysteme, bei denen beispielsweise die Kreditwürdigkeit, das Strafregister und das soziale und gesellschaftliche Verhalten von Personen oder Organisationen wie Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen zur Klassifizierung ihrer Reputation verwendet werden.“ (Information Springer) Einer der über 20 Beiträge im Buch stammt von Prof. Dr. Oliver Bendel. Das Sozialkreditsystem in China, über das er schreibt, ist ein im Test bzw. in den Anfängen befindliches Überwachungs-, Erfassungs- und Bewertungssystem zur Angleichung des Verhaltens der Bürger, Behörden und Firmen von China an die moralischen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Anforderungen der Kommunistischen Partei. „Zwischen Konfuzius und Orwell“ sieht er es angesiedelt, und so lautet auch das Motto, das er für den Beitrag gewählt hat. Weitere Informationen zum Buch über www.springer.com/de/book/9783658296520#aboutBook.
An dem Buch „Maschinenliebe“ haben sechzehn Personen mitgewirkt, international bekannte Expertinnen und Experten ebenso wie Nachwuchswissenschaftlerinnen, zudem eine Bordellbesitzerin und eine Sexarbeiterin. Oliver Bendel, der Herausgeber, will den englischsprachigen Publikationen ein überwiegend deutschsprachiges Werk zur Seite stellen, um damit bei hiesigen Medien, Politik und Gesellschaft (und bei Vertretern der Wissenschaft, die das Deutsche beherrschen bzw. bevorzugen) das Interesse für ein wichtiges Thema zu wecken. Liebespuppen sind längst Realität, in Freudenhäusern wie Haushalten, Sexroboter werden ständig verbessert, und es muss untersucht werden, welche Chancen und Risiken von ihnen ausgehen. Die Autorinnen und Autoren nähern sich dem Thema unaufgeregt, aus technischer, sexologischer, psychologischer, philosophischer und soziologischer Perspektive, sie legen Studien vor und stellen Gedankenexperimente an. Die Autorinnen und Autoren sind (in alphabetischer Reihenfolge): Oliver Bendel, Kino Coursey, Kate Devlin, Nicola Döring, Katrin Etzrodt, Martin H. Fischer, Tanja Kubes, Chloé Locatelli, Ayanda Rogge, Melike Şahinol, Heinz-Jürgen Voß, Leonie Weber, Sophie Wennerscheid und Yuefang Zhou. Sie arbeiten in der Schweiz, in der Türkei, in Texas, England, Dänemark und Deutschland. Das Buch erscheint bei Springer im Herbst 2020, hat ca. 200 Seiten und mehrere farbige Abbildungen. Drei der 16 Beiträge liegen in englischer Sprache vor. Weitere Informationen über www.springer.com/gp/book/9783658298630.
Harald Naegeli ist einer der wichtigsten Künstler der Schweiz. Er ist, trotz seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit, immer noch aktiv. Dem Kunsthaus Zürich vermachte er unlängst ein unerwünschtes Geschenk. Die Zeichnung auf der Fassade wurde augenblicklich entfernt, der Sprayer von Zürich, wie er sich seit fünf Jahren wieder nennen darf, verzeigt. Das wiederum rief Berichterstattung und Protest hervor. Eine Medienmitteilung vom 13. Juni 2020, die informationsethik.net vorliegt, gibt zur Auskunft: „Der Stiftungsrat der Stiftung Zürcher Kunsthaus ist nach reiflicher Überlegung zum Schluss gekommen, den Strafantrag gegen Harald Naegeli im Zusammenhang mit den von ihm am Kunsthaus angebrachten Graffiti zurückzuziehen.“ Diese Entscheidung ist zu begrüßen. Vielleicht kann mit den Donationen in Zukunft so umgegangen werden, dass sie dokumentiert, diskutiert und erst dann der Vergänglichkeit anheimgegeben werden. Eine andere Möglichkeit ist die dauerhafte Konservierung, immerhin ein Weg, der anderswo in Zürich gegangen wurde. Eine Kunstethik kann sich dem Wert und Ort der Kunst der Straße widmen, gerade in Zeiten, in denen Gebäude immer wieder geschlossen werden müssen. Eine Philosophie der Kunst mag sich dem Umstand zuwenden, dass die Strichmännchen von Naegeli zu Sensemännern geworden sind, und herausarbeiten, dass sie mit ihrem gebogenen Blatt auf die Vergänglichkeit des Lebens und der Kunst zu zeigen scheinen.
Das Buch „Maschinenliebe“, herausgegeben von Oliver Bendel, geht in die Produktion. Es enthält Beiträge von international bekannten Expertinnen und Experten sowie Interviews mit einer Bordellbetreiberin und einer Sexarbeiterin. Aus dem Klappentext: „Sexroboter sind ein Thema, das die Medien mit Vorliebe behandeln und die Gesellschaft spaltet. Es gibt einige Modelle wie Emma und Harmony. Viel verbreiteter sind allerdings einfache Liebespuppen mit überzeugender Haut und auswechselbaren Körperöffnungen. Sie finden sich in zahlreichen Bordellen und können problemlos bei Amazon und Co. bestellt werden. Zwischen Liebespuppen und Sexrobotern sind die Grenzen fließend. Sobald Liebespuppen sprechen können oder Sensoren und Aktoren haben, werden sie zu Sexrobotern. Weiterentwickelte Varianten weisen mimische Fähigkeiten auf und können den Kopf bewegen. Das Buch erklärt Grundbegriffe, geht auf technische Details ein und diskutiert psychologische, soziologische und philosophische Erkenntnisse und Herausforderungen. Es beleuchtet die Praxis der Sexarbeit und liefert Stellungnahmen von Herstellern und Benutzern.“ (Klappentext „Maschinenliebe“) Das Werk kommt im Herbst 2020 auf den Markt. Weitere Informationen über www.springer.com/de/book/9783658298630.
In May 2020 the media was interested in a video by Rocos showing a robot from Boston Dynamics trying to be a shepherd dog. You could see the artificial quadruped running towards a flock of sheep. “Now, it’s clear that the video is mostly a fun teaser rather than a serious claim by Rocos (or Boston Dynamics) that robots will soon be replacing sheepdogs.” (The Verge, 22 May 2020) According to the magazine, it does invite a tantalizing question: if that did happen, „how well would the robots fare“ (The Verge, 22 May 2020)? „Terrible“, is the straight answer of sheep farmer and author James Rebanks. „The robot might be an amazing tool for lots of things but it is worthless and unwanted as a sheepdog …“ (The Verge, 22 May 2020) However, the profession of shepherd is not everywhere in the world the dream of all boys and girls, and shepherd dogs do not fall from the sky. It is also not clear whether there is a big difference for the sheep and how positively or negatively they react to the machine. It is just as unclear whether lambs that have never met real dogs would be comfortable with it. This would have to be researched in animal psychology and social robotics and in disciplines such as animal-machine interaction, which are still in their infancy. Only then would one know whether the shepherd interviewed by the magazine is right.
La Biennale di Venezia announces that the 17th International Architecture Exhibition („How Will We Live Together?“) has been postponed to 2021, to be held from 22 May to 21 November. If all things go well, next year’s Salon Suisse will again be dedicated to the topic „Bodily Encounters“. In this case, a lecture by Prof. Dr. Oliver Bendel on bio- and bodyhacking will take place in Palazzo Trevisan, followed by a discussion with Mike Schaffner and Prof. Dr. Georg Vrachliotis. Biohacking can be defined as the use of biological, chemical or technical means to penetrate organisms or their components in order to change and improve them. The combination of organisms is also possible, creating real-life chimeras. A subsection of biohacking is bodyhacking, in which one intervenes in the animal or human body with biological and chemical, but above all technical means (computer chips, magnets, devices of all kinds, exoskeletons and prostheses), often with the aim of animal or human enhancement and sometimes with a transhumanist mentality. Oliver Bendel is an information and machine ethicist and has been working on human enhancement and animal enhancement for years. Georg Vrachliotis is a professor of architecture, Mike Schaffner a transhumanist.
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, einer der bekanntesten deutschen Philosophen, ist auch einer der Autoren des „Handbuchs Maschinenethik“, das von Prof. Dr. Oliver Bendel seit 2016 herausgegeben wird. Er wuchs nach eigenen Angaben in einer Künstlerfamilie auf und studierte Philosophie, Physik, Mathematik sowie Politikwissenschaft. Er ist seit 2004 Professor für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuvor lehrte er an den Universitäten Göttingen (1993 – 2003) und Tübingen (1991 – 1993). Seit 2002 ist er Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im April 2020 wurde er in den Deutschen Ethikrat berufen. PD Dr. Fiorella Battaglia promovierte 2004 am Institut für Philosophie der Universität Neapel. Seit 2013 arbeitet sie am Lehrstuhl IV der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2016 habilitierte sie zum Thema „Der normative Begriff der Natur des Menschen“. Von den beiden Wissenschaftlern stammt der Beitrag für das „Handbuch Maschinenethik“ mit dem Titel „Maschinenethik und Robotik“. Das gedruckte Werk kam 2019 in der ersten Auflage heraus. Weitere Informationen über www.springer.com/gp/book/9783658174828.
Der Begriff des Pflegeroboters funktioniert wie alle Komposita, die „Roboter“ im hinteren Teil enthalten: Der vordere Teil verweist auf den Bereich, für den der Roboter speziell entwickelt wurde. Ob Therapie-, Sex- oder auch – um ein Beispiel jenseits der Serviceroboter zu nennen – Industrieroboter: In keinem Fall wird behauptet, dass der Bereich vollständig abgedeckt wird. Ob ein Mensch ersetzt oder ob und wie er ergänzt wird, ist jeweils unterschiedlich. Meist ist in dem Bereich, in dem der Roboter eingesetzt wird, auch noch Platz und Bedarf für andere Typen. So spielen in der Pflege bestimmte Reinigungs- oder Transportroboter eine Rolle. Diese kann man zusammen mit den Pflegerobotern, wenn sie sich für Alten- und Pflegeheime eignen und dort verwendet werden, unter den Begriff der Roboter in der Pflege subsumieren. Sie wurden vielleicht leicht angepasst, aber man könnte sie wiederum leicht angepasst womöglich auch im Hotel einsetzen. Relay von Savioke beispielsweise kann Blutproben und Verbandsmaterial von Station zu Station genauso wie eine Flasche Champagner zum Zimmer des Gasts transportieren. Auf ihn passt im ersten Verwendungsfall der Oberbegriff „Roboter in der Pflege“: Er wurde nicht speziell dafür entwickelt, wie ein Pflegeroboter, fügt sich aber in diesen Bereich ein (wogegen er in Außenanlagen wie Parks eine gewisse Mühe hätte). Eine neue Grafik von Oliver Bendel stellt den terminologischen Vorschlag übersichtlich dar.
Abb.: Pflegeroboter als spezielle Roboter in der Pflege
„Unter Natur wird der Teil der Welt verstanden, der nicht vom Menschen geschaffen wurde, sondern der von selbst entstanden ist. Bei einem engen Begriff ist die Natur der Erde gemeint, die natürliche Umwelt, bei einem weiten die Natur des Kosmos, sodass beispielsweise der Mond und die Sonne zur Natur zu zählen wären.“ Nach diesen und weiteren einleitenden Worten wendet sich der neue Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon dem Zusammenhang zwischen Natur, Kultur und Technik zu. Über Natur und Technik heißt es: „Der Natur gegenübergestellt wird zudem die Technik, die man als Teil der Kultur auffassen kann. Aus ihr heraus entstehen Geräte, Maschinen und Systeme, die der Beherrschung oder dem Verständnis der Natur dienen. Nur wenige Tiere können Artefakte im Sinne von Werkzeugen hervorbringen und diese dann nutzen. Der Homo faber bezwingt mit technischen Mitteln seine Mitmenschen und seine Umwelt. Die Kulturtechnik der Schrift ermöglicht Literatur und Wissenschaft.“ Ein weiterer Abschnitt gehört der Beziehung zwischen Natur und Wirtschaft. Am Ende kommen Tierethik, Technikethik, Informationsethik und Roboterethik zu Wort. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/natur-122426 abgerufen werden.
Immer wieder hört man, oft von Theologen, manchmal von Philosophen, dass Maschinen nicht autonom seien, nicht intelligent, nicht moralisch etc. Sie übertragen den Begriff, den sie aus ihrem Bereich kennen, auf technische Wissenschaften wie Informatik, Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinenethik (die technisch geprägt ist und eng mit KI und Robotik zusammenarbeitet). Sie anerkennen nicht, dass jede Disziplin ihre eigenen Begriffe haben kann (und in der Regel hat). Bei einer Tagung im Jahre 2015 beschimpfte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, ein zutiefst religiöser Mann, die Referenten mit den Worten, Maschinen seien nicht autonom, sie hätten sich nämlich nicht selbst ein Gesetz gegeben. Nun sprechen Informatik und Robotik aber nun einmal von autonomen Systemen und Maschinen, und selbstverständlich dürfen sie das, wenn sie darlegen, wie sie das meinen. Eine solche Begriffsklärung und -aneignung steht sogar am Anfang jeder wissenschaftlichen Betätigung, und dass die Begriffe gleich lauten wie die anderer Bereiche, heißt keineswegs, dass sie dasselbe bedeuten und bedeuten müssen. Eine neue Grafik von Prof. Dr. Oliver Bendel, die auf früheren Entwürfen aufbaut, stellt dar, was der Gegenstandsbereich der Disziplinen oder Arbeitsbereiche der KI, der Maschinenethik und des Maschinellen Bewusstseins ist, und macht für sie terminologische Vorschläge. Im Kern geht es diesen darum, etwas in bestimmten Aspekten ab- oder nachzubilden bzw. zu simulieren. So schafft es die Künstliche Intelligenz eben, künstliche Intelligenz hervorzubringen, etwa Dialogsysteme oder Maschinen, die bestimmte Probleme lösen. Ob diese „wirklich“ intelligent sind oder nicht, ist keine sinnvolle Frage, und der Terminus technicus benutzt nicht umsonst das Adjektiv „künstlich“ – hier wäre noch einfacher als im Falle von „autonom“ zu verstehen, dass es sich um eine „neue“ (immerhin seit über 50 Jahren erklärte) Bedeutung handelt.
„Ein Samstagmittag in Dortmund. Der Mann ist Mitte 40, hat eine Motorrad-Lederkombi an und trägt Elena auf den Armen – in einer Haltung, als sei er ein Bräutigam und wolle sie über die Schwelle tragen. Elena hat rote Lackstiefel an, die ihr bis übers Knie reichen, ihre Haare sind ebenfalls rot, und eine Stunde mit ihr kostet 80 Euro.“ Mit diesen Worten beginnt der Artikel „Die Mädels hier sind mir lieber“ von Katrin Hummel in der Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. Februar 2020, erschienen zuerst in der Sonntagszeitung des Verlags am 16. Februar des Jahres unter dem Titel „Die machen alles mit“. Elena ist eine Liebespuppe und Objekt der Begierde im Dortmunder BorDoll – dessen Name Programm ist. Zu Wort kommen im Artikel die Bordellbetreiberin, ein Puppenliebhaber und der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel. Er fordert, dass man zu Liebespuppen und Sexrobotern empirisch forscht – um danach manche Versionen gezielt einzusetzen, etwa in der Therapie, andere dagegen zu verbieten, etwa im Bordell. Wer sich als Wissenschaftler weigert, ethisch oder empirisch zu dem Thema zu arbeiten, so seine Meinung, verschließt sich der Wirklichkeit und den Auswirkungen, die Liebespuppen schon heute haben und Sexroboter morgen haben werden.
Abb.: Die BorDoll-Besucher in Dortmund stehen auf Mangamädchen (Foto: Stefanie Hauske)
Im Februar oder März 2020 erscheint das Buch „Digitalisierung und Ethik in Medizin und Gesundheitswesen“ (Hrsg. Prof. Dr. Stefan Heinemann und Prof. Dr. David Matusiewicz). Es enthält Beiträge u.a. von Dr. Ulrich Eberl, Dr. Henri Michael von Blanquet, Dr. Julia Schäfer, Dr. Barbara Buchberger, Prof. Dr. med. Klaus Juffernbruch, Prof. Dr. Jochen A. Werner und Prof. Dr. Oliver Bendel. Aus der Verlagsinformation: „Wenn digitale Technologien wie künstliche Intelligenz, Blockchain und Robotik auf die Medizin treffen, entstehen zwangsläufig ethische Fragestellungen. Diese lassen sich nicht ohne Weiteres mit medizinisch-technologischen, rechtlichen oder ökonomischen Argumenten allein beantworten. Dabei kommen stetig neue, drängende Themenfelder hinzu, die eben auch unter ethischen Aspekten beachtlich sind: die sich wandelnde Rolle der Patienten, die neue Verantwortung von Ärzten und Pflegenden, neue digitale Möglichkeiten in der Medizin, die gesellschaftliche Legitimität eines möglichen dritten Datengesundheitsmarktes, eine zukunftsfeste Ausbildungslandschaft für den Gesundheits-/Medizinbereich, Grenzen der digitalen Forschung, Ethik der Smart Hospitals im Klinikalltag und viele mehr.“ (Website MWV) Weitere Informationen über www.mwv-berlin.de/produkte/!/title/digitalisierung-und-ethik-in-medizin-und-gesundheitswesen/id/636.
Abb.: Paro zieht die Menschen an (Bild: Daimler und Benz Stiftung)
Die Firma Neon greift mit ihren Neons ein altes Konzept auf, nämlich das der Avatare. Im Lexikon für Wirtschaftsinformatik unterschied Oliver Bendel vor zwanzig Jahren zwischen zwei verschiedenen Typen. Zum zweiten schrieb er: „Avatare können zum anderen eine beliebige Figur mit bestimmten Funktionen repräsentieren. Solche Avatare treten – beispielsweise als Kundenberater und Nachrichtensprecher – im Internet auf oder bevölkern als Spielpartner und -gegner die Abenteuerwelten von Computerspielen. Sie haben häufig ein anthropomorphes Äußeres und eigenständige Verhaltensweisen oder sogar regelrechte Charaktere …“ (Lexikon der Wirtschaftsinformatik, 2001) Genau diesen Typ greift nun die Firma auf, die zum Samsung-Konzern gehört und von Pranav Mistry gegründet wurde, wobei man freilich die heutigen Möglichkeiten nutzt. „Es handelt sich um virtuelle Figuren, die komplett am Computer erzeugt werden und quasi in Echtzeit autonom reagieren sollen; Mistry sprach von unter 20 Millisekunden Latenz.“ (Heise Online, 8. Januar 2019) Die Neons sollen Emotionen zeigen, wie auch einige soziale Roboter, die den Markt erobern, und damit Bindungen erleichtern und festigen. „Der KI-getriebene Charakter sei weder Sprachassistent a la Bixby noch eine Schnittstelle ins Internet. Es sei stattdessen ein Freund, der mehrere Sprachen spricht, neue Skills lernen und sich mit anderen Services verbinden kann, erklärte Mistry auf der CES.“ (Heise Online, 8. Januar 2019)
Abb.: Neons sollen Gefühle zeigen, die sie nicht haben
Das Replika-Projekt wurde von Eugenia Kuyda und Phil Dudchuk mit der Idee begonnen, ein persönliches KI-System zu schaffen, das einem hilft, sich auszudrücken und zu beobachten und zu erfahren, indem es ein hilfreiches Gespräch anbietet. So sehen es zumindest die Macher und formulieren es auf ihrer Website replika.ai. Es sei ein Raum, in dem man seine Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Erfahrungen, Erinnerungen, Träume sicher teilen kann, eine „private perceptual world“ (Website replika.ai). Ohne Zweifel handelt es sich um einen der besten Chatbots, der mehr kann und ist als die meisten Chatbots, ein KI-System, das sich einem immer mehr annähert, in verschiedener Hinsicht. Ob Replika aber wirklich therapeutischen Nutzen hat, wie manche sagen, ob gar therapeutische Maßnahmen, die von Menschen ausgehen, ersetzt werden können, muss kritisch untersucht werden. In dem DPA- bzw. APA-Beitrag von Regina Wank, der in ca. 50 Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurde, darunter Focus, Der Standard und Heise Online, kommen Marita Skjuve von der Universität Oslo und Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW zu Wort.
Abb.: In Japan liebt man Artefakte aller Art (Foto: Stefanie Hauske)
An einem Fraunhofer-Institut wurde von Oliver Bendel vor über 15 Jahren „Das gläserne Produkt“ konzipiert. Es wird in seinem Buch „Die Rache der Nerds“ beschrieben: „Der Kunde interessiert sich im Tante-Emma-Laden oder im Supermarkt für ein bestimmtes Produkt. Er scannt mit dem Handy eine ID auf der Verpackung ein. Die ID wird mit einem persönlichen Profil gematcht, das auf dem Handy oder einem Server liegt. Auf dem Display wird eine Empfehlung angezeigt, etwa mithilfe eines Ampelsystems. Der Kunde weiß sofort, ob sich das Produkt für ihn eignet (grün) oder nicht (rot). Oder ob er sich anderweitig informieren sollte (gelb).“ Neben Vegetariern stellte man sich Allergiker und Diabetiker als Zielgruppen vor. Inzwischen hat sich viel getan. Es gibt Informationssysteme und Deklarationsfortschritte. In vielen Ländern wird z.B. Käse, der mit mikrobiellem Lab hergestellt wird, oftmals direkt auf der Verpackung als vegetarisch gekennzeichnet. In der Schweiz haben sich Coop und Migros bisher geweigert, das zu tun bzw. die Produzenten dazu anzuhalten. Oliver Bendel hat darauf immer wieder kritisch hingewiesen. In einem Telefonat hat ihm nun Philipp Wyss, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung von Coop, einen Austausch der Verpackungen zugesichert. In den nächsten Monaten und Jahren werde ein entsprechender Vermerk aufgenommen. Damit kann man sich als Vegetarier künftig auch in der Schweiz vor Ort informieren und muss sich nicht auf veraltete Listen verlassen und sich auf eine oft erfolglose Suche in den je nach Standort unterschiedlich bestückten Regalen begeben. Dabei muss man noch nicht einmal mobile Dienste bemühen.